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Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Und dann kam auch Nolte zurück. Ein Schuß hatte ihm den linken Arm, der blutig an seinem Leibe hing, zerschlagen. Lang­sam wies Nolte auf sein Verbandpäckchen.Verbinden", sagte er. Es war, als kümmerte ihn die Verwundung nicht; vielmehr lag in seinen Zügen eine Genugtuung, wie man sie immer auf den Gesichtern der Soldaten lesen kann, wenn sie trotz Qual und Not und Strapazen den Sieg erfochten haben. Und hier war's noch die Vergeltung für den gefallenen KamMden; für ihn hatte er seinen linken Arm hingegeben.

Von seiner Marie sprach Soldat Nolte in dieser Nacht nicht mehr. Das eine aber ist gewiß: sie wird an der Seite des mutigen Einarmigen glücklich durchs Leben gehen.

Das Wiedersehen

Skizze von Hanns Eottschalk

Es war an den Wassern am Bug, da hatte sich eine Kugel verirrt, und noch ehe der Christoph, der am Ufer stand und ein kurzes an die Heimat dachte, sein Auge zumachen konnte, war die Kugel hereingesprungen.

Nun lag er im Lazarett. Er hatte Zeit, so viel Zeit, wie er sie in seinem Leben noch nicht gehabt hatte Also strich er über die Binde, die um seine Augen war, als wollte er das Dunkel wegstreichen, und er dachte an seine Mutter, deren Gesicht er nicht mehr sehen sollte, und an seinen Vater dachte er, der ihm gezeigt hatte, wie man Besen bindet und Körbe flicht, und an seinen Bruder dachte er, der zusammen mit ihm ausgerückt war und nun schon das Eiserne Kreuz hatte. Er, der Bruder, werde es vielleicht verstehen, dachte Christoph, daß einem die Kugel ins Auge springen kann, der Vater, der damals aus Flandern nur mit einem Bein zurückkam, wohl auch, aber die Mutter? Was nur werde die Mutter sagen? Werde sie weinen?

Christoph richtete sich in seinem Bette auf. Etwas wie ein Lä­cheln ging über sein Gesicht. Er murmelte, daß die anderen Ka­meraden die Köpfe zu ihm hindrehten: sie. die Mutter, werde ja gar nicht weinen, denn sie könne ihn ja sehxn, und sie könne Christoph zu ihm sagen, und sie könne sagen, daß es gut sei, daß er überhaupt noch da sei.

Christoph ließ den Kopf in die Kissen fallen, und die Kame­raden sahen sich an.

Heute sahen sie sich wieder an, denn Christoph hatte sich wie gestern in seinem Bett aufgerichtet, aber das Lächeln war nicht mehr um seinen Mund, harr waren seine Züge und dunkel; es schien, als wäre der Schatten unter der Binde hervorgekrochen und hätte das Gesicht überfallen.

Christoph dachte an Veronika. An das Weidenfeld dachte er, vor dem sie manchmal stand, wenn er Ruten schnitt. Sie brauchte nur da zu sein,' dann arbeiteten seine Hände wie von selbst. Manchmal auch half sie ihm beim Besenbinden oder Korbflech­ten, dabei sahen sie sich nur an und sagten nichts. Was auch sollten sie sagen? Ihre Augen wußten ja alles, sie konnten bis in die Seele hineinsehen, und da stand mehr, als Worte zu sagen vermocht hätten.

- Beim Abschied sagte Veronik:Wir werden uns Wiedersehen, und das wird so schön sein." Und dann sagte er noch, daß Vater den Schuppen größer machen wolle und einen Wagen bauen, zu einem Gaul werde es auch reichen. Dann ginge das Weiden­feld bis an den Schuppen, und aus dem Schuppen würden Besen herauskommen und Körbe sür Kartoffeln, Rüben und Häcksel, auch Körbe für Brot, zum Veerensammeln und Tee. Und wenn dann der erste Schreier eintreffe, der auch Christoph heißen solle, dann wolle er, der Vater, eine Wiege aus Rohr machen und ein Wiegeband aus Schilf und Rindenbast.

Daran dachte Christoph jetzt und auf einmal war es ihm, als hätte er keine Zeit mehr, als müßte er -sich aufmachen und Vero­nika sagen, es sei alles anders gekommen, sie solle nicht mehr träumen und auf ihn warten, denn um ihn werde es immer Nacht sein.

^ Christoph rief nach der Krankenschwester, aber er brauchte nicht erst zu rufen, denn sie war gerade an sein Bett getreten, strich ihm über die Binde und sagte, jemand komme zu .hm.

Eine Hand fühlte nach der seinen.

Veronika!"

Christoph!"

Einen Herzschlag lang hielten die Kameraden den Atem an, auch die Krankenschwester drehte sich um. Ein Unnennbares war in allen Gesichtern, die Frage nach dem Geheimnis vielleicht, ob denn die Hand Christophs sehen könne

Christoph sagte:Wie wir uns Wiedersehen!"

Und Veronika sagte:Ich Hab es gewußt, daß wir uns Wie­dersehen."

Da lief ein Raunen durch den Lazacettraum. Irgendwo am Wasser stand ein Schuppen offen, ein We-denfeld ging bis an den Schuppen, und aus dem Schuppen kamen Besen und Körbe, wie in Reih und Glied kamen sie, und ein Alter, der vielleicht an sein Bein in Flandern dachte, flocht eine Wiege aus Rohr und ein Wiegeband aus Schilf und Rindenbast.

Ich kann deine Hand streicheln", sagte Christoph,und in dein Herz kann ich sehen, und sehen kann ich auch, wie gut du bist."

Das Raunen hatte sich verloren. Die Kameraden fühlten nicht mehr, daß sie nur ein Bein oder einen Arm hatten, daß viel­leicht der Tod ins Fenster hereinsah; sie schwiegen und feierten das tapferste Wiedersehen mit dem Leben.

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Wie sah Schiller aus?

Ein interessantes Brieffragment des jungen Achim v. Arnim

Das nachfolgende Bruchstück eines Briefes des roman­tischen Dichters Achim von Arnim fand sich in einem Jahr­gang des Brandenburger Anzeigers von 1819. Der zur Zeit der Niederschrift (1799) 18jährige Arnim studierte da­mals aus der Universität in Heidelberg und stattete auf seiner Wanderung durch Thüringen auch Schiller einen Be­such ab. Achims Onkel, der zu Anfang des vorigen Jahr­hunderts in Brandenburg Regimentskommandeur war, hat dann zwanzig Jahre später die interessante Schilderung seines Neffen in der erwähnten Zeitung veröffentlicht. Sie zeigt trotz ihrer Einseitigkeit, wie wenig eine idealisierende Verhimmelung den menschlichen Kämpfen und Nöten einer großen Persönlichkeit gerecht wird. Das Brieffragment lautet:

Bruchstück aus einer Studentenreise aus dem Jahre 1788

Mich verlangte sehr, Schiller persönlich kennenzulernen: sein Don Carlos hatte mich mit hoher Verehrung für ihn erfüllt. In meiner Seele schwebte eine Vorstellung seiner äußerlichen Gestalt nach dem Geiste seiner Poesie gebildet. Hohe Würde in einer edelschönen Mannesgestalt, das war der Inhalt meiner Vorstellung. Nicht Freundlichkeit er­wartete ich von Schiller, aber doch Herablassung und Güte.

Das erste, was mir auffiel, war seine Wohnung oder vielmehr der Zugang zu ihr. Sie befand sich nämlich in einem Hinterhaus, zu welchem ich Uber einen gemeinen Wirtschaftshof und einen alten, schlechten Korridor entlang aewiesen wurde. An der letzten Türe sollte ich anklopfen. Diese äußerlichen Dinge in Schillers Nähe verstimmten mich, sie waren mir wie mit Unverschämtheit dahin ge­drängt. Meine Führerin. dem Anschein nach eine Haus­hälterin ärgerte mich auch, sie nannte Schillers Namen und zeigte mir auch seine Wohnung mit größter Gleichgültig­keit, als wäre hier nür von den gemeinsten Alltaasdingen die Rede gewesen. Und nun klopfte ich leise an die Tür. Eine schwache, unmännliche, fast quäkende Stimme spricht: Herein!Kann das Schillers Stimme sein?" Mit dieser Frage stand ich einen Augenblick zweifelhaft da. Ich klopfte noch einmal: dieselbe Stimme. Leise öffnete ich die Türe und erblickte drei Herren an einem Tischchen, die Hände voll Karten.Verzeihen Sie!" sprach ich,wohnt der Herr Hofrat Schiller hier"?Ja!" antwortete einer der Herren, wies auf einen Mitspieler ihm gegenüber und ging mit dem anderen Herrn in die Nebenstube.

Alles an Schiller widersprach dem, was ich mir über seine äußerliche Gestalt und deren Ausdruck eingebildet hatte. Ein langer Mann mit der Darstellung eines schlaf­fen Körpers, die Knie eingebogen, einen Arm auf die Stuhllehne gestützt, ein mattes Auge mit unstetem Blick, ein bleiches, längliches Gesicht ohne besonderen Ausdruck und dazu rötliches Haar und langfingerige Hände, die ein Schnupftuch hin und her drehten. Ehre sei Schillers Geist! Nur dieser ist Schiller, nichk fein Leib, so wie ich ihn sah. Vielleicht war er eben kränklich und verstimmter Seele Meine Erscheinung war ihm auf jeden Fall unangenehm. Er mußte die Betroffenheit sehen, womit ich ihn anschaute, denn mein Gesicht konnte eben nichts anderes ausdrücken. rWer sind Sie?" fragte er mit eben der Stimme, die das Herein" gesprochen hatte. Ich beantwortete die Frage mit dem Zusatz, daß ich eine Futzreise durch Thüringen mache. Schiller schaute ein Weilchen, wie zerstreut das Schnupftuch drehend, und sprach dann leise:Sie machen also eine

Samstag, den 21. September M

Reise?" Länger konnte ich es nicht aushalten ^ um Verzeihung, daß ich zur Unzeit gekommen wäre eilte von dannen. ' ""d

Schiller war der erste große Dichter, den ich sah. Künkn. w,ll rch gescheit sein, und das Leibliche großer Dichter unr Künstler, so wenig wie große Gelehrte, deren ich schon me? rere kennenlernte, zum voraus nach der Idee ihres Keisi ^ formen. Den Geist vornehmlich will ich suchen, und Ä freuen, wenn ich zugleich Humanität und Nachsicht find»

A- v. Arnjm."

Kumov

Rechtsanwalt:Wo küßte er Sie?" Die Dame:Auf den Mund!" Rechtsanwalt:Sie verstehen mich nicht richtig ^ befanden Sie sich, als er Sie küßte?" DiODame:Ju siMen Armen!"

Denk mal, Margot", sagt die Fünfundzwanzigjährige stt>b , neulich hat mich ein Mann für achtzehn gehalten!"

Ja" sagt Margot überzeugt,bei der Verdunklung kann so was vorkommep!"

Ein junger Mann, dem Blücher die Erlaubnis gegeben hatte eine Sammlung Kriegslieder drucken zu lassen, fand ihn in Dresden, als er zu ihm kam. beim Frühstück. Als der Zivilist ihn, vorgestellt wurde, legte ihm Blücher freundlich die Hand ans die Schulter und sagte:Man immer munter drufflos gesungen! Das bringt mal Feuer unter die Leute! Jetzt muß ein jeder singen, wie ihm ums Herz ist, der eine mit dem Schnabel, der andere mit dem Sabel."

Hat Ihnen Ihre erste Reitstunde Spaß gemacht?"

Nein ich hätte mir nie vorstellen können, daß etwas, d«z mit Heu ausgefüllt ist, so hart sein könnte!"

Pilze suchen Sie hier im Walde? Da können Sie lange suchen!'

Ja, ja, bis Ende Oktober ist mir gesagt worden!"

Es ist doch meistens so: Wenn man einer Frau den kleine» Finger gibt, dann will sie gleich die ganze Hand !"

Viel schlimmer noch! Wenn Sie eine Frau zur Mitfahrt im Auto einladen, will sie auch gleich das Steuer!"

RStiel-Gtke

Besuchenswert

Von einer Zahl das letzte Zeichen,

aus einer Himmelsrichtung das zweite streichen!

Eine schöne Stadt in Deutschland sieht wer die beiden Reste zusammenzieht.

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-- am Baum sitzt er.

Auflösung der Rätsel

von Nr. 216 (14. September 1940)

1. Unerwartet: (G)irlrnd(e).

2. Vorsicht: Mohnacht, Ohnmacht.

3. Bei jedem: Briefträger.

4. Drei Vokale: Mast, Most, Mist.

5. Reich an Ueberraschungen: Wette, Wetter.

6. Prosit: Wien, Wein.

7 Bekömmlich: Kalbfleisch.

M umchgemachtem Wasser schäumt das Waschpulver viel besser. Lum Weichmachen des Wassers verrührt man ZOlMnukm vor Vereilung der Waschlauge einige löandvoll löenko Vleichsoda im Waschkesscl. Weiches Wasser schont die Wäsche und spart Seise.

Hausfrau, begreife: Henko spart Seife!

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aller Klassen in trock. Ware laufend abzugeben.

Angebote unter Nr. 537 an denGesellschafter".

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