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NagolSer Tagblatt „Der Gesellschafter
Mittwoch, den 12. Oltober 1838
Bor den Toren Pilsens
Fähnchen kennzeichn«« die neue Grenze
Kottiken, 11. Ott. Wir find auch am letzte« Tage des (Anmarsches wieder mit der Spitze ei»ss Kraftradfchütze«Lataillo«s vorgerückt, das vorwiegend aus Rheinländer» und Westfale« besteht. Neben Sen rein deutsche« Ortschaften mehre» sich die gemischtsprachige« Bezirke. Ein Teil der tschechische« Bewohner, vornehmlich die erst in den letzten Jahren zugezogene«, find, soweit sie nicht fest ansässig waren, in das tschechische Gebiet zurückgekehrt. In den rein bäuerlichen Siedlungen, die wir passieren, gibt es keine oder nur vereinzelte tschechische Kolonisten. Alle, auch die kleinsten Ortschaften, waren von tschechischem Militär belegt. Die Bewohner klagen, dag sie auch aus ihren Quartieren alles mitgehen hießen, was mitnehmenswert schien und dessen sie habhaft werden konnten.
Kurz vor Manetin haben wir die Spitze unserer Truppen verlaßen, um auf der Straße Karlsbad—Prag den am weitesten vorgeschobenen Punkt der deutschen Besetzung zu erreichen. Er liegt etwa 3 Kilometer vor Pilsen hinter dem Dorf Kottiken. Je näher es der neuen Grenze zugeht, um so größer wird die Zahl der Wegsperren, der Verteidigungsanlagen, der Tankfallen und dergleichen. Oft sind fast 100 Meter lang sämtliche Bäume zu beiden Seiten der Straße gefällt, mit Stacheldraht, großen Steinblöcken oder auch Ziegellnauern durchsetzt. Alle Straßenbrücken, das ist jetzt noch deutlich erkennbar, waren zur Sprengung vorbereitet, auf allen Abhängen dieses hügeligen Gebietes steht man stark befestigte Stellungen in ständig wachsender Zahl.
Die neue Grenze ist durch Fähnchen abgesteckt. Als wir ankommen, schreitet gerade ein deutscher Unteroffizier zusammen mit einem tschechischen Gendarmen die neue Grenzlinie ab, um im gegenseitigen Einvernehmen einige „Erenz- korrektnren" vorzunehmen. Jenseits des Schlagbaumes stehen drei tschechische Grenzgendarmen, zwei davon mit umgehängtem Gewehr, die ihrerseits die Papiere der Grenzgänger prüfen. Darunter befinden sich zahlreiche Tschechen, die, gewiß nicht voreingenommen, erzählen, daß sich in Pilsen bereits eine Knappheit an Kartoffeln, Gemüse und auch an Brotgetreide bemerkbar mache, da die Stadt überwiegend aus dem jetzt besetzten Landbezirk beliefert worden sei. Auch die Brauhäuser hätten ihren Betrieb einschränken müssen. Von Pilsen selbst sind von der Grenze aus nur ein paar Schornsteine und besonders hohe Häuser zu sehen. Dagegen gewährt eine weiter zurückliegende Anhöhe einen guten Ueberblick über die ganze Stadt. Als wir bereits in der Dunkelheit zurückfahren, rüstet sich auch hier alles zur Feier der Befreiung durch Illumination der Häuser und Fackelzüge. Nun steht alles deutsche Land unter dem sicheren Schutz unserer stolzen Wehrmacht.
Das Adlergebirge ist frei?
Stürmische Freudenkundgebungen im Ertitztal
Matz, 11. Okt Am Montag schlug auch den im Südwesten der Grafschaft Glatz gelegenen sudetendeutschen Gemeinden diesseits und jenseits des Adlergebirgskammes die so lang ersehnte Befreiungsstunde. Schon am frühen Morgen wartete die Bevölkerung an der Erlitz, die bisher zwischen deutschen Brüdern eine unnatürliche Grenze gebildet hatte, auf den Einmarsch der deutschen Truppen. In Kronstadt, Schwarzwasser, Bärenwald, Hohenerlitz uns Batzdorf find die Häuser und Fenster mit Hakenkreuzfahnen, Führer-Bildern, Spruchbändern und Kränzen festlich geschmückt Die Mensche« stehen im Sonntagsstaat mit Blumensträußen überall bereit, um sie den deutschen Soldaten als Willkommensgrutz zu überreichen. Um 12 Uhr marschierten die bereitstehenden Truppenteile bei Kaiserswald und am Schlagbaum in Marienthal über die Grenze, lieber die steilen Ge- Lirgskännne der Deschneyer Koppe gcht der Marsch von Erlln- born aus in Richtung Desckney und Tanndorf und auf der Straße von Marienthal wird über Tanndorf bald das Städtchen Rokitnitz erreicht. Kurz vorher sind hier die tschechischen Soldaten abgezogen. Ja, die tschechische Gendarmerie hatte die Bevölkerung gezwungen, den festlichen Schmuck der Straßen und Häuser wieder zu entfernen. Doch noch vor dem Eintreffen der ersten deutschen Soldaten schmückten die braven Rokitnitzer ihre Häuser wieder und brachten am Markt, dem bisherigen Masaryk- Platz, Schilder mit der Aufschrift „Adolf-Hitler-Platz" an. Als die deutschen Truppen in Sicht kommen, beginnen die Glocken zu läuten und die Fabriksirenen zu ertönen. Frauen und Mädchen, die die Soldaten mit Blumen überschütten, weinen Freudentränen.
Auf dem Markt begrüßt der Bürgermeister die Truppen mit herzlichen Worten. Dankbar erklingt sein Jubelruf: „20 Jahre waren wir geknechtet, nun find wir frei!" Dann dankt er dem Führer und spricht, an die Wehrmacht gewandt, sein echtes deutsches Bekenntnis mit den Worten: „Ihr habt uns heimgeholt ins Reich, ihr schützt von nun an uns mit euren starken Waffen, ihr seid unsere Brüder und mir sind die euren, und so soll es ewig bleiben." So bekennt sich das deutsche Adlergebirge zum deutschen Mutterland. Darauf nahm der Kommandeur der Truppen im Namen des Führers das Gebiet in deutsche Oberhoheit. Ergriffen sangen alle Anwesenden die deutschen Nationalüeder, die hier in dieser Stunde zum erstenmal erklangen.
Der Brückenkopf an der Dona« besetzt
Das alte deutsche Engera« befreit
Engerau. 11. Okt. Am Montag mittag nähme« deutsche Truppe« Engerau und den Pretzburg gegenüberliegenden Brückenkopf an der Donau in Besitz.
Punkt 12 Uhr erteilt der Kommandeur seinen Hornisten de« Befehl, Signal zu blasen, das die Kolonnen in Bewegung setzt. Spähtrupps und Pioniere sichern die Spitze. Dann kommen Infanterie, Artillerie usw. Zoll- und Polizeibeamte find auch zur Stelle und werden i« die Kolo»ne eingeschaltet.
Schon auf den Betonklötzen der alten tschechischen Straßensperre steht die Jugend von Engerau und begrüßt die deutschen Soldaten mit herzlichen Zurufen. Den ganzen 6,4 Kilometer lange« Weg zur Stadt steht ein dichtes Spalier von Männern. Frauen und Kindern, die glücklich sind, der tschechische« Zwingherrschast entronnen zu sein.
Engera« nd seine Umgebung hatten nie tschechische oder slowakische Bevölkerung. Die Tschechoslowakei hatte sich 1919 dieses Gebiet übereignen lassen, um auch auf dem rechten Donauufer Fuß zu fassen und baute das Engerauer Gebiet als Brückenkopf militärisch stark aus. Hier sollte der Ansatzpunkt z« dem i« Versailles nicht durchgesetzten Korridor liegen, wenn die Zeit dafür einmal günstiger wäre. Es ist anders gekommen Di« Tscheche« habe« ihre Position auf dem rechten Donauufer für immer verloren. Die Stadt Engerau ist nach 1919 in starkem Maße tschechisiert worden. 8000 Einwohner hatte sie bis 1918. 10 000 tschechische Soldaten und Beamte wurden dann nach Engerau gelegt.
Die neue deutsch-tschechische Grenze verläuft bei Preßburg in der Mitte der Donau. Deutsche Truppen sichern das Brücken- ende am linken Ufer und deutsche Zollbeamte haben bereits ein provisorisches Zollamt eingerichtet. Wir gehen über die Brücke
j nach der tschechoslowakischen Seite zu. Preßburg mit seiner ! s Burgruine und seinen großen Handelshäusern bietet eine ein- l drucksvolle Silhouette. Man sieht eine große schweigende Men- ' ! schenmenge aus einem einige hundert Meter vom Ufer liegenden Platz nach der deutschen Seite hinüberschauen. Tschechische Soldaten patrouillieren durch die Straßen und verhindern jeden s Zutritt zur Uferpromenade, um Kundgebungen für Deutschland > zu unterdrücken. Man spürt den Sinn, der in dem Schweigen der : nach Deutschland sehenden Menschen liegt! ^
Unter uns auf der Donau patrouillieren zwei Fahrzeuge des : Reicbswasserschutzes. Deutschlands Donaugrenze hat sich heute > .UM 20 Kilometer verlängert. >.
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Karyalho-ukrainische Abordnung in Prag
Verhandlungen über Bildung einer Regierung §
Prag, 11. Okt. Am Dienstag traf in Prag eine zehnköpfige ! kapatho-ukrainische Abordnung unter Führung des Abgeordneten s Andrej Brody ein. Der Delegation gehören ferner an der Gou- ; verneur der Karpatho-Ukraine, Dr. Parkany, Senator Dr. Ba- j cinsky, die Abgeordneten Revay, Dr. Pjeseak und Direktor Vo- j losin. Die Delegation wird über die Bildung einer eigenen kapa- § tho-ukrainischen Regierung nach slowakischem Muster verhandeln. ! Vorsitzender dieser neuen. Regierung soll Abgeordneter Andrey i Brody werden. Die Verhandlungen werden vermutlich lün- i gere Zeit in Anspruch nehmen. j
Prag plündert deutsche Kliniken >
Prag, 11. Okt. Nachdem die tschechischen Behörden die Klini- ! ken der deutschen Universität in Prag widerrechtlich in Besitz ! genommen haben, die Aerzte und Schwestern, die sich wegen ihrer ! gediegenen Kenntnisse und aufopfernden und gewissenhaften s Krankenpflege die ganzen Jahre hindurch der größten Sympathie ! der tschechischen Bevölkerung erstellten, fristlos entlassen haben und jeder Mittel entblößt einfach auf die Straße setzten, geht ! man nun daran, die seinerzeit versiegelten Aerztewohnungen, ! Büchereien, Arbeitsräume und sogar die Zimmer der Vorstände ! der Kliniken einer widerrechtlichen Durchsuchung zu unterziehen. ! Diese Haussuchungen gehen in der bekannten Weise vor sich. ! Schränke, Türen und Tische werden mit Gewalt aufgebrochen und ! Aufzeichnungen durchwühlt, Bücher herumgeschleudert, kurz, ein s derart ^.besichtigtes" Zimmer bildet den Anblick, als hätten Var- I baren dort gehaust. Man sucht in erster Linie politisches j Material. !
Einmarsch der ungarische« Truppen ;
in zwei Grenzstädten j
Bndapest, 11. Okt. Die ungarische Presse schildert in ausführlichen Berichten die Begeisterung, die in Jpolvjag und Satoral- ! jaujhely über das Einrücken des ungarischen Militärs herrscht. s Die beiden Stadtgemeinden wurden durch dieVeschlüssevon Komorn an Ungarn abgetreten. Jpolysag ist ein ; kleines Städtchen von rund 6000 Einwohnern; als Eisenbahn- ! knotenpunkt besitzt es einige Bedeutung. Bei dem am Dienstag ! von Ungarn besetzten Gebiet von Satoraljaujhely handelt es j sich um eine alte große Eisenbahnstation. Sie wurde beim Frie- j densvertrag von Trianon deshalb abgetrennt, weil sie jenseits des Flüßchens Ronyva gelegen ist, das ebenso wie der Jpoly- ! Fluß in Trianon für „schiffbar" erklärt worden war. Die Vlät- s ter schildern ergreifende Einzelheiten von der Begeisterung der ! ungarischen Bevölkerung beiderseits der Grenzen. Als am Mon- , tag die Beschlüße von Komorn bekannt wurden, setzte in beiden
Gegenden eine wahre Völkerwanderung zur alten Grenze em. Selbst auf den tschechischen Amtsgebüuden wurde schon die ungarische Nationalflagge gehißt.
„Reinigt die Heimat gründlich nnd schnell"
Emrgranten-Dämmerung in Prai
Prag, 11. Okt. Der tschechisch-agrarische „Venkow" fordert am Dienstag die Lösung des Emigrantenproblems in der Tschechoslowakei. Das Blatt verlangt, daß diese Lösung mit möglichster Beschleunigung durchgeführt werde. Wenn man vielleicht auch nicht zur sofortigen Tat übergehen könne, müsse doch das Volk so bald wie möglich wißen, wie man dieses wichtigste Problem anzufassen gedenke. Sofortiger Schluß müsse jedoch mit dem Unfug gemacht werden, die Stellungnahme für die Emigranten als „Fortschrittlichkeit", die Stellungnahme gegen sie aber als „Rückschrittlichkeit" zu bezeichnen. Ebenso müsse einmal das leereGeschwätzvonder,, Demokratie" verschwinden. „In erster Linie kommen die Bedürfnisse des Volkes und seines Lebens", ruft das Blatt aus. „Wir haben jetzt für unsere eigenen Leute, die Tschechen, Sorge zu tragen, die aus den Grenzgebieten in die Heimat zurückkehren mußten. Wir müßen eben aus diesem Grunde die Heimat von den Parasiten des Emigrantentums säubern, und zwar gründlich, hart und schnell."
Dr. Goebbels beim Vetriebsappell in emem Musterbetrieb
Berlin, 11. Ott. Gauleiter Reichsminister Dr. Goebbels stattete am Dienstag einem nationalsozialistischen Musterbetrieb in Berlin-Marienfelde, einen Besuch ab, um auf einem großen Betriebsappell zu den Arbeitern der Stirn und der Faust zu sprechen. Nach seiner, mit stürmischer Begeisterung aufgenommenen, aufrüttelnden Rede in der reich ausgeschmückten Festhalle des Werkes nahm der Gauleiter gemeinsam mit der Vetriebsfüh- rung und der Gefolgschaft das Mittagsmahl ein und besichtigte dann die vorbildlichen sozialen Einrichtungen
Zum Abschied wurde ihm zur Erinnerung an diese Stunden eine handgeschmiedete Schmuckkassette überreicht, ein prachtvolles Stück deutscher Wertarbeit, das ein Arbeitskamerad des Betriebes gefertigt hatte. In der Kaßette befand sich ein Geldbetrag in^chhe von 10 000 RM., der dem Gauleiter von der Betriebs- fiHmng zur Verwendung für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt worden ist. Außerdem überreichte ihm der Betriebsobmann ein ledergebundenes Album mit Aufnahmen des Werkes und seiner sozialen Einrichtungen.
Die Sicherung Belgiens verstärkt
Vrüßel, 11. Ott. Mit großem Interesse und vcllem Verständnis hat man in Belgien die Mitteilung des Führers in seiner Saarbrückener Rede ausgenommen, daß letzt auch das Aache- nerGebietmdie deutsche Befestigungslinie einbezogen wird. Es sieht in der Befestigung dieses Gebietes keineswegs einen Anlaß zur Beunruhigung, sondern ist der Auffaßung, daß einerseits Deutschland mit dieser Defensivbefestigung erneut bekundet, im Ernstfall die belgische Grenze nicht zu verletzen, und andererseits auch für Frankreich kein Anreiz mehr vorhanden ist, durch belgisches Gebiet gegen Deutschland vorzustoßen. Die überwiegende Aufastung in Belgien geht dahin, daß die Sicherung des Landes gegen feindliche Einmärsche, ganz gleich, ob sie vom Osten oder vom Westen kommen, durch die neue, vom Führer angekündigte Erweiterung der deutschen Westbefestigungen weiter verstärkt worden ist.
Arabische Nalionalregierung?
Kairo, 11. Okt. Trotz der strengen Zensur, der alle Nachrichten aus Palästina unterliegen, wird hier behaupte:, daß in der ! vorigen Woche in Palästina eine arabische Nationalregierung ausgerusen worden sei. Die arabischen Freischärler sollen bereits drei Viertel des Landes ^ beherrschen, so daß sich nur ein Viertel des Landes unter § englischer Kontrolle befindet. Die arabische Nationalregierung f verfüge über ein eigenes, militärisch organisiertes und wohl- s bewaffnetes Freikorps von etwa IS 000 Mann, während dazu s alle Nichtorganisierten Araber je nach der Lage freiwillige Hilfs- ^ dienste leisten, so daß eine genaue Kopfzahl der arbischen Freiheitskämpfer nicht bekannt sei. j
An verschiedenen Stellen des Landes seien regelrechte ara- s bische Militärübungslager eingerichtet worden. Ferner seien ! Sondergerichte eingesetzt, die Landesverrat und ähnliche Ver- ! brechen sühnen, aber auch zivile Streitfälle schlichten. Regel- i mäßig würden amtliche Verlautbarungen durch Flugblätter ! verteilt. s
Wieder 12 Tote in Palästina
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Jerusalem, 11. Okt. Der blutige Zusammenstoß bei einer Sied- i lung in der Nähe von Beisam forderte insgesamt 11 Todesopfer. ! Drei Araber wurden verwundet und von der Polizei gefangen § genommen. Die transjordanische Grenztruppe, die ebenfalls ein- l gesetzt wurde, hat einen verwundeten Hauptmann zu beklagen. In der Altstadt von Haifa wurde ein arabischer Polizist erschossen. Ein Jude, der vom Kriegsgericht wegen Waffen- mü> Munitionsbesitzes zum Tode verurteilt worden war, ist durch . den Oberkommißar zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt worden.
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London, 11. Okt. Die Zustände in Palästina, insbesondere der völlige Zusammenbruch der Autorität der britischen Verwaltungsbehörden im südlichen Teil des Landes, setzt die Londoner Blätter in immer größere Verlegenheit. „Daily Telegraph", der schon seit Tagen für schärfere Maßnahmen eingetreten ist, stellt auch heute wieder in einem Leitartikel fest, der völlige Zusammenbruch der Autorität in Südpalästina zeige, daß die Lage noch ernster sei, als man allgemein angenommen habe. „News Lhro- nicle" schreibt, die Regierung sei seit vielen Jahren zur Genüge gewarnt worden, daß der „Palästina-Topf"'eines Tages überkochen würde. Das zögernde Verhalten der Regierung in der Palästina-Frage habe zu einem nicht geringen Teil zu der gegenwärtigen Krise beigetragen
Deutschlands Wirtschaftsbeziehungen zu Südost-Europa
Reichsminister Funk in Jstambul
Jstambul, 11. Ott. Reichswittschaftsminister Funk empfing am Dienstag Vertreter der Jstambuler Zeitungen und der ausländische« Presse, denen er einen Ueberblick über die natürlichen Voraussetzungen der Handelsbeziehungen zwischen Grotzdeutsch- lnd und dem Südosten Europas und besonders der Türkei gab. Er betonte die glückliche Ergänzung, die zwischen dem Bedarf
an Jndustriewaren dieser Länder und dem Rohstoffbedarf Deutschlands aus diesen Ländern bestehe, und äußerte die Ueber- zeugung, daß sich dieser Austausch in der Zukunft noch weiter verstärken werde, da er bisher stets von allen Schwankungen der Weltwirtschaft unberührt geblieben sei. Die von Deutschland im Handelsverkehr angewandte Methode der zweiseitigen Warenaustauschabkommen werde sich noch lange erhalten und auch von anderen Ländern übernommen.
Die Wiederherstellung des Geldkreditmarktes, so wie er früher üblich war, sei an eine Reihe noch nicht erfüllter Voraussetzungen gebunden: 1. eine stärkere allgemeine internationale und politische Beruhigung, 2. Festigung der Währungen, 3. Reorganisation der nationalen Wirtschaften einzelner Länder, 4. Wiederherstellung der Kaufkraft gewisser großer Regionen Die deutschen Methoden finden immer stärkere Anerkennung in der übrigen Welt, besonders auch in England und Amerika.
Mit besonderem Nachdruck verwies Reichswittschaftsminister Funk dann auf die gegenwärtige Eingliederung Sudetendeutschlands in das Reich und auf die Bedeutung, die das nunmehrige Eroßdeutschland für die Länder des nahe« Ostens als Absatzmarkt haben werde zusammen mit dem natürlich gewachsenen und sich weiter steigenden Warenaustausch zwischen dem Deutschen Reich und dem Südosten Europas.
Franco fordert KriegMrenden-Rechte
London, 11. Okt. General Franco hat einem Vertreter der englischen Nachrichtenagentur Reuter eine Unterredung gewährt, in der er im Hinblick auf die Zurückziehung von 10 000 italienischen Freiwilligen die sofortige Anerkennung der Kriegführen- den-Nechte für Nationalspanien fordert- Er erklärte unter anderem, daß der Nichteinmischungsausschuß in seinem letzten Vorschlag die Zahl derjenigen Freiwilligen, die für die Zugestehung der Kriegführenden-Rechte zurückgezogen werden sollten, aus 10 000 festgesetzt habe. Der Nichteinmischungsausschuß habe jedoch eine völlig undurchführbare Prozedur vorgeschlagen. Dagegen öffne Nationalspanien mit der tatsächlichen Zurückziehung von 10 000 Freiwilligen einen wirklichen Weg. Was den Gedanken einer Vermittlung anbelange, so gäbe es und kona« cs auch kein anderes Ende für den Krieg i« Spanien geben, als bedingungslose Uebergabe der Besiegten.
Zur Frage derKriegsfiihreuden-Rechte erklärte General Franco weiter, es sei eine ungeheure Ungerechtigkeit, daß die Rechte Nationalspaniens nicht anerkannt worden seien, obwohl die Regierung von Burgos von elf Nationen, darunter vo« zwei Großmächten, de jure und zehn anderen de facto anerkannt worden sei.
Zur Frage der Freiwilligen auf sowjetspanischer Seite erklärte Franco, daß dort noch 60 000 vorhanden seien, obgleich man sie als Kanonenfutter verwendet habe, so daß mehr als SO OM gefallen und viele aus der roten Hölle geflohen seien. Die Ankündigung ihrer Zurückziehung sei aber weiter nichts als eine neue Farce; denn inzwischen werde die Rekrutierung in Europa und Amerika verstärkt, und neue Freiwillige würden in verschiedenen Häfen eingeschifft.
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