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Ragolder TagLlatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, de» 13. J,»i 1»4S
Die KmrstrSrtber
Et« »uvergeffeue» Schuldkouto do» franrSfifche« ^Kulturvolkes"
Es werden auch heute wieder von unseren Feinden die un- Glaublichsten Märchen über angebliche deutsche „Barbarei" verbreitet, und in Frankreich und England brachte man bekanntlich phlreiche Kunstschätze in Sicherheit — wie während des Welt- ftieges —, damit sie angeblich nicht heimtückisch von uns geraubt werden könnten. Diese Verdächtigungen sind derart einfältig und durch das mustergültige Verhalten unserer deutschen Soldaten so hinreichend widerlegt, daß das neutrale Ausland heute nicht mehr aus solche» Schwindel hereinsällt.
Hingegen sollte nicht vergesse» werden, wie viel sich von den französischen Raubzügen aus den Jahre» 1794 bis 1807 noch im widerrechtliche» Besch unserer westlichen Nachbarn befindet. Vor allem das Rheinland wurde damals sinnlos gebrandfchatzt. So befinden sich heute noch etwa 2500 wertvolle Handschriften in französischem Besitz, darunter solche von besonderem wissenschaftlichen und künstlerischen Wert, die von Fachkreisen mit mehreren Millionen RM. «»geschätzt werde«.
Unter den Verlusten an Kunstgegenständen find an erster Stelle zu nennen 24 Bilder aus der Kasseler Galerie, von denen 21 während der damaligen Rückforderungsverhandlungen durch die Erben der Kaiserin Eugenie nach Rußland verkauft wurden. Die anderen drei befinden sich noch in den französischen Museen von Montpellier, Toulouse und Caen. Der Wert dieser Bilder machte viele Millionen RM. aus. Außerdem hat Kaffe! damals noch 36 Pretiosen, 548 goldene and 4328 silberne Medaillen eingebüßt, die 1916 schon auf 1700 000 RM. geschätzt wurden.
Aus Braunschweig raubten 1807 die Franzosen 69 wertvolle Gemälde aus dem Salzdahlumer Schloß und 18 ebenso kostbare Bilder aus der Braunschweiger Galerie. Unter ihnen befinde« sich unersetzliche Gemälde von Raffael, Tizian, Rembrandt, Rubens und van Dyck im Werte von vielen Millionen.
In Aachen wurde ein Rubensbild (Anbetung der Hirten) gestohlen, das sich heute im Museum zu Rouen befindet. Koblenz verlor die kostbare Altartafel der Kastorkirche in Silber und Email, di« jetzt eine besondere Zierde des Llunymuseums bildet; ferner ein altes Geschütz, der Vogel Greif genannt, jetzt im Jn- validenpalast zu Paris.
Auch Berlin hat in seinen Kunstsammlungen zahlreiche Verluste zu beklagen, von denen hier nur genannt seien 4000 Münzen und Medaillen, 76 geschnittene Steine, 5 antike Marmorwerke und eine antike Bronzebüste Julius Lasars, sowie zahlreiche Gemälde.
Diese Tatsachen sind unvergessen und belasten, wenn auch nicht das Gewissen, so doch das Schuldkonto der westlichen Kunsträuber, die bis zum heutigen Tage die Frechheit besitzen, die menschliche Kultur zum Bundesgenosse« gegen Deutschland zu reklamieren.
(nsk.)
— Tage der Rose». Nicht zu Unrecht trägt der Juni auch den Beinamen „Rosenmonat". Die Königin der Vluinen, die Zierde aller Gärten, die festliche Rose, öffnet im Juni ihre Blüte. In saftroter, rosaroter, in weißer und gelber Farbe leuchtet diese Blume am dornigen Strauch. Herrlicher Duft entströmt ihrem Kelch und Duft und Farbe find es gewesen, die der Rose den Titel der Königin unter den Blumen eingetragen haben. Gärten mit Rosen find Nein« lachende Fleckchen des Paradieses. Rosen schenkt man sich nicht nur in Tirol, wie das Lied in einer bekannten Operette sagt. Ueberall dort, wo Zartsinn und Liebe und Zuneigung sich durch Blumen bekunden wollen, machen die Menschen gerade die Rosen zur Sprecherin ihrer Gefühle. Rose und Liebe gehören eng zusammen. Und nicht minder ist die Rose durch das Lied mit unserem Volksleben seit altersher auf das -nnigste verknüpft. Ans Deutschen ist die Rose lieb, sie ist der Inbegriff der Schönheit schlechthin. Wo ein Menschenkind aufblüht mit rosigen Wangen, vergleichen wir es mit der Rose. Viele Mädchen tragen auch ihre» Namen. Wollen wir jemand eine Freude machen, einen Gruß senden, einem Mädchen etwas Liebes sagen, so wählen wir die Rose zum Dolmetsch des Herzens, sie macht ihre Sache recht, sie spendet Glück.
Gift in der Rhabarberpflanze. Heute wird viel experimentiert, um Verfügbares für die Volksernährung nutzbar zu machen, und man hat mit gutem Erfolg auch die Blätter vieler Wurzelpflanzen, früher fortgeworfen, in die Volksernährung eingeweiht. Gewarnt aber muß entschieden vor der etwaigen Verwertung auch der Rhabarberblätter werden, Während die Stengel bekanntlich für Süßspeisen sehr beliebt find, enthalten die Blätter ein gefährliches Gift und sind auf keinen Fall genießbar, nicht einmal für das Vieh. Also Vorsicht!
— 282 Junge« und 1888 Mädel kommen. Der Gau Würlkm»
berg-Hohenzollern hat für die zweite Belegungszeit der RSB- Kinderlandverschickung 1881 Pflegestellen geworben und di« Kreise Aalen, Balingen, Ehingen. Göppingen, Heidenheim, Leo», berg, Münsingen, Sigmaringen, Tübingen und Ulm werden 472 Kinder aus Köln-Aachen aufnehmen. Aus Müncheu-Ober- bayern kommen 259 kleine Bayern in die Kreise Backnang. Gmünd, Ludwigsburg. Der Gau Oberdonau schickt nach Crailsheim, Hall, Heilbronn. Mergentheim und Oehringen 365 erholungsbedürftige Buben und Mädel. In den Kreisen Böblingen, Eßlingen. Nürtingen, Reutlingen und Waiblingen er- warten 348 Kinder aus dem Gau Schwaben gute Eaststellen, während 437 junge Saarpfälzer in den Kreisen Biberach, Ra- vensburg, Saulgau und Wangen ausgenommen werden. Es ist sehr erfreulich, daß so viele Volksgenoffen richtig erkannt haben, wie wichtig ein solcher Erholungsaufenthalt für die Gesunderhaltung unserer Jugend ist. Anmeldung von Gaststellen nehmen all« Kreis- und Ortswaltungen der NS.-Volkswohlfahrt entgegen.
— Spendet Schallplatte» für die FreizeitVetreuung der Soldaten! Zur Freizeitbetreuung unserer Soldaten besteht ein dringender Bedarf an Schallplatte». Das Oberkommando der Wehrmacht wendet sich daher an alle Volksgenossen. Schallplatten zu sammeln und der Wehrmacht zur Verfügung zu stellen. Auch schon vollkommen abgespielte oder beschädigte Platten werden gern angenommen, da sie zur Herstellung neuer Platten verwendet werden können. Die Sammelstelle des Oberkommandos der Wehrmacht ist die Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Untericht, Berlin-W 62. Kleiststraße 10—12, wohin die Platten zu senden sind.
— Bei Einberufung Lebensmittelkarte» abliefer». Da die Verpflegung der Wehrmacht und des Arbeitsdienstes durch die Truppenteile selbständig geregelt wird, müsse« bei Einberufungen zum Heeresdienst oder zum Arbeitsdienst sämtliche LÄens- mittelkarten des Einberufenen einschließlich der Reichseierkarte sofort au das Ernährungsamt abgeliefert werde». Die Ablieferungspflicht besteht selbstverständlich auch für di« Reichsseifen- karte. Bei Einberufungen zur Wehrmacht und zum Arbeitsdienst muß auch die Reichskleiderkarte beim Wirtschaftsamt oder bei der zuständigen Außenstelle des Wirtschaftsamtes abgeliefert werden. Für die Ablieferung sämtlicher Bezugskarten find »eben dem Inhaber die Angehörigen des Haushalts verantwortlich. Die Weiterbenützung der Bezugskarteu von Einberufenen durch Dritte wird strafrechtlich verfolgt.
— Schutz des Arbeitsplatzes. Rach der Verordnung zur Sicherung des Arbeitsplatzes wird durch die Einberufung zur Wehrmacht ein bestehendes Befchäftigungsverhältnis nicht gelöst. Diese Schutzvorschrift findet ihre entsprechende Anwendung auf die Arbeitsmänner. ??Lr die Volireireierviilen. die Männer der ll-
„iVer icüüt ^Isäslein«?" keiüt cier neue lustige Terrslilin, in riein Ulbert ^intterstoeü eine llsupt- rvlle spielt. „Wer liüllt biscieleine?" sckeint nuck er su! üiesern Lilcie ru kragen, unä seine Asballt« l^aust wartet aui üen llnKlüclrlicii-OI.iiclclicben, üer sieb als „clerjeniüe. welcber" erweist
To-tenkopfvm-bände, die Angehörige« des Deutsche« Rote» Kreuzes nnd des Luftschutzes findet Lies« Anordnung keine Anwen- Es ist jedoch dafür Sorg« getragen, daß sie »« den Fort- bestand rhres Veschäftigungsoerhältniffes bei ihrer Heranziehuna l»r Dieustleifkmg keine Befürchtung« zu habe« brauch.-».
Aus dem Gerichtssaal
Zuguusall vor der Strafkammer Stuttgart, 11. Juni. Li« Zugzusammenstotz, der sich mn Abend des L. März ans dem Rangierbahnhof in Kornwestheim ereignete und bei dem ein Zugschaffner getötet und ein Materialschaden von rund 30 000 RM. verursacht wurde, fand vor der s. Strafkammer des Landgerichts seine Süchte. Der schuldige Fahr, dienstleiter, der 26jährige ledige Richard G. aus Vallweiler a. d. Saar, hatte versehentlich die Weiche für einen aus Richtung Zufsenhausen einlaufenden Eüterzug falsch gestellt, so daß er aus den Schluß eines anderen im Bahnhof stehenden GLter- zuges aufsuhr. Die Strafkammer verurteilte de» Angeklagte« wegen fachlSMger Tötung in. Tateinheit mit fahrlässiger Traus- powtgefährduug zu drei Monaten Gefängnis.
Zuchthaus für Nassenschand«
Stuttgart, 11. Juni. Die Raffeschntzkammer dos Landgerichts verurteilte d« 31jährige Grete Marschall aus NeustcQt a. d. Orla (Thür.) wegen eines Verbrechens gegen da« Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutsche» LH« zur geglichen Mindeststrafe von einem Jahr Zuchthaus. Die Angeklagte ist Voll- aiierin. Anfang 1937 verheiratete ße sich in London mit de« aus Deutschland ausgewanderten Volljude« Abaham Israel Marschall. Rach fünfwöchigem Zusammenleben auf ihrer Hochzeitsreise nach Jugoslawien, deren Kosten die Angeklagte von ihren Ersparnissen bezahlte, ließ der Jude seine Ehefra» fitzen, die sich dann als Hausgehilfin in England ihr Brot verdiente. Nach Kriegsausbruch wurde sie nach Deutschland abgeschoben. Die Raffeschutzkammer brachte bei ihrem Urteil die neue Verordnung vom 6. Mat 1940 über den Geltungsbereich des deutschen Strafrechts in Anwendung- Hiernach ist auch ei« im Ausland begangenes »ud »ach dortige« Recht straffreies Vergehe» im Inland« strafbar, wenn tue Bestrafung dem deutsche» Balls- empfinden ««HprtM.
Myrthenzweige vom Loretto-Ehrenfrredhos
Karlsruhe, 11. Juni. Von dem von der Kameradschaft badischer Leibgreuadiere 109 betreuten Ehrenfriedhof auf der Lorettohöye wurden Myrthenzweige nach Karlsruhe gesandt, die am Sonntag am Erenadierdenkmal bei der Reichspost und auf den Gräbern der kürzlich verstorbenen Angehörigen des Leibgrenadierregiments, des Oberstleutnants v. Freydorf und des Leutnants der Reserve Holz niedergelegt wurde«.
Mannheim. (Todesfall.) Der Schachlehrer und Schachmeister Willi Schlage, der auch in Mannheim als Lehrer und Schachspieler gut bekannt war. ist gestorben.
B»mteS Allerlei
Schüler und Lehrer schufen den Sportplatz
In der steiermärkischen Ortschaft Admont ist jetzt der neuei Sportplatz einer Oberschule für Jungen feierlich in Betrieb genommen worden. Das war insofern ein besonderes Fest, als der Sportplatz von sämtlichen Schülern der Schule gemeinsam mit den Sportlehrern geschaffen worden ist. Die Arbeiten haben fast drei Monate gedauert. Jetzt ist eine moderne Sportplatzanlage, ein Werk schönster Gemeinschaftsarbeit frrtiggestellt, die vielen Generation von Schülern zur Ertüchtigung dienen wtzch,
^ Eine Ausnahme
Der im Jahre 1859 verstorb^ König Oskar I. vdn Schweden' erteilte einst einer BauerndezMation aus Dalekärlien, die gekommen war, um Erleichterung gewisser Steuer« und Abgaben zu erbitten, Audienz.
Der wegen seiner Güte und Milde außergewöhnlich beljcbte Monarch empfing die schlichten Landleute sehr gnädig, sagte ihnen möglichste Abhilfe zu und unterhielt sich noch längere Zeit buldvollst und herablassend mit den einfache» Leute» aus dem Volke.
„Man sagt, Ihr redet jedermann mit Du an. Ist das wahr?" fragt, er den WortfühiPrider'Abordnung. „Gewist Majestät, das ist hei uns so Brauch", erwiderte dieser, „wir sahen zu allen Menschen Du: nur bei Di« machen wir ei», Ausnahme."
an bonWeM
Ein Reiterroman von Franz Herwig
«erlag F. H. Knie, Heitelberg — LbdruäLrechte durch Berlagsanftalt Man,, München.
14. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Durante stürzte mit solcher Wut aus Jan los, der hohnlächelnd angesehen hatte, daß die Fräuleins aufschrien. Aber Jan parierte den Hieb, sprang zur Seite und die beiden Degen wetzten sich. Der Magister hatte sein Rapier unter dem Arm vorgezogen und ließ gegen seinen Gegner die Klinge tanzen.
„Mir scheint, — vorbei! du bist der Geringere von euch beiden, — wieder nichts! Es ziemt sich, daß der Diener,— hast du einen Walfisch zum Fechtlehrer gehabt?! — es ziemt sich, wie gesagt, daß der Diener dem Herrn Quartier besorgt. Fahr wohl, Kerl!"
Und er stieß zu. Der andere sank mit einem Schrei zusammen.
„Mach voran, Jan!" rief Josö Maria.
Durante blutete heftig am Halse, Jan lief das Blut aus dem linken Aermel. Die Damen hatten sich mit verborgenen Gesichtern umarmt und lehnten an der Wand. Der Wirt stand mit aufgehobenen Händen und schlotternden Knien in der Kaminecke.
„Jan, weißt du, wen du vor der Klinge hast?" rief der Magister. »
Jan stieß einen Wutschrei aus, sein Degen machte eine blitzschnelle Zickzackbewegung und schlug in Durantes Schulter ein. Der wankte und fiel über einen Schemel, riß ihn um und lag still.
Der Magister nahm die Mädchen am Arm und zog sie aus der Stube.
..Schnell und davon, Jan!", rief er. ,.Auf die Gäule und nach Lüttich! Ich trenne mich von euch, um Verfolger zu
narren! In der Schenke ,Zum Dragoner von Breda< tref- - sen wir uns. Vorwärts!"
Die Kutsche stand noch angespannt auf der Landstraße. ' Jose Maria nahm aus der Satteltasche von Durantes Pferd eine Pistole und sagte zu den französischen Lakaien, indes Jan die Fräuleins auf die Rosse hob:
„Ihr habt jetzt einen andern Herrn und der bin ich. Es tut mir leid, daß wir wieder nach Deutschland zurück ' müssen, aber wenn wir über die Grenze sind, könnt ihr Pferde und Wagen für eure Rechnung verkaufen. Voran!"
Und er hielt dem ihm zunächst Stehenden die Pistole unter die Nase.
Ein Vaterunser später sprengte Jan mit den Mädchen eine Strecke weit die Landstraße zurück und dann im Schutze eines Wäldchens querfeldein nach Norden. Josö Maria ritt neben den Kutscher, indem er mit Durantes Pistole spielte.
„Fertig, Kerl?"
«Ja, gnädiger Herr."
„Galopp!"
Und polternd, in einer ungeheuren Staubwolke, jagte der leere Wagen davon, zurück, auf der Landstraße nach Trier.
Jan, der schon eine Viertelmeile zwischen sich und der Landstraße hatte, sah der Kutsche befriedigt nach. Wenn wir verfolgt werden, dachte er, so setzen sie zuerst dem Wagen nach. Er ist doch ein kluger Bursch, Josö Maria!
Er konnte nicht leugnen, daß er sich ausnehmend wohl fühlte, wie er so im kurzen Galopp mit seinen niedlichen Schützlingen dahinsprengte. Schön Dank, lieber Herrgott; dahinten liegt der gnädige Herr Franzos, vielleicht schon tot, und ich reit mit zwei süßen Fräuleins, valderi jawohl, in die blaue Welt hinein. — Und dann werde ich sie nach Lüttich bringen, und dann ins Feldlager des „grooten Moriz", und wenn mich der nicht gleich zum Leutnant macht, will ich gehenkt sein. Glückskind, das ich bin!
a's '---Anne vorreiten mußte, da zwischen den Stämmen jür drei nebeneinander nicht Raum war, um
faßte er Griet von hinten und drückte sie so fest an sich, daß sie aus den Bügeln kam.
Die Sonne stand noch hoch. In dem frischknospenden Grün der Bäume sangen die Vögel. Zur Rechten, um die Wette mit den Reitern, lief ein Bach und sprang hastig über gelbe Felsen. Es war eine Luft zu leben!
Was schcäete es da, wenn Jans und Josö Marias alte Gäule, auf denen jetzt die Mädchen saßen, nicht recht vorwärts wollten, denn sie hatten heute schon acht Stunden Trab hinter sich? Mit Dunkelwerden würden sie doch über die Grenze sein. So ritten sie sorglos dahin und merkten nicht, daß der Bach nicht geradewegs nach Norden lief, sondern in einem wunderschönen Bogen nach Westen sich schwang, nach Frankreich hinein. Erst als sie wieder auf freies Feld kamen, sah Jan das Schlößchen, von dem sie doch herkamen, zur Linken. Er kratzte sich verlegen den Kopf. — Wir müssen also über den Bach. — Seltsam, wie breit der jetzt war. Er gurgelte mehr, als daß er plätschert» und sah unwirsch und finster aus. Lag das an den Wolken- fchatten, die nun über das Land zogen?
Vor das Schlößchen schob sich eine Hügellehne. Auf deren Grat, der dunkel gegen den helleren Himmel stand, schienen drei, vier seltsame Tiere zu krabbeln. Jan rutschte im Sattel hin und her. Welcher Art Tiere waren das? — Fünf — sechs. Griet kniff ihn plötzlich in den Arm.
„Jan!" rief sie, „sieh dort!"
Verdammt nochmal, Reiter! Verfolger! Hatten sie im Schlosse gesteckt, oder waren sie gerade des Weges gekommen? War schon gleich; sie waren da!
Jan, schnell, drängte die Pferde nach dem Wasser zu, wo im Schutze der Uferböschung sie von ferne nicht gesehen werden konnten, und sprang ab. Er watete bis zu den Schenkeln hinein, so weit, daß er in der Strömung zu schwanken begann. Der Grund siel schnell ab.
Marie-Anne weinte still vor sich hin.
Können wir hinüber, Jan?" fragte Griet.
Jan schüttelte grimmig den Kotzs.
(Fortsetzung folgt )