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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Montag, den 7. Oktober Mg
Churchill hetzt weiter zum Mord
„Freiwillige Ortsverteidiger",
wie es in der Zeitschrift „The Sphere" heißt, beim Eewehrrei- nigen. - Es fragt sich nur, wie lange diese Heckenschützenbanden angesichts der ständigen und erfolgreichen deutschen Luftangriffe noch ihr Unwesen treiben können (Atlantic, Zander-M.-K.)
Essen, Die Steuern, die insbesondere die oberschlesische Eisenindustrie für die Einfuhr nach Rußland bezahlte — wie weit konnten wir doch noch im Großen Kriege nach Rußland auf Schienen hineinfahren, die alle den Stempel „Vereinigte Königs- und Laurahütte" trugen —, erschienen ihm plötzlich als zu gering. Die höheren Steuern konnten danach aber von dem Erlös nicht mehr bezahlt werden. Also übersprang die deutsch-oberschlesische Industrie die Zollgrenze, indem sie auf russischem Boden ganz nahe der Grenze eigene Werke errichtete. So ist es zur Industrialisierung des Dombrowaer Gebietes gekommen.
Dasselbe taten sächsische Industrielle, wie die heute noch blühenden Häuser Schön und Dietel, die in Sosnowitz Textilfabriken größten Ausmaßes errichteten. Deutsche teuften nicht nur Steinkohlengruben im Revier ab. So war die spätere Gewerkschaft Graf Renard, deren Name so „schön französisch" klingt, die Gründung eines deutschen Grafen eben dieses Namens. Vor allem aber gingen Deichsel in Hindenburg (Drahtwerke), Huld- schinsky ebendaher (Röhrenwerke), die Königs-Laura und die O.E.J. — viele andere erst gar nicht zu nennen — mit Hüttenwerken und Fabriken über die Grenze. Zuerst wurden Puddel- und Walzwerke gebaut, da zunächst nur Halbzeug und Bleche mit hohen Steuern belegt wurden. Als dann auch das Roheisen „bluten" mußte, wurden diesen Werken Hochöfen gewissermaßen vorgesetzt.
Unter dem Zaren Alexander III., der mit einer dänischen Prinzessin verheiratet war, wurden die deutschen Werke ihren Erbauern zwangsweise abgcnommen und überwiegend in französischen Besitz übergeführt. Eine Vielzahl deutscher Beamten, namentlich Meister, blieben indessen; sie waren es, die diese Industrie auf der Höhe hielten. Die genannten Textil- industriellen, die selbst mit über die Grenze gekommen waren, hatten naturgemäß die russische Stantsangehörigkeit angenommen die dann automatisch in die polnische überging, ohne deshalb aber weniger gute Deutsche zu bleiben, wie es denn im Dombrowaer Gebiet überhaupt ein erhebliches unverschüttetes Volksdeutschtum gibt.
Nun kehrten alle die großen Betriebe — manche erst mit Kriegsausbruch, viele Gruben schon jahrelang vorher stillgelegt — unter deutsche Führung und Aufsicht zurück. Die Arbeitslosigkeit auf dem industriellen Sektor ist seit der deutschen Machtübernahme von 60 000 auf 3000 Menschen zurückgegangen, und bei dem Rest handelt es sich meistens um Frauen oder nicht mehr voll einsatzfähige Kräfte. Unter deutscher Leitung aber stehen vor allem auch die verluderten großen Landgüter, und das weitere Ziel ist, auch dem deutschen Bauern breitesten Raum zu schassen.
Vomber durchstoßen die Wolken
Trotz unsichtigen Wetters schwere Angriffe auf England
Stockholm, 8. Okt. Die letzten Nachrichten aus London bestätigen, daß der Nebel, der in England so ost als „Bundesgenosse" und schützender Heiser gefeiert worden ist, das Jnselreich nun seinerseits nach britischem Muster im Stich gelassen hat. Die Mel- düngen von Reuter und die Berichte des britischen Luftfahrtministeriums enthalten das kleinlaute Eingeständnis, daß auch am Freitag trotz unsichtigen Wetters schwere Angriffe der deutschen Vomber stattgesunden haben.
Die Nachtangriffe haben nach den hier vorliegenden Meldungen am Freitag abend früher als gewöhnlich begonnen. Heftiger Kanonendonner erfüllte sofort das ganze Gebiet von Zentral- London und wurde mit unverminderter Heftigkeit mehr als zwei Stunden lang fortgesetzt. Auch der Bericht des britischen Luft- sahrtministeriums vom Samstag morgen bestätigt, daß die nächtlichen Vergeltungsangriffe „wie gewöhnlich" zwischen Sonnenuntergang und Morgengrauen durchgeführt worden sind. Sie seien hauptsächlich gegen London und Südostengland gerichtet gewesen. Aber auch andere Teile des Landes seien heftigen Bombenabwürfen durch deutsche Flugzeuge ausgesetzt gewesen. Wie der britische Nachrichtdienst noch mitteilt, sind insgesamt nicht weniger als 60 verschiedene Stellen Englands in ver Nacht zum Samstag angegriffen worden, von denen die meisten in und um London gelegen hätten.
Gleichzeitig werden allerdings wieder von der Londoner Lügen- küche törichte kleine Geschichten verbreitet, um der allgemeinen Enttäuschung der Bevölkerung über den Fortgang der deutschen Luftangriffe trotz Nebels und unsichtigen Wetters entgegenzuwirken. Die riesigen Trümmerhaufen in allen Gebieten Eroß- Londons sprechen allerdings eine ernstere Sprache. Das Kriegsamt hat sich jetzt sogar genötigt gesehen, für Aufräumungsarbeiten Pioniere zur Verfügung zu stellen, außerdem soll die zivile Arbeitsreserve aufgerufen werden, um die Straßen der britischen Hauptstadt von Trümmern zu säubern. Wie große Ausmaße die
Zerstörungen bereits angenommen haben, geht auch aus einem Londoner Bericht von „Svenska Dagbladet" hervor, in dem gesagt wird, daß Bomben nun praktisch in allen Stadtvierteln Londons gefallen seien und daß die Verwüstungen an vielen Stellen sehr umfassend seien. Besonders das Londoner Tastend mit seinen vielen militärisch und wirtschaftlich wichtigen Zielen bietet nach dem schwedischen Bericht ein Bild grauenhafter Verwüstung und der Berichterstatter meint, der einzige Trost für die Engländer könne die Tatsache sein, daß die zwischen den Hafen- und Industrieanlagen liegenden Armenviertel aus diese Weise verschwunden seien.
Die weitverbreitete Mißstimmung ist anscheinend sogar dem Lügenminister Duff Cooper, dem dümmsten Minister auf Gottes Erdboden, ausgefallen. Er versucht deshalb in krampfhafter Geschäftigkeit, auf irgend eine Weise die Stimmung der britischen Öffentlichkeit zu beeinflussen. Dies geschieht einesteils nach bewährtem Muster durch die Verbreitung faustdicker Lügen. Für die Leute, die derartige idiotische Märchen vielleicht doch nicht mehr glauben, hat Bluff Cooper aber noch etwas anderes vorrätig, nämlich einen „Plan". Er will die Öffentlichkeit an Hand von Filmen von den wahren Zuständen im englischen Staat iiberzeuaen
kröstlicste Lalgerei
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Aber alle krampfhaften Bemühungen der britischen Jllusions- propaganda können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Englands Aussichten trübe sind, wie der militärische Mitarbeiter der „Neu- ycrk Post" bestätigt, der England einen schwierigen Win- t e r voraussagt und fcststellt, daß die deutschen Bombenangriffe Englands Produktionskapazität fraglos bereits schwer getrosten haben.
Bei dieser Sachlage ist es nicht verwunderlich, daß die Miß- st immung in den breiten Massen des Volkes immer größere Ausmaße annimmt. Immer mehr Menschen in England fragen sich vergeblich, wie es möglich sei, daß trotz aller amtlichen Ve- ruhigungsmanöver die deutsche Luftwaffe ihre Angriffe immer mehr verstärkt und daß einzelne deutsche Flugzeuge ungehindert im Tiefflug eine Bombe durch das Glasdach eines Bahnhofes im Herzen Londons werfen oder auf den Ausfallstraßen Lastwagenkolonnen angreifen können. Hinzu kommen die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, von denen gerade die arbeitende Bevölkerung besonders betroffen wird.
Es scheint sich übrigens in den tiefen Schächten der Untergrundbahn eine leise Opposition gegen das jüdisch-plutokratische System Churchills und seiner Verbrecherclique zu regen. So berichtet der „Daily Expreß" voller Empörung, daß politische Gruppen jede Nacht eifrig dabei seien, den Rassenhaß unter der Menschenmenge aufzu stacheln.
Auch die von Churchill durchgeführte Kabinettsumbildung stößt in weiten Kreisen auf scharfe Kritik. Sogar die „Times" sieht sich veranlaßt, ihren Leitartikel mit dem Hinweis zu schließen, daß die Fortsetzung einer vernünftigen Reorganisation des Mitarbeiterstabes des Ministerpräsidenten notwendig sei. Besonders bissige Kommentare richten sich gegen die Beförderung des bisherigen Sicherheitsministers Sir John Anderson zum Nachfolger Chamberlains als Lordpräsident des Ministerrates. „News Lhronicle" meint hierzu, Anderson habe damit die traditionelle englische Belohnung für Untauglichkeit erhalten.
GevlKtsfaal
Berurteilung wegen Devisenvergehens
Freivurg. Vom Jahre 1928 ab begann der in Freiburg wohnhafte Joseph Sinz seine Ersparnisse, die im Laufe der Zeit die stattliche Summe von einigen tausend Franken erreichten, auf einer Basler Bank anzulegen. Das am 1. Juli 1933 erlassene Gesetz, das die Anbietung der Auslandsguthaben zur Pflicht machte, wurde von Sinz ignoriert. Auch die kurze Spanne Zeit, die sich Ende des Jahres 1936 noch einmal bot, ausländische Vermögenswerte straffrei ins Inland zu bringen, wurde von ihm nicht genutzt. Im Laufe einer Privatklage kam nun das ausländische Guthaben des Sinz ans Tageslicht. Das Gericht verurteilte den Angeklagten Sinz zu einem Jahr Gefängnis abzüglich einem Monat und drei Wochen Untersuchungshaft. Außerdem wird der Gegenwert von 9058 Schweizer Franken zuzüglich der seit November 1933 aufgelaufenen Zinsen zugunsten des Reiches em- gczogen. Mildernd wurde berücksichtigt, daß der Angeklagte leidend ist.
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Arca winkte den Diener heran und drückte ihm den Hörer in die Hand.
„Herr Hartung will mit Ihnen sprechen."
„Hier Franz. — Jawohl, Herr Hartung. Genau so verhält es sich. Gleich nachdem Sie fort waren, erschien ein Herr Madochey bei uns — Madochey nannte er sich. — Ja. Er verlangte von Fräulein Grith die Tasche mit den Aktien zurück. — Nein, natürlich nicht. Die Tasche ist noch hier im Hause. Fräulein Grith gab vor, den Herrn nicht zu kennen. Als er daraufhin ausfallend zu werden begann, ließ sie ihn einfach stehen und ging hinaus, wobei Herr Madochey ihr wütend nachrief: ,Wir sehen uns wieder!' Gleich nachdem er gegangen war. klingelte das Telephon und man meldete uns, daß Sie an der Gabelung mit dem Auto verunglückt seien. Fräulein Grith möchte sofort zu Ihnen kommen. — Nor etwa einer halben Stunde. — Ganz recht, Herr Hartung, dann müßte sie eigentlich draußen sein. — Gewiß, wenn Sie meinen, werde ich es Herrn Geheimrat vorläufig verschweigen. — Jawohl. Auf Wiedersehen!"
Franz hängte den Hörer auf und sah den Makler mit-, sorgenvollem Antlitz an.
„Hätten Sie so etwas für möglich gehalten, Herr Arca? - Herr Hartung ist gar nicht verunglückt! Er will gleich zurückkommen. Aber wo kann Fräulein Grith sein, wenn sie nicht Im Werk ist? Ich verstehe das alles nicht."
Arca antwortete nicht sogleich. Doch arbeitete sein Geist fieberhaft. Ein Verdacht sickerte tropfenweise in sein Be- wußtsein.
„Hören Sie mal, Franz. Sie sagten soeben zu Herrn Hartuna. ein Herr Madochey sei vorhin hier gewesen und^
hätte von dem gnädigen Fräulein die Tasche mit den Aktien zurückverlangt?"
Franz nickte.
„Genau so verhält es sich, Herr Arca. Doch mußte er unverrichteter Dinge wieder abziehen. Kennen Sie denn den Herrn?" '
„Und ob ich ihn kenne. Besser als ihm lieb sein dürfte", antwortete Arca. „Und kurz nach seinem Abgang kam dann die telephonische Meldung, daß Herr Hartung verunglückt sei?"
„Ja."
„Hm —" Der Makler sah eine Weile sinnend vor sich hin. „Dann kann nur der Jude dahinter stecken! Vielleicht hat man das gnädige Fräulein in einen Hinterhalt gelockt, um eine Erpressung an ihr auszuüben?" sagte der Türke, nicht ahnend, wie sehr seine Vermutung zutraf. „Je länger ich darüber nachdenke, um so stärker drängt sich mir die Überzeugung auf, daß es sich wirklich so verhält! Cs kann beinahe gar nicht anders sein! Wer sollte sonst ein Interesst daran haben, dem gnädigen Fräulein einen solchen Streich zu sstlelen?"
„Ja aber Madochey selbst kann keinesfalls angerufev' haben."
„Weshalb nicht?"
„Weil er sich mit seinem Wagen noch vor der Villa befand, als der Anruf erfolgte. Fräulein Grith, die sich in der Diele aufhielt, wird das bestätigen können."
„Das ist auch gar nicht so wichtig. Wenn Madochey nicht selbst anrief, so waren es eben sein« Helfershelfer! Diese Gauner haben ja stets Helfer bei sich, wenn sie irgend etwas ausheckenl Allein sind sie zu feige! Vielleicht ist sogar Vlada der geistige Urheber dieser Mystifikation? Als ich nämlich vor einer Stunde das Bankhaus betrat, sah ich ^Madochey aus Vladas Arbeitszimmer kommen. Er schien " es sehr eilig zu haben, denn er stürzte an mir vorüber, ohne mich zu sehen." Der Makler lächelte. „Das wird den Leuten -wahrscheinlich teuer zu stehen kommen! Denn jo wie ich
Herrn Hartung kenne, ist in dieser Hinsicht nicht gut Kirschen essen mit ihm!"
„Glauben Sie, daß man Fräulein Grith etwas antun könnte, Herr Arca?" fragte Franz mit einem Ausdruck ehrlicher Besorgnis.
Der Makler zuckte die Achseln.
„Wir wollen es nicht hoffen. Doch zuzutrauen ist dem Gesindel alles! Sie scheuen, wie sie es ja bereits bewiesen haben, nicht einmal vor einem Mord zurück! Aber wir wollen deshalb nicht gleich das Schlimmste annehmen. Es ist ja auch möglich, daß sich alles ganz anders verhält, wie wir es vermuten."
„Vielleicht ist Fräulein Grith inzwischen doch im Hüttenwerk eingetroffen?"
Arca nickte.
„Auch das ist nicht ausgeschlossen. Obwohl ich nicht recht daran glaube. Aber wir werden ja sehen, wenn Herr Hartung kommt."
Voller Ungeduld warteten beide auf das Eintreffen der Ingenieurs. Als sie draußen endlich einen Wagen Vorfahren hörten, sprangen beide zum Fenster, um zu sehen, ob auch Fräulein Grith mitkam.
Doch erlebten sie eine große Überraschung.
Es war nicht der von ihnen so sehnsüchtig erwartet« Ingenieur Hartung, der da draußen aus dem Wagen stieg und schnell den Garten betrat, sondern ein Mann, mit dessen Erscheinen sie gerade in diesem Augenblick am wenigsten gerechnet hatten:
Der Jude Madochey!
Die beiden Männer schauten einander an, ohne recht ZU wissen, was sie sagen sollten.
„Ich glaube, der kommt uns gerade recht", äußerte Arce sich endlich! „Hören Sie mal, Franz, haben Sie nicht in der Nähe ein Zimmer, wo ich mich verbergen, zugleich aber auG hören kann, was hier vorgeht? Ich möchte nicht, daß M»' dochey mich jetzt sieht."
, ^ i (Fortsetzung solgsil