I "
A l t e n st a i g, den 22. Nov. iKSl.
Dinkel t Sct-fl. 7fl.24kr.7fl. —kr. 6fl. Zokr.
Verknust wurde» : . . SO Scheffel,
beider 1 — 4 fl- —kr. Zfi.Mr. Zfl. 40kr. ' Verkauft wurden : . . .iS Scheffel
Kernen 1 Sri. —fl. —kr.—fl.—kr. 2 fl. —kr.
Verkauft wurden: . . 4 Scheffel.
Roggen 1 — —fl.—kr. tfl. HOkr. ifl. Z8kr.
Verkauft wurden: . . 2 Scheffel.
Gersten t — ifl. 20 kr. >fl. i6kr. ist. i 2 kr.
Die Furcht vor der Cholera.
(Berliner Eulcnspiegcl-Couricr.)
Neulich traf ich Herrn von Grützstroh. Er ist ein grundgcfcheidler Mann, hat aber zwei Fehler, die ihn zuweilen bedeutend unerträglich machen, er haßt die Frauen (der Barbar ist ein Hagestolz) und hat Furcht vor der Cholera; aber eine solche Furcht, daß sich schon bei Nennung ihres Namens ein furchtbares Zittcrpap- pern bei ihm einsiellt. Der Mann ist eine ambulante Apotheke, in jeder seiner Taschen steckt ein anderes Schutzmittel gegen die Cholera. Um sich vor Ansteckung zu wahren, trägt er jetzt einen Lchwerdt- mann'schen Mantel von Wachsleinwand und auch Handschuhe von diesem Zeuge. Seine Furcht geht so weit, daß er um keinen Preis der Erde das Wort „Cholera" über seine Lippen bringen möchte. Wenn er von dieser Krankheit spricht, so nennt er sie nicht anders, alb die Russin, oder das Newaweibchcn, oder das P e- terßburger Geschenk.
Als er mich sah, winkte er und ich trat zu ihm.
— Guten Tag, wie geht'-, Herr von Grützstroh? hübst gesund?
— So so! ich habe seit drei Tagen etwas Magendrücken. Wissen Sie schon, daß die Russin bereits in Berlin ist?
— Ha, ha, ich weiß cs.
— Und Sie lachen. Hören Sie, mit der Russin ist nicht zu spaßen. Sie tragen doch das Fürstlich-Lobkvwitzische Pflaster?
— Nein.
— Wie! Sie tragen dieses Pflaster nicht? Herr, das hätten Sie mir gleich sagen sollen. Ich hatte mich Ihnen nicht so genähert. Leute ohne Pflaster müssen nur drei Schritte vom Leibe bleiben.
— Aber, theuerster Herr von Grütz- siroh, wie können Sie so viel Angst haben?
— Ich fürchte mich schon dcßhalb so sehr, weil das Newaweibchen eine Frau ist und mit Frauen will ich mein Lebtag nicht in Berührung kommen. Tragen Sie Eajaputöl bei sich?
— Nein.
— Herr, wie können Sie sich unterstehen, ohne Cajaputöl auSzugchen! Sie bekommen ja ohne Zweifel das Petersburger Geschenk.
— Herr von Grützstroh! „Bange machen jilt nich."
— Sic haben wohl auch HaamannS Wundcrkropfcn nicht?
— Nein. Wer ist Haamann?
— Wie, Sie wissen nicht, wer dieser berühmte Mann ist. Sie kennen den unsterblichen Haamann nicht, der die Wun- bertropscn erfunden hat?
— Nein ich kenne ihn nicht; wer ist dieser berühmte unsterbliche Mann?
— Schuster in Heubube.
— Schuster?! Da fällt mir das Sprichwort ein: „Schuster, bleib' bei deinem Leisten."
— Seine Tropfen sollen Wunder wirken. Ich trinke täglich 6 Fläichchen von dieser Haamanns - Tinktur.
— Nehmen Sie sich in Acht, Herr von Grützstroh; Schuster pflegen in der Regel Pech zu haben.
— Lassen Sie mir den Mann in Ruhe. Dieser Schuster ist mir lieber als das ganze Heer von Aerztcn. Ist eS nicht ein Skandal, daß keinem Von den Tausend und Tausend Blutegel Setzern ein Mittelchen gegen daS Newaweibchen einsallt?! Aber Camillenöl trinken Sie doch?