bei Sanct. Moriz:

männliches E-fchlccht 64. Jahr 3 Monat, weibliches Geschlecht 80. Jahr ü Monat. Die gesummte Seelen zahl der Eingepfarrten beträgt:

bei Sanct. Martin 2743.

bei Sanct Moriz 2731.

5474 Seelen.

Anekdoten und Erzählungen.

Sonderbare Empfehlung.

Der Abbe Bo iS Robert, ein Günst­ling des Kardinals Richelieu, hatte ei­nen Neffen, den er feinem Herrn gerne vor- gestellt hätte. Die königliche Eminenz lust­wandelte damgls eben in dem Garten ihreS Palastes,..der jetzt das Palaisroyal heißt, um ein großes Bassin, umgeben von einer so großen Meng« von Höflingen und Hof­schranzen, daß der Abbe sich vergebens durch die Menge drängte, und endlich alle Hoffnung aufgab, sich und seinen Neffen auf eine andere Art, als durch eine aus­serordentliche That, durch einen 6onx ä' «clor bemerktich zu machen. Auf einmal ergrief er den jungen Burschen, der am Rande des Bassins neben ihm stund, und warf ihn ins Wasser. ES war dessen nicht so viel, daß eS Gefahr gehabt hätte; aber doch genug, um tüchtig eingenetzt und be­sudelt zu werden.

Dieser Vorfall machte natürlicher Weise Lärm unter dem Gefolge der Eminenz; einige schrieen, andere lachten. Der Kar­dinal selbst drehte sich darüber umrund verlangte zu wissen, was es sey?

ES ist mein Neffe, sagte Bo iS Ro­bert, den.ich Eurer Eminenz prasentire und zu Gnaden empfehle, er hat deren sehr vonndthen."

Diese neue Art jemanden vvrzustellen

kam dem Kardinal sehr lustig vor. DeS Abends, bei Schlafengehen, sagte er zu Bois-Robert:Bist du närrisch, Abbe, daß du mir deinen Neffen in dem Aufzuge vorstelltest, worin er diesen Mor­gen war?" Ich weiß waS ich thue,

gnädiger Herr, sagte der Abbe. Halt' ich ihn Euer Eminenz so wie einen andern sei­nes Gleichen vorgestellt, so würden Sie ihm keine Acht gegeben haben ; abermittelst dieser kleinen Wendung hoffe ich, Euer Eminenz werden sich jeiner erinnern, und nicht vergessen, etwas für einen Menschen zu thun, der sein Leben daran gewagt hat, um das Glück zu haben, Ihnen vor Au­gen zu kommen.

DaS Ding half. Der Kardinal erinner­te sich wirklich des Neffen gleich an>^* gcnden Tage, nnd gab ihm eine gute Pfründe, auf die der Mensch, wenn er. sie seinen Verdiensten hätte zu danken haben sollen, vermurhlich noch lange hätte war­ten können.

Wielands Ober rock.

Eines Tages kam ein Bedienter des ge­heimen Raths F. zum Hofrath Wieland gelaufen, und sagte: Sein Herr lasse dem Herrn Hvfrath fein Kompliment vermelden, und sich feinen Oberrock ausbitten.

Wieland stutzte und konnte gar nicht begreifen, was der geheime Rath mit sei­nem Oberrock machen wollte; da indessen ein Scherz dabei obwalten konnte, ließ er wirklich sein Kleid verabfolgen. Nach ei­nigen Augenblicken kam aber der Bediente in großer Angst wieder und sagte ganz be­schämt: daß nicht der Oberrock des Herrn Hoftaths, sondern sein Oberon gemeinh sey.