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ein, daß diese Tatsache im Sinne unserer Ernährungspolitik eine gewaltige Verpflichtung darstellt, d. h. daß es also ganz und gar nicht gleichgültig ist, ob dieser Obstbaumbestand ordnungsmäßig oder mangelhaft gepflegt wird. Hier setzt die Arbeit der Kreis- baumwarte ein, von denen in Württemberg etwa 55 tätig find und denen wiederum 2075 geprüfte Eemeindebaumwarte im ganzen Lande unterstehen. Mit Stolz dürfen wir sagen, daß in keinem Teil Deutschlands so viel für das Baumwartwesen geschehen ist wie in Württemberg. Hinter allem, was den Obst­bau vorwärts bringen könnte, muß der Kreisbaumwart her sein. Er muß nicht nur die örtlichen Baumwarte durch Schulung?« kurse in ihren fachlichen Kenntnissen auf dem laufenden halten, sondern auch mit den Obstbauern selbst in Fühlung bleiben, ob es sich nun um landwirtschaftlichen, Garten- oder Beerenobstbau handelt. Insbesondere berät er den Obstbauer in allen Fragen der Düngung, der Schädlingsbekämpfung und der Sortenwahl und unterrichtet ihn in allen Arbeiten, die er selbst ausführen kann. Ueberhaupt wird der direkten Schulung der Obstbauer großes Augenmerk geschenkt. Zu diesem Zwecke werden Film- und Lichtbildervorträge gehalten, die jedem Interessenten kosten-, los zugänglich sind.

Bei unserem starken Baumbestand in Württemberg ist die er­folgversprechende Förderungsmaßnahme dasllmpfropfen be­reits vorhandener Bäume geringwertiger Wirtschaftssorten mit Edelsorten. Erst in zweiter Linie ist an die Pflanzung neuer Obstanlagen gedacht, die neuerdings nach Möglichkeit im Wege von Eemeinschaftspflanzungen durchgeführt wird. Auch hierbei hat es der Kreisbaumwart in der Hand, durch Sorteu- beschränkung zu erreichen, daß in seinem Wirkungskreis nur wenige, aber standortfeste, marktgängige Sorten angebaut wer­den. Dadurch wird der Obstabsatz beträchtlich erleichtert und für den einzelnen Anbauer gewinnbringender. Die Aufklärung der Obstbauer über die Herstellung von Obstsäften, vor allem Süß­most, der Obstbau-Unterricht an den Landwirtschaftsschulen und ländlichen Berufsschulen, umfangreiche statistische Erhebungen für die zuständigen Behörden über Blüteverlauf und voraussicht­lichen Obstertrag, die Förderung des Vogelschutzes als eines wertvollen Helfers im Kampf gegen die Schädlinge, die Auf­klärung über Gemüsebau im Haus- und Siedlergarten all dies tm Auge zu behalten und jedem Ratsuchenden immer die richtige Auskunft zu geben, ist bestimmt keine leichte Aufgabe.

Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß der Fruchtansatz in oresem Jahre im allgemeinen recht gut ist. Was nottut, ist jetzt der baldige Eintritt warmen, sonnigen Wetters, das uns der Mai bisher schuldig geblieben ist.

Alle Tage Rhabarber!

RhavarLer-Auslauf: 750 Gramm Rhabarber, 4 alte Brötchen, 50 Gramm Butter oder Margarine, 125 Gramm Zucker, 24 Eier, Milch, Salz, Vanillzucker. Zucker zum Rhabarber süße«. Der Rhabarber wird in kleine dünne Stiftchen geschnitten und ohne Wasserzugabe (wenn er trocken und älter ist, gibt man etwa 1 Tassenkopf Wasser hinzu) auf kleiner Flamme bis zum Nochen erhitzt, dann gut gezuckert. Ausgekühlt wird der Rha­barber mit der Backmasse vermischt und zuletzt der steif geschla­gene Eiweißschnee unterzogen. In eine gebutterte Backform ein- füllen und 3010 Minuten im Ofen oder in einer Gasbackform backen.

Rhabarberspeise. 500 Gramm Rhabarber, 100 Gramm Zucker, wenig Kartoffelmehl zum Binden, Liter Milch, 40 Gramm Zucker, 45 Gramm Stärkemehl, Prise Salz, 50 Gramm kleine Makronen: kalte Milch oder Sahne. Der geschälte, in Stückchen geschnittene Rhabarber wird kurz abgewellt, dann mit dem Zucker in etwas Wasser weichgekocht, sein Saft mit wenig Kar­toffelmehl gebunden und das Kompott in eine Elasschüssel gege­ben. Die Milch wird mit dem Zucker und der Prise Salz aufge­kocht und mit dem mit kalter Milch angerührten Stärkemehl zu mäßig steifem Flammeri gekocht, unter den man die kleinen Ma­kronen mischt. Er wird über das Rhabarberkompott geschüttet «nd die Rhabarberspeise bis zum Aufträgen kühlgestellt. Wan gibt kalte Milch oder Sahne dazu.

Flammeri: 500 Gramm Quark, ^ Liter Milch, 100 Gramm Zucker, 8 Blatt Gelatine. Zubereitung: Den Quark durch ein Sieb streichen, mit Milch und Zucker glattrühren. Die einge­weichte Gelatine warm auflösen und unter die Masse rühren. Das Ganze wird in einige mit kaltem Master ausgespülte Tas­sen oder in eine Flammeriform gefüllt und erstarrt gestürzt. Bei­gabe: Rhabarber-Kompott.

Trichinenschau bei Fleischwaren, die aus Ostmark und Su- deteulaud eingesührt werden. Da zwischen den Fleischbeschau­vorschriften der Ostmark und des Sudetenlandes und jenen des Altreichss gewisse Verschiedenheiten bestanden, unterliegt Fleisch von Schweinen, das aus dem Lande Oesterreick und aus den

_Donne rstag, den 25. Mai I SZg

tagsmahlzeit mehr als drei Stunden verwenden darf. In diese drei Stunden muß die Siesta mit eingeschlossen sein. Er darf also nicht im Büro anfangen und das Mittagsschläfchen halten, indem er zum Schluß mit dem Kopf heftig auf den Schreibtisch knallt. Jedoch will die Regierung keine Härte an den Tag legen. Deshalb hat sie in einer Zusatzverfügung bestimmt, daß in Ausnahmefällen Anträge gestellt werden können, die zur Gewährung einer längeren Mittagszeit berechtigen. Das gelte vor allem für Leute mit einem kranken Magen und für solche mit einem krankhaft großen Appetit.

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Anekdoten Rauchen verboten!

Auf einer Reise stieg Mark Twain einmal in einem winzig kleinen Hotel ab. Um sich die Stiefel ausziehen zu können, mußte er die Zimmertür öffnen. Und in diesemHotel" fand er über seinem Bett ein Plakat:Rauchen verboten. Denken Sie an den Riesenbrand des Hotels Astoria!"

Mark Twain sah, staunte, lachte und schrieb dann darunter: Ausspucken verboten! Denken Sie an die Ueberschwemmung des Mississippi!!!"

Die Handschrift

Theodor Fontane war, bevor er Schriftsteller wurde, Apothe­kerlehrling. In Berlin. Und war durchaus nicht glücklich in seinem menschenfreundlichen Beruf. Namentlich über dieun­leserliche Klaue" der Herren Aerzte war er ehrlich betrübt.

Als ihm eines Tages wieder einmal so ein Rezept mit krake­ligen Hieroglyphen gereicht wurde, meinte er zum Provisor: Bin ich nicht ein wirklich bedauernswerter Me.isch? Andauernd muß ich solche unentzifferbaren Rezepte lesen und mochte doch so gerne lesbare Manuskripte schreiben."

Die Unschuld vom Lande

In Frankreich war es zu Zeiten der Könige Sitte, daß bei der Geburt eines Kronprinzen junge Mädchen, die sich verehe­lichen wollten, vom Staat eine sorgfältig zusammengestellte Aus­steuer erhielten, an der auch nichts fehlte. Als wieder einmal ein Dauphin das Licht der Welt erblickt hatte, und wieder einmal eine Anzahl mehr oder weniger alter Jungfern zwecks Ehe­schließung ausgestattet sein wollte, begab sich auch eine kleine Un­schuld vom Lande ins Schloß, um sich in die Liste einzutragsn. Der Beamte war ihr dabei behilflich und dozierte:So, und in diese Rubrik müssen Sie den Namen Ihres Bräutigams ein­tragen. Da machte die Schöne ein ganz verdattertes Gesicht und schluckte:Bräutigam? Ich ich Hab ja noch gar keinen 7 ich dachte, man bekäme hier alles!"

Mitgenomme«

Mörike kam einst freudestrahlend zu seinem Freund Friedrich Theodor Bischer und lud ihn ein:Du, Bischer, ich Hab eine kleine Erholungsreise vor. Aber allein patzt mir das nicht so recht. Weißt du was, ich nehm dich mit!"

Bischer aber fühlte sich nicht wohl und bedauerte, nicht dabei sein zu können.

Acht Tage später war Mörike schon wieder zurück. Sein erster Gang führte ihn zu Bischer, der immer noch recht schlecht aussah. Mörike betrachtete ihn prüfend und meinte dann:Du bist zwar zu Hause geblieben, als ich dich mitnehmen wollte, aber du siehst doch verteufelt mitgenommen aus!"

Treue Kundschaft

In die Sprechstunde des berühmten Professors Villroth kam einst ein Schneidermeister, bei dem der Mediziner stets arbeiten ließ. Billroth stellte eine gründliche Untersuchung an und er­klärte:Sie find vollkommen gesund "

Das habe ich gewußt, Herr Professor."

Nanu, wozu sind Sie denn zu mir gekommen?"

Wissen Sie, Herr Professor", sagte da der biedere Schneider­meister,Sie lassen immer bei mir arbeiten, und ich Hab an Ihnen halt schon ein ganz schönes Stück Geld verdient und da will ich mich eben dankbar erweisen und Ihnen als treuer Kundschaft auch einmal etwas zukommen lassen!"

Ein hoher Kurgast

Moltke weilte einst in Ragaz zur Kur. Eines Tages machte er einen Waldspaziergang nach dem Dorfe Pfäfers. Da es heiß war, trat er in eine Dorfschenke, um sich zu erfrischen.

Der biedere Wirt gesellte sich zu ihm:

Wohl Kurgast in Ragaz, der Herr?"

Ja."

Der Moltke soll ja da sein!"

Ja."

Na, wie schaut er denn aus?"

Wie soll er schon aussehen, Herr Wirt wie einer von uns beiden!"

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

sudetendeutschen Gebieten in das Altreich gelangt, einer amt­lichen Untersuchung auf Trichinen (Trichinenschau). Der Tri­chinenschau unterliegen ferner auch Fleischwaren von den ge­nannten Tieren. Ausgenommen sind Fleisch in luftdicht ver­schlossenen Büchsen oder ähnlichen Gefäßen, Würste und sonstige Gemenge aus zerkleinertem Fleisch. Die Einfuhr von Fleisch und Fleischwaren der genannten Art ist durch den Empfänger vor der Verwertung der Ortspolizeibehörde anzumeldcn.

Buntes Allerlei

Siebzehnjährige erlegt einen Wolf

Ein dramatischer Kampf hat sich dieser Tage in der Umge­bung des jugoslawischen Dorfes Eornjirovac zwischen einer Hir­tin und einem Wolf abgespielt. Das Tier fiel die Schafe an, die der 17jährigen Tochter eines Hirten anvertraut waren. Das Mädchen verlor nicht ihre Kaltblütigkeit und ergriff ein kleines Beil, mit dem sie auf den Wolf losging, um die Schafe zu retten. Der Wolf wandte sich jedoch nun gegen das Mädchen, und so entspann sich ein wütender Kampf, der eine ganze Weile dau­erte, bis schließlich doch das Tier von vielen Abschlägen getrof­fen, tot auf der Erde liegen blieb. Das Mädchen selber aber hatte ebenfalls schwere Wunden davon getragen, und kaum war ihr kühnes Unternehmen geglückt, so fiel sie ohnmächtig zur Erde. Bauern der Umgebung fanden sie so zwischen ihren Scha­fen. Die Hirtin dürfte für ihre mutige Tat eine Tapferkeitsaus­zeichnung erhalten

Sektenbischof i« Mexiko gelyncht

Die bolschewistischen Methode« Rotspaniens haben in Mexiko in besonderer Weise Schule gemacht. Der Bischof einer Sekten­kirche in Portezuelo in Mexiko wurde kürzlich unter seltsamen Begleitumständen gelyncht. Der betreffende Bischof soll die Ab­sicht gehabt haben, sich der christlichen Kirche des Ortes zu be­mächtigen, um sie für seine Gottesdienste zu benutzen. Darauf­hin wurde er von den empörten Einwohnern den ärgsten Ge­walttätigkeiten ausgesetzt und dann erschossen. Das geschah alles unter dem Geläute der Kirchenglocken. Abends wurde durch Ab- Lrennen von Feuerwerk und bei den Klängen von Musikkapellen eine Art Triumphfest in der Stadt veranstaltet. Die betreffende Sekte, der der Bischof angehörte, war seinerzeit unter der Re­gierung des Generals Calles zur Zeit der revolutionären Re­ligionsformen gegründet worden. Jedenfalls zeigt diese eigen­artige Freudenfeier, daß es merkwürdige Arten von Christen­tum gibt.

Vergeßlichkeit etwas kostspielig

Eine reiche Engländerin, die sich für einige Tage in Paris aufhielt, büßte durch ihre Vergeßlichkeit ein ganzes Vermögen ein. In einem Restaurant, wo sie zu Abend gegessen hatte, ließ sie ein kleines Päckchen liegen, das Schmuckgegenstände im Werte von 700 000 Franken enthielt. Als sie kurz darauf wieder in das Lokal zurückeilte, war das Paket verschwunden.

Die Wilden kannten die Mode schon

Als man in Südafrika in diesen Tagen die neuen Mods­zeitungen aus Amerika und England erhielt, glaubte man dort seinen Augen nicht trauen zu dürfen, denn die neue Mode zeigt eine nackte Gürtellinie. Das heißt, zwischen den Hüften und der Brustbekleidung ist bei den Abendkleidern ein ganz freier Strei­fen. Man war in Südafrika deshalb so erstaunt, weil schließ­lich derartige Modeäußerungen hier gar nichts Neues darstell­ten. Jeder Südafrikaner, der sich ein wenig unter den Ein- , geborenen Herumgetrieben hat, weiß, daß auch bei den zahmsten Negerstämmen, die sich sonst im Gegensatz zu anderen sehr ge­schickt verhüllen, die freie Gürtellinie eine Selbstverständlichkeit ist. Die Negermädchen werden überzeugt sein, daß man ihnen diesen letztenModeschrei" gestohlen hat.

Die haben Sorgen!!

Die mexikanische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, durch einen Regierungsbeschluß endlich einmal klarzustellen, wie lange die Mittagspausen und die Eßzeiten offiziell dauern dürfen. Denn es gab Menschen, die sich nach gehabter Mahlzeit über­haupt nicht mehr aufraffen konnten, noch irgend eine vernünf­tig» Arbeit im Laufe des restlichen Tages zu erledigen. Nun hat die Regierung festgestellt, daß derNormalmensch", der An­gestellte und der Staatsbeamte, auf keinen Fall für seine Mit-

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Mit Süito p/teosn.

1 Roman von Klara L aidhausen.

LrheberrechtSschutz durch VrrlagSanstalt Manz, Regensburg.

83. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

And sie kann nun einfach nicht daran glauben, datz wirk­lich alles zu Ende sein soll. Zu gut haben ihre alten Augen gestern gesehen.

Wie eine Entschuldigung klingen ihre leicht hingewor­fenen Worte, die doch so viel mehr sein wollen:Ich meinte nur, weil sie noch gar nichts von unseren Bergen kennt! Und weil Ihr zwei sicher recht gute Bergkameraden sein würdet."

Gute Vergkameraden!

Das Wort klang unaufhörlich in Franz Hormanns Ohren, als er wenig später in sein Arbeitszimmer hinunter­stieg. Dithas Platz an dem großen Schreibtisch im Erker war noch leer es war ja Feiertag und die Sprechstunde begann erst um zehn Uhr.

Ganz in seine Gedanken verloren ließ der Doktor sich in den bequemen Ledersessel fallen und sein Blick glitt mecha­nisch über die halbbeschriebene Seite des Journals, das auf­geschlagen auf der Schreibtischplatte lag. Namen, Persona­lien, Daten er las, ohne sich über den Sinn klar zu wer­den darüberhin. Was ihn fesselte waren schließlich nur die Schristzüge der lieben Hand. In ihnen fand er auf einmal etwas, das ihn frappierte etwas Unsicheres, Unausge­schriebenes, das in striktem Widerspruch zu dem in allen Berufssachen so bestimmten, sicheren Wesen des geliebten Mädchens stand. Sie müßte eigentlich eine Schrift haben wie Ditha, mußte er plötzlich denken, groß, energisch, charaktervoll, wenn auch nicht ganz so männlich bestimmt. Ob sie wohl auch ein so guter Wanderkamerad sein würde, wie Ditha es gewesen?

Ärgerlich schob Franz das Buch beiseite. Warum konnte er es denn gar nicht lassen, immer wieder Beziehungen her­zustellen, wo doch keine waren höchstens die, daß sie beide die eine wie die andere für ihn unerreichbar waren. Aber ein guter Bergkamerad ja das würde Lore Ber­ger wohl sein. Wenn er sie doch mitnahm? Hatte die Mut­ter nicht recht?

Unendlich warm wurde ihm auf einmal. Ja, das war ein Weg, zu überwinden, zu retten, was noch zu retten war. Zu zweien wandern in Gottes gesegneten Landen, zu zweien droben stehen auf freier Höhe, zu zweien trinken an den heiligen Quellen der Natur mußte sich da drau­ßen, wo alles Harmonie war, nicht auch die grelle Dissonanz in ihrem Verhältnis zueinander wieder lösen? War denn Liebe das einzig Erstrebenswerte zwischen Weib und Mann? Gab es zwischen reifen, geistig hochstehenden Menschen nicht auch noch etwas anderes, nicht minder Schönes: reine, selbst­lose Freundschaft, die treuer, beständiger, mehr sein kann als Bande des Blutes und der Sinne!

Mit seltsam tiefem Leuchten glitten Franz Hormanns Blicke durch das geöffnete Fenster, über die schon herbstlich bunten Blumen seines Gartens hinweg zur blauen Gipfel­ferne. Ja, darum wollte er Lore Berger bitten, wenn er an ihrer Seite droben stand auf seinen Bergen in seligem Eipfel- glück. Dann, wenn der Kampf des Aufstiegs hinter ihm lag, wenn mit den Schatten der Tiefe auch alle allzu irdischen Schlacken seiner Neigung im Tal zurückgeblieben waren dann konnte er ihr wohl mit reiner Hand und lauterem Herzen seine Freundschaft bieten und sie würde nicht zö­gern, Treue um Treue, Vertrauen um Vertrauen zu geben.

Unwillkürlich mußte Doktor Hormann vor sich hinlächeln. So weit war er schon mit seinen Gedanken und Plänen und wußte noch nicht einmal, ob sie ihn überhaupt begleiten würde. Jedenfalls war es ein Glück, daß sie gestern die kleine Zärtlichkeit, zu der er sich von seiner kühnen Hoffnung; betört hatte Hinreißen lassen, nicht bemerkt hatte. Sonst? hätte sie heute wohl allen Grund, an seiner ehrlichen, un-- eigennützigen Bergkameradschast zu zweifeln und würde ims

Gedanken an den fernen Geliebten sein Ansinnen sicherlich glatt ablehnen. So aber . . .

Ungeduldig glitt sein Blick zu der großen Standuhr hin­über, die eben zum zehn Uhr Schlag ausholte. Na, nun würde sie ja gleich kommen! Hoffentlich ließen dann die Patienten noch ein Viertelstündchen frei für eine ungestörte Aussprache.

Die Wünsche Dithas, die wie Franz richtig vermutet hatte, eben die Treppe herunterstieg, bewegten sich genau in der entgegengesetzten Richtung. Sie dachte: Hoffentlich sind schon Patienten da, damit wir leichter über dieses erste Zusammensein nach dem gestrigen Abend hinüberkommen!

Aber nein, die Diele war noch leer und drinnen im Arbeitszimmer da saß er ja auf ihrem Stuhl und wartete offensichtlich auf sie. Unsicher trat sie näher, doch schon der erste Blick in sein Gesicht brachte ihr Erleichterung. Gottlob, er lachte ihr herzlich, unbefangen, heiter entgegen mein Gott, warum sollte er schließlich auch nicht! Für ihn hatte ja der Abend nichts Böses gebracht.

Franz hielt die Hand fest, die Ditha ihm zum Guten Morgen geboten hatte und zog sie daran tiefer in den Erker, mitten ins Helle Sonnenlicht. Einen Augenblick ruhte sein Blick prüfend auf ihr, dann schüttelte er mißbilligend den Kopf.Ich fürchte, ich muß Sie nochmals zu Bett schicken, Fräulein Lore, Sie sind offenbar noch recht angegriffen. Ich hatte geglaubt, daß einige Stunden der Ruhe alles wieder wettmachen würden, aber ich habe mich wohl ge­täuscht."

Einige Stunden der Ruhe! Bitter klang das Wort in Dithas Herzen nach. Wenn er wüßte, was das für Stunden der Ruhe gewesen waren! Stunden, in denen sie immer wieder ihr Glück zu Grabe getragen, Stunden, in denen sie sich verzweifelt den müden Kopf zerbrochen hatte, wie es ihr möglich sein würde, das Doktorhaus so rasck als möglich zu verlassen, ohne ihr Geheimnis preiszugeben.

(Fortsetzung folgt.^