dieser erwiederte; «Was sonst? welche jämmerliche Ausflüchte, vielleicht ein Anschlag, ange- stifket von euren Feinden, »ielleicht ei» erkauf, ter Meuchelmord! oder der junge Herr schmachtet gefangen im Burgverließ auf der Höhe!" E« bedurfte -kaum dieser giftigen Eingebung, um den heftigen Mann voller Argwohn und Wuth auf das Höchste zu reizen- Ec sann nach, wie auf feindlichem Boden den Förster und all dix Seinigen gefangen nehmen und mit sich fortschleppen könne ; die herannahende Nacht begünstigte den Anschlag, den sein böser Knappe ihm eingab. Er theilkc feinen Leuten leise Befehle aus, und ließ sich dann mit erkünstelter Ruhe wieder auf der Rascnbank nieder. Röschen kam zurück, reichlich ihre Gäste zu versorgen, ihre Wangen glühten, schöner belebt durch ihre geschäftige Eile, es jammerte ihrer der Reisigen, doch sie mußten dem finster» Gebieter Gehorsam leisten. Kaum hatten sie sich mit dem Mahle erquickt, das sie ihnen liebreich aufgecra- zcn, als sie die Unglückliche, die Wichts ahnend mit dem Freiherr» sprach, umringten, ihr den Mund verstopften und sie bannten; Kunz, der vor Allen bei dieser Tbat sich geschäftig bewiesen, nahm die Ohnmächtige vor sich hinauf sein Roß, und eilte, von Zweien der Reisigen, mit seiner Beute durch den Wqld nach dem Schlosse seines Gebieters zu- Der Frevler hoffte das zarte Mädchen nun ganz in seiner Gewalt zu haben; doch eine mächtigere Hand entriß sie ihm. Als die Räuber nach athemlosen Iag.cir mit den unter ihnen zusammcnstürzenden Rosse» km Walde, Himer der Gartenmauer des Edelhofs angclangt, und Röschen herunter Huben, lag sie entseelt in ihren Armen; sie war erstickt! Schaudernd entfernten sich Kunzens Begleiter, er aber nahm die Todtc schleunigst auf vom Boden, che das übrige Gesinde sie bemerken konnte, trug sie, in eine dunkle, unterirdische Kammer, legte sic dort nieder und rief: ,,Du Tööcin. die durchaus nicht hat wollen am Leben bleiben, vcrmodre hier; warum hast Du mir den Milchdart Benno sorgezogen? Was hattest Du Dich so zu sträuben? Dir sollte ja nichts zu Leide geschehen! Warum wolltest Du schreien? Da siehst Du's nun, was Dir Dein Widerstand geholfen!"
«Es ist doch Schade um das schöne Mädchen," sagt' er, Odem holend, vor sich hin, uno ein höllischer Gedanke flog, irie ein Blitz, durch sein Inneres, doch das Blasen des Lhürmers verkündete die Ankunft des Freiherrn, und der Unmensch erschrack, wie vor dem herniederras- selndcn Donner, da er von allen Seiten seinem Namen rufen hörte. Er eilte weg und schlug die Kammcrthür hinter sich zu, daß das ganze Gewölbe eklönte; bellend erschien er vor dem
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Frciherrfi, der ihm die mörderische Weise, kmi« welcher er gegen Röschen verfahren, aus das heftigste »orwarf. Kunz schmiegte sich, Schlangen gleich vor seinem zürnenden Herrn, und wußte ihn zu versöhnen. Nun erfuhr er, daß Benno, der alte Förster und seine zwei Söhne unversehens überfallen, umzingelt und gebunden, gleichfalls anlangten, und jeder einzeln in den Kerker der Burg eingcschlossen werden sollte, wo man dann unter Martern von ihnen das Geständniß ihrer Frevelthat erpresse» würde.
Furchtbar an Benno gerochen, erschauderte der Böscwicht selbst vor dem UcbermaaS des Unglücks des armen Gefährten; doch seine Tücke siegte über die flüchtige Regung von Mitleid und Menschlichkeit, die sein Inneres dmchbevt; außerdem stand nichts mehr zu ändern, und die jedem Verworfenen eigene Selbsttäuschung spiegelte ihm vor, fein Verdacht wegen Ermordung oder heimlicher Einkerkerung des junge» Frei« Herrn müße Grund haben, und die Strafe gebühre dem Verräther! Dicß eben ist die entsetzlichste und eigenste Gewalt der verläuinderi- schen und verderblichen Bosheit, daß sich jeder verstockte Lügner uiw Ruchlose für musterhaft hält und sich vor sich selbst vollkommen zu rechtfertigen weiß; ja daß ihm seine eignen Lügen als Wahrheit erscheinen l Wüßte die Lüge nicht ihr Werkzeug zu täuschen, so würde sie kaum schädlich scyn.
, Benno, mit Ketten beladen vor den Freiherr» geführt, und Röschens Geschick noch nicht ahnend, warf sich dem Zürnenden zu Füßen und bekannte unverhehlt Alles, was geschehen und wie so ganz unschuldig der Förster und seine Hausgenosse» an Allem sehen. Der Freiherr wollte ihm nicht glauben, doch Benno beschwor ihn, Kundschafter auszusendcn und im Walde nachforschen zu lassen, es würde sich die Wahrheit enthüllen. Besänftigt und durch die Hoffnung, den Sohn wieder zu finden, erquickt, gebot der Freiherr, mit der Folter zu warten, diS seine sogleich entsendeten Leute vom Walde »u« rückkämen, und die Eingekerkertcn einstweilen nicht weiter zu mißhandeln. Benno und die Nebligen wurden in ihre Behältnisse zurückge- führt,- jeder abgesondert; an Röschen dachte Niemand in der Verwirrung-
(Fortsetzung folgt.)
Ein junger Taugenichts beklagte sich gegen einen Bekannten über das lange Leben eines Verwandten, den er beerben sollte. — „Ja," sagte dieser, „rS ist wahr, der alte Kerl ist so zäh, ich glaube, er stirbt sein Lebtage nicht."