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6. Seite Nr. L5S__ Nagolder TagilattDer G e sellschafter" _ Montag, den 4. November Mg

Links: In Utrecht fand in Anwesenheit hoher Vertreter aus Partei, Staat und Wehrmacht die feierliche Uebergabe der Landesgruppe Niederlande der AO. an Reichskommissar Dr. Seitz- Jnquart statt. (Presse-Hosfmann, Zander-M.-K.) Rechts: Der Hafen von Piräus bei Athen. (Archiv Zander-M.-K.)

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Straßen in Griechenland

Da im Süden der Valkanhalbinsel die Gebirge im allgemei­nen von Norden nach Süden streichen, so ist der Anmarsch in dieser Richtung leichter als von Westen nach Osten, da hier die Bergketten zu überschreiten sind. Wenn man diese Bergketten von der Adriaküste aus erblickt, glaubt man, vor riesigen, un- Lbersteigbaren Mauern zu stehen. Allerdings gibt es von den beiden vielumstrittenen Adriahäfen zwei Straßen nach Salo­niki, dem größten Ausgangshafen der Balkanhalbinsel an der Aegäis, die eine von Durazzo, das im Altertum Epidamnos und dann Dyrrachium hieß, im Tal der Schkumbi nach dem Ochridasee und von hier nach dem jugoslawischen Monastir in Südmazedonien und nach Saloniki. Auf dieser Strecke haben schon die Römer die Via Egnatia gebaut, auf der zuerst Julius Cäsar zur Schlacht nach Pharsalos und dann der spätere Kaiser Augustus zog, um in weitem Vogen über Konstantinopel und Syrien Aegypten anzugreisen. Die andere Straße führt vom Hafen Valona im Tal der Wojutza nach dem Erammos- gebirge und über dieses durch das Tal der Wistriza nach Salo­niki. Zugangstore nach Limuria sind Santi Quaranta, das heute nach der Tochter Mussolinis Porto Edda Heißt, und Prevesa. In der Richtung Nord-Süd stößt ein Vormarsch im Osten Griechenlands auf zwei Gebirge, das des Orthrys und das in der Landschaft Phokis, dessen größte Erhebung der Parnaß ist. Dieser Weg ist durch die Perserkriege bekannt ge­worden. Die Perser sind durch das Tempetal erst in die eine große griechische Ebene, Thessalien, und dann durch den Engpaß der Thermopylen, der durch den Opfertod des Leonidas und feiner dreihundert Spartaner bekannt geworden ist, in die ändere Ebene, die von Vöotien, vorgedrungen, von wo aus sie Athen erreichten. Heute geht auf dieser Strecke die einzige Voll­spurbahn, über die das eigentliche Griechenland verfügt, die Bahn Salonik iA then, die durch die landschaftlich groß­artigsten Gebiete Griechenlands führt.

Den südlichen Teil Griechenlands bildet die Halbinsel des Peloponnes, die wiederum in drei Halbinseln nach Süden ausläuft. Sie ist mit Athen durch eine Schmalspurbahn ver­bunden, die längs der Küste über Megara, Korinth und Patras Vis Olympia verläuft. Auch der Peloponnes ist von Gebirgs­zügen durchsetzt, die von Norden nach Süden streichen. Sie lasten außer der lakonischen und der mestenischen Ebene für Ebenen nur an der Küste Raum. Diese Gebirge erreichen außer in dem Lakonien und Messenien trennenden 2400 Meter hohen Taygetos nirgend die Höhe der nördlichen. Wenn das Straßen­system hier noch weniger als in Mittel- und Nordgriechenland entwickelt ist, so liegt das daran, daß in dem an überaus tief einschneidenden Buchten reichen Land der Verkehr bequemer durch kleine Küstendampfer aufrechterhalten werden kann. Be­sonders wichtig ist der tief eingeschnittene 6,3 Kilometer lange, S2 Meter breite und acht Meter tiefe Kanal von Korinth, der den Meerbusen von Patras mit dem Aegäischen Meer verbindet

und die Fahrt um die Südspitze des Peloponnes erspart. Die drei verkehrsreichsten Häfen Griechenlands sind bekanntlich der Piräus, Saloniki und Patras, den geräumigsten aber stellt die Bucht des durch den Homerischen Nestor bekannt gewordenen Nylos dar, da ihm die Insel Sphakteria vorgelagert ist. Hier 'wurde am 20. Oktober 1827 die Seeschlacht von Navarino zw/ scheu der englisch-französisch-russischen und der türkisch-ägyptischen Flotte geschlagen, die zur Befreiung Griechenlands von der Tür­kenherrschaft führte.

Heimat nach Frankreich gezaubert

Deutsche Frauen und Mädel Seim Dienst auf einem Pariser

Bahnhof

NSK. In den verwahrlosten Räumen einer französischen Hilfs­vereinigung auf dem Gare d'Austerlitz in Paris sind seit eini­gen Monaten Deutsche, eine NE.-Schwester und zwei Frauen­hilfsdienstmädel, eingezogen. Eine deutsche Frau/die schon vor dem Kriege in Paris gelebt hatte, stellte sich sofort nach ihrer Entlassung aus dem französischen Internierungslager zur Mit­hilfe zur Verfügung. ,

Mit echt deutscher Gründlichkeit und frischem Mut machten sich die Mädel und Frauen an die Herrichtung der Räume. Ein Dutzend französischer Feuerwehrmänner war verpflichtet, den gröbsten Schmutz zu beseitigen. Und schon nach wenigen Stunden konnte das große weißrote Transparent mit der Aufschrift NSV.-Bahnhofsdienst" ausgezogen werden. Blitzblank wie die Mädel selbst waren die Räume; auf den mit weißem Wachstuch gedeckten Tischen standen kleine Blumensträuße, ein Führerbild grüßte von der Wand, ein Rundfunkapparat spielte, und in der sauberen Küche schafften die Mädel, daß es eine Freude war.

Die ersten Gäste ließen nicht lange auf sich warten, und viele Hunderte von deutschen Soldaten haben seitdem viele Warte­stunden in den gemütlichen Räumen des Bahnhofsdienstes aus dem Gare d'Austerlitz verbracht. Ein Soldat spendete ein schön- gebundenes Heft als Gästebuch, und mancher Kamerad schrieb schon einen dankbaren Gruß hinein.Dank an die Mädel, die es fertigbrachten, die Heimat nach Frankreich zu zaubern!" Wie schön, wieder mal ein deutsches Mädel zu sehen!"Wir fühlten uns wie bei Muttern." Humorvoll, herzlich und oft auch besinnlich sind die Worte, die die Soldaten ins Gästebuch geschrie­ben haben.

Jedesmal, wenn ein Soldatentransport ankommt, herrscht Hochbetrieb in der schmucken Küche der Mädel. Warme Getränke

Drüber streichen, sagen die Fachleute, nicht hineinhacken mit dem Auftrag- oder Einschmierbürstchen in die Erdaldose; so putzt man sparsam! Die Erdal-Nachfüllpackung kann man natür­lich auch in eine größere Erdaldose tun, wenn man will, sogar umleeren, denn die Erdalmasse sitzt locker in der Nachfüllpackung, ist aber so streichfähig, wie in der Blechdose, denn es ist ja das gleichgute, das altbewährte Erdal!

werden gekocht, und aus den großen Beständen der Vorrats­räume, die ständig neu angefüllt sind, werden leckere Brote zubereitet und kleine Päckchen mit Schokolade und Zigaretten gerichtet. Ein Wägelchen mit Aluminiumkannen und Körbe, voll Proviant beladen wird dann von den Mädeln am Bahn­steig aufgefahren, und mit einem fröhlichen Blick und einem ermunternden Wort bekommt jeder Soldat eine Erfrischung in die Hand gedrückt.Menschenskind, deutsche Mädel mitten in Frankreich!", das ist der erste spontane Ausruf beim Anblick der frisch-fröhlichen Helferinnen in ihrer kleidsamen blauen Tracht, und groß ist die Freude, wenn sich Landsleute der enge­ren Heimat entdecken, wenn sich vielleicht sogar Bekannte treffen oder sich gemeinsame Erlebnisse Herausstellen.

Neben den Soldatentransporten gibt es auch andere Züge zu betreuen. Am Anfang besonders Gruppen von Reichsdeut­schen, die in Südfrankreich in Lagern interniert waren und die nun nach allen Schrecken und Entbehrungen der letzten Zeit für die ersten Hilfereichungen deutscher Menschen von Herzen dankbar waren. Wenn Verwundetenzüge zu betreuen sind, dann werden die Päckchen zum Verteilen besonders liebevoll gerichtet, die Verpflegung besonders sorgsam ausgewählt. Viel Arbeit gab es auch für hie Frauenhilfsdienstmädel auf dem Pariser Bahnhof, wenn die Züge mit den elsässischen Rückwanderern durchkamen und alte und junge Menschen, Kranke und Hilfs­bedürftige versorgt werden mußten.

Die deutschen Schwestern und Mädel auf"dem Gare d'Auster- litz sind den durchreisenden Deutschen ein Beispiel der hilfreichen und herzlichen Haltung aller deutschen Frauen. Hilfsbereit, tapfer und zuversichtlich stehen sie ihren deutschen Kameraden am Beginn eines neuen Lebensabschnittes nach schweren Erlebnissen des Kampfes, der Verwundung, der Internierung oder der Eva­kuierung zur Seite, so daß immer wieder die Soldaten ans tiefster lleberzeugung bekennen müssen: Wie schön, wieder ei» deutsches Mädel zu sehen! Hz.

Bon den Briten beraubt. Wie aus Santa Cruz auf TKe- riffa gemeldet wird, traf dort der spanische Passagierdampfer Domine" ein, der sich auf der Reise, nach Süd-Amerika be­findet. Am Montag wurde das Schiff in Gibraltar der eng­lischen Kontrolle unterzogen. Nachdem es in Cadiz Passa­giere und Post für Süd-Amerika an Bord genommen hatte, wurde es eine Stunde nach dem Auslaufen aus dem Hasen erneut von einem englischen Wachschiff, angehalten.. Ein Offizier und mehrere Matrosen gingen an Bord und raub­ten trotz energischen Protestes des spanischen Kapitäns die Postsäcke für Süd-Amerika.

lüü üüü Mark aus Iran. Die Deutsche Kolonie in Iran hat für das Kriegshilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes WO 000 RM. als vorläufiges Ergebnis aufgebracht, das ist last viermal soviel wie beim Winterhilfswerk 1938/39. «luf;di^Kopfzahl umgerechnet, ergibt sich eine Spende von 32.32 pro Monat.

Mm öle WiMglocken läuten

Hochland-Noman von Haus Ernst

vrksbsr-NscNkrckvtr- OsuIrcUe» Nomoo-Vsrl-Ig »orm. L. vnv»r«ldi, SaU SoUuo ISüSkorr)

Er konnte oder wollte sich nicht mehr erinnern an »i« ehemaligen Spielgefährten, wußte jedenfalls den Abstand >u wahren. Zuweilen sickerte etwas davon durch, daß er seiner Mutter viel Sorgen mache. Aber wen kümmerte das? Oder wer wußte es gewiß? Die Baronin ritt und rechnete das ganze Jahr, und ihr Gesicht war stets still und ver­schlossen wie ein Tor, und es stand nicht auf ihrer Stirne geschrieben, daß sie ein geheimes Leid trug um den er­wachsenen Sohn. Ja, sie trug ein Leid um ihn, denn Helmut taumelte wie mit geschlossenen Augen ins Leben hinein, und wenn er manchmal aus der Stadt ein Mädchen mitbrachte, deren Lippen noch röter geschminkt waren als das knallrote Auto, so konnte die Baronin weiter nichts tun, als über eine solche Person teilnahmslos hinwegsehen, denn sie wünschte sich für ihren Sohn eine Frau, die keiner kosmetischen Hilfs­mittel bedurfte, um ihre Schönheit zu heben, sondern eine, die schön und gut ist von innen heraus.

- Und so haben wohl alle Menschen ihre Sorgen, ihre Wünsche und Hoffnungen. Auch das Gittli hatte einen brennend heißen Wunsch, als jetzt mit flammendem Strahl eine Sternschnuppe über den Himmel hinsauste und dann m der Tief« de» Waldes erlosch. Ach, sie hätte so gerne über die Ha»ü> des Florian gestreichelt, die dicht neben der ihren auf dem Brückengeländer lag. Sie hatte solche Sehnsucht, ihn zu berühren, denn er war ja doch der Gott ihrer Kind­heit, und sie war ihm schon immer in großer Liebe zugetan, di einer Liebe allerdings, die sie tiesoersteckt in sich trug. Sie hatte es schon zur Meisterin gebracht im Berbergen. Ätzer er war ihr Gedanke bei Tag und Nacht. Wenn sie AHM, s o lag i» dwjxm Lächeln voll unendlicher Zärtlichkett

geboren sein Name. Florian, Florian. Aber reden konnte sie nichts davon, und wenn sie einen Blick seiner Augen aus­fing, so meinte sie vergehen zu müssen vor seltsamem Glücks­gefühl . . .

Das Wasser lärmte und donnerte unter ihren Füßen durch die kleine Holzbrücke. Schaum spritzte auf, und Gittli mahnte zum Weitergehen, weil man sonst ganz naß würde. So legten die drei den Rest des Weges noch zurück und kamen zum Niederhof, als es dort schon ganz übermütig herging.

Der Bauer hatte, wie es nicht ander» zu erwarten war an diesem Tag, schon ziemlich über den Durst getrunken und empfing den Florian mit grölendem Lachen.

Geh nur gleich her da, Florian, und sauf", sagte er. Freut mich, daß d' mir die Ehr gibst. Bist ein seltner Bogt du. Haben's Glöckerl geläutet, wie l>' auf d' Welt kommen bist."

Cr lachte wieder laut, und sein zweiter Sohn, der Sepp, der halbe Narr, der einen ganz verwachsenen Körper hatte, dazu aber ein Gesicht wie ein alter Mann, lachte eben­falls mit. 2

Florian gab aber kaum ein Gehör darauf. Er kannte den Nachbar im angeheiterten Zustand und fühlte sich nicht betroffen. Er nahm vielmehr das Gittli bei der Hand und wurde gleichsam mit fortgerissen in den Strudel der Fröh­lichkeit und der Kirchweihstimmung. Eine Ziehharmonika spielte schneidig und pausenlos, und Florian nahm all die Mägde und Dirndln in den Arm und walzte mit ihnen durch die Stube des Nachbarhofes. Er tanzte gern und leiden­schaftlich, und sein Helles Haar leuchtete wie eine Flamme über den Köpfen der andern. Ja, er überragte sie alle, wie sie hier waren, an Wuchs und Größe, und die Mädchen lächelten ihn an, und er hätte ihre Liebe haben können, wenn ihn darnach verlangt hätte.

Einmal, als er sich verschnaufend auf die Ofenbank setzte, hatte er gleich auf jeder Seite eine neben sich. Die eine fächelte ihm mit ihrem Taschentuch Kühlung zu und die andere lehnte sich vertraulich an ihn und sagt«

Tanzen kannst aber, Florian. Dös Hab ich noch gar net g'wußt."

Net? Ah, da ist doch nix dabei", antwortete Florian und lachte. Und dann sah er plötzlich das Gittli an, das mit dem Binzenz auf dem Kanapee saß und aufmerksam zuhörte, was ihr der Vinzenz ins Ohr wisperte. Ein paarmal lachte sie leise auf wie ein Voge! im Traum. Es mußte etwas sehr Spaßhaftes sein, was ihr der Vinzenz erzählte, etwas, das sie sehr interessierte, denn sie achtete nicht darauf, wie der Florian sie mit einem Male scharf aus gesenkten Brauen heraus betrachtete.

Es ist ihm da plötzlich etwas ausgefallen, nämlich, daß das Gittli gar kein Kind mehr ist, sondern ein junges, voll­erblühtes Mädchen. Und je länger er sie betrachtete, desto mehr überkam es ihn wie ein Wunder, daß ihm dies bisher noch nicht ausgefallen war.

War überhaupt eine hier und es waren ein gutes Dutzend, die hier versammelt waren, die sich mit dem Gittli messen könnte an Wuchs und natürlicher Anmut?

Die schweren Zöpfe baumelten nicht mehr über den Rücken, sondern waren um die hohe Stirne geschlungen wie ein schwerer Kronreif. In dem schmalen, von der Sonne braungebrannten Gesicht, mit dem feingeschwungenen Mun paarten sich gesunde Frische und ein leiser Ausdruck oo Schwermut. Vielleicht waren es aber nur die großen, dun- len Augen, die dem Gesicht diesen Ausdruck verliehen. 4 )e schlanke Hals verschwand in dem weißen, gestickten Fürtucy- das zierlich gerafft um die Schultern hing und mit den zw Enden in das schwarzsamtne Mieder gesteckt war. Unter o rotgestreiften Rock guckten ein paar weiße Strümpfe heroo, die in derben Halbschuhen mit Messingschnalle steckten.

, Wenn sie sprach, so bewegte sie ganz langsam und nach­denklich die Brauen dabei. Aber wenn sie lachte, dann zeigt sich zwei Grübchen m ihren Wangen, ^

^ ^ (Fortsetzung. soA)