«an löste die Binde, er erkannte den ei­nen feinen nächtlichen, Begleiter und fand sich vor dem Altar sichend- Eine Reihe großen brennender Wachslichter, in, präch­tigen silbernen Leuchtern, zierten den Al­tar; die Kirche selbst war durch viele Lich­teres» hell erleuchtet,, daß man die entfern­testen Gegenstände erkannte ; und- war kurz vorher, als er erblindet in das Ge­wühl des dichten Haufens gedrängt war, das Gemurmel ihm fürchterlich, so erfüllte jetzo furchtbare Stille unter der großen Menge die bange Seele mit Entsetzen- Obgleich die Nebengänge und Stühle dicht mit Menschen besetzt waren, so war den­noch rer mittlere Gang völlig, leer, und der Prediger erkannte tief unten ein frisch* aufgewühltes Grab. Der Stein, der cs' sonst bedeckte, stand an einen Stuhl ge­lehnt- Der Prediger sah nichts als Män­ner,, nurineinem entfernten Stuhle glaubte­er eine Frau undeutlich zu erkennen- Die Stille dauerte einige Minuten, ohne daß Jemand sich rührte. So mag in der ver­irrten Seele ein stilles, dumpfes Brüten jeder entsetzlichen That vorangehen- Endlich richtete sich ein Mann auf, dessen- prächtigen Anzug ihn- von, den üb­rigen unterschied und seinen hohen Stand Verrieth Er schritt rasch über den leeren Gang, indem- die Menge ihn anstarrte und seine Tritte hallten in der Kirche wieder. Der Mann, war von mittelmä­ßigem Wüchse, breitschulterig von gedrun­genem Bau, sein Gang trotzig, das Ge­sicht gelblichbraun, die Haare rabenschwarz, die Züge strenge, die Lippen wie voller Ingrimm geschlossen , eine kühn gebogene Nase erhöhte das Gebieterische seines An­sehens, dunkle, lange und buschige Augen­braunen überschütteten die kleinen schwär» zen Augen, in welchen eine wilde Glut brannte. Er trug ein grünes Kleid, mit starken goldenen Treffen besetzt und am Kleide blitzte ein Stern. Die Braut, die neben ihm kniete» war prächtig, ja mit*

Sorgfalt angezogen. Ein himmelblaues Gewand, reich mit Silber besetzt, um­schlang die schlanke Gestalt und warf sich in großen Falten über die anmuthigen Glieder. Ein Diadem, von Edelgesteinen blitzend, zierten die blonden Haare. Die höchste Anmuth und Schönheit ließ sich in den obschon entstellten Zügen des Ge­sichts erkennen.

Die leichcnhaften Wangen waren völ­lig wie erstarrt, kein Zug bewegte sich, die erblaßten Lippen schienen todt, die Augen wie gebrochen und die erschlafften Arme hiengen völlig gerade an dem zu­sammengesunkenen Leib hinab. So. kniete sie, ein Bild des Todes, und ein furcht­bares Entsetzen schien so Bewußtsein, wie Leben, in einem wohlthätigen Schlummer fest zu halten.

Jetzt erst entdeckte der Prediger ein altes häßliches Weib in einem fratzenhaft bunten Anzüge, den Kopf mit einem blut- rothcn Turban bedeckt, welches grimmig, ja spöttisch über die knieende Braut weg­blickte. Hinter dem Bräutigam hatte sich rin riesenhafter Mann gestellt, von fin- sterm Ansehen, der unbeweglich, starr und ernst vor sich hinsah.

(Beschluß folgt.).

Cha ra d e

Was glühende Herzen verbindet.

Dem Himmel die Erde vereint.

Mit Rosen das Leben umwindet.

Ist in den zwei Ersten gemeint.

Jn schönere Welten erhebet Der Lezten melodischen Ton:

Er isi's, der die Saiten belebet.

Der Muse begünstigter Sschn-

Das G a nze verkündet den Namen Der Ritter aus blühender Zeit,

So Gott, und dem Lünd, und den Damen Das Schwerdt und die Harfe geweiht.

Hiezu- eine Beilage-