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»irr Gedanken, die über Wald und Strom nach der weißen Burg schwebten und immer nur neue Sehnsucht brachten. Spat am Abend des dritte» Tages klarte sich der Himmel wieder auf. Das Wetter ändert sich zur rechten Zeit, sagte der Llbt beim Nachtessen.
Wie meint ihr das, lieber Oehm? fragte Kurd.
Wir begehen morgen in unserer Kirche den Jahrstag des verdorbenen Wolf von Thur», und da pflegt seine Witkwe von der weißen Burg hcrüberznkvmmen und der Seelenmesse beizuwohncn.
Für Kurs war diese Nachricht zweifach er rculich. Er durste hoffen, bei dieser Veranlassung die schöne Irmengard zu sehen, uno zugleich gab sich fegt eine gute Gelegenheit, einige Erkundigungen rinzuziehen.
DaS ist wohl die stumme Edelfrau, sagte er, die aus Schreck über den Tod ihres Mannes die Sprache verloren?
Hast du das Mahrchcn auch gehört? »ntgegnete der Abt: nein, die Gabe der Rede ist ihr nicht genommen, doch hat sie nach dem Hinscheiden ihres Ehcherrn da» Gelübde abgelegt, nie mehr.ein Wort zu sprechen.
Uns warum?
Weil sie. fuhr der Abt fort, den seligen Ritter von Thurn, der freilich dem Trunk ein wenig ergeben war, mit ihrer Zunge oft gar schmerzlich betrübte, und selbst noch an scincin Todestage. Es ist ausserdem eine recht kluge und ehrbare Frau.
Hat sie Kinder? fragte Kurd und wurde bei diesen Worten glühend roth.
Ihre Ehe war unfruchtbar, daher mochte denn auch mancher häusliche Zwist kommen. Zwischen Mann und Frau giebt es kein stärkeres Band, als das Kind.
Der junge Ritter wußte nun von Irmengard nichts mehr, als zuvor, und § blieb ihm nur die Vermuthung, daß
sie eine Base der Frau von Thurn seh« müsse.
(Fortsetzung folgt )
Das kurze O.
In Bordeaux giebt es ein Fest, da» man das kurze O nennt, und welches für alle neuverehlichte Frauen gefeiert wird. Der pLi-e -n-lr-e predigte dabei einmal folgendes: Ich muß Euch doch den Ursprung dieses Festes erklären. Und wahrhaftig, ich kann dabei die Weisheit unserer Vorfahren. in der Wahl eines so bezeichnen, den Namens, nicht genug bewundern. Denn hört nur, wenn am Ende eineS Jahres ein Vater seine Tochter fragt: wie ihr, ihr Mann? so antwortete sie als« bald: ,.O! lieber Vater, was habe ich^ für einen herrlichen Mann! O! Wenn Sie wüßten, wie lieb er mich hat! Ol wie lebe ich so ganz glücklich mit ihm? „Nun Freunde, das ist das kurze oder kleine O, das Omikron der Griechen. Nun soll aber einmal ein Vater, nach dem zweiten oder dritten Jahre dieselbe Frage thun, da wird die Tochter ganz traurig antworten: Oh! mein lieber Da» ter, wie haben sich die Sachen geändert! Oh! mein Mann ist ein Spieler, ein Trunkenbold, ein Verschwender! Oh! wie bin ich unglücklich!" Und das meine Damen, nennt man daS Omexo, das ist das lange O, das den Henker nichts taugt.
An das Gasthaus zu den zwölf Aposteln,
wo überaus schlechter Wein geschenkt wurde.
Vergebens wird dein Schild mir winken.
Zwar lieb ich Maß und Ziel:
Doch eine Maas, die Zwölf nicht trinken,
Ist zwölsmal mir zu viel.