gewohnt, immer viele Kostbarkeiten, die er durch die goldene Praxis erworben hatte, bei sich zu tragen, und seinen Leib damit zu schmücken. Aus diese Schwachheit hatte der Livrcebediente seinen Plan berechnet. Er bat den Arzt, schleunigst zu seinem unpaß gewordenen Fürsten zu kommen, weil dessen gewöhnlicher Berathcr in kör­perlichen Leiden nicht anzutreffcu wäre.

Ter Arzt wußte daß man die Großen nicht warten läßt. Er eilte, aus seinem Schlafrocke zu kommen und sich anzuklei- den. Der Bediente, aus redlichem Eiser, seinem Herrn bald einen Helfer ins Haus zu bringen, half mit bei dem Anzuge des Doktors;^ indem er ihm dieß anbot, und jenes zulangte, fand er Gelegenheit zwei sehr kostbare Uhren und eine goldene Dose einzustccken, ohne daß es bemerkt wurde.

Sobald der Doktor angckleidet war, gieng der Bediente voraus, um die Unge­duld feines Herrn mit der freudigen Bot­schaft des herannahenden Arztes zu stillen. Als der letztere zu dem Fürsten kam, fand es sich, daß dieser weder krank sei), noch einen so flinken Diener habe. Vergebens war also der Arzt in seiner Ruhe gestört worden, und er hielt die Sache für das Werk eines versteckten Witzling«, der sich auf seine Kosten eine» unziemlichen Scherz erlaubt hätte. Doch, da er nach Hause kam, entdeckte er erst die wahre Ursache. Uhren und Dose waren nirgends zu finden, und er sah nun ein, daß ein seiner Spitz­bube ihn bestohlen hätte. Er grämte sich, und nahm sich vor, daß ihn keiner mehr so kriegen sollte.

Acht Tage nach diesem Vorfälle kam zu dem Arzte ein Geistlicher, dessen an­dächtiges Ansehen und ehrwürdiges graues Haar, Ehrfurcht und Zutrauen cinflößten. Dieser berichtete, daß ihm ein Unbekann­ter den an den Herrn Doktor verübten Dieb­stahl gebeichtet und dabei versichert habe, er sep nur durch die äußerste Nvth darzu

verleitet worden. Der Dieb habe die Kost­barkeiten, um sich aus einer dringenden Verlegenheit zu retten, bei einer sichern Person sür zwanzig Dukaten in Versatz gegeben. Man könne aber diese Person nicht bekannt machen, ohne den Schuldigen zu entdecken. Er, der Geistliche, wolle daher, wenn der Herr Doktor es wünsche, die Auslösung übernehmen. Zugleich bat er ihn, dem reuigen Sünder als Christ zu vergeben, und versicherte, daß dieser die zwanzig Dukaten wieder ersetzen würde, sobald es ihm nur möglich wäre.

Der Arzt überließ nch ganz der Freude, seine Kostbarkeiten wieder zu bekommen. Er verzieh dem Dieb zum voraus alles, dankte dem würdigen Geistlichen sür seine wohlwollende Bemühung, und gab ihm die zwanzig Dukaten. Der Wohlchrwürdige gieng, kam aber nicht mehr; cs war wieder ein Spitzbube gewesen. Der H. Doktor nahm sich abcrmal^vor, daß ihn keiner mehr so aniührcn sollte.

Al lerlei.

Jung f e r.

So bald ein Mädchen 14 Jahr alt ist, ist der Name Jungfer eine Satpre. Ich guter Lappe wußte das vor ein paar Tagen noch nicht.Waren sie auf dem Thea­ter? fragte mich Eins.Neiiz, meine schöne JungferEr Sot! ich bi keine Jungfer; ich bin eine Mademoiselle/'

Kammcrjungfer ist nur noch eine x-» recoräatlo der Olimszeiten.

H ^

Buchdrucker

Sind die Hebammen der gelehrten Pro­dukten. Wir wollen gern zugcben, daß sie bei mancher Entbindung nicht die nöthige Sorgfalt anwciidcn, und zu Zeiten ein wohlgestaltes Kind verunstalten; aber zu- gleich müssen wir von Herzen über die