sehr romantische Aussicht hat. Niemand wohnte darin als ein Greis mit einem recht schönen Mädchen, seiner Tochter; der Sohn war, wie mir mein Adjudant meldete unter den Guerillas. Der Em- pfang war nicht der beste; die Blicke kro­chen auf dem Boden, und erhoben sich nur augenblicklich und scheu; die gewöhn» lichen Bewillkommnungsworte kamen nur abgebrochen zum Vorschein, und ein fin­steres Schweigen sagte laut genug: Wir nehmen dich nur auf, weil wir müssen. Dieß Alles waren wir gewohnt, und so unangenehm auch eine solche Aufnahme dem Gefühle ist, so konnte die unpar­teiische Ueberlegung sie ihnen eben nicht verargen. Selbst in Absicht auf Bewir- thung war mir der gewöhnliche Refrain: Wir haben nichts! hinlänglich bekannt. Ich hatte Zwieback, sehnte mich nach Ein­samkeit und Ruhe, und war daher ganz wohl zufrieden, daß man mir nur mein Zimmer anwies. Nach den siatthabenden Geschäften kam noch spät der Aojudant mich zu warnen, weil er aus einigen hä­mischen Gesichtern und abgebrochenen Worten geschloffen hatte, daß ich in mei­nem Quartiere nicht zum Besten aufgeho­ben sep, und erbot sich bei mir Au über­nachten. Seine Besorgniß war mir lä­cherlich, denn was konnte ich von einem schwachen Greise und einem jungen Mäd­chen zu fürchten haben? Wie konnte man es wagen, einen Obersten an der Spitze seines Bataillons anzutasten, ohne den gewissen Tod zu fürchten und die Zerstörung des ganzen Orts zu veranlas­sen? Ob er mir gleich die ganze blin­de Wuth der Spanier, die selbst des eig­nen Lebens nicht achtete, entgegensezte, so ließ er sich doch durch meine Gründe überzeugen und mich, auf mein ausdrück­liches Verlangen, allein. Der Reitknecht war im Stalle bei den Pferden. Die Schildwache stand vor dem Hause.

Es war eine mondhelle Nacht. Der

Mond scheint in Spanien Heller,bren- nender möchte ich sagen, als unter dem nördlichen Himmel, und eine klare Mondnacht gehörte hier zu meinen vor­züglichsten Genüßen. Ich stopfte meine Pfeife und sezte mich ans Fenster. Der Anblick der nahen und fernen, sonderbar gestalteten. Vom Mondlicht vergoldeten Berge, über welche zuweilen der Schat­ten eine Wolke hinzog, beschäftigte meine Pfantasie; bald aber führte sie mich zu­rück in die schönen Fluren der Heimath, in den Zirkel meiner Lieben und Freunde; ich gedachte meines Vaterlandes und die Sehnsucht ergriff mich nach ihm und nach seiner Befreiung, an welcher beinahe zu verzweifeln damals wohl kein Verbrechen war. Unter diesem Wechsel angenehmer und bittrer Empfindungen hatte mich der Schlaf geflohen, das Licht war ausgebrannt und ich wollte eben nach Mitternacht mein Lager suchen, als mich leise Tritte über mir auf meine gegenwärtige Lage auf­merksam machten.

Ich blieb auf meinem Stuhle am Fen­ster und horchte. Auf einmal war das Geräusch an der Decke in der Gegend, gerade über meinem Bette, stärker, sie öffnete sich, und unter einem starken Ras- sein und Zischen, wie von einer Maschi­ne, fuhr ein spitzer Balken Plötzlich her­ab, stampfte mit Gewalt und zu wider­holten Malen aufs Bett, fuhr dann mit gleichem Geräusch in die Höhe, und die Decke schloß sich wieder. Ich war ei­nen Augenblick starr vor Erstaunen. Diese Höllenstampfe sollte mir gelten, und sie hätte mich unfehlbar zermalmt, wenn die Müdigkeit mich früher hätte aufs Lager getrieben. Jndeß war ich mechanisch auf­gesprungen und hatte den Säbel ergrif- fen. Eben wollte ich überlegen, was in dem Augenblick zu thun sep; aber dazu ließ man mir nicht Zeit. Schnelle Schritte von der Bodentreppe herab flogen auf mein Zimmer zu, die Thür ward aufge-