3. Seite Nr. 140
Naaoldex Tagblatt »Der Gesellschafter'
Montag, den 18. Juni 1939
/^U5 Ziacit u l_an6
Nagold, den 19. Juni 1939
Ich will überwinden, und wenn der Mensch nur will — er kann ja alles! Schumann.
18. Juni! 1824 Joachim Nettelbeck qestorben.
Wo«bemrüÄf«vau
In der vergangenen Woche stand Nagold im Zeichen des Besuches der K d F. - ll r l a u b e r. Am Montag kamen über 200 Arbeitskameraden und -kameradinnen aus dem Gau Düsseldorf an, am Dienstag fand ein Begrüßungsabend statt, am Mittwoch machten die Gäste eine schöne Schwarzwaldfahrt nach Baden-Baden, am Freitag besuchten sie die Reichsgartenschau in Stuttgart und an den übrigen Tagen besichtigten sie unsere Stadt und machten sich mit ihrem städtebaulichen Charakter und ihrer Geschichte bekannt oder unternahmen Spaziergänge in die herrliche Umgebung, gestern gab die Stadtkapelle ihnen zu Ehren ein wohlqelungenes Promenadekonzert, Las bei den vorzüglichen Vorträgen der Kapelle eine angenehme Feierstunde zum Promenieren bot, und ein Tanzabend in der „Traube" beschlost den Sonntag. Das Wetter, das von Montag bis Mittwoch trüb und kalt war, am Donnerstag aber sich aufhellte, uni uns am Freitag strahlenden Sonnenschein zu bescheren, wurde von den Urlaubern und Kurgästen gern zu Wanderungen benutzt. Leider war der Samstag regnerisch, doch war der Sonntag zwar trüb, aber trocken und warm.
Von den Ereignissen der Woche heben wir hervor: am Dienstag Beerdigung vün Frau Sofie Hehr geb. Knorr, am Donnerstag Durchfahrt der D e u t s ch l a n d f a h r e r, am Freitag Beginn der Heuernte und Kartoffelkäfertag, am Samstag 40er-Feier im „Adler". Den Sonntag beherrschte der Sport. Das qroste Sporttreffen der Aufbauschulen fand auch bei der Einwohnerschaft lebhaftes Interesse. Einen schönen Erfolg erzielte die Fustballabteilung des VfL. Nagold, sie gewann gegen Holzhausen 0:8. Weniger glücklich waren die Handballer, die aus den Ausscheidungsspielen für Ludwigsburg aus
schieden. Rege war auch wieder der Ausflugsverkehr. Der Inh. der Reichsbahnkantine Stuttgart, Herr Kurlenbaur jr., kehrte mit 70 Mann im „Löwen" ein. Ferner weilte u. a. der Ktrchenchor Daxlanden mit 60 Personen hier.
Nolizsi-Dienstauszeitbnungerr surr Gerrdavnrevte- Bearnte
Als Anerkennnung für 25jährige treue Dienste in der Polizei haben die Polizei-Dienstauszeichnung erster Stufe in golden erhalten die Gendarmerie-Meister Nörr in Decken- pfronn, Knoll-Altensteig, Häberle-Wildberg und Widmaier in Egenhausen. Für 18jährige Dienste die Polizei-Dienstauszeichnung zweiter Stufe in silbern die Gend.-Obermeister Kurz in Nagold, Eend.-Meister Gleiter in Nagold und Gendarmerie-Hauptwachtmeister Engst in Haiterbach. Für 8jährige Dienste die Polizei-Dienstaus- zeichnung dritter Stufe in silbern die Eend.-Hauptwacht- meister Dannecker in Simmersfeld, Kösler in Wildberg, Müller in Bern eck, Nann und Zeiser in Nagold.
D!s rttdS.-ÄvLaubsv aus rHSln-Ka«hen
treffen in Stärke von 400 Personen mit einem Sonderzug um 17.30 Uhr ein. Um 20 Uhr findet ein Vegrüstungsabend in der „Traube" statt. Die Urlauber verweilen in Nagold bis zum 28. Juni.
! — Die übertragbaren Krankheiten in Württemberg. In "der
! Woche vom 4. Juni bis 10. Juni 1939 sind in Württemberg fol- ! gende Fälle von übertragbaren Krankheiten einschließlich der ! erst beim Tode bekannt gewordenen Krankheitsfälle (Todesfälle s in Klammern) angezeigt worden: Diphtherie 15 (3), Scharlach : 79 (—), Tuberkulose der Atmungsorgane 107 (22), Tuberkulose I der Haut 1 (—), Tuberkulose anderer Organe 5 (—), Eenick- ! starre 5 (3), Kinderlähmung 6 (1), Unterleibstyphus 1 (—), ^ Kindbettfieber 6 (2), fieberhafte Fehlgeburt 2 (—), bakt. Lebensmittelvergiftung 2 (—), Keuchhusten 95 (—).
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Die Deutsche Arbeitsfront. Rechtsberatungsstelle
Morgen Dienstag in der Zeit von 16 bis 18 Uhr findet auf der Dienststelle der DAF. Nagold. Altes Postamt, die Rechtsberatungsstunde für Gefolgschaftsleute statt.
Steuerberatung für das Deutsche Handwerk
Die nächste Sprechstunde über Steuerfragen für das Deutsche Handwerk wird in Hirsau am Donnerstag, den 22. d. Mts. von 9—t t Uhr statlfinden. Gleichzeitig wird eine Sprechstunde für Betriebssichrer über arbertsrechtliche Fragen abgehalten.
NS-Fraueuschaft — Deutsches Frauenwerk
Heute 20 Uhr Kranzbinden im Saal des Hauses der NSDAP.
NS.-Fraucnjchaft — Deutsches Fraucnwerk
Kreisfrauenschaftsleitunq Calw. Kreisfrauenschaftsleiterin. Am 24. und 25. Juni veranstaltet der VDA. den „Tag des deutschen Volkstums". Für die Haus- und Straßensammlung setzen sich die Mitglieder der NS.-Frauenschaft und des Deutschen Frauenwerkes voll ein. Die Kreis- und Ortswaltungen der NSV. haben die gesamte Organisation in der Hand. Ich bitte, sich mit diesen Stellen umgehend in Verbindung zu setzen. — Als Abteilungsleiterin für Presse und Propaganda ist Frau Flauer in Wildberq eingesetzt. Ich bitte alle Presseberichte an die genannte zu schicken.
Jugendgruppe der Fraucnschaft
Heute 20.30 Uhr Heimabend. Stoffreste und Nähzeug mitbringen. Vorher Kranzbinden.
HI Gef. 24 40l Nagold
Heute 20 Uhr trU n sämiliche Führer ciuschl. Sondersch. in Uniform am Haus der Fugend an
Erinnerungen an den Nagolder Blutordensträger und Jndicnflieger
Im „Berliner Lokalanzeiger" berichtete Wilfred von Oven über den Heldentod des Majors Härle, der seinerzeit über Madrid fiel. In dem Aufsatz heißt es u. a.:
„Im Sommer vorigen Jahres sah ich Major Härle zum letztenmal, ehe er nach Spanien ging. Wir saßen auf der Terrasse seines Häuschens in Geltow. Man hätte diesem frischen, sportlichen jungen Mann niemals die Würde eines Majors und Lehrers an der Luftkriegsschule zugetraut. Und doch wußte man, daß Härle nicht nur ein tüchtiqer Offizier, sondern auch ein hervorragender Sportflieger war. 1937 setzte er sich während seines Urlaubes in eine Klemm-Maschinc und startete nach — Indien. Ohne viel Aufhebens machte er sich auf diesen Flug, der ihn über eine Strecke von 35 000 Klm. führen sollte. Von Batavia aus machte er noch einen verwegenen Abstecher nach einer Südseeinsel, um dort ein dringend benötigtes Päckchen Atebrin abzuwerfen. Pünktlich bei Ablauf seines Urlaubes war er wieder in der Heimat. Der kühne Flug brachte ihm den Adolf-Hitler-Ehrenpreis für besondere Leistungen im Motorsportflug ein.
Als wir uns dann verabschiedeten, ahnten wir beide noch nicht, daß er.nie dazu kommen würde, seine weiteren fliegerischen Ideen zu verwirklichen.'Denn noch im gleichen Jahr ging ihm sein Wunsch in Erfüllung, nach Spanien kommandiert zu werden. Ein Kommando, das jeden Soldaten und jeden Flieger mit Stolz erfüllt. Major Härle hatte noch einen besonderen Grund, stolz zu sein, denn er sollte in Spanien die Kampffliegertruppe der Legion „Condor" als Kommandeur übernehmen.
Im März 1939 kam ich nach Spanien. Die Kampfflisger-
truppe lag zu dieser Zeit in Avila, und ich freute mich, Major Härle wiederzusehen. Er sei bereits abgelöst worden, hörte ich, s und würde in den nächsten Tagen in die Heimat zurückkehren, l Ein paar Tage vergingen, ich hatte meine Absicht, die Kampf- : truppe in Avila zu besuchen, noch nicht verwirklicht. Da, eines s Abends, ich sitze im Kasino des Führerstabes in Avila, kommt : der Adjutant auf mich zu: „Härle ist gefallen" sagt er.
! — Es war der vorletzte Tag seines spanischen Aufenthaltes. Der : neue Kommandeur hatte bereits den Verband übernommen.
> Zum Abschied gewissermaßen wollte Härle noch einen Feindflug ! machen. Morgens stieg er mit der Führerkette auf, er selbst . als der Kommandeur in der Kanzel seines He. 111. Ziel war s Madrid.
! Die Kette kommt über Madrid. Plötzlich explodiert die Füh- j rermaschine. Vermutlich hat sich eine Bombe im Schacht festge- ' klemmt. Während die Besatzung auf der Stelle tot gewesen sein ! muß, hat sich die gläserne Kanzel in der Härle liegt, bei der
> Explosion vom Rumpf getrennt. Es gelingt Härle, aus der stür- ! zenden Kanzel herauszukommen, den Fallschirm zu öffnen. Aber
der Fallschirm hat Splitter abbekommen. Durch die Löcher ist : die Fallgeschwindigkeit zu groß. Auf einer der großen Straßen s Madrids schlägt Härles Körper auf. Die Kameraden der bei- s den anderen Maschinen können sehen, wie man seinen Leich- : nam fortschafft.
! Das ist in kurzen Worten das Schicksal des Blutordensträgers, l Indienfliegers und Majors der deutschen Luftwaffe. Er ist in ! Spanien gefallen, wie viele seiner Kameraden auch, als nationalsozialistischer Kämpfer gegen den Bolschewismus.
SvovttreM« dev »vSvtt. Skfbauschnle»» i« Llasold
Schon während der letzten Tage hatte man die Aufbauschüler im Städtchen in geschäftiger Erregung hie und da auftauchen sehen: Im Spitalhof war lebhafter Betrieb beim Strohsackstopfen, vor dem HI.-Heim und dem Oberamtsgebäude sah man, wie diese Säcke von hochaufgeladenen Wagen ins Innere verschwanden, um dort Lagerstätten für die auswärtigen Gäste abzugeben: hinter der Aufbauschule fuhr eine Autokolonne mit drei Feldküchen vor: auf den Sportplätzen waren Rampen errichtet und Kampfbahnen ausgemessen und ausgesteckt worden.
Am Samstag trafen nun im Laufe des Vormittags die Erzieher und Iungmannen der Aufbauschulen Saulgau, Nürtingen und Künzelsau hier ein. Mit Tornistern schwer bepackt, sah man die Jungen in strammer Ordnung, voran die Spielmannszüge zu ihren Quartieren marschieren. Im Hof der Aufbauschule entwickelte sich bald ein munteres Lagerleben um die Gulaschkanonen und den Jungen war anzusehen, daß sie sich auf ein paar Tage sportlichen Kampfes und das Leben im Kreise alter und neuer Kameraden mächtig freuten. Zum erstenmal fanden sich alle Schulen zu einer Probe des großen Appells und Vorbeimarschs vor dem Herrn Ministerpräsidenten Mergenthaler zusammen. Abends war der vielen Nagoldern schon vertraute Zapfenstreich in verstärkter Besetzung vom Dach der Aufbauschule zu hören.
Sonntag war der erste Sportkampftag. Nach feierlicher Flag- genhissung eröffnete der Leiter der Nagolder Schule morgens 7 Uhr auf dem Sportplatz an der Calwerstraße die Wettkämpfe. Bald war hier und auf dem Hindenburgplatz reger Betrieb im Gange. Der Vormittag war dem Massendreikampf im 100-Me- terlauf, Keulenweitwurf und Weitsprung gewidmet. Dank der guten Vorbereitung durch den Sportlehrer der Nagolder Schule wickelten sich die Kämpfe rasch ab. Es fanden sich trotz der frühen Morgenstunden bald Zuschauer ein: sowohl Einheimische als Kurgäste nahmen an den Kämpfen regen Anteil und hatten an dem frischen Einsatz und tapferen Wettbewerb der Jungen ihre Freude. Jeder hat bestimmt sein Bestes getan, und die Leistungen bewiesen, daß sie bestrebt waren, ihrer Schule zu einem Siege zu verhelfen und den Ehrenpreis des Herrn Ministerpräsidenten zu erringen. In der Schießbahn wurden Mannschaftstampfe im Kleinkaliberschießen durchgeführt, wobei die 10 Mann der Aufbauschule Nürtingen das beste Ergebnis erzielten. Auf dem Hindenburgplatz fand ein Faustballspiel statt, bei dem sich die Erzieher der Aufbauschule Nagold gegen Nürtingen die Berechtigung zum Endspiel erkämpften.
Der Nachmittag brachte zuerst eine 6 mal 50-Meter-Schwimm- staffel, die ebenfalls viele Zuschauer anlockte. Auf kurze Zeit war dadurch, trotz des etwas unfreundlichen Wetters, das Stadtbad dicht gedrängt voll Menschen. Saulgau konnte klar gewinnen. Anschließend begegneten sich auf dem Hindenburgplatz die Fußballmannschaften von Nürtingen und Nagold: Nürtingen konnte mit 1:0 Toren für sich entscheiden. Auf dem Platz an der Calwerstraße waren gleich drei Treffen im Handball. Bei diesem raschen Spiel zeigten besonders die jungen Mannschaften gewandte Zusammenarbeit und schnellen Einsatz. Nürtingen siegte
in der Gruppe der älteren Schüler über Saulgau: mit 8:4, in der Gruppe der jüngeren mit 8:2 Toren und Nagold über Künzelsau mit 5:6. Wenn man dabei die jugendlichen Zuschauer beobachtete, wie sie dem Ball folgten, wie sie ihre Mannschaft durch Zurufe anfeuerten oder ihren Kameraden in der Pause behilflich waren, so konnte man ermessen, wie sehr ihnen ihr Sporttreffen zu einem Erlebnis geworden ist und wie sie sich als zu ihrer Schule zugehörig fühlen. Die Wettkampfe und Spiele aber zeigten schon jetzt, daß diese Jungen in den Aufbauschulen gelernt haben, in eine Gemeinschaft sich einzuordnen und sich für sie restlos einzusetzen.
Handballturnier in Schramberg.
Vorspiele:
Eölzdorf — Nagold 4:3 Tschft. Schramberg — VfR. Schwenningen 5:2 Eölzdorf — Alpirsbach 6:6 Nagold — Alpirsbach 5:1
Entscheidung:
Tschft. Schramberg -- VfL. Nagold 6:3 VfR. Schwenningen — Gölzdorf 4:1
Fußball
VfL. Nagold — Holzhausen 3:0
Herrenberg. 18. Juni. (Tödlicher Ausgang.) Im Vöblinger Krankenhaus ist der am Dienstag oei einem Verkehrsunfall auf der Straße zwischen Böblingen und Vaihingen schwer verunglückte Cornelius Edelmann aus Herrenberg seinen Verletzungen erlegen. Edelmann ist Vater von sechs Kindern.
Freudenstadt, 18. Juni. (Die Tannen Königen.) Seit einigen Tagen hat im Schwarzwald die Tannentracht eingesetzt, was von den Imkern sehr begrüßt wird, bilde*, doch die Tannentracht nach den regenreichen Wochen des Frühjahrs noch eine gute Aussicht auf einen befriedigenden Honigertrag. Man erinnert sich dabei an das Jahr 1934. wo die Witterungsverhältnisse ähnlich lagen und die Jmkev dann durch dis Tannentracht doch noch entstbädiat wurden.
Pforzheim, 18. Juni. (Seinen Verletzungen erlegen.) Der 62 Jahre alte Pressereibesitzer Wilhelm Schmierer aus Pforzheim, der in der Nähe seiner Wohnung in der Tunnelstraße von einem Kraftrad angefahren und schwer verletzt wurde, ist nunmehr im Krankenhaus an den dabei erlittenen Verletzungen gestorben.
Pforzheim, 18. Juni. (Todesfall.) In Karlsbad, wo er zur Kur weilte, ist eine bekannte und um den Fremdenverkehr unserer Stadt verdiente Persönlichkeit, Gustav Hüt- tinger, im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war der Seniorchef der Firma Gustav Hüttinger und langjähriges Vorstandsmitglied und Rechner des von ihm gegründeten Verkehrsverein Pforzheim.
ReichsLreffen der Deutschen Bolksgesund- heitsbervegung in Stuttgart
Stuttgart, 17. Juni. Vor Tausenden von Teilnehmern aus dem ganzen Reich eröffnete der Leiter der Deutschen Volksgesundheits- bewcgung, Reichshauptstellenleiter Fj-Hauptsturmführer E. Wege n e r - München, run-Samstag nachmittag das 2. Reichstreffen, das die Reichsarbeitsgemeinschaft der Verbände für naturgemäße Lebens- und Heilweise München in der Stadthalle Stuttgart am Samstag und Sonntag zusammen mit einer Ausstellung auf dem Gelände der Reichsgartenschau veranstaltet.
Die Nachmittagsvorträge des Samstags umfaßten bedeutungsvolle Ausführungen führender Männer in der Deutschen Volksgesundheitsbewegung, .Der Reichsarzt der Hitlerjugend, Dr. H ö rd e m a n n - Berlin, sprach über „Eesundhcitsführung der deutschen Jugend". Der Vortragende beschrieb die körperlichen Fehler und Leistungsschwächen, die auf die ungesunden Lebens- Ledingungen der Jugend vor 1933 zurückzuführen sind: Haltungsschwäche, Wirbelsäuleverbiegungen, Brustkorbverbildungen, Leistungsschwäche des Bindegewebes und der Muskulatur. Störungen am Verdauungssystem, geringe nervöse Spannkraft, leistungsschwaches Kreislaufsystem, leistungsbeschädigte Sinnesorgane, schlechter Zustand der Gebisse. Bei der Erziehung unsere« Jugend müssen wir bedacht sein, daß Fehler in der Lebensführung und Erziehung, welche diese oben Gezeichneten Fehler bedingen können, nicht gemacht werden. Wir können dies erreichen, wenn wir den jungen Menschen in eine gesunde Umwelt bringen und seine persönliche Lebensführung gesund gestalten. Zu einer gesunden Umwelt gehört Luft, Licht, Ruhe, Naturnähe und Schönheit des Raumes.
Sodann referierte Reichsheilpraktikerführer Kees-München über das Thema „Was erwarten Volk und Staat vom Heilpraktiker in der Zukunft?" Ausgehend von der Behandlung des Heilpraktikergesetzes vom 18. Februar 1939, mit dem ein tiefer, entscheidender Einschnitt in die Geschichte des Heilpraktikerstandes getan wurde, betonte der Redner, daß die Forderung einer „harmonischen Ehe zwischen Schulmedizin und Volksheilkunde" dem Heilpraktiker die Gewähr dafür gibt, daß das, was in Jahrhunderten auf diesem Gebiet gefunden wurde, für weitere Jahrhunderte Bestandteil der deutschen Medizin bleibt und jederzeit zum Nutzen unseres Volkes und des einzelnen Kranken und Gesunden eingesetzt wird. Der Vortragende zeigte auf, was Volk und Staat in der Zukunft vom Heilpraktikerstand erwarten dürfen und müssen. Die Teilnahme der Heilpraktiker an den Aufgaben der Sozialversicherung ist nunmehr möglich. Als wesentliche Aufgabe bezeichnet« der Redner die standespolitische Höherführung der Heilpraktiker. Der Redner stellte schon für die allernächste Zeit eine neue Standesordnung der Deutschen Heilpraktikerschaft in Aussicht. Grundsätzlich sollen nur diejenigen als Heilpraktiker in den Reihen geduldet werden, die gewillt sind, ihre ganze Kraft in den Dienst der Volksgesundheit zu stellen und gleichzeitig die ernstlichen Pflichten hinsichtlich ihrer moralischen Einstellung zu übernehmen.
Im Namen aller Bundesleiter sprach weiter Pg. Paul Schirr- m e i st e r-Berlin über „Ziele und Aufgaben der Gesundheitsverbände". Diese Verbände haben die Aufgabe, in gesunden Tagen durch eine naturverbundene Führung des Lebens die natürlichen Abwehrkräfte zu beleben. Sie forderten von ihren Anhängern nicht Enthaltsamkeits-Gelübde, aber sie führten sie zu einer besonnenen Mäßigkeit gegenüber den Eenußgiften und erkennen im völligen Verzicht ein hohes Ziel. Der Vortrag von Professor Dr. med. K. Scheer - Frankfurt a. M. behandelte die „Rachitisvorbcugung und -Bekämpfung". Obwohl seit mindestens zehn Jahren die gesteigerte Aufmerksamkeit der Aerzte und der staatlichen Stellen auf die Rachitis-Bekämpfung gerichtet ist und stark wirkende Heilmittel hierfür geschaffen worden sind, hat die Rachitis leider nicht nur nicht abgenommen, sondern im Gegenteil zugenommen. Der Vortragende beschrieb sodann eingehend das Krankhcitsbild der Rachitis. Es handelt sich bei der Rachitis um eine Mangelkrankheit, und zwar fehlt dem Körper das Vitamin D, welches sich unter dem Einfluß der ultravioletten Strahlen des Sonnenlichts aus bestimmten fettähnlichen Stoffen, sogenannten Sterinen, die im Körper Vorkommen, bildet. Die Behandlung der Krankheit erfolgt durch Zuführung des durch das Ultraviolettlicht entstandenen Schutzstoffes. Wir bestrahlen entweder mit natürlicher Sonne oder durch künstliche Höhensonne. Wir können aber auch Nahrungsstoffe und Körpersäfte, wie die Milch, bestrahlen und machen sie dadurch antirachitisch wirksam. Der Redner beschrieb vor allem den Weg, die Rachitis verhütende Substanz zwangsläufig als Nahrung in Form bestrahlter Milch an jedes Kind heranzubringen. Reichsgesundheitsführer Dr. Conti hat angeordnet, daß zunächst in zwei Großstädten, Frankfurt a. M. und Hamburg, die Milchbestrahlung durchgeführt wird. Es wird hierbei die gesamte Gebrauchsmilch bestrahlt.