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-en, wollte fragen: was sie begehrten?

als sein Wirth auSrief:

Ehrwürdiger Herr, sehn Sie mich genauer an! Vielleicht erinnert Sie doch noch irgend ein Jug an jenen Unglückli­chen, der ohne Ihren Beistand langst eine Speise der Raben geworden wäre; den Ihre säst übermenschliche Güte rettete,' und der jetzt ach. Sie noch wieder zu sehen. Ihnen noch danken zu können, für ein Glück erkennt, das er schon zahl­los wünschte, ohne je hoffen zu dürfen.

Das Erstaunen des Paters fand eine lange Weile durchaus keine Worte. Doch ruhte er nicht, bis Mann und Frau wie» der aufstanden, und forschte dann weiter. Die Erzählung seines Wirths war, wenn Nicht wörtlich, doch inhaltsweise, also:

Ganz unbemerkt sep er damals, nach gewagtem Sprunge, entflohen. Noch die­sen Tag habe ihn die Todesfurcht, ohne Speis und Trank, sieben Meilen weit sortgctrieben. Mit Allmosen suchen habe er sich dann immer weiter und weiter durchgebracht. Oft sep es ihm trübselig genug gegangen, doch habe er fest an dem Entschluß nie wieder zu stehlen ge­halten. Ein paar Gelegenheiten unter- weges hätten ihn gereizt, doch nicht ver­führt. Stets in Sorgen, doch noch ir- gendwo entdeckt zu werden, sep er immer tiefer gegen Mittag zu gewandert, und habe einst in der Abenddämmerung an der Thüre dieses Maperhofes den Besitzer selbst um eine Gabe angesprochen. Bitter habe es ihm dieser verwiesen, daß er, als ein so junger starker Bursche, nicht lieber das Grabscheit als den Bettelstab wähle; und da er aus Schaam Vorgege­ben: daß er wirklich Arbeit suche, ihm bei der nahen Erndte den Platz eines Knechts im Hofe angetragen, wenn er anders Gutes thun wolle.. Dieses letz­tere habe er wirklich gcthan; sep auch nach der Erndte geblieben, und bald sei» neö Herrn Günstling, aber bald draus

auch im Geheim was freilich Ent» schuldigung brauche! der Günstling der jüngsten Tochter im Hause geworden. Daß der Vater nicht gutwillig sein Mäd­chen einem armen, hergelaufenen Knechte geben werde, hätten zwar beide gemuth- maßt. Doch daß an solche Muthmaßun» gen die Liebe sich nicht stoße, sep ja be­kannt genug. Als der Vater etwas zu spät ihren Umgang entdeckt, habe er zwar einige Tage heftig gezürnt, der Tochter vom Einsperren, ihm von Wegjagen man­ches vorgeredct, und doch endlich dem Va- terhcrzen und der Nolhwendigkcit nach- gegebcn. Kaum vier Wochen nach der Hochzeit sep seine Frau durch den Tod der ältern Schwester die einzige Erbin ihres Vaters, und ein paar Jahr drauf die wirkliche Besitzerin dieses MaperhofS geworden. Daß er dieser Frau, die frei­lich sein Glück gemacht, und ihn noch jetzt von Herzensgrund liebe, dieß nach Mög­lichkeit zu vergelten suche, werde sie selbst bezeugen. Sie wisse bereits seine Geschich­te; aber auch sie allein.

Ein Vater kann die Glücks- und Le­bensrettung seines eignen Sohnes kaum mit größrcr Freude vernehmen, als Pater Raphael diese Geschichte. Er blieb zwei Tage bet diesem im Ernst glücklichen Paare. Als er am dritten Morgen fort­wandern mußte, überhäuften sie ihn noch­mals mit Dank und Geschenken.

ES war in einer Gesellschaft ein Streit über politische Gegenstände entstanden. Jeder Theil beschuldigte den andern der Anhänglichkeit an ein verschiedenes Staats- spstem. Eine Dame, welche dabei und dcS Streitens müde war, rief: Wozu der Streit? Halten Sie es wie ich; ich unterwerfe mich Jedem, und komme so am besten durch.

Hiezu eine Beilage.