DerKorbmacher.

(Schluß.)

Der Ort, wo sie landeten, war ein Rohrland, unterdessen suchte der Edelmann sich zu verbergen, um sich von einem Ge­sellschafter, der, wie er glaubte, sich schlecht für ihn schickte, loszumachen. Allein, da die Lichter aus der Galeere unter den wil­den Einwohnern Lärm erregten, so kamen sehr viele dahin, und entdeckten am Mor­gen die beiden Fremden in ihrem Schlupf- winkcl. Sie erhoben ein schreckliches Ge­heul, umringten sic, rückten mit ihren Keu­len versehen, immer näher und naher her­an, und schienen entschlossen zu sepn, sie ohne alle Barmherzigkeit um's Leben zu bringen.

Hier sicng der Edelmann an, wahr- zunehmcn, daß der Vorzug des Bluts eine Einbildung scii. Er war in seiner Nakt- hcit, die er vorher nie gewohnt gewesen war, ganz erfroren; vor Furcht wegen des Ausgangs der Sache, da die Wilden mit so vieler Wuth herannaheten und aus Mangel aller Vorstellung, wodurch er sich helfen oder sein Elend lindern könnte, siel er hinter dem Thcilnehmcr seines Lebens nieder, vergaß mit feiger unmännlicher Niederträchtigkeit seines Ranges, und machte eben den Mann zu seinem Anführer, mit welchem er es für eine Schande gehalten hatte, in einer Gesellschaft gesunden zu werden.

Der Korbmacher hingegen, dem die Armuth seines Standes die Naktheit zur Gewohnheit gemacht hatte; dem ein Le­ben voll Mühseligkeit und Kränkung den Tod als willkommen verstellte; und dem die Erinnerung seiner Geschicklichkeit und Kunst, von der die Wilden keine Begriffe hatten, die Hoffnung einflößte, daß er sich würde Sicherheit verschaffen können, wenn «r ihnen zu verstehen gäbe, daß er ihnen nützlich sein könnte; der bezeugte einen ganz getrosten Muth, und nachdem er eine

Handvoll Blätter abgerissen, setzt' er sich ohne Scheu nieder, machte ihnen Zeichen, daß er ihnen etwas zeigen wollte, daS wohl ihrer Aufmerksamkeit werth wäre; nun machte er sich mit Lächeln und Kopf­nicken über die Arbeit her, unterdessen, daß die Wilden immer näher kamen, und be­gierig zusahen, was daraus werden würde.

Es dauerte nicht lange, so hatte er eine Art von Krone recht mcister'lich ge­stochten. Er stand mit Ehrerbietung auf, gieng ohne Furcht den Wilden näher, und setzte einem, der der Vornehmste zu sein schien, die Krone mit Freundlichkeit auf den Kopf, dessen Gestalt unter diesem neuen Zierrath seinen Begleitern so wohl gefiel, und sie so sehr vergnügte, daß sie alle ihre Keulen niederwarfen, und um den Urhe­ber dieses schönen Geschenks, zum Zeichen ihrer Bewillkommnung und Dankbarkeit, voll Freude herum tanzten.

Es war da nicht einer, der nicht die größte Ungeduld bezeigte, so geputzt zu sein, als sein Hauptmann war; so daß der Korbmacher alle Hände voll zu thun hatte; und als die Wilsen sahen, daß der Eine von den Fremden so ganz müßig lag, unterdessen daß der Andere zu ihrem Dienste so geschäftig war, so ergriffen sie ihr-Waf­fen, um ihn anzufallcn, und als einen Nichtswürdigen aus der Welt zu schaffen.

Der Korbmacher dachte so edelmüthig, daß er alles ihm angethane Unrecht ver­gaß ; er stand auf, um seinen Unterdrücker zu retten, indem er durch Zeichen zu ver­stehen gab, daß ihm zwar diese Kunst un­bekannt sehe, daß er aber, falls sie rs für gut hielten, ihm zu seiner Arbeit bchülf« sich sein, und ihm zu seinem Dienst Blät­ter herbeiholen könnte, wenn er keine mehr hätte.

Dieser Vorschlag gefiel den Wilden sehr, weil sie ein großes Verlangen hat­ten, den Künstler zu umringen, und mit Muße dem Fortgang des Werks, woran sie einen großen Gefallen hatten, gWH-