O, bar war der Schöpfung höchstes Fest! Damals ward dem Mann im Schlaf gegeben,
Wa» noch jetzt ihn oft nicht schlafen laßt.
Sagt, wer weiß seit jener Zeitenferne, Wer da war, was ist und was scpn wird? Wer zählt Gott, und zahlt das Heer der Sterne,
Laß er nie sich in der Rechnung irrt?
Wer ist stets zugleich an taufend Orten? Kurz, wer thut, was sonst kein Erdner kann?
Glaubt, ihr Leute, glaubet meinen Worten: Vater Niemand ist der Wundermann.
In de» Riefen Polpphemos Höhle Fand OdpffeuS sicherlich sein Grab, Wenn ich nicht der schlangcnklugen Seele, Rasch entschlossen, meinen Namen gab.
Denn als Jener, schwer verwundet, heulte. Rief'« von außen wild: „Wer droht dir Mord?" —
„Niemand!" brüllt' er und beruhigt eilte Flugs die Schaar der Riesen wieder fort.
So gestanden selbst die rohen Heiden, Daß ich nicht ein Mann bin der verletzt. Immerdar versüßt es meine Leiden,
Wenn die Welt in mich Vertrauen setzt.
Gibt es ein Gcheimniß zu bewahren, Scharst man seinem Freunde fleißig ein : „Sagt e» Niemand! Niemand darf'- erfahren
Denn man weiß, ich schweige wie ein Stein.
Me Tage geb' ich neue Proben,
Welch ein herzensguter Mann ich bin. Will kein Mensch ein schlechtes Büchlein loben,
Kauf' ich'« doch, und lese fleißig d'rin«
Statt den Höflern, die den Abschied'nahmen, Noch allein den Hof im Stillen macht.
Aber Selbstlob duftet nicht, wie Rosen;
Darum setz' ich billig ihm ein Ziel. Mir gebührte von den Erbenlosen Unbedingt ein schön reS, als mir fiel.
Tausend sagen: „Niemand hat e» besser.
Als ein millionenreicher Mann!"
Doch der durstigste Kartoffel-Esser Käme, mit mir tauschend, übel an.
Die Verlaumdung laßt mir nirgends Ruhe;
Sic bereitet mir manch stilles Bad. Alles gießt sie frech mir in die Schuhe, Was ein and'rer böser Vogel that.
Schilt ein Vater: „Ungerath'ner Range!
Wer verführt zu solchen Streichen dich? Da besinnt der Bube sich nicht lange: „Niemand," sagt er keck, „verführte mich."
Geht im Hau- ein köstlich Stück in Trümmer,
Und man stellt Verhör darüber an, Laugnet Jeder, und er heißt dann immer: „Der verdammte Niemand hat'- ge» than!"
Schriftler schimpfen, ohne sich zu nennen. Als war' ich der arge Tückebold.
Der Verleger will mich nur nicht kennen. Sondern Jenen zahlt er Lästcrsold.
Hat ein armer Teufel schwere Schulden.
Läßt er mich im öden Nest allein.
Und ich muß den Sturm der Glaub'ger dulden.
Die mein Dasepn laut vermaledei'n.
„Nieman d," hrißt's, „ist sicher vor dem Tode."
Leider wahr, so wenig mir'« gefällt! Denn ich bleibe doch nach alter Mode, Für und für dar Marterholz der Welt.
So bin ich'« auch, der verblühten Damen, Deren Reiz sonst Flammen angefacht.
Hiezu eine Beilage.