2. Seite - Nr. 106

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"__ Mittwoch, den 8. Mai iz<,

Siegreiche Führer der Lustwasfe erhielten das Ritterkreuz

Der Führer hat dem Generaloberst Milch (Mitte), dem Generalleutnant Geisler (rechts) und dem Major Harlinghausen (links) das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. (Scherl Bilderdienst, Zander-M.-K.)

Nochmals Lloyd George!

Chamberlains Prahlereien führe» die Engländer irre"

Neuyork, 7. Mai. Unter der Ueberschrift:Chamberlains Prah­lereien führen die Engländer irre", veröffentlicht das Hearst- OrganJournal American" am Montag einen weiteren Ar­tikel Lloyd Georges, der sämtliche nicht eingetroffenen Voraussagen Chamberlains und d-r englischen Amtsstellen wäh­rend des Norwegen-Feldzuges aufzählt und schließlich verzweifelt fragt:Wer wird unseren amtlichen Mitteilungen künftig noch - irgend welchen Glauben schenken?" Zuerst hätten die Commu- niquss des Kriegsministeriums die britische Oeffentlichkeit glau­ben gemacht, daß der deutsche Vormarsch endgültig zum Stillstand gebracht wurde. Dann sei amtlich versichert worden, daß neue Verstärkungen an Truppen, Flugzeugen und schwerem Kriegs­material. gelandet und energische Maßnahmen ergriffen wurden, um die isolierten Deutschen abzuschneiden und schließlich ganz Norwegen dem Angreifer zu entreißen. Das Ende vom Lied sei die Mitteilung über dieerfolgreiche Räumung Norwegens" ge­wesen. Dies, so folgert Lloyd George, charakterisiere die Unfähig­keit und Dummheit der Westmächte, deren Kriegführung der­jenigen ihrer mächtigen Feinde hoffnungslos unterlegen sei.

Koht findet keinen Glauben mehr

Der, «ach England geflüchtete Exminister der Lächerlichkeit preisgegeben

Oslo, 7. Mai. Wie sich aus den Osloer Blättern ergibt, rücken fast alle norwegischen Kreise mit aller Entschiedenheit vom frühe­ren Außenminister Koht ab. Am bezeichnendsten ist die eingehende Abrechnung desDagbladet" mit Koht. Es schreibt:Koht so­wie der frühere Kriegsminister Ljungberg haben gemeinsam mit englischen Truppen Norwegen verlassen. Zur gleichen Zeit, als Oberst Eoetz seinen norwegischen Soldaten den Befehl gab, die Feindseligkeiten einzustellen, da er von den Engländern feige verraten worden sei, landeten Koht und Ljungberg mit diesen Engländern auf englischem Boden. Bald darauf versuchten sie von neuem das Ohr des norwegischen Volkes zu erreichen. Herr Koht sprach nämlich im Londoner Rundfunk. Mit zitternder Srimme gab er Episoden aus seiner eigenen Kriegserfahrung zum Besten." Er habe in Trysil unter einer Fichte gesessen, wäh­rend es deutsche Bomben um ihn herum geregnet habe. Dies ist eins Vorstellung, welche, so fährtDagbladet" fort, bei jedem kriegserfahrenen norwegischen Mann nicht glaubwürdig er­scheint, weil man nicht unter Fichten sitzen zu bleiben pflegt, wenn es Bomben regnet. Es sei, wie Koht weiter sagte, eine Schande für einen so hohen Kirchenbeamten wie den Bischof Verggrav, zu loyalem Verhalten gegenüber den deutschen Be­hörden aufzurufen. Immerhin ist aber Bischof Verggrav im Gegensatz zu dem geflohenen Koht bei seinen Landsleuten ge­blieben, hältDagbladet" Koht entgegen. Wenn nach Koht aus­gerechnet 4000 Polen bereitstünden, Norwegen zu helfen, so er­innere man sich im norwegischen Volke, daß es vielen Millionen Polen nicht einmal gelungen sei, ihr eigenes Land zu ver­teidigen. Zu einer Aufforderung Kohts, Widerstand zu leisten, und zur Ankündigung englischer Hilfe stelltDagbladet" nüchtern fest: Diese Ueberzeugung wird in Norwegen heute nicht mehr geteilt.

Norges Handelsog Sjoefartstidende" bemerkt zu Kohts Er­güssen zynisch: Nun habe Koht in London reichliche Gelegenheit, den Engländern klar zu machen, was man in Norwegen unter Hilfe" verstehe. Das Blatt verbittet sich die von London und Paris ausgestreute Parole von angeblichen Verrätereien in norwegischen Reihen. Was das norwegische Volk in seiner jetzigen Lage tue, sei seine eigene Angelegenheit.Fritt Folk" schreibt, Koht sei nun in London in seinem Element. Er sei dorthin ge­flüchtet, wo er politisch schon lange hingehört habe. Es passe für ihn, wenn er sich nun in den Propagandaapparat der West­mächte einreihe. Das Blatt gibt dann den von der englischen Hilfe anscheinend noch immer nicht geheilten Koht als hoffnungs­los der Lächerlichkeit preis. Ernst könne man seine Ankündigung, PHen wolle nun Norwegen helfen, wirklich nicht mehr nehmen.

Paris schimpft über London

England ist schuld!"

Brüssel, 7. Mai. Die englische Niederlage in Norwegen löste auch in der Pariser Presse weitere Kritiken aus, mit denen be­sonders gegenüber England nicht gespart wird. Einige Blätter geben deutlich zu verstehen, daß England für diese Schlappe verantwortlich sei, und daß es angebracht wäre, bei der näch­sten Gelegenheit die Frage des Oberkommandos genauer zu prüfen. Beispielsweise schreibtOrdre", die Kritiken, die gegen Chamberlain gerichtet seien, seien zu stark, als daß er ihnen einfach ausweichen könne. Die Durchführung der hinsichtlich Norwegens gefaßten Beschlüsse betraf die unmittelbare Ver­antwortung der englischen Regierung, weil die britische Ad­miralität die Hauptaufgabe hierbei zu erfüllen gehabt habe. Das Blatt wendet sich dann scharf gegen die Irreführung der Oeffentlichkeit durch falsche Siegesnachrichten.Excelsior" fordert die Oeffentlichkeit auf, die Zähne zusammenzubeißen. Die Lehre und die Verantwortlichkeiten, die man aus der Norwegenaffäre ziehen müsse, dürften nicht in die Welt hinausposaunt werden. Der militärische Berichterstatter desJournal", General Duval, fragt, was Deutschland nunmehr wohl in Norwegen unter­nehmen werde. Die Panzerschiffe und Kreuzer von heute seien delikate Maschinen, die in verhältnismäßig kurzen Zeitabstände« ihre Heimathäfen anlaufen müßten. Die Luftwaffe trage außer­dem dazu bei, ihnen das Leben schwer zu machen.

Moskauer Urteil zur Lage im Mittelmeer

Die Aggressionsabsichten der Westmächte klar erkannt"

Moskau, 7. Mai. Das Blatt der russischen Gewerkschaften, Trud", behandelt in einem Artikel die Verschärfung der englisch­italienischen Beziehungen, die infolge der neuen Konzentration britischer Flotteneinheiten im Mittelmeer und denblockadeähn- lichen" Maßnahmen der Zurückziehung englischer Handelsschiffe aus den Mittelmeerhäfen entstanden sei. In London behaupte man, daß diese Maßnahmen Englands durch den feindseligen Ton der italienischen Presse gegenüber den Westmächten hervorgerufen sei. Diese Erklärung, so schreibt das Blatt, erkläre in Wirklich­keit nichts. Nach Ansicht des genannten Moskauer Blattes könn­ten zwei Gründe die Konzentration der englisch-französischen Flotte im östlichen Teil des Mittelmeeres bestimmt haben: Erstens der Versuch, das Schwergewicht der militäri­schen Operationen nach dem Nahen Osten und in­sonderheit nach dem Balkan zu verlegen, wie die ganze Weltpresse schon seit geraumer Zeit schreibt. Der zweite Grund könne darin bestehen, daß die englisch-französische Flottenkonzentration nur be­zwecke, die Aufmerksamkeit des Gegners von ande­ren Gebieten abzulenken, wo die Westmächte in Wirk­lichkeit eine neue Erweiterung des Kriegstheaters beabsichtigten.

Im weiteren stelltTrud" fest, daß gewisse Organe der eng­lisch-französischen Presse mit Drohungen und Einschüchterungs­manövern an die Adresse Italiens nicht sparten. So habe die LondonerNews Chronicle" unlängst darauf hingewiesen, daß

Italien die am meisten verwundbare Kllstenline in Europa besitze und im Westen einem Angriff der Franzosen angeblich nicht standhalten könne. Einer der Wortführer der französischen Presse, de Kerillis, habe ferner prahlerisch erklärt, daß Italien im Mittelmeer von den englisch-französischen Streitkräften eingekcs- selt sei und keine Chance in einem Krieg gegen die Westmächte habe. Gegen die Betrachtungen könne man, wieTrud" bemerkt, eine Reihe von Argumenten gegenüberstellen, die davon zeugten, daß es schädlich ist, die Kräfte des Gegners zu unterschätzen.

Im weiteren bringt der Artikel dann zum Ausdruck, daß Ita­lien gegenwärtig die Wsstmächte vor einem Vorgehen auf dem Balkan warne. Eine Verletzung der Neutralität der Balkan-- staaten irgend welcher Art werde das sofortige Vorgehen Italiens Hervorrufen. Daran brauche man nicht zu zweifeln. Gleichzeitig wollten die Gerüchte über bevorstehende Aktionen der Westmächte auf dem Balkan nicht nur nicht verstummen, sondern sie verstärk­ten sich im Zusammenhang mit den letzten Ereignissen in Nor­wegen immer mehr. Es sei bezeichnend, daß der bekannte Oberst Fabry unlängst in den Spalten desMatin" schrieb:Wird der Kampf um das Oel bald beginnen, so wie zur Zeit der Kampf um das Erz geführt wird?"

Man kann annehmen, daß Italien über die Absichten der West­mächte auf dem Balkan unterrichtet sei. Man höre in Italien nicht aus, mit gespannter Aufmerksamkeit die Armee des Generals Weygand zu verfolgen und sei sich klar darüber, daß diese Armee keineswegs nur für Fußballkämpfe gebildet wurde. Die Drohung eines Vorgehens Italiens könne aber, so schließt das Blatt, die Pläne der Schaffung eines neuen Kriegs­schauplatzes auf dem Valka.-r beeinflussen.

Spannung im südöstlichen Europa

Eine schwedische Zeitung zu den Krisgsausweitungsplänen

Stockholm» 7. Mai. Die größte schwedische Provinzzeitung Oestergötlands Dagblad" läßt sich aus Budapest melden, nach den Telegrammen, die von den verschiedenen Valkanhauptstädten in Budapest eingegangen seien, befände sich das gesamte süd­östliche Europa in einem Zustand äußerster Spannung auf Grund der Kriegsvorbereitungen, die in den letzten Tagen im östlichen Teil des Mittelmeeres und in Aegypten, Syrien und Palästina vorgenommen worden seien. Diese Spannung beruhe zu einem großen Teil darauf, daß niemand wisse, wo der Krieg diesmal anfangen werde. Es könne genau so gut Italien wie auch dem Balkan gelten, und auf dem Balkan selber könnten sowohl Rumänien als auch Griechenland oder Jugoslawien als Kriegsschauplatz in Frage kommen. Gleichzeitig werde jedoch in Budapest auch die Auffassung vertreten, daß all diese Kriegs­vorbereitungen im Mittelmeer lediglich ein Theaterspiel seien. Dieses Spiel würde danach die Absicht haben, die Aufmerksamkeit der Deutschen von den Stellen wegzulocken, von denen aus in Wirklichkeit ein Angriff gegen Deutschland geplant sei.

In der Meldung wird weiter darauf aufmerksam gemacht, daß die englische und französische Presse in der letzten Zeit förmlich die Reklametrommel für einen Krieg im Mittelmeer geschlagen hätte. Gerade aber diese Tatsache könne jedoch Ver­anlassung zu dem Gedanken geben, daß man in aller Heimlich­keit irgendetwas anderes an einer anderen Stelle vorbereite.

Sofia, 7. Mai. Aus den Nachrichten der BlätterVestnik na Vestnice" undNedelen Dnevnik" gewinnt man den Eindruck einer rasch wachsenden Spannung im östlichen Mittelmeer. Es wird bereits von einem Alarmzustand in diesem Gebiet sowie auch von einer Bedrohung des Reiches von dorther ge­schrieben. In ihren Ueberschriften betonen die Blätter, daß die Achsenmächte sicher jeden Vorstoß der Engländer und Franzosen parieren würden.Nedelen Dnevnik" veröffentlicht als Spitzen­meldung einen Eigenbericht aus Athen, wonach die Reden Cham­berlains und Kingsley Woods erkennen ließen, daß die West­mächte beabsichtigen, das Reich über Jugoslawien, Griechenland uno Rumänien anzugreifen. Man nehme an, daß die nächsten Objekte Englands und Frankreichs diese drei Länder seien, wo über die Aktion der Westmächte starke Unruhe herrsche.

Drohender Belagerungszustand ln der Türkei

Außerordentliche Vollmacht der Regierung erteilt Istanbul, 7. Mai. Die türkische Nationalversammlung hat am Montag die Eesetzesvorlage über den Belagerungszustand an­genommen. Nach Artikel 86 der türkischen Verfassung hat der Ministerrat das Recht, im Kriegsfälle oder beim Vorliegen außerordentlicher Umstände, die Kriegsgefahr für das Land be­deuten, den ganzen oder teilweisen Belagerungszustand zu ver­hängen. Das gilt zunächst für die Dauer eines Monats und erfordert die Zustimmung der Nationalversammlung. Ueber et­waige Verlängerung des Belagerungszustandes beschließt wie­derum die Nationalversammlung.

Das Telefongespräch

beweist die Kriegsausweitungspläne der Westmachte

Rom, 7. Mai. Das Telephongespräch zwischen Chamberlain und Reynaud vom Abend des 30. April ist in Italien als ein neuer Beweis für die hinterhältigen Pläne der Westmächte und ihre Absicht, mit allen Mitteln eine Ausweitung des Krieges zu er­reichen, mit stärkstem Interesse ausgenommen worden.Tribuna" überschreibt die MeldungDie geheimen Absichten der Eng­länder und Franzosen auf Südosteurspa aufgedeckt".Popolo d Jtalia" schließlich spricht in großen Ueberschriften von der Ent­larvung der englisch-französischen Pläne und betont, daß die Aktion der Westmächte im Orient für den 20. Mai angesetzt worden war.

Auch Rumüniens Pelroleumhafen lockt Churchill

Konstanza, die rumänische Hafenstadt am Schwarzen Meer, ist heute der bedeutendste Umschlagplatz für den rumänischen Ueberseehandel. Die Stadt, die in dem rumänischen Distrikt Dobrudscha liegt, in der fruchtbaren Tiefebene am Schwarzen Meer, ist durch ihre natürliche Lage einer der bedeutendsten Handelsplätze Rumäniens. Hier endet die Bahnstrecke Konstanza Tschernawoda, die unmittelbar bei Konstanza auf einer gro­ßen Eisenbahnbrllcke die Donau überquert. Das moderne Kon­stanza zeigt sich als eine betriebsame Hafenstadt mit etwa 50 000 Einwohnern, die eine nautische Schule, höhere Bildungsanstal­ten, verschiedene Banken und eine lebhafte Industrie besitzt. Das Stadtbild wird durch mehrere schöne Kirchen, eine griechische, protestantische, katholische, bulgarische und armenische und eins prachtvolle rumänische Kathedrale belebt. Konstanza macht mit seinen schönen, gepflegten breiten Straßen, seinen Anlagen und Seebädern den Eindruck einer sehr modernen und lebendigen Stadt. Die größte Bedeutung kommt natürlich dem Hafen zu, der ständig eisfrei ist und durch eine Bucht gebildet wird, die ein 1400 Meter langer Damm abschließt. Der im Süden liegende Petroleumhafen ist der Hauptausfuhrplatz für das rumänische Erdöl, das zum größten Teil mit Hilfe direkter Rohrleitungen aus dem rumänischen Erdölgebiet zu den großen Petroleum­tanks im Hafen geleitet wird. Die Ausfuhr erstreckt sich neben Erdöl hauptsächlich auf Getreide und Schafe,' cingeführt werden Textilien, Gußeisen- und Kolonialwaren. Unweit Konstanza liegt das reizvolle kleine Seebad Mamaia, wo sich im Sommer ein rsges Badeleben abspielt. Hier befindet sich auch ein hüb­sches Lustschlößchen des Königs

Washington, 7. Mai. Nach dem völligen Fehlschlag der eng­lischen und französischen Expedition in Norwegen, der hier unoer­kennbar einen großen Eindruck hinterlassen hat, werden nun alle möglichen Vermutnugen darüber angestellt, welches Land wohl der nächste Kriegsschauplatz sein werde. Ter Journalist Lindley stellt in Washington als eine Art Trost darüber, daß England in Norwegen einen großen Prestigeverlust erlitt, fest, die englische Flotte unterhalte nach wie vor starke Seestrertkräfte im Kanal. Der Kommentator Brown erklärt imEvening Star" anderer­seits, die Gegenwart der allierten Seestreitkräfte im Aegäischen Meer, die Gegenwart englischer Kräfte nahe Korfu, die Ankunft von Einheiten der Weygand-Armee in Istanbul, von wo eine direkte Eisenbahn nach Saloniki führt, würden als unmißver­ständliche Zeichen kriegerischer Absichten Englands und Frank­reichs bezeichnet:

Englische Journaliftsninvasion in Belgrad Belgrad, 7. Mai. In Belgrader Pressekreisen füllt das ständige Anwachsen der Zahl der englischen Journalisten all­gemein aus. Die Londoner Zeitungen haben, ebenso wie die Presse- und Propaganda-Abteilung der britischen Gesandtschaft, ihre Belgrader Vertretungen bedeutend verstärkt. Als neuer bri­tischer Presseattache wurde ein gewisser Syme ernannt, sein eben­falls neu zugereister Stellvertreter heißt Lyell. Außerdem zählt diese Abteilung, die sich in den letzten Tagen bei derBetreu­ung" der anglikanischen Bischöfe und ihres Gefolges hervorgetan hat, noch vierGehilfen".

Theologie oder Plutolratie, das ist hier die Frage!

Sofia, 7. Mai In Sofia werden die englischen Bischöfe erwar­tet, die zur Zeit eine ausgedehnte Balkanreise unternehmen und bereits in Belgrad und Bukarest waren. Angeblich sollen diese Priester kirchliche Verhandlungen führen. Es gibt jedoch gehässige Menschen, denen es auffällt, daß die Anglikaner viele Jahre hin­durch gar kein Bedürfnis verspürt haben, mir der Ost-Kirche theo­logische Fragen zu besprechen. Das plötzliche Interesse der eng­lischen Bischöfe gerade in diesem Augenblick erregt deshalb Ver­dacht. Bekanntlich sind zur Zeit alle britschen Gesandten aus dem Balkan in London versammelt, um neue Instruktionen zu emp­fangen. Ferner ist in diesen Tagen der englische Botschafter bei der türkischen Regierung, Hugessen, in der bulgarischen Haupt­stadt mit ausgedehnten Besprechungen beschäftgit. U. a. ist durch­gesickert, daß er Bulgarien überreden soll, den Westmächten und ihrem Trabanten Durchmarschrecht zu gewähren, eine Forderung, die von dem Geklirr türkischer Waffen an der bulgarischen und der griechischen Grenze begleitet wird.

Zunehmende Beunruhigung in Bulgarien Sofia, 7. Mai.Alarm im Mittelmeer" ist die Spitzenüber­schrift des MorgenblattesDie Zeitung der Zeitungen", das am Montag, dem großen Festtag der bulgarischen Armee, als einziges Blatt erschienen ist. Die Aufmerksamkeit der politischen Kreise Sofias wendet sich in steigendem Matze den Kriegsausweitungs­plänen der Westmächte im östlichen Mittelmeer und in Südost- eucopa zu. Größte Beunruhigung verursachte die Meldung von der Anwesenheit englischer Kriegsschiffe im Aegäischen Meer und bei den Dardanellen. Nach einer anderen Meldung sollen im rumänischen Küstengebiet des Schwarzen Meeres Befestigungen errichtet werden. Weiter verstärke Rumänien die militärischen Sicherheitsmaßnahmen im Petroleum-Gebiet. Größte Beachtung finden in der bulgarischen Hauptstadt die Stimmen aus Italien, wobei mit Genugtuung der dort allgemein zum Ausdruck ge­brachte Wille vermerkt wird, jeden Versuch einer Rriegsauswel- tung im Mittelmeer oder auf dem Balkan mit aller Entschieden­heit entgegenzutreten

Englische Touristenentdecken" Rumänien Bukarest, 7. Mai. DieEntdeckung" Rumäniens durch eng­lischeTouristen" macht immer größere Fortschritte. Neuerdings gilt ihreLiebe" nicht nur den rumänischen See- und Donau­häfen und dem im schönen Karpathcnland gelegenen Oelgebiet,