s. Seite Nr. 265

Ragolder TagblattDer Gesellschafter'

Samstag, den 11. November ISNt

Mit Blut erkämpftes Recht

Bor 25 Jahren Der deutsche Sieg bei Tanga Ein unabdingbarer kolonialer Rechtsanspruch

NSK. Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit zum erstenmal in der Geschichte Europas Deutsche die Klingen mit dem neidischen und mißgünstigen angelsächsischen Vetter kreuzten. Wieder zeigen heute deutsche U-Boote ihre lleber- legenheit über die plumpen Kolosse der britischen Flotts, und wieder gedenken wir der Tage, da sich deutsche und bri­tische Truppen erbittert bekämpften. Und so erinnern wir uns auch, ohne festliche Feiern, aber mit berechtigtem Stolz, jener Novembertage des Jahres 1914, in denen die Schutz­truppe für Deutsch-Ostafrika ihren Sieg über das britische Landungskorps erfocht.

Was gibt uns aber das Recht, auch in diesen ernsten Ta­gen laut und vernehmlich von jenem Gefecht zu sprechen, das im Vergleich zu den ungeheuren Materialschlachten des Weltkrieges so unbedeutend erscheinen mag?

Das Schicksal der Kolonien wird auf den europäischen Schlachtfeldern entschieden", das stand nicht bloß in den kolonialen Eeheimakten das war der gültige Glaubens­satz bei der Kolonialverwaltung wie im Eeneralstab, in der Heimat wie im Schutzgebiet. Diese nüchterne Auffassung entsprach an sich zweifellos der Wirklichkeit. Die Entschei­dung eines Krieges zwischen europäischen Großmächten konnte nur in Europa fallen; Erfolge oder Niederlagen auf überseeischen Nebenschauplätzen konnten das Endergebnis eines Weltkrieges nicht beeinflussen.

Und doch wird dieser, rein logisch betrachtet, unanfecht­bare Satz der Bedeutung des Tages von Tanga nicht ge­recht. Treitschke hat einmal gesagt: Das Höchste im Men­schenleben geht über die Logik! Gewiß, die Kolonien wur­den uns genommen, weil wir den Krieg in Europa ver­loren. Aber wenn, was wir seit langen Jahren heiß und nun gläubig hoffen, dieser Verlust wieder gutgemacht wird, wenn eines Tages die über dem Spiegel des Indischen Ozeans aufgehende Tropensonne ein trotz alledem wieder deutsches Ostafrika grüßt: wird man dann auch noch sagen, die Schlacht von Tanga sei zwar eine glänzende, aber für das Bestehen einer deutschen Kolonie belanglose Waffentat gewesen? Wer das sagen könnte, hätte den Sinn des Sieges von Tanga nicht verstanden. Wir sprechen von unserem Recht auf die Rückgabe unserer Kolo­nien. Wie man auch diesen Rechtsanspruch sonst unter­mauern mag eines steht fest: der stärkste Beweis für das innere Recht unseres Besitzes war die Verteidigung des ost­afrikanischen Schutzgebietes, die nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht die Eingeborenen freiwillig und in unverbrüch­licher Treue zu ihren deutschen Herren gestanden hätten. Der ganze Feldzug wäre aber nicht möglich gewesen ohne die an seinem Beginn stehende Schlacht von Tanga, in der 285 Deutsche und 1085 farbige Askaris 1200 Engländer und 0800 Inder schlugen. Darum ist dieser Sieg nicht bloß eine stolze Erinnerung für die Mitkämpfer geblieben er war auch das Symbol des unerschütterlichen Willens der Ost­afrikaner und mit ihnen des ganzen deutschen Volkes, den Anspruch auf die Rückgabe des deutschen Kolonialbesitzes nicht aufzugeben. W. M.

Der Geist von Langemarck

Zum 10. November Von Siegfried Hartwanger

Sachlich nüchtern meldete vor nunmehr 25 Jahren der deutsche Heeresbericht:Westlich von Langemarck brachen junge Regimenter unter dem GesangDeutschland, Deutsch­land über alles" gegen die ersten Linien der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie." Dieser Kampf bei dem flandrischen Dorf war jedoch mehr als eine der unzähligen Schlachten im Völkerringen des Weltkrieges er sollte zum Symbol werden für den Opfermut, mit dem Deutsch­lands Jugend in den Tod zu gehen vermag.

Jungarbeiter, Jungbauern, Handwerker, Gymnasiasten und Studenten, Söhne aus allen Teilen des Volkes waren vor Langemarck angetreten; Freiwillige, nur flüchtig aus­gebildet, unerfahren im Kampf, aber erfüllt von glühender Begeisterung. Durch ihren fanatischen Glauben errangen sie in ihrer ersten Schlacht den Sieg, den sie mit dem Leben bezahlten. Ein grausames Geschick hat es gewollt, daß diese kaum der Schulbank entwachsenen Freiwilligen in die grauenvollste Schlacht geworfen wurden, die bis dahin ge­schlagen worden war. Der Krieg war zur Hölle geworden, zur Hölle von Flandern. Zum letztenmal wollte hier die deutsche Heeresleitung den Feind in offener Feldschlacht schlagen. Vergeblich rannten die Regimenter den fest ver­schanzten, rein zahlenmäßig überlegenen Feind an. Zwei Tage lang marschierten in Schlamm, Lehm und Kot, Nacht und Nebel und Regen neue Regimenter Freiwilliger heran, um sich dem rasenden Feuer der Feinde mit beispielloser Todesverachtung entgegenzuwerfen. Regimenter schmolzen in diesen Tagen zu Kompagnien zusammen, aber sie nahmen die feindliche Stellung, wie es der Befehl von ihnen ver­langte. Sie erfüllten ihre Pflicht, wie es Deutschlands Ju­gend immer getan. Ein Volk mit einer solchen Jugend aber ist niemals zu vernichten. Darum ist das Opfer von Lange­marck doch nicht umsonst gewesen, darum find diese Toten eingegangen in die Geschichte und leben weiter in den Her­zen des ganzen Volkes.

Es ist bezeichnend für eine ganze Epoche, daß sich gerade die Jugend in den Tagen des Niederganges, als das Reich zerschlagen war und viele den Glauben an die Zukunft ver­loren. als jedes Heldentum verhöhnt wurde, Langemarck als Symbol heldischer Gesinnung zum Vorbild erkor. In tausenden jungen Herzen wurde in dieser Zeit das Ge­denken an die Toten von Langemark reingehalten, und heute lebt es in jedem jungen Deutschen. Im ganzen Reich geben Weihestätten in Heimen und Jugendherbergen Zeug­nis von dieser Verehrung, die wohl am schönsten durch die Patenschaft der HI. über den Heldenfriedhof Dranoutre am Kemmel zum Ausdruck kommt. Jeder Junge trägt mit seinem monatlichen Opferpfennig dazu bei, die zahllosen Gräber mit schlichten Holzkreuzen immer in Schmuck zu hal­ten. Jahr für Jahr marschiert die Jugend in den Tagen von Langemarck im Gedenken derer, die für Deutschland starben. Jahr für Jahr besuchten bisher alte Frontkämpfer mit jungen HJ.-Führern die von der Zeit vernarbten Schlachtfelder, auf denen eine blühende Jugend ihr Leben -opferte. In den sommerlichen Zeltlagern und den winter­lichen Heimabenden kamen Soldaten des Großen Krieges zur Hitlerjugend, um ihr vom gewaltigen Geschehen dieser Zeit zu berichten und sie teilnehmen zu lassen an dem gro­ßen Erleben.

So ist Langemarck für die deutsche Jugend zum Vorbild aber auch zur Verpflichtung geworden. In den Worten

In deutschem Gewahrsam

Französische Rheindampfer und Schleppkähne, die in einem deutschen Rheinhafen sicher­gestellt wurden.

(PK. Harren, Prefse-Hoffmann, Zander-Multiplex-K.)

Z>W8

oes Nerchsjugendsührers Baldur von Schirach:Wollte ich l auf Langemarck verzichten, so würde ich auf die Grundlage der Erziehung der Jugend überhaupt verzichten", kommt ! dies am klarsten zum Ausdruck. Die deutsche Jugend von heute hat die grenzenlose Opferbereitschaft, den Mut und die Begeisterung der Jugend von Langemarck, aber sie ist auch körperlich bereit. Es wird kein zweites Mal Vorkom­men, daß bestes Blut der jungen deutschen Mannschaft so geopfert wird. Unserer Jugend ist die Aufgabe erwachsen, sich frühzeitig auf den Wehrdienst vorzubereiten.

Fünfundzwanzig Jahre nach dem Todessturm der Jugend von Langemarck steht eine junge Mannschaft bereit, die, erfüllt von demselben Glauben, mit festem Vertrauen auf sich und die Führung in die uZkunft blickt, eine Jugend, die sich in Ehrfurcht beugt vor dem Heldenmut der Toten von Langemarck, bestrebt zu leben und bereit zu sterben wie diese. Und wieder droht, wie in den Herbsttagen des Jahres 1914, der Feind an den Grenzen. Die Jungen aber stehen gemeinsam mit den Kämpfern des Weltkrieges bereit. In den Kämpfen im Osten und auf dem Meere haben sie be- : reits zahllose Beweise ihres Heldenmutes und ihrer Ent-., schlossenheit gegeben. Diese Jugend lebt den Geist von i Langemarck und sie wird immer von neuem beweisen, daß sie ! würdig ist, das Gedenken dieser Helden zu wahren. In ihr s hat die Idee von Langemarck schönste Verkörperung gefun- ! den. Langemarck! Das Wort weht wie eine Fahne vor § ihnen her, und dem Volk ist es ein heiliges Zeichen. ' !

Das unsoziale England j

Die deutschen Zeitungen brachten in den letzten Tagen zahlreiche Meldungen über die innerpolitischen Schwierig­keiten Englands, die durch die schlechte Ernährungslage, die Sinnlosigkeit vieler öffentlicher Anordnungen und durch die unermüdliche Tätigkeit jenes Wesens entstanden sind, das die Engländer selbst mit grotesker EinsichtigkeitMr. Wirr­warr" nennen. Alle diese Nachrichten stammen, was wohl beachtet werden mutz, nicht aus deutschen Quellen. Sie ent­ziehen sich also dem lächerlichen Vorwurf, daß sie irgendwie frisiert" worden seien. Sie sind meist Auszüge aus briti- , schen Zeitungen, die in neutrale Länder gelangten, so daß j ihr Inhalt weiterverbreitet werden konnte. Zu einem er­heblichen Teil wurden Schilderungen auch von Londoner Korrespondenten neutraler Blätter gedrahtet, die mit un­voreingenommenen Augen die Mißstände und die Erbitte­rung des englischen Volkes an der Quelle studieren konnten.

Sucht man alle diese verschiedenen Berichte, mögen sie nun die katastrophale Lage in der Kohlenindustrie, die Pfuscher­arbeit des Lllgenministeriums, die groben Verpflegungs­schwierigkeiten, die Hamsterkäufe oder die schlechte Abferti­gung und Ausladung der Schiffsfrachten betreffen, auf ! einen Nenner zu bringen und die charakteristischen Erund- eigenschaften desMr. Wirrwarr" festzustellen, so steht man vor einer Talentlosigkeit in allen organisatorischen Fragen, die einigermaßen überrascht. Sie ist um so erstaunlicher, .als die britischen Behörden gegenwärtig nicht zu wenig, sondern zu viel organisieren. Aber alle diese Maßnahmen geschehen nicht mit Energie und Zielsicherheit.

Da Deutschland auf organisatorischem Gebiet seit jeher das unerreichbare Muster war. schämt man sich nicht im

t/T-E/V

»«/ÄH« ^8

/ H.eniberz'

-

Zlamrla

Karte zum llmstedlangsabkommen

Unsere Karte zeigt die Gebiete des ehemaligen polnischen Staa­tes, die nun zum russischen Einflußbereich gehören. Es sind die- i jenigen Städte eingetragen, in deren Nähe sich größere deut- ! sche Siedlungen befinden, aus denen Deutsche in das Reichs- § gebiet umsiedeln können. (Zeichnung: Heincke, Zander-M.) -

geringsten, dieses Deutschland auch während des Krieges weidlich zu kopieren. Man stiehlt jede Idee, die von Deutsch­land zur Abwehr des aufgezwungenen Kampfes verwirklicht wird. Man betätigt also auch in diesem Punkte jene Raub­und Diebstahlsgesinnung, die seit jeher zu den Charakter­eigenschaften des Engländers gehört. Ein Beispiel aus den letzten Tagen spricht in dieser Hinsicht Bände. Um den immer stärker auftauchenden Ernährungsschwierigkeiten Zu steuern, ist der britische Lebensmittelminister Mr. Herbert Morrison dazu übergegangen, nach deutschem Muster die Verteilung der Lebensmittel zu organisieren. Es werden also den Engländern Nationen zugemessen und es erfolgen wöchentliche und monatliche Zuteilungen, bei denen man mangels eigener Unterlagen neuerdings mit besonderer Vorliebe die deutschen Sätze zugrunde legt. Aber wie sieht eine solche Verteilung in England aus? In Deutschland wird die Methode der Vorrats- und Sparwirt­schaft auf das strengste nach dem Grundsatz der sozialen Ge­rechtigkeit gehandhabt. Alle Deutschen werden gleich behan­delt. Kein Bolksgenosse erhält bevorzugte Nationen zu­gewiesen. Auch wo Sonderzuteilungen für Schwerstarbei­ter, für Kinder, stillende Mütter, Kranke und Greise er­folgen, sind diese erweiterten Rationssätze sachlich streng be­gründet. Sie sind nicht willkürlich, sondern sehr genau überlegt.

Anders in England! Hier hat die Verknappung der Le­bensmittel bereits zu horrenden Preissteigerungen geführt, so daß viele Nahrungsmittel für die arbeitende Bevölke­rung völlig unerschwinglich geworden sind. Man müßte an­nehmen, daß diese Tatsache dem Lebensmittelminister sehr unangenehm ist, aber das ganze Gegenteil ist der Fall. Mister Morrison ist geradezu glücklich darüber, wenn Le­bensmittel so teuer werden, daß sie kein Mensch mehr kaufen kann. Sie brauchen dann nämlich nicht mehr rationiert zu werden. Sie bleiben vielmehr den reichen Engländern Vor­behalten, werden weggehamstert und verschwinden vom Markt. Dann hat sich das Lebensmittel-Ministerium nur noch mit den dringendsten Bedarfsartikeln herumzuärgern. Alle anderen Probleme sind gleichsam von selbst unter den Tisch gefallen. Die wohlhabende Gesellschaft, die sich tüchtig eingedeckt hat, ist äußerst zufrieden. Die Stimmen der Aer- meren aber zählen nicht. Sie mögen in den Zeitungen zu Worte kommen, dann ist noch immer Zeit genug, allmählich Entschuldigungen hervorzubringen und Besserung zu ver­sprechen. Zeitgewinn ist billig, dieser Grundsatz gilt auch heute. Nach ihm behandeln die englischen Minister das eigene Volk, nach ihm behandelt man die Neutralen. Und wer sich dagegen zur Wehr setzt und unangenehm wird, dem drückt man die Gurgel zu oder schlägt ihm die englische See­mannsfaust ins Gesicht. Dann wird er ruhig und pariert, wenn Old-England befiehlt.

Es sind keineswegs reizvolle Methoden, die sich einer kühlen Kritik beim Studium der englischen und neutralen Berichte aus London ergeben. Aber es sind die englischen Methoden. Wir kennen sie heute, und wir werden dafür sorgen, daß sie nicht für ewige Zeiten die Welt beglücken.

Flüchtlinge kehren heim

Deutsche Schwester erzählt von einem NSV.-Rücktransport nach Bromberg

Eine Schwester des Reichsbundes der Freien Schwestern und Pflegerinnen, die einen NSV.- Flüchtlingsrücktransporr begleitet hat, erzählt im folgenden von ihren Erlebnissen.

Es ist fast Mitternacht auf dem Bahnhof m Stettin. Trotz der späten Stunde steht man dort eine Gruppe Jungvolk wie in Erwartung und Bereitschaft. Dann kommen in der Dunkelheit Straßenbahnen, denen Menschen sehr still entsteigen, Männer, Frauen, Kinder mit mehr oder weniger Gepäck, das ihnen hilfs­bereit vom Jungvolk abgenommen wird. Achthundert Menschen doch man hört nur verhaltenes Sprechen. Menschen aller Altersstufen, aller Verufsstände, zum Schluß eine Reihe Kinder­wagen mit Säuglingen, unter der Obhut von Schwestern. Er­schütternd ist diese Stille. Man liest an den Gesichtern ab, was in den Menschen vorgeht. Sie glauben nicht, daheim noch etwas wiederzufinden. Man wagt kaum, eine Frage zu stellen.

Daß Deutschland uns alle ausgenommen hat", sagt eine Frau beim Abschied,und wie! So gut waren alle zu uns und jeder konnte sich sattesten. Das haben wir nicht für möglich gehalten. Man hatte uns alles so anders erzählt."

So still, wie diese Menschen kamen, find sie dann auf dem verdunkelten Bahnhof in den Zug gestiegen. Ein kräftigesHeil" des Jungvolks ist der Abschied. Die Fahrt in die Heimat beginnt. Was und wen werden sie wiederfinden? Es sind viel Bauern dabei. Sie rechnen gar nicht damit, daß Haus und Hof noch stehen. Sie kennen ihre persönlichen Feinde, die be­stimmt alles vernichtet haben. Sie fahren zurück mit dem nack­ten Leben. Daß sie nun zu Deutschland gehören, gibt ihnen den Mut, aus dem Nichts wieder aufzubauen.

Als der Morgen graut, sind wir an der ehemaligen Grenze, da werden unsere Schützlinge lebendig. Jubelnd stellen sie sest, daß überall schon die alten deutschen Ortsnamen wieder an den Bahnhöfen stehen. Rechts und links der Bahnstrecke weites, weites Land, verlassene Höfe, nirgends steht man einen Men­schen. Wie ausgestorben ist alles. Einmal sehen wir einen deut­schen Soldaten eine Herde Rindvieh weiden. Dann kommen doch einzelne Eehöfae, in die der Besitzer wohl zurückaekebrt ilt. die