6. Seite Nr. 266

Reichsminister Dr. Goebbels beim Staatspräsidenten Dr. Hacha

(Presse-Hoffmann, Zander-M.-K.)

GSriiig bei seinen Richthosen-I! leger»

Von Kriegsberichter Oskar Lachmann

DNB io Nov. (PK.) Wir stehen auf dem Flugplatz des Jagdgeschwaders Richthofen im westlichen Frankreich. Fast ein festlicher Glanz liegt auf den Gesichtern der wettergebräuntsn und todesmutigen Fliegergestalten. Heute kommt der Reichsmar­schall. Jeder weih es: Er kommt zu seinem Geschwader, das er selbst im Weltkriege kommandierte und das der Reichsmarschall mit der Schaffung unserer Luftwaffe neu erstehen lieh.

Gruppenweise haben die Jagdflieger und das Bodenpersonal des erfolgreichen Geschwaders Aufstellung genommen. Da hält auch schon der Kraftwagen des ruhmreichen Jagdfliegers aus dem Weltkrieg, des Schöpfers der neuen und besten Luftwaffe der Welt, des Reichsmarschalls des Erohdeutschen Reiches Her­mann Eöring, auf dem Flugplatz. Nun strahlen die Augen der jungen Flieger.

Zum fliegenden Personal sprach dann der Reichsmarschall von den Aufgaben und Pflichten des deutschen Fliegers. Dabei stellte ^ er die Leistungen der Weltkriegsflieger in den Vordergrund. Aus ihrem Kampfgeist und ihrem Vermächtnis wurde die neue Luftwaffe geboren. Zwar sind die Jagdmaschinen besser, zuver­lässiger und schneller geworden, jedoch: der Fliegergeist ist der­selbe geblieben! Der Ncichsmarschall verwies auf die schweren Stunden, in denen er die Jagdstaffeln des Grützen Krieges ab- rüsten und auflösen mutzte. Sein damaliger Entschluß, dem mili­tärisch unbesiegten Deutschland eine neue Luftwaffe mit uner­hörter Schlagkraft zu schaffen, hat ihn niemals verlassen. Im Jahre 1935 ist sie dann wieder erstanden. Es war selbstver­ständlich, die Tradition des siegreichen Geschwaders aus dem Weltkriege in. einem'Neuen Jagdverbande zu verankern. Richt­hofens Geist und sein Name lebt weiter in einem verdienst­vollen und siegreichen Jagdgeschwader unserer Luftwaffe!

Deshalb habe ich Euch", so sagte der Reichsmarschall wörtlich, auch einen Führer und Eeschwader-Comodore in dem etfolg- und siegreichen Fliegerhelden Major Wick gegeben, der Euch im Kampfe ein Vorbild ist. Ihr sollt ihm nacheifern und den Feind zerschmettern, wo Ihr ihn trefft. Jede feindliche Maschine muh zertrümmert werden und brennend abstürzen! So wollen und so werden wir unseren englischen Gegner vernichten!"

Nun tritt der Reichsmarschall zu jedem Jagdflieger einzeln heran und lägt sich die Anzahl der Feindflüge und Luftsiege melden. Bis zu 170 Feindflügen eines einzelnen Jägers werden bekannt. Groß ist die Zahl der heldischen Einsätze und schwer wiegen die Erfolge, von denen da berichtet wird. Es ist fürwahr ein stolzes Ergebnis von Kampfesmut und Fliegergeist, der hier zutage tritt. Der Reichsmarschall spricht den mutigen deut­schen Männern seine Anerkennung aus. So mancher Feldwebel mit 18 und 19 Luftsiegen wird zum Leutnant befördert und mancher, der es nicht erwartete, erhielt aus der Hand des Reichs- marschalls für seine erste bestandene Feuerprobe vor dem Feind das Eiserne Kreuz Erster oder Zweiter Klasse.

Heil Kameraden!" grüßt der Reichsmarschall und begibt sich wieder zu seinem Wagen.

Heil, Herr Reichsmarschall!" braust es über das herbstliche Rollfeld, auf dem soeben die Vodenwarte die Jagdmaschinen startklar machen. Aus seinem Wagen fragt noch einmal schnell der Reichsmarschall den Eeschwaderkommodore, Major Wick:Wo geht's heute hin?"Nach Portsmouth!" lautet die Antwort. Na, dann gebt ihm!" ruft der Reichsmarschall.

Nagolder TagvlattDer Gesellschafter"

Dienstag, den 12. Nove mber Igzg

Französische Kolonialtruppen W

verlassen nach dem Einmarsch D

de» Japaner Indochina >

(Atlantic, Zander-M.-K.) W

WM

PorlrSi einer u-Bo»i-Kimmsd»nlen

Von Kriegsberichter Erich Kurz

DNB,9. Nov. (PK.) KapUänleuknant K r e t s ch m e r, der vom Führer als zweiter Seeoffizier das Eichenlaub zum Ritter­kreuz des Eisernen Kreuzes erhielt, ist sozusagen der geborene Unterseeboot-Kommandant. Kaum war er Offizier geworden, als seine Vorgesetzten sich darüber klar waren, daß man diesen jungen Soldaten so bald wie möglich in eine selbständige Stellung brin­gen müsse, und so wurde er schon mit 25 Jahren Untersee­boot-Kommandant. Seine Ruhe ist unerschütterlich, sein Handeln kühn und überlegen. Also gab man ihm gleich bei Be­ginn des Krieges besonders schwierige Aufgaben, die ihn in kühnen Vorstößen bis dicht vor die englische Küste führten. Dort holte er sich bei stärkster feindlicher Abwehr seine ersten Erfolge. Glückliche Hand und ausgezeichnetes Können vereinigten sich. Seine Leute schworen darauf, daß ihrAlter" eine ganz besondere Nase für das Auffinden des Gegners besitzt. Sie schätzen an ihm, daß er ihnen große Selbständigkeit läßt, wenn er ihre Fähigkeiten erst einmal genau geprüft und sie als zuverlässig erkannt hat. Er verläßt sich auf seine Leute, indem er ganz einfach seine eigene Sicherheit auf die Untergebenen übertrügt Daß er ein großer Schweiger ist, halten die Männer gern der Tatsache zugute» daß ihr Kommandant Junggeselle ist.

Ununterbrochen raucht er dicke und schwarze Zigarren von der

MD

Der neue rumänische Gesandte in Berlin, Constantin Grecianu

ist dort eingetroffen. In der Mitte Grecianu (X) links von ihm Legationsrat von Halem. (Atlantic, Zander-M.-K.)

(Associated Preß, Zander-M.-K.)

berüchtigten Sorte. Es war noch im Frieden, und Kretschmer war noch Wachoffizier. Das Unterseeboot, auf dem er komman­diert war, machte im Dezember eine Ueüungssahrt. Stundenlang saß Kretschmer in seiner Freizeit an Deck, in seine Gedanken und in den Rauch seiner Zigarre versunken, den er in dichten Schwa­den in den Winterhimmel blies. So versunken saß er da, daß er das Alarmzeichen überhörte. Es hatte ihn in seinem stillen Win­kel auch keiner bemerkt, So rutscht plötzlich das Boot unter ihm weg. Also hieß es schwimmen! Zwar nicht lange, denn das Fehlen des Offiziers war natürlich gleich bemerkt worden, und das Boot tauchte schnell wieder auf.

Da sahen sie nun Kretschmer schwimmen, in der rechten Hand hocherhoben seinen wertvollsten und einzigen Begleiter. Seelen­ruhig kletterte Kretschmer mit brennender Zigarre wieder a» Bord und nahm schweigend den trockenen Hinweis seines Kom­mandanten entgegen, daß er sich eigentlich eines schweren Ver­stoßes gegen die Schiffsordnung habe zuschulden kommen lassen, indem er sich ohne Abmeldung von Bord entfernt habe.

Gevlchtssaal

Aus der Bahn geraten

Stuttgart. Die Strafkammer verurteilte den 18jährigen Paul S. aus München wegen acht Vergehen des Diebstahls sowie we­gen Betrugs, Fahrens ohne Führerschein und unbefugten Waf- fenführens zu der Gesamtstrafe von zwei Jahren zwei Monaten Gefängnis. Der noch nicht vorbestrafte Angeklagte hatte in der Zeit vom Juni bis September d. I. unter Ausnützung der Ver­dunkelung aus parkenden Kraftwagen wollene Decken, einen Photoapparat und andere Gegenstände gestohlen und zum Teil an Dritte veräußert. Ferner hatte er seinem Arbeitgeber einen Autoreifen entwendet und ihn unter unwahren Angaben einem anderen Kraftwagenbesitzer verkauft. Ohne Führerschein machte der junge Bursche sodann mit einem Kraftwagen, den er non der Straße wegnahm, eine Schwarzfahrt in die Gegend non Schwäbisch Hall. Kurz vor seinem Ziel rannte er mit dem Wagen gegen einen Baum, so daß der Kühler eingedrückt wurde und ein Schaden von 180 RM. entstand. Darauf ließ er den Wagen an der Unfallstelle stehen und ging davon. Seinen gemeinsten Streich verübte er in einer Ssptembernacht auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof, wo er einen aus einer Bank schlafenden Soldaten bestahl.

Wegen Amtsanmaßung verurteilt

Der in Vaihingen a. F. wohnhafte Johann Kurth, der schon zweimal wegen Amtsanmaßung vorbestraft ist, wurde neuer­dings wegen Amtsanmaßung vom Amtsgericht Stuttgart zu einer Gefängnisstrafe von fünf Monaten verurteilt. Kurth Hai Ende August d. I. in einer Wirtschaft in der Altstadt durch sein ganzes Auftreten den Eindruck erweckt, er wäre Kriminal­beamter. In einer Wirtschaft in Kaltental hat er sich dem Wirt gegenüber alsKrim.-Kommissar Dr. Kurth" ausgegeben und ihm einen falschen Ausweis vorgezeigt. Er wollte angeblich einen Heiratsschwindler ermitteln.

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Hochland-Roman von Haus Ernst

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17s

Da schieb ich ihm einen Riegel vor. sagte er einmal. . Der hinterlistige Kerl der. Wie er gemerkt hat, daß ich mich fürs Gittli interessier, hat er mir dreingelangt. Aber ich wehr mich. Florian. Noch hast dein Glück net in der Tasch'n. Ich bin schon auch noch da. ich, der Niederhofer-Vinzenz. Was du bist, das bin ich auch. Er klimperte mit den Geld­stücken in seinem Hosensack. Bist ja doch ein Schnapper gegen mich- Kaufen kann ich mir doch, was ich gern mag. Und dös macht bei den Weibern schon einen Eindruck. Da wird's Gittli auch net anders sein.

Erschrocken hielt er in'seinem Selbstgespräch inne. Ein" Hase sprang über den Weg und suchte rasch ins schützende Dickicht zu kommen. Vinzenz lächelte: Schad, daß ich mein Büchserl net dabei, g'habt. Hab. Ein paar Mark! wären es auch wieder gewesen. ^

Als er in den Hohlweg kam. wo dann bald der Weg nach dem Niederhof abzweigte, hörte er hinter einer Weg­biegung das klirrende Geräusch von Nagelschuhen. Im nächsten Moment tauchte der Praxner-Hans, einer der Eggen- heimfchen Jäger, hinter der Biegung auf. Eine Gestalt wie aus Eisen gefügt. Die Büchse funkelte hinter seiner ver­schlissenen Lodenjoppe, als wenn die Läufe aus Silber wären. Vinzenz lüftete aus freundliche Art sein Hütl und grüßte. Er sah es wohl, wie der Jäger einen raschen Blick auf seinen Gemsbart warf, und Bmzenz lächelte heimlich für sich hin.

Wie 's ihm d' Augen raustrieben hat, wie er mein' Bart gesehn hat, dachte Vinzenz.

»Ja, Jager, da kannst lang schnüffeln, dös erfährst ja doch net, wo ich den her Hab."

In etwas gehobener Laune setzte Vinzenz seinen Weg fort. Als er daheim ankam, stand sein Bruder im Hof und er kam sogleich mit seinen huschenden Schritten heran und hatte eine schlaue Pfiffigkeit in seinem faltenreichen Gesicht.

»Was meinst, Vinzenz, wa, ich g'sehn Hab?"

' Vinzenz mochte den Bruder nicht. Aber die Neugierde trieb ihn. zu fragen.

»Was hast denn g'sehn?"

Der Halbidiot schaute sich erst furchtsam um, als sei es ein schweres Geheimnis, das er zu verraten bereit sei. Dann deutete er mit ausgestreckter Hand hinunter in den Grund, wo der Bergbach brauste.

»Da unten bin ich gehockt, dann ist der Florian mit dem Gittli gekommen."

Vinzenz rührte in Unbehagen die Schultern. Sein Mund kniff sich zusammen.

»Was geht denn das mich an?"

Der andere plauderte weiter:

»Sie haben mich net g'sehn, weil ich hinter den Stauden gehockt bin. Und da haben sie sich abgebusselt. Und allweil busselt allweil" Er sagt es mit schrillem Diskant in der Stimme, man wußte nicht, klang es lachend oder weiner­lich. »Gar nimmer aufg'hört Ham s' mit busseln-"

Weiter kam er nicht mehr, denn Vinzenz gab ihm einen derben Stoß vor die Brust und schrie:

»Halt dein Maul, du Deppl Ich will nix wissen!"

Der Narr taumelte wimmernd gegen die Hauswand, und Vinzenz schritt mit kalkweißem Gesicht an ihm vorbei ins Haus.

Noch niemals hatte Florian mit einer solchen Lust ge­schafft wie in diesen farbenfrohen Herbstwochen. Uns nie­mals vorher war sein Wesen von einer so Hellen Art durch­drungen wie in diesen Tagen. Wahrhaftig, seine Eltern hatten allen Grund, stolz auf ihn zu sein.

Es hat doch was auf sich", sagte der Bauer einmal zur Bäuerin,daß wir ihn in die Welt geläutet haben. Sein ganzes Wesen läutet und wo er vorbeigeht, da wird es hist.

Ja, er lachte oft und gerne, der Florian, in diesen TaAn, seit die Liebe zu ihm kam. Er packte mit festen Griffen und in bewußter Freudigkeit sein Tagwerk an. In dieser Zeit erst begann er das große, heilige WortHeimat" voll uns ganz zu erfassen und sein ganzes Schaffen war durchstromt von einer schweren Liebe zu dem Oberhof. Immer mehr sah er den Kreis seines Lebens gerundet und nirgends waren Ecken da, an denen er sich hätte stoßen können.

Die Bauerntöchter blickten mehr als je auf ihn, wenn er durchs Dorf schritt. Er war aber auch zum Ansehen. Sem . Körper ragte breit in den Schultern auseinander und war in den Lenden knabenschmal. Die Muskeln waren hart wie Steinbrocken und seine Stimme hatte einen Klang von seltsam ruhiger Tiefe.

Florian achtete nicht auf die Blicke, die hinter ihm her» gingen. Sein Sinn war angefüllt mit den Gedanken an Gittli. Je öfter er mit ihr zusammenkam, desto tiefer un gefestigter wurde das Glück. Er war sich längst endgültig darüber klar, daß keine andere einmal Oberhoferin ,"^rde würde als das Gittli. Wo wäre denn ein Hindernis? >- hatte eine verständige Mutter und einen klugen Vater.

Es gab niemals Streit auf dem Oberhof, wie drüben ' beim Nachbarn, wo sich der Bauer und Vinzenz oft laut u böse abstritten. Man konnte es oft herüberhören, und es w häßlich genug anzuhören. Wollte Florian mitseinem Te- perament etwas durchsetzen, lo ließ ihn sein Vater siewayr - selbst wenn es zum Schaden gewesen wäre. Denn er sag sich, durch Schaden wird man klug. Einmal kam Florian z ihm und jagte:

»Du hast doch recht gehabt, Vater. Ich hätt das ander» ^machen sollen."

(Fortsetzung folg^