Anekdoten und Erzählungen.
Jeder Mensch, «r mag so reich und vor« n«hm seyn, als er will, muß etwas ler. neu, womit er sich im Falle der Noch er« nähren kann. .Wir können niemalen wis, sen, waS das Schicksal über uns bcschlos« sen hat, und man kommt oft unvermuchet in Umstände, wo eS «in großes Glück ist, wenn man sich auf eine anständige Art in der Welt foi'tbringen kann. Ja auch alsdann, wenn man nicht gerade durch Unglück genöchigt ist, von dem, waS man gelernt hat, Gebrauch zu machen, so hat es doch immer «inen großen Nuzen. Folgende Ge« schichte mag das bestätigen, was ich ge« sagt habe.
Im vorigen Jahrhundert lebte in Deutschland «in Edelmann, um deßen Tochter sich ein reicher Graf bewarb. Der Baker fragte ihn, wie er denn seine Tochter ernähren wollte, wenn sie seine Gemahlin wäre ?
Der Genf. Ich werde sie halten, wie «4 sich für ihren Stand schickt.
Der Edelmann. Aber woher neh« men Sie das Geld dazu.
Dev Graf. Nun Sie wissen ja, daß ich große Güter Hab«, welche mir meine Eltern Hintersassen haben.
Dess Edelmann. DaS weiß ich, aber ich möchte auch wissen, ob Sie sonst nichts haben, das sicherer ist, als alle Güter, und da» Ihnen niemand raubrn kann?
Der Graf. Ich verstehe Si«' nicht recht.
Der Edelmann. So muß ich mich deutlicher erklären. Verstehen Sie ein Hand« werk, oder eine Wissenschaft, womit Sie sich Brod verschaffen können?
Der Graf. Nein.
Der Edelmann. Nun so kann ich Ihnen auch meine Tochter nicht geben.
Der Graf. Und die Ursache?
Der Edelmann. Weil ich ste kei« nem andern , als einem solchen, zu geben denke, der rin Hand-werk oder etwas an« ders versteht, wodurch er sich und seine Frau ernähren kann, wenn seine Güter einmal verlohren gehen sollten.
D er Graf. Darf ich mir «in Jahr zur Frist ausbitten?
Der Edelmann. MeineTochterwird bis dahin ledig bleiben.—
Der Jüngling eilte, suchte den besten Korbmacher auf, begab sich bei ihm in die Lehre, und ward in einem halben Jahre geschickter, als sein Meister.
Mit «in«m schönen Körbchen in der Hand, das «r selbst verfertigt hatte, gierig er nun zu dem Edelmann, zeigte ihm den Be« weis seiner Kunst, und dieser trug nun nicht länger Bedenken, ihm seine Tochter zu g«ben.
Eiuige Jahre nachher entstand ein Krieg. Leide, Vater und Schwiegersohn wurden von den Feinden geplündert, von ihren Gütern vertrieben, wußten alles, waS si«> hatten im Stich lassen, und nach Holland flüchten. Da ernährte nun der Graf sei, n«n Schwiegervater und seine eigene Fa» milie durch sein Korbmachen; und die Hol« länder schreib«» rs noch jetzt diesem jungen Deutschen zu, daß man so Künstliche Korb« arbeiten bei ihn«» machen kann.
Der Soldat stellt sich in Positur, wenn ein Offizier vorbeigeht, und bas Mädchen sieht geschwind «in paarmal in den Spiegel, wenn ein Jüngling in das Zimmer tritt.