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Ragolder Tagblatt »De, Seselljchait«»^
Donnerstag, de« 27. Zu»! 194«
Die Lagebeziehungen Englands
Entfernung von de« Küste« des Festlandes
Der ausgesprochen insulare Tharakter der britischen Inseln begründet vollständig die natürliche Einheit der aus der Hauptinsel Großbritannien, der zweitgrößten Insel Irland, den Orkneys, Shetlands, Hebriden und einer ganzen Reihe kleinerer Inseln bestehenden Gruppe, die nur auf einer Karte Europas bedeutend erscheint, der skandinavischen und iberischen Halbinsel an Größe nachsteht, auf einer Erdkarte jedoch stark zurücktritt. Abzüglich der Kanalinseln, die nichts anderes als französische Küsteninseln und englische Beutestücke sind (kürzeste Entfernung zur englischen Küste 86, zur französischen Küste 15 Kilometer) und der dänischen Färöer stellen die eigentlichen britischen Inseln als Ganzes eine natürliche Einheit dar. Die Inseln stehen flächenmäßig nicht nur hinter Rußland, Frankreich, Spanien, Deutschland und Schweden zurück, sondern auch nur knapp vor Italien und Rumänien. Das Nachbarland Frankreich übertrifft das Eesamtgebiet der britischen Inseln um nicht weniger als 76 Prozent (239 000 Quadratkilometer).
Die für den Abstand der britischen Inseln bedeutsamste Zahl sind jene 31 Kilometer zwischen der französischen und englischen Küste, eine seichte, bis 63 Meter tiefe Meeresstraße, aus der die Kuppel der Londoner St. Pauls-Kathedrale Hervorschauen würde. Die Straße von Dover, wenig breiter als der Simplontunnel lang, verbreitert und vertieft sich westwärts zum Englischen Kanal. In dieser zutreffenden Benennung der See zwischen Slldengland und Nordfrankreich liegt nichts anderes verborgen als der deutliche Hinweis auf die fundamentale Tatsache, daß die einheitliche Gruppe der britischen Inseln trotz ihres insularen Charakters geographisch nichts anderes ist als eine zusammenhängende Gruppe von Festlandsinseln und somit ein Bestandteil Europas. Die Straße von Dover trennt England und Frankreich gewissermaßen nur äußerlich, etwa so wie der Sund als seichte Rinne zwischen Dänemark und Schweden tritt. Von Dover und Nachbarorten aus steht man bei klarem Wetter mit unbewaffnetem Auge deutlich die französische Steilküste, die englische auf der Strecke von Bou- logne bis fast Eravelingen. Calais ist bis 1559 englischer Brückenkopf gewesen. Seit seiner höchst unfreiwilligen Aufgabe datiert Englands unentwegtes Interesse an der flandri- schenKüste. DieStraße vonDoverwird vomFährbootin einer Stunde, vom gewöhnlichen Flugzeug in einer knappen Viertelstunde überquert, ein Schnellzug im „geplanten" Kanaltunnel würde eine halbe Stunde oder weniger brauchen. Im übrigen dürfte beim heutigen Stand der Verkehrsmittel dieser Kanaltunnel militärisch so gut wie bedeutungslos und vom Standpunkt des neuzeitlichen Schnellverkehrs wohl schon im Jahre der Fertigstellung veraltet und unnötig sein. Die Straße von Dover ist heute gleichsam zu einer schmalen Gasse geworden, die für den ständig durchflutenden Schiffsverkehr noch ausreicht, aber nicht mehr als Schutz gegen festländische Ferngeschütze. Für die Wichtigkeit in früherer Zeit soll hier noch die auffällige Beobachtung sprechen, daß die ziemlich scharfe Grenze zwischen germanischem und romanischem Volksboden, zwischen niederdeutscher und französischer Sprache gerade bei Calais das Meer erreicht. Germanen und Romanen hatten dadurch fast gleichen Anteil an der bequemsten llebergangsstelle nach Großbritannien; seit dem 17. Jahrundert hat die fortschreitende Französierung Westflanderns den germanischen Anteil freilich verringert.
Außerhalb der Meerenge von Dover fliehen englische und festländische Küsten sofort beiderseits zurück. Im Aermel- kanal liegen die englischen Needles und Cherbourg schon 110 Kilometer auseinander und die Entfernung Kap Landsend—Quessant beträgt 185 Kilometer. Stärker noch als die Südküste Großbritanniens flieht die Ostküste vom europäischen Festland zurück. Infolge des gleichzeitigen Zurückbiegens derholländisch-deutschenKüste steigt der Abstand rasch von 200 Kilometer (Parmouth—Texei) auf 520 Kilometer (Flamborough Head—Helgoland) und 640 Kilometer (Aberdeen—Hanstholm). Höher im Norden nähern sich britische Inseln und Festland wieder: den nördlichen Ausgang der Nordsee engen Norwegen und die Orkneys (Stavanger—Kirkwall) auf 490 Kilometer, Norwegen und die Shetlands (Bergen—Lerwick) schließlich auf 350 Kilometer ein. Aber selbst die letzte Entfernung (350 Kilometer) Lbertrifft den Abstand der Westspitze Cornwalls von der Westspitze der Bretagne (185 Kilometer) um nicht weniger als 89 Prozent.
Durcki ibre Laae besonders infolge der iüdnördlickien Er
streckung bilden die britischen Inseln im allgemeinen, iyre Hauptinsel Großbritannien im besonderen einen riesigen Wellenbrecher vor der nordfranzösischen, belgischen, holländischen, deutschen, dänischen und südnorwegischen Küste. Wo Großbritanniens Schutz für die französische Nordküste unwirksam ist, unterliegen die Küsten der Bretagne und Normandie merklichem Abbruch. Die Schutzwirkung der Halbinsel Großbritannien, die erst die Entstehung der Straße von Dover zur Insel oder Inselgruppe gemacht hat, für die holländisch-deutsch-däsische Küste muß noch größer gewesen sein als die der späteren Insel. Die Entstehung der Straße von Dover und die Trennung vom Festland hat diese Schutzwirkung geschwächt; besonders sichtbare Folgen sind die Rhein-Maas-Mündungsinseln, die Zuidersee, der Dollart und der Jadebusen. Die Küste der Deutschen Bucht wäre wesentlich anders, wenn nicht die britischen Inseln wie ein atlantisches Bollwerk zwischen Ozean und Nordsee lägen.
Durch die gewaltigen Erfolge der deutschen Wehrmacht steht die ganze Küste gegenüber England von Nordnorwegen bis zur Mündung der Gironde für die Blockade und die militärischen Unternehmungen gegen den letzten Gegner zur Verfügung, der in der Richtung nach dem amerikanischen Festland in der geringsten Entfernung 3090 Kilometer (dreifache Entfernung Düren—Königsberg) zurückzulegen hat, so daß also England niemals in künftigen Vereinigten Staaten von Amerika einen beachtenswerten Platz einnehmen könnte. Die oft betonte geschichtliche Tatsache, daß seit der normannischen Eroberung im Jahre 1066 kein Feind mehr die britischen Inseln betrat und selbst ein Napoleon beim Versuch scheiterte, lag in der Jnselnatur begründet. Ihre Randlage bietet aber heute diesen Schutz nicht mehr.
W.
Drei Gestalten aus seiner Geschichte: König Theodor aus Westfalen — Volksheld Pasquale Paoli — Napoleon Bonaparte als verhinderter Rächer
Die Mittelmeervölker nennen Korsika die Insel der Schönheit, und die romanische Liebe zum großspurigen Wort hat diesmal nicht übertrieben. Kobaltblau füllt das Meer die tiefeingeschnittenen Golfe, rot und grün steigt der Granit der wildzerklüfteten Westküste aus dem Wasser auf, weiße Sandbänke laden an jeder Bachmündung zum Baden ein. Palmen und Eukalyptusbäume rauschen im Wind; Agaven und Feigenkakteen säumen die Wege; die Macchia, der immer grüne Vusch- wald, duftet; Wildwasser rauschen durch tiefe Schluchten; Kastanien und Eichenwälder schmiegen sich an die Hänge; riesige Kiefern heben sich schwarz vom blauen Horizont ab, und über allem schwebt auf den hohen Berggipfeln das Weiß des ewigen Schnees.
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- Auf dieser Insel der Schönheit haben im Laufe der Jahrtausende die Etrusker, Phokäer, Karthager, Römer, Vandalen, Byzantiner, Franken, Sarazenen und die Republik Pisa geherrscht, und dann kamen im 13. Jahrhundert die Genueser an die Reihe. Eie hatten aber keine reine Freude an ihrem Besitz. Die Insel war von einem sehr unruhigen Völklein bewohnt; jeder Korse war ein Held auf eigene Rechnung; jede Familie hielt wie Pech und Schwefel zusammen und bekämpfte aus Mangel an anderen Gegnern irgendeine Sippe aus irgendeinem Nachbardorf, und die Blutrache war eine geheiligte Einrichtung. Jahrhundertelang war das Land von inneren Wirren und Aufständen geschüttelt und ein Spielball in den Händen politischer Abenteurer. Eine der interessantesten Gestalten in der Geschichte dieser Insel ist zweifellos der König Theodor I. von Korsika, dessen Wiege nicht etwa am Mittelmeer, sondern in Köln a. Rhein gestanden hat, wo er als Sohn eines westfälischen Edelmannes am 25. August 1694 geboren wurde. Die junge Baron Theodor von Neuhof kam durch verwandtschaftliche Beziehungen an den Hof der Herzogin von Orleans; er hatte aber an den Schulbüchern und Zeremonien kein sonderliches Interesse, riß deshalb schon im zarten Jünglingsalter aus, trieb sich in der ganzen Welt herum und landete schließlich im Jahre 1732 als deutscher kaiserlicher Geschäftsträger in Florenz. Durch die Kriegsereignisse der damaligen Zeit wurde er nach Tunis verschlagen, knüpfte dort Beziehungen zu den aufständischen Korsen an und betrat am 12. März 1736 die genuesische Insel. Sein stattliches Auftreten, seine phantastische Bekleidung, seine Redegewandtheit und besonders die mitgebrachten Waffen und Kriegsvorräte führten dazu, daß er schon einen Monat später zum König von Korsika gewählt wurde. Er rief zum allgemeinen Aufstand gegen Genua auf, aber er konnte keine entscheidenden Erfolge verbuchen. Schon nach einem halben Jahr verließ er wü
tend die Insel; eines schönen Tages war er aber wieder da unh versuchte, mit der Hilfe einiger Gönner, sein Königreich für immer wiederzuerlangen. Da rief Genua französische Truppen gegen ihn zu Hilfe. Nach einem letzten Versuch, die Jrt^l zu halten, floh König Theodor 1743 »ach England, wo er auf Betreiben des genuesischen Gesandten ins Schnldgefängnis geworfen wurde. Zu seiner Befreiung und um die Franzosen z» ärgern, veranlaßte der englische Minister Walpole eine Eeldsammlung, der Exkönig befriedigte seine Gläubiger, ging aber bald danach völlig mittellos zugrunde.
Baron von Reuhof war kaum »nter der Erde, da fiel die genuesische Insel Korsika den Franzosen gleichsam ungewollt in den Schoß. Mit diesen Vorgängen ist das Ende des großen korfi- kanischen Patrioten und Führers Pasquale Paoli verknüpft, der einen vergeblichen Freiheitskampf «m seine Heimatinsel führte. Pasquale Paoli entsproß einem der edelsten Geschlechter der Insel. Er war durch seinen glühenden Patriotismus der Republik Genua verdächtig und unbequem. Sie benutzte die Blutrache der hoffnungslos verfeindete« Sippen dazu, um den führenden Kopf sozusagen auf privatem Wege zu beseitigen. In einer Nacht des Jahres 1755 sollte Paoli ermordet werde», aber plötzlich ertönten Signalhörner durch die Stille der Berge. Riesige Scheiterhaufen flammten auf allen Gipfeln der Insel auf und die Alarmnachricht eilte mit erstaunlicher Geschwindigkeit von einem Dorf zum anderen. „Herbei, herbei, kommt alle zu Hilfe!" riefen die Hirten und Bauern, und alles stürzte aus den verräucherten einsamen Hütten. Der gedungene Mordbude hieß Matras; während er das Haus Paolis belagerte, wurde er im Rücken von den Bauern angegriffen und von unzähligen auf; er belebte Landwirtschaft und Fischfang, gründete Schulen Schüssen durchbohrt. Pasquale Paoli warf sich nun zum Diktator und ließ sogar eine Flotte bauen, mit der er Genua bedrohte. Nun wurden wieder die Franzosen zu Hilfe gerufen. Sie besetzten mit sechs Bataillonen die Insel, als aber im Jahre 1768 die vier Jahre verflossen waren, für die man die französischen Truppen „gemietet" hatte, sahen die Genueser mit Schrecken, daß sie gar nicht in der Lage waren, die ungeheuren Soldgelder für die Truppen zu bezahlen. Andererseits hatte sich Korsika unter der vielbewunderten Führung von Paoli zu einem blühenden freien Staat entwickelt. Bei dieser Lage der Dinge Unterzeichnete Genua am 15. Mai 1768 in Versailles einen Kontrakt, durch den es die Insel Korsika an Frankreich abtrat. Ein Jahr später war Paoli geschlagen und erledigt; er verließ unter den Trauerkundgebungen des Volkes die Heimatinsel und ging in die Verbannung. Korsikas Selbständigkeit war tot.' .
Das war im Juni 1769.
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Zwei Monate später, am 15. August des gleichen fchicksalvollen Jahres wurde in Ajaccio Napoleon Vonaparte geboren. Dis Gesinnung jener Zeit war noch so lebendig, daß der junge Napoleon, kaum zwanzig Jahre alt, an den verbannten Pasquale Paoli schrieb: „General, ich wurde geboren, als unser korsisches Vaterland unterging. Das Gestöhn der Sterbenden, die Seufzer der Bedrückten, die Tränen der Verzweiflung waren von Geburt an meine Wiege. Mit Ihnen hat die Hoffnung und das Glück unsere Insel verlassen, die Sklaverei war der Lohn unserer Unterwerfung. Die Verräter des Vaterlandes haben gegen Sie Verleumdungen ausgestreut, aber ich will die Namen derer ausstreichen, die die korsische Sache verraten haben."
Die Geschichte hatte Napoleon Vonaparte zu einer anderen Ausgabe bestimmt, als zur Loslösung seiner Heimatinsel von Frankreich. Erst unser Jahrhundert wird dem VÄk von Korsika die langersehnte Freiheit wiedergeben.
Präsident Roosevelt verordnete den Abbruch der Verhandlungen zwischen den amerikanischen Amtsstellen und England über den Verkauf von 20 ursprünglich von der USA-Marine bestellten Torpedoschnellbooten an England. Diese unerwartete Anordnung geht auf ein Gutachten des Justizministers Jackson zurück, wonach es auf Grund eines Gesetzes von 1917 amerikanischen Schiffsbauern verboten ist, derartige Schiffe an die Regierung kriegführender Länder zu verkaufen.
Die Starnberger Hütte auf dem Lab« »iedcrgebrannt.
In oen spaten Nachmittagsstunden des Samstags schlug der Blitz rn das Unterkunfrshaus der Alpenvereinssektion «tarnberg auf dem Laberjoch bei Oberammergau. Das Ge- vaude und die gesamte Einrichtung wurden innerhalb kur- ^r Zeit ein Raub der Flammen. Die Hütte war zuletzt nur Sonntags geöffnet. Daher war während des Blitzichlaae« niemand anwesend. ^
3cm vonWcrtb
Ein Reiterroman von Franz Herwig
vnlag F. H. SeN«, HeiLrlberg — LbLiuSLricht« durch «eriLgSanstaU Mauz, München.
27. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Welcher gute Wind treibt Euch nach Regensburg, Kamerad?"
„Der Wind, der nach Süden weht, Exzellenz."
„Habt dem Tilly Lebewohl gesagt?"
„Nach Eurer Exzellenz Kommando hat mir kein anderes geschmeckt."
„Bei welchem Regiment steht Ihr? Götz? Langenberg? Schasfgottsch? Oder seid Ihr Eurer Waffe untreu geworden?"
„Hab mich noch nicht entschieden, Exzellenz."
„Nicht? Höchste Zeit. Kommt aufs RathauS. Vielleicht kann ich Euch helfen. Fragt nur nach mir und Ihr könnt passieren. Die Stadt gibt dem Kurfürsten von Bayern, der nach Prag zum Kaiser reist, ein Fest. Ich erwarte Euch."
Noch ein Händedruck. Der Wagen hielt. Jan stand am Schlag.
„Also ich erwarte Euch."
Und er stieg langsam und mit einer Würde, vor der das Geflüster der gaffenden Menge verstummte, die Stufen zum Portal hinan.
Kehrt Jan! Nach Haus! Ein wenig schneller, alter Junge, sonst läuft dir der Glückstag davon. Treppauf, drei Stufen mit eins. Schreit nach dem Diener: Den blauen Atlasrock, Lümmel! Die Mailänder Sporen! — Und schnell begann er sich umzukleiden. Kennst du mich? fragte er fein Spiegelbild. Hach, da stand ein rosiger Kerl, blond. wi.e Rheinwein, in himmelblau Atlas, die weiche» gelheri
Stiefel umgeschlagen, die neuen silbernen Sporen wie Wagenräder so groß und einen Degen an der Seite, dessen gelbe Lederscheide keinen Flecken hatte. Und nun den Hut, den milchweißen Hut mit den schwankenden hellblauen Straußfedern: Zackerbombenundflöh! Und Damen würden da sein, von den Generals ganz zu schweigen. Man mußte einen süßen und runden Mund machen und den Kopf ein wenig auf die linke Schulter neigen, wenn man mit ihnen sprach. Und auf sie zugehen mit hohen, langsamen Schritten, etwa so... Und er stelzte auf den Spiegel zu und schwenkte den Hut, daß die Federn die Dielen fegten.
„Schöne und edle Dame", begann er. „Wohledle Dame."
Aber da öffnete sich die Tür und JofS Maria trat ein.
„Ei Jan", sagte er erstaunt. „Willst du zum König?" ^ „Weshalb nicht?" machte Jan und zupfte an den Brüsseler Spitzen auf der Brust. „Weshalb soll ich nicht zum König wollen? Können mir Hochwürden einen Grund dafür sagen? Glauben En« Hochwürden, daß nur Sie mit Exzellenzen verkehren dürfen, wobei ich richtige, nach welschem Parfüm duftende Exzellenzen meine und nicht solche, die nach Regensburger Krämerläden riechen? Allerdings, hochehrwürdiger Herr, zukünftiger Beichtvater von Fürstinnen, gehe ich, Jan Pöbel, zum Fest auf das Rathaus, von Seiner Exzellenz dem Herrn Marchese di Spinola, General, persönlich invitiert."
Josö Maria hörte ihn ernsthaft an.,
„Das ist schade", sagte er. „Ich hoffte den Abend mit dir und einer guten Masche Wein zu Hause verbringen zu können. Aber da du auf das Rathaus gehst, so gehe ich mit, damit du meine Freundschaft siehst. Der hochwürdigste Herr Jesuitengeneral Pater Lamormain hat mich dringend aufgefordert zu kommen. Also gehen wir."
Jan setzte wortlos den Hut auf und ging mit. Als sie. schon das Rathaus in Sicht hatten, nahm er den Abbö plötzlich am Arm und sagte:
„Du, Josö Maria, wenn wirumkehreu.tpollen^M . ..Nein, jetzt komm!".
Und Josö Maria zog den Freund nicht unerheblich scharj am Ohr und sagte:
„Dummer Jan!"
Sie konnten passieren, als sie ihre Namen nannten, und liefen gerade Spinola in den Weg. Er begrüßte auch Jose Maria freundlich und bat, ihm zu verzeihen, wenn er ihm feinen Freund gleich entführe. Aber er wolle ihn einigen Herren empfehlen, und das müsse man sofort tun, sonst, nach dem Mahl pflege das Gedächtnis schwach zu werden, und er wolle Jan nicht der Gefahr ausfetzen, vergessen zu werden.
So führte er Jan zu einer kleinen Gruppe, in der eS von Ehrenketten blitzte.
„Mercy", rief er, „hast du noch ein Kornett frei? Hier ist Herr von Werth, dessen Dienste in Flandern ich nicht vergessen habe. Er geht drauf wie ein Eber. Kannst ihn brauchen!"
,Fommt morgen in mein Quartier", sagte der Oberst von Mercy.
„Und wenn Ihr, Herr Aldringhen", wendete Spinola sich an einen zweiten, „ein wenig auf diesen Jüngling achthaben wollt? Denn zweifellos werdet Ihr doch Generalissimus in Italien. Ihr könnt ihm getrost ein Streiskorps -geben, und er wird Euch Wunder zeigen."
„Gern", sagte Aldringhen. „Aber ich — Generalissimus? Herr Kamerad, dazu kann man mich nicht gebrauchen."
„Aber um Gott, Herr Aldringhen, wer sonst als Ihr?"
„Es ist ein hoher Herr angekommen, heute, zugleich mit des Herrn Kurfürsten Maximilian Durchlaucht. Und der Herr Präsident des Hofkriegsrats —"
„Collalto?"
„Zu dienen." —
Später zeigte Spinola Jan den Grafen Reimbolt Coll- ^alto; einen starren Herrn, Mitte der fünfzig:
„Seht, der soll's sein."
„Der?" machte Jan, „Gott helf der Armee, wo sin "Federfuchser - kommandiert."