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jik ihr geführt, der sich erbot, ihr zu die­nen; au< Welschland gebürtig, nannt' er sich Carlo- Franciska liebte es, von schönen Gestal­ten umgeben zu seyn, daher war dieser junge Mensch zu ihr geführt worden. Sein in Schla»-- genlocken hcrabhangendes Haar, sein zartgebräun- tes Angesicht, wo Schönheit und Lieblichkeit ih­ren Sitz aiifgeschlagen, sein geschmeidig zierli­cher Wuchs, und der schmelzend sanfte Ton sei­ner Stimme, vereint mit der Schüchternheit, Wchmuth und Zartheit seines ganze» Wesens, machte» Carlo zu einer wunderbar anziehendcir Und rührenden Erscheinung, deren eigemhümli- cher Zauber sich Franciska selbst nicht zu entzie­hen vermochte. Carlo war, obgleich sichtlich weich und innig, doch sehr ernst, still und zu­rückgezogen; tuest war Franciska willkommen;, denn zum Erstenmal empfand sie, wie sehr ihr Leben sie in Aller Reinen Auge» herabwürdigen müsse, und sie vermied in Carlo's Gegenwart Bolco, dessen ungestüme, immer wachsende Lei­denschaft ihr mir Einem Male zur Last zu wer­den begann. Car!» blickt« oft lange und schmerz­lich bewegt »ach ihr hin, es mußte Liebe se-m, was in den tiefblauen Augen unter de» seidneu Wimpern leuchtete; sie hatte selbst Lhränen in seinem AUge belauscht, sie sah ihn täglich mehr sich härmen, sie wachte über jede seiner Regun­gen und in ihr Herz drang ein Strahl zarter Empfindung, der es läuterte; die Decke fiel von ihren Augen, sie sah die Dinge in ihrer wahren Gestalt. Bolco vermochte diese Wandlung ih­res ganzen Wesens, ihren Kaltsinn, ja zuneh­menden Absehen nicht zu trage». Argwohn und Eifersucht folkenen sein Herz, doch wie sehr er jeden Schritt, jede Bewegung zu allen Stun­den zu erspähen bemüht war, er konnte den ver­abscheuten Nebenbuhler nicht entdecken. Fraii- uska lebte einsam und in tiefer Schwermmh hin; Bolco'L Wuch über ihre Kälte setzt« sie Thtänen, auch wohl trotz entgegen, und er ver­zweifelt« vor dem Raihsel ihrer Veränderung, ihres ganzcns SeynS, so daß auch er-ost sie ver­ließ und Tage und Nächte in den Wäldern zu­brachte, Nahrung, Trost und Hülfe verschmä­hend. Trostlos waren seine Eltern, sie sahen nun ein , wohin cs durch die Rmhschlägc des verworfenen Kunz mir ihrem Sohn gekommen und überhäuften ihn mit Vorwürfen ; auch Brlco verabscheute seine Gegenwart ; scheu und ver­stoßen entfernte sich der Ruchlose eines'Lages, und kam nie wieder.

Lines Abends, im Erndtemonb, da Franciskm in der nämlichen Laube saß, wo sie Bolco ge­funden und ihre Laute in sehnsuchtsvoll schmel­zenden Akkorden erklingen ließ, kam der schöne Carlo den Laubgang träumerisch entlang- Beim Anblick dtc Herrin wollte er sich entfernen, sie

gebot ihm, näher zu treten und sich niederzulas­sen; er gehorchte mit Beben.Carlo!" sprach sie zitternd zu ch n,ich kann cs dir nicht verheh­len, ich liebe dich mit nie gekannter Glut, mein Leben und Glück hängt an Deinen Blicken!" Ich bin nur ein armer Diener, Gebieterin," stammelte der Jüngling, doch rasch fick Fran­ciska ein:Du bist der Liebenswürdigste aller Geschaffenen, der Inbegriff alles Adels der Seele und des Herzens, ein Wesen, wie ich mir nie eins so gedacht."Franciska," cntgegiietc Ea,lo sehr ernst,Du bist der Sünde und aller Thor- heir ergeben; denk' an Deine Seele und laß ab von Deinem verkehrten Leben! Nicht ein ge­schaffenes Wesen ist solch ei» vollkommenes, wie Du in mir zu erblicken glaubst; aber schon, daß Du Dir eines so denkst, kann Dich zum Heile führen. Geh, arme Bethörte, hin zur wahren Quelle, wo Dein Dürsten gelöscht werden kann. Wäre ich, was Du glaubst, und könntest Du auch mich hernieder ziehen, auch meiner würdest Du überdrüssig werde», wie des unglücklichen Bolco, den Du mit Höllcnkünstcn umstrickt und nun verstoße» hast!"

(Beschluß folgt.)

Das Bartholomaus-Spital in London hat ein fettes Vermächtnis zu erwarten. Ein ungeheuer dicker Mezger hat ihm freiwillig und feierlich seinen Leib Ner- macht. Er sagle zum Doktor, seine Alte habe zwar viele Einwendungen gemacht, aber er habe ihr die Wahl gelassen, ob sie sein Geld oder seinen Leichnam erben wolle, denn eins von beiden müsse daS Hospital bekommen, und sie habe weinend eingcwilligt. Der Doktor dankte sehr er­freut und höflich, und bat nur den Mez­ger, wenn es ihm gleich wäre, es so ein­zurichten, daß er im Winter sterbe, denn im Sommer sev es gar zu beschwerlich eine solche Erbschaft zu theilen- Der Mezger meinte, der Doktor werde schon das Beste dabei- thun. Für jeden Falk wurde dem Erblasser versprochen, daß sein Geripp sorgsam ausbewahrt und seine» Namens ehrenvoll in den Akten gedacht werden sollte.