ward ihnen jedoch bald gelöst; denn als ffe nS- ber an das Bett getreten waren; fiel Anton ih­nen in die Augen, der auf eurem alten, in der Ecke hinter dem Ofen befindlichen Lehnstuhle fistend, in festen Schlummer versunken war. Sein verstörtes, bleiches Gesteht bildete einen grellen Abstich gegen die lebensfrohe Heiterkeit, von wel­cher Karolinens Wangen gerörhet waren, und diente zum rührenden Beweise, mit welcher Ge­walt die treue Beobachtung des in den letztver- wichcne» Tagen ihm obliegenden Doppelbernfcs, als Kunstgärtncr und Krankenpfleger, sein gan­zes Wesen angegriffen und niedergedrückt hatte.

Zugleich von Verwunderung und Wohlgefal­len erfüllt, heftete sieb der Blick des Amtmanns auf de» Schlummernden, als er jetzt aus Dros- figs Munde umständlich erfuhr, wie Anton den Lag über mit rastloser Emsigkeit drauffe» im Garten gearbeitet, und des Nachts, statt von der übermäßige» Anstrengung sich zu erholen und auszuruhen, hier bei ihm am Lager wachend, mit Schnitzarbeit sich beschäftigt habe, und we­der auf Bitten »och Drohungen achtend, immer erst mit Anbruch des Morgens aus der Hütte zu bringen gewesen sey. Der Alte beschloß sei­nen Bericht mit der Versicherung, daß die Hef­tigkeit der Fieberanfälle, von denen er heimgc- siicht worden, bereits merklich nachgelassen, und er daher alle Hoffnung habe, vielleicht schon in einigen Lagen sich in Gottes freier Natur wie­der einmal Umsehen zu können.

Tieferschüttert von Allem, was sie hier sah und hörte, war Karoline während der Erzählung an's Fenster getreten, um die Thräncn zu ver­heimlichen, welche der Gedanke an den Preis, um welchen die Erfüllung ihres Lieblingswun­sches hatte erkauft werden müßen, gewaltsam ihr aus den Augen bervorpreßie. Mit gleicher Acngst- lichkeit und Scheue schien sie auch beim Abschied aus der Hütte den Anblick des Schlummernden zu vermeiden; doch fand dieser beim Erwachen eine in frischer Purpurrötbe sich entfaltende Ro­senknospe auf seinem Schooße, welche sie, zum Zeichen ihres dankbar gerührten Gefühls ihm heimlich zugeworfen hatte.

Die noch unerlosch'ne, mit reger Fülle ihm inwohncnde Glut und Kraft der Jugend, ver­bunden mit dem Genuß der freien Namr, brach­ten indessen die Farbe der Gesundheit bald auf seinen Wangen wieder zum Vorschein. Auch Drossig sah in Kurzem, allen Zweifeln und Ah­nungen zum Trotz, sich vollkommen wieder- her- gestellt, und setzte nun, sowohl die kriegerischen Sonntagsübungen mit den Knaben des Orts überhaupt, als auch den auf höhere Zwecke hin- auslaufcnden Privatunterricht mit seinem Zög­ling insbesondere, nach gewohnter Weise und mit verdoppeltem Lifer fort,sdamit er, nach der Vcr-

säumniß, die zufolge seines Krankenlagers hatte statt finden müßen. Alles in möglichst kurzer Zeit wieder in das gehörige Gleis gebracht sehe. Zwar konnte er zuweilen, wenn er bemerkte, daß Anton wäbrend des Unterricht- mit ganz andern Gegenständen, als den eben vorgekragenen Lehr­sätzen sich heimlich beschäftige, nicht umhin, sei» ne Unzufriedenheit darüber durch ein bedenkli­ches Kopfsckütleln zu erkennen zu geben; doch ließ er es hiermit in der Hoffnung, daß dieß ge­dankenlose Zersireutseyn m,t der Zeit wohl von selbst wieder Nachlassen werde, für jetzt sein Be­wenden haben; da er den jnngen Knnstgärtner, so scharf er ihn auch beobachtete, immer still in seinem Berufe arbeiten, und niemals etwas rkun sah, was der Zucht und Ehrbarkeit zuwider ge­wesen wäre, am allerwenigste» aber ihn in of­fenbarer Licbesfehde mit der Tochter des Amt­manns jenseits der Plankcnwand wieder über­raschte.

So verstrich allmählich ein Monat nach dein andern, ohne daß Drossig dem verborgenen Ge- deimniß, welches Anton mit sich umherzutragen schien, näher auf die Spur zu kommen vermoch­te. Schutzgewährend gegen den verderblichem Einfluß der rauben Nachtfröste hatte das Ge­wächshaus die Orangerie bereits wieder aufgc- noi.imen, und der heraniiahcnde Winter setzte, indem sein schärferer Lnfthauch die Gartcngehege wieder in eine reizlos trauernde Einöde verwan­delte, den Beschäftigungen drauffe» im Freren mehr und mehr ein Ziel. Auch das Gärtchen jen­seits der Plankenwand iheilte das allgemeine Schicksal und gewährte, jeder Anmnth und Zier­de beraubt, jetzt einen um so düsterer» und be« trübenden, Anblick, je holder und freundlicher es während der mildern Iahrszeit dem Auge des Beobachters sich dacgestesit hatte; ein Umstand, der jedoch Karolinen nicht abhiclt, ihren Lieb­lingsplatz, so ^ die Witternng-cs nur irgend gestattete, regelmäßigm die Mittagszeit zu be­suchen, und daselbst, mit der Hoffnung auf den wicderkehrendcn Frühling sich gelröstend, wenig­stens einige Minuten lang zu verweilen. Antvn aber saß während dessen im fernen Gewächshause, stillzufrieden mit dieser oder jener Berufsarbeit sich beschäftigend, oder auch wohl, nach Anlei- , tung der in seinem Besitz befindlichen Bücher, Charten und Risse zeichnend, über die er sodann des Nachmittags, wenn Drossig von seiner Burg nach dem Schlvßgarten herunter kam, dessen Gutachten cinholtc.

(Fortsetzung folgt).

Alle Buchdrucker- Pressen in der Welk, sagte der berühmte englische Minister Fox, könne» die Mohlihaten nicht aufzählcn, welche die Welt der Presse zu danken hat.