die Luft, die Wellen des nahen Meeres peitschten das User, der Donner rollte in der Ferne, und durch die Staubwolke drang der Blitz, trübe, dunkel, rölhlich, kaum hindurch. Die Gesahr war augenschein­lich, als ein plötzlicher gewaltiger Gewit­terregen den Sand zur Ruhe brachte, unj> mich, völlig durchnäßt, den Weg nach der kleinen Stadt finden ließ. Es war eine grauenhafte Vermischung aller Elemente. Wie das Erdbeben ein «Seufzer der Na­tur aus tiefer Brust ist, gab dieses ChaoS das Bild eines wild zerrissenen GemüthcS : alle Hoffnung zerstört, jede Freude ver­schüttet, die Trümmer der Vergangenheit, grause Wuth und Kummer verdeckend, un­ter der wüsten Stätte unruhiger Leiden­schaften vergraben, die Stimme de» Ge­wissens drohend, donnerähnlich; in der Ferne das verzehrende Feuer dunkel leuch­tend in der trüben Seele, bi- die längst Versiegten Thränenquellen sich gewaltsam fluthend eröffnen, und die Wchmuth die zerrissene Seele in ihren Willen begrabt.

Zn dieser traurigen Gegend war vor Zeiten ein Dorf, Rürwig, etwa eine Vier- telmeile vom Ufer entfernt. Der Flug- fand hat da- Dorf verschüttet, die Ein­wohner, meist Schiffer und Fischer, haben sich dicht am Ufer angcbauet, nur die feste Kirche, auf einen Hügel erbauet, stehet noch einsam von der traurigen, bewegli­chen Oede umgeben. Sic ifl der Schau­platz dieser rälhselhaftcn Erzählung.

In der einsamen Stube saß in der er­sten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der , alte ehrwürdige Prediger deS Ortes, in frommer Betrachtung versunken. ES war gegen Mitternacht. Das HauS lag am Ende des Dorfes, und die einfachen Sit­ten der Einwohner kannten das wechsel­seitige Mißtrauen so wenig, daß Schloß und Riegel ihnen fremd waren, und jede Thüre offen blieb. Die nächtliche Lampe brannte trübe. Die feierliche Stille war nur von dem Rauschen des Meeres un­

terbrochen, und der blaffe Mond spiegelte sich in seinen Wellen. Da hörte er die Thüre unten öffnen, vernahm starke Man- nertritte auf der Treppe, und erwartete schon die Aufforderung, irgend einem Ster- bendcn mit geistlichem Tröste beizustehen. Zwei fremde Männer traten schnell her­ein, in weiße Mäntel gehüllt. Der Eine näherte sich ihm höflich.Mein Herr, sagte er. sie werden uns sogleich folgen: Sie müßen eine Trauung verrichten; da» Brautpaar wartet schon in der entfernten Kirche. Diese Summe, sprach er fer­ner und zeigte dem Greis eine volle Geld- börfe, wird Sie für die Mühe und den Schrecken über eine so unerwartete Auf­forderung hinlänglich entschädigen." Der Greis starrte die fremden Gestalten, die ihm etwa» Furchtbare», ja Gespenstige» zu haben schienen, stumm und erschrocken an. Der Fremde wiederholte seinen An­trag dringend und gebieterisch. Als der Greis sich erholt hatte, fing er milde an, den Fremden vorzuslellcn, wie sein Amt ihm nicht erlaubte, eine solche feierliche Handlung, ohne Kenntniß der Personen und ohne diejenigen Förmlichkeiten, wel­che die Gesetze fordern, zu begehen. Da trat der andere drohend hervor.Mein Herr, Sie haben die Wahl, folgen Sie uns und nehmen Sie die angebotene Summe, oder bleiben Sie hier, aber Hann fährt eine Kugel durch ihren Kopf." Er hielt ihm eine Pistole vor die Stirne und erwartete die Antwort. Der alte Predi- ger erblaßte, hob sich furchtsam und still­schweigend, kleidete sich schnell an und sagt« dann:Ich bin fertig." Die Frem­den hatten zwar dänisch gesprochen, aber so, daß man die Ausländer nicht verken- nen konnte. Die rätselhaften Männer giengen schweigend in der nächtlichen Stille durch da» Dorf, der Prediger folgte.

(Fortsetzung folgt)