mit dem Bemerken bekannt machen zu kaffen, daß jeden. Tag Morgens y Uhr die Versteigerung ihren Ansang nehmen rvird.

Den 4. Januar iy2g.

M. W a l z,

Schultheiß in Oberschwandorf.

Anekdoten und Erzählungen» Tannenwäldchen und Schilderhaus»

(Fortsetzung.)

Es war in einer mondhellen Wintcrnacht, als Drossig, in einen alten Soldatenniantel ge­hüllt, der bereits verjährten, sonderbaren Grille gemäß, aus der Schanze vor feiner Hütte wieder Wache hielt, sich aber, der schneidenden Kälte wegen, in ein altes Schilderhaus zurückgezogen hatte, dessen Scitenöffnung ihm die freie Aus­sicht nach dem Schloßgarten gewährte. Nur das teile Knistern der von Reif überzogenen, und im Mondlicht funkelnden Baumzweige unterbrach die todtenhaste Stille, dir über die ganze Gegend verbreitet lag; bis endlich die Glocke auf dem nahen Schloßthurm die Mitternachtstunde ver­kündigte. Da öffnete sich plötzlich das Erkerfen­ster der Gärtnerwohnung und mit rüstiger Eil­fertigkeit stieg an den Sprossen des Wcingelän- ders ein Mensch zur Erde, der leisen aber behen­den Schrittes auf einem Umwege der Burg sich näherte, hier einige Sekunden lang Nachforschun­gen zu halten schien, sodann, eine entgegenge­setzte Richtung nach dem Garten des Amtmanns einschlagcnd, die Plankenwand überstieg, und jenseits derselben im dort befindlichen Tannen- wäldchcn verschwand.

Dem Alrcn ward cs bei weitem leichter, in dem ümherspähendrn Nachtwandler sogleich seinen Premier - Lieutenant zu erkennen, als den Zweck sich zu enträthseln, welcher der späten Wanderung denkbarer Weise zum Grunde liegen konnte. Der Junge wird doch wohl nicht gar!" brumm­te er vor sich hi»; ,,«r wird doch wohl nicht! Nun! das wollen wir gleich näher untersu­chen !" Er ergriff bei diesen Worten den ihm zur Seite stehenden Krückcnstab, ließ die Burg im Rücken, und schlich behutsam auf einen Flie- derbusch zu, der hart an den Planken sich befand, und ihm, während der hier im Verborgenen an« Mellenden Beobachtungen zum Hinterhalte zu dienen versprach.

Ganz mir dem Wesen und Ansehen eines Har­renden, bei dessen Erblickung man nicht weiß,

ob dieUnruhe, in der er sich befindet, mehr dem Frost in «einen Gliedern, oder der Erwartung in leiiicm Gemü.h zuzuschrciben sey. stand Antoi» ungeduldig trippelnd zwischen de» sungen Dan­nen, zerrieb und ze,arbeitete sich die Hände, und sandte von Zeit z» Zeit, indem er, um über das vor ihm befindliche Gcst änch dinwcgs hauen zu können, auf die Jede» sich stellte, sehnsuchtsvolle Blicke nach der Gegend des Amthauses, als ob er noch Gesellschaft, die ihm hier feieren helfe, von dorther erwarte. Wirklich that auch bald darauf die nach dem Garten hinausgehende Ldür des Hauses sich aus, und eine weibliche Gestalt kam behenden Laufes die Lindenallee herunter, während der Hofhund als Wegweiser lustig vor ihr hertrabic. Es war Karvline, die, in ihren Sonntagepcl; gehüllt, mit dem verwegene» Pre­mier-Lieutenant hier bei nächtlicher Weile sich zusammen fand, um für die lauernde Wachsam­keit, mit welcher im Lause des Tages alle seine Schritte und Bewegungen beobachtet wurden, ihn schadlos zu Hallen. Fast hätte man glauben sollen, eine jahrelange Trennung scy diesem Zu­sammentreffen vorausgcgangen; so heftig und ungestümm fiog sie ihm i» die Arme, so rührend und zärtlich waren die Liebkosungen, mit denen sie gegenseitig sich überhäuften, so eifrig und an­gelegentlich ging die Unterredung von statten, in welcher sie, gedrängt vom Fluge der Minuten, dem vollen Herzen Luft zu machen suchte.

Gott! wjc gefährlich ist aber das Wagstück, das ich dir zu Liebe, mein Anton, unternehme!" flüsterte Karvline, indem sic euren Lhcil des war­men Pelzes ihm um die Schultern schlug.DkS Vaters Schlafzimmer liegt nur wenige Schritte von der Hoflhür entfern». Wenn er mich nun hinausschleichen hörte, und uns dann hier zu­sammen überraschte : was gäbe das für einen Auftritt! den Tod hätte ich auf der Stelle! Und dann auf der andern Seite der alte Dros- fig-"

Nein, der liegt und schnarcht im Frieden!" fiel Anton ihr ins Wort;den hat die Kälte heut von feinem Posten auf der Schanze in dle warme Hütte hineingctrieben. Won dieser Seit« ist die Lust rein; ich habe mich, ehe ich hierher kam, genau umgeschen, und Alles still und ru­hig befunden. Der Himmel verleihe uns nur fortwährend eine grimmige Kälte, so lange wir Mondschein haben! Dann brauchen wir vor dem alten Laurer uns gar nicht zu fürchten!"

Wohl eine halbe Stunde lang besprachen sie in stiller Vertraulichkeit sich auf diese Weise mit einander; dann crlheilten sie gegenseitig sich das Versprechen, morgen, falls nicht etwa gelindere Witterung eintrete, wieder um die nämliche Zeit zur Stelle zu sey», und begaben endlich, nach­dem über dem bloßen Abschiednehmcn »och ei­nige Minuten verflossen waren, zitternd vor Frost