Qualvolle Todesstrafe.
Ein Evangelischer Gastlicher in Amerika predigte einst zum Volkheit der Neger, und empfahl ihren Herren mehr Sanftmuth. — „Mein Herr, sagte einer von seinen Zuhörern zu ihm, wir bezahlen Sie dafür, uns die Gebete der Liturgie vorzulcftn, und uns das Evangelium zu erklären; aber wir haben Ihre Lehre zur Behandlung uns'rcr Sklaven nicht nöthig." Der Geistliche schwieg; die folgende Erzählung eines Amerikaners wird zeigen, ob er Recht hatte.
„Als ich mich (so lautet sein Bericht) nach einer Pflanzung, wo ich zum Mittagessen eingeladen war, hinbegab, wurd' ich in einem Walde, wo ich durchwandern mußte, eine ungeheure Menge Raubvögel um einen qn einem Baume aufgehangenen Kefig gewahr. Aus diesem Kcfig drangen zuweilen schlecht artikulirte Kla- gctöne hervor. Hingerissen durch eine un- willkührliche Gewalt, gab ich Feuer auf diese Vögel; sic flohen bis auf eine kleine Entfernung davon, machten aber einen entsetzlichen Lärm. Plötzlich erblickte ich . in dem Kefig einen aufgehangenen, und beinahe verschiedenen.Neger. Ich zittere noch, wenn ich an dieses schröckliche Schauspiel zurückdenke. Die Vögel hatten ihm schon die Augen ausgerissen, seine Backen waren entblößt vom Fleisch, seine Arme waren an verschiedenen Stellen angefressen, sein Leib war mit Wunden bedeckt; das Blut floß überall davon herab und färbte die Erde, worüber er hicng. Kaum hatten die Vögel den Platz verlassen, als Heere von Insekten, wie Wolken, den Körper dieses Unglücklichen bedeckten, und sich an seine zerrissenen, Muskeln, woraus sie das Blut sogen, hicngen. Das mcinige wurde zu Eis in meinen Adern; ich zitterte, ich blieb ohne Bewegung stehen, da ich das Schicksal dieses Unglücklichen betrachtete. Obgleich des Gesichts beraubt.
konnte dieses Gespenst dennoch hören. Es bat in seiner groben Mundart um einige Tropfen Wasser, den Durst damit zu stil- len. In diesem traurigen Augenblicke würde die Menschheit selbst angestanden haben, ob sie das Verlangen des Unglücklichen erfüllen, oder, seiner grausamen Quaal ein Ende machen sollte. Gewiß würde auch ich daS letzte gethan haben, wenn ich eine Kugel in meinem Gewehre gehabt hatte; aber da ich ihm diesen Dienst nicht leisten konnte, suchte ich seinen Durst zu lindern. Eine Muschel, festgemacht an einer Stange, deren sich wahrscheinlicher Weife einige Neger bedient hatten, fiel mir in die Augen. Ich füllte sie mit Wasser, und führte sie mit zitternder Hand zu den Lippen des unglücklichen Sterbenden. Schmachtend nach diesem Labsal, drehte er sich nach der Seite, von wo er merkte, daß die Muschel herkam, indem er das Geräusch davon hörte. „Großen Dank, sagte er, weiser Mann, großen Dank; thue Gift hinein, und gieb cs mir." — Seit wann hängst du hier ? fragte ich. „Seit zwei Tagen, sagte er — und nicht sierben! die Vögel, die Vögel, ach!"
„Niedergebeugt, vernichtet von diesem Schauspiele nahm ich alle meine Kräfte zusammen, um mich von dieser unglücklichen Stelle wegzubegeben und die Pflanzungen zu erreichen, wo ich erwartet wurde. Dort erfuhr ich die Ursache dieser wilden, unmenschlichen Behandlung des so schröcklich leidenden Negers. Er hatte den Aufseher der Plantage — vielleicht ein menschliches Ungeheuer, wie diejenigen, welche, seinen Tod rächten, getödtet."
„Keine Rose ohne Dornen," sagte Elise, als man in Gesellschaft, wegen ihres Ausschlags am Munde, sie bedauerte.