8. Seite Nr. 11

Nagolder TagblattDer Gesellschafter«

Samstag, den 13. Januar 19411

Aber mit den Jahren ließ es sich doch nicht gänzlich ver­meiden, daß sie den Kreis der gegenseitigen Aussprache er­weiterten, zu diesem Zweck Besuche empfingen und erwider­ten. Dabei war der Graf nicht wenig stolz auf die haus­fraulichen Tugenden seiner Frau, die an solchen Abenden auch manchen jungen und lieben East mit kleinen Aufmerk­samkeiten auszeichnete. Nur um so zärtlicher bewies sie hinterher, daß ihre eheliche Treue nicht den mindesten Scha­den davon genommen hatte. Immerhin, in seinen Jahren galt es auf der Hut zu sein, und als er das Gläschen eines Tages fand, nahm er es jetzt immer wieder zur Hand. Aber das wahrsagende Fädchen zeigte nicht die geringste Trübung.

Bald darauf starb dem Grafen ein hochbetagter Onkel, der zwar von allen Verwandten den heftigsten Widerstand gegen die unebenbürtige Heirat geleistet, zu dessen Begräb­nis Eberhard jedoch unbedingt erscheinen mutzte. Miß­trauisch, wie er inzwischen gegen seine Frau geworden war, griff er vorher zu einer List und ersetzte den weitzen Faden durch einen schwarzen. Wenn er nach einigen Tagen wieder­kam, würde er ja sehen, was es mit dem Talisman auf sich hatte.

Trotz des zärtlichsten Abschieds dachte er auf seiner Reise und selbst im Kreise der Trauernden nur immer an den wundertätigen Faden daheim in dem Gläschen, an die Lis- besprobe, die ihnen damals in Tripolis von der kleinen Hexe versprochen worden war. Viel zu langsam trabten ihm jetzt die Pferde vor der Postkutsche, in der er über die holprige Landstraße wieder heimwärts fuhr; nicht früh ge­nug konnte er sich von dem Ergebnis der Liebesprobe überzeugen.

Den ersten unbewachten Augenblick benutzte er, um den Talisman aus seinem wie er glaubte nur ihm allein bekannten Versteck hervorzuholen Mit zitternden Händen hielt er ihn endlich gegen das Licht. Und was sah er? Rein wie die leibhaftige Unschuld glänzte ihm ein weißer Faden entgegen.

Kursus für Geizkragen

Heiteres Geschichtchen von Hermann Ebbinghaus

Ein Geizkragen ist der Kerl, der Hempel!" Schmetternd führt der Oberbuchhalter Meyer seine Faust auf den Tisch, daß die Bierfilze wackeln.Meint ihr, er käme nicht gern auch mal zu uns? Brennend gern, sage ich euch! Aber er hockt lieber in seiner ungeheizten Stube und zählt sein Geld!"

Ach was, Geld zählen!" spricht der Apotheker dazwischen. Der hat noch viel wichtigeres zu tun, der Hempel. Der liegt bestimmt im Bett und überlegt sich die neueste Aus­rede, mit der er sich am nächsten Morgen um die 20 Pfennig für die WHW.-Straßensammlung drücken kann."

Er kauft sich noch nicht einmal eine Zeitung, der schäbige Junggeselle! Er kommt doch nur ab und zu hier herunter ins Lokal, um sich zu erkundigen, ob im Rundfunk etwas Neues gemeldet worden ist! Aber trotz allem, Kinder" behaglich lehnt sich der Oberbuchhalter zurück,den krieg ich doch noch! Jawohl! Der wird einmal zahlen und nicht zu knapp!"

Ausgeschlossen!" Alles lacht. Aber der Oberbuchhalter Meyer weiß ja wohl genau, was er sagt. Ein Sprüche­macher und Windbeutel ist er nicht.

Also Ruhe!" ruft er jetzt in den Lärm.Wir wollen das doch einmal ganz genau festlegen. Ich verpflichte mich hiermit, dem Hempel eine freiwillige Spende von na, sagen wir mal von einhundert Reichsmark für das WHW. zu entlocken, und zwar ohne allen Zauberspuk und doppelten Boden, sobald er sich hier blicken läßt!"

Mit dem Lärm ist es aus. Jetzt gibt's ringsum das große Schweigen gewaltigen Erstaunens: dem Hempel einen Hunderter entlocken? Dem Hempel?Menschenskind, wie willst du das fertig kriegen?"Mann! Wenn dir das gelingt, dann lege ich noch einen Zwanziger drauf!"Ich auch!"Ich auch!"

Wie ich das anstellen will? Ja, Jungens! Es gibt nur eins aus der Welt, das der Hempel brennend gern haben möchte. Das ist mein Lump hier, mein Hund, mein Dackel!"

Ach, und den willst du ihm verkaufen und dann selber

die hundert Mark-Nein, weißt du, das gilt aber

eigentlich nicht!" Ganz enttäuscht ist der Apotheker.

Soll auch gar nicht gelten!" beruhigt der Oberbuchhalter. Meint ihr denn, er würde mir für meinen Lump auch nur zehn Mark zahlen, der Hempel? Niemals! Seht mal..."

Doch ehe er noch etwas von feinem Plan verraten kann, muß er scknell die Stimme senken, und alle Blicke wenden sich zur Tür:Der Hempel! Der Hempel!" Richtig, der Hempel, der nach den neuesten Nachrichten fragen will...

Zu seiner Ileberraschung ist der Ankömmling plötzlich umringt. Er steht im Mittelpunkt. Er wird zu so viel Vier eingeladen, wie er nur trinken mag. Und natürlich sagt er nicht nein. So sitzt er denn so vergnügt, wie er nur eben kann, mitten dazwischen, und bald ist der schönste Handel über den Dackel Lump im Gange. Denn der Oberbuchhalter hat den Hund tatsächlich zum Kauf angeboten. Dreißig Mark will er nur haben, aber mehr als acht will der Hem­pel nicht zahlen.

Weißt du was!" ruft Meyer ungeduldig.Jetzt bin ich's leid! Ich sehe schon, du willst den Hund geschenkt haben. Gut! Du kriegst ihn geschenkt! So gut wie geschenkt, machen uns einen Scherz aus der ganzen Geschichte. Du zahlst mir überhaupt nur Pfenige für den Lump!"

Pfennige?" staunt der Hempel.

Jawohl, Pfennige! Für das erste Zehchen vom Lump einen Pfennig. Für das zweite das Doppelte, also zwei Pfennig! Für das dritte davon wieder das Doppelte, also vier Pfennig. Na, und so weiter! Achtzehn Zehchen hat der Hund nur. Fünf an jedem Vorderbein und vier an jedem Hinterbein. Na, wie ist's, Hempel? Eilt der Han­del? Ja oder nein?"

Eilt, gilt!" ruft Hempel und strahlt über das ganze Gesicht und schlägt in die Rechte des Oberbuchhalters ein und ruft alle ringsum als Zeugen an.

Ja, und dann setzt er sich hin und fängt an zu rechnen. Immer runder und angstvoller werden die Augen des alten Hempel, immer erstaunter auch die Blicke der Stamtisch- runde, schließlich aber immer lauter auch ihr Lachen. Denn jetzt haben sie begriffen, in welche Falle der Hempel da gerannt ist. Der rechnet nur und rechnet: 1 Pfennig und 2 Pfennig und 4 Pfennig, insgesamt 8 Pfennig das sind die ersten drei Hundezehen. 8 Pfennig und 16 Pfennig und 82 Pfennig, zusammen 56 Pfennig das sind wieder drei. 64 Pfennig und 1 Mark 28 und 2 Mark 56 geben in Summa 4 Mark und 48 Pfennig das ist die Hälfe: neun Zehen für insgesamt 5 Mark und 11 Pfennig. Dem Hempel wird langsam warm. Und schließlich bricht ihm der Schweiß aus: Er hat das Endergebnis errechnet: genau zweitausendsechs- hundertundeinundzwanzig Reichsmark und vierundvierzig Pfennig für die achtzehn Dackelzehchen! Jeder kann's nach­rechnen, und alle sind Zeugen, datz der Handel gilt!

Der alte Geizkragen wimmert. Aber der Oberbuchhalter Meyer bleibt hart wie ein Betonbunker. Der Hempel wird erst aus seiner Verpflichtung entlassen, als er freiwillig in die Tasche gegriffen und nicht nur den Hunderter fürs WHW., sondern auch noch die Zeche des Abends bezahlt hat: ein vorbildlicher Lehrkursus für Geizkragen!

Die liebe Feldpost

Skizze von Herbert Dörr

NSK. Verwundert betrachtete der Schütze Paul Haider das Päckchen von allen Seiten, das ihm eben von der Feld­post ausgehändigt worden war. Immer wieder prüfte er» ehe er es öffnete, die Anschrift und die Feldpostnummer. Denn, daß die Sendung wirklich für ihn bestimmt war» konnte er kaum glauben, weil er in der Heimat niemandem zurückgelassen hatte, der wohl an ihn denken mochte. Und oft hatte es recht wehgetan, wenn bei der Verteilung der Feldpost die Kameraden immer und immer wieder auf­gerufen wurden, sein Name aber niemals fiel.

Die Hände zitterten ihm ein wenig, als er das Päckchen öffnete und demselben eine Schachtel Zigaretten und einem Brief entnahm, der zwar nur wenige Worte enthielt. Doch diese setzten sich in seinem Herzen fest, und ein über das anderemal las er:Mein lieber Soldat! Lassen Sie sich die Zigaretten recht gut schmecken und denken Sie daran, daß in jeder die heißen Wünsche eines Mädels eingeschlossem sind. Ihre Renate."

Nun war Paul zwar Nichtraucher, doch in der erstem freien Minute setzte er sich in einen ruhigen Winkel und entzündete eine der Zigaretten, und durch die aufsteigenden Rauchwölkchen sah er schemenhaft das Antlitz eines Mäd­chens auftauchen, und er träumte von der unbekannten Renate.

Und am Abend setzte er sich hin und schrieb einen langem Brief an das Mädel und dankte ihr für die übergroße Freude, die sie ihm mit ihrer Liebesgabe bereitet hatte, und in warmen Worten bat er sie, ihm wieder zu schreiben.

In der Heimat aber fiel Renate ihrer Freundin vor Freude um den Hals, als sie seinen Brief erhielt. Nun! hatte sie also ihren Feldpostbrief und mußte nicht mehr traurig Zusehen, wenn die Kolleginnen stolz ihre Front­grüße vorzeigten. Das hatte ja auch ihre Freundin be­wogen, von ihrem Liebsten die Adresse eines netten Jungen aus seiner Kompagnie zu erbitten, der ohne Anhang war und sich über ein paar liebe Worte von einem Mädel freuen würde.

Die Freundin hatte freilich nur an einen harmlosem Briefwechsel gedacht, denn Renate war zwar ein lieber Kerl, doch ihr guter Kern steckte in einer recht unscheinbarem Schale, und es war zu befürchten, daß sie bei einem Zu­sammentreffen mit dem Kriegersmann diesen recht enttäu­schen würde. Doch bis dahin war es noch Zeit, meinte sie.

Anders aber dachten die beiden jungen Menschen, dis sie durch ihre Vermittlung zusammengeführt hatte. Mit jedem Brief, der hin und her geflattert war, flog ein Stückchen Herz mit, und bald konnte Paul in jedem Winkel von Re­nates reiner Seele sehen, während das Mädel beglückt seine immer wärmer werdenden Briefe in sich aufnahm.

Und Paul bekam eines Tages unverhofft Urlaub und konnte sich keinen anderen Weg vorstellen, als zu Renate zu eilen. Sein Herz pochte, als er vor ihrer Türe stand. Er zögerte lange, ehe er an die Klingel griff. Was würden die nächsten Minuten bringen? Wie sah das Mädel aus» dem er sein übervolles Herz entgegentragen wollte? Und die Türe ging auf, und Renate stand in der Oeffnung.

Einen Augenblick wollte Paul eine leise Enttäuschung be­schleichen, denn etwas anders hatte er sich Renate in seiner^ Träumen doch vorgestellt. Doch da kam mit einem Male ein Leuchten und Flimmern in das unscheinbare Gesicht und- eine tief zu Herzen gehende Stimme sagte jubelnd nur eiM einziges Wort:Paul!"

! Da riß der Soldat das Mädel an sich und küßte ihr die Tränen fort, die die unerwartete Freude ihr in die Augen, getrieben hatte.

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Zeichnungen I Ä. Selter

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