Seite 6 Nr. 187

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*

Samstag, den 13. August 1938

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8u«r i<»osl Leseikeiiükt: über r«ei ^üNiorüen >erdiev8t io küok 1»i>reo

Nicht mit Unrecht erblicken italienische Unter­suchungen in der Suez-Kanal-Gesellschaft oder mit vollem NamenCompagnie Universelle du Lanal Maritime de Suez" denRekorddes

apitalisti ich e n Systems. Die mär­chenhaften Gewinne, die die Gesellschaft Jahr für Jahr abwirft, stammen aus dem Vermögen aller an der internationalen Schiffahrt betei­ligten Völker. Trotzdem fließen diese Gewinne nicht etwa an diese Völker zurück, sondern wer­den von Kapitalisten eingesteckt, die in den mei­sten Fällen nichts mit dem Kanal zu tun haben, ihn weder erbauten, noch erhielten und dennoch seinen ganzen Nutzen ernten.

Fu den Problemen des Mittelmeeres gehört auch durchaus diese Frage der kapitalistischen Struktur der Suez-Kanal-Gesellschaft, da etwa Italien als ein Hauptinteressent an der Durch­fahrt für jedes der zahlreichen italienischen Schiffe, das nach den Häfen des Imperiums abgeht, in gutem Golde an solche zahlen muß, die nicht eben gerade als Freunde Italiens be­zeichnet werden können, nämlich die kapitalisti­schen Gesellschaften der City inLondon und Paris.' Tie Tatsache, daß ein internatio­naler Schiffahrtsweg finanziell in der Hand einiger weniger Kapitalisten ist, darf auch zu dem großen Aufgabengebiet einer zukünftigen Revision veralteter Einrichtungen gezählt wer­den. Das Ringen um die Freiheit der Meere, das im Falle des Mittelmeeres einen besonders akuten und gefährlichen Charakter hat, wird auf die Dauer der Zeit nicht vor den Kapitalisten der Kanal-Gesellschaft zurück­schrecken.

Einer der seltsamsten Widersprüche in der Geschichte ist, daß Großbritannien den Bau des Kanals nach jeder Möglichkeit zu ver­hindern suchte, bei der Gründung der Gesell­schaft, 1858, sich auf Grund des unsicheren Ge­schäfts mit einem Kapital von sage und schreibe 0,2 Prozent (42 000 Franken) einschrieb und sich heute i m B e s i tz v o n 44 v. H. aller Kanal-Aktien befindet, wofür cs 1875 vier Millionen Pfund bezahlte, um bis 1932 allein 43 Millionen Pfund an Dividcn-- den einznnehmen, zu schweigen von dipn Wert der Aktien zur Jetztzeit von abermals 52 Mil­lionen Pfund. Die Länder aber, die nach ihrem Vermögen, ja über ihr Vermögen hin­aus finanziell am Bau des Kanals beteiligt waren, so Aegypten und selbst die italienischen Kleinstaaten (Piemont 1300, Venedig, Tos­kana und der Vatikanische Staat mit ebenfalls 1300 Aktien), haben heute keinerlei Nutzen mehr, der einzig Frankreich und Eng­land zufällt.

i 204 Kanal-Aktien befinden sich heute im Besitz des britischen Staates. Die übrigen 146 796 gehören Banken, Gesellschaften und Privaren und zwar ausschließlich im französi­schen Besitz. Die Aktie von 250 Franken wurde 1937 an der Pariser Börse mit 25 285 Fran­ken gewertet. Allein in den Jahren 1931 bis 1937 betrug der G e w i n n d e r Ak t i o n ä r e w e i t m e h r als 2,3 M i l l i a r d e n F r a n- k e n und zwar auf ein Kapital von 163 Mil­lionen Goldfranken. 70 Prozeu' der Einnah­men gehen in die Taschen der Aktionäre, 2 Pro­zent an die Administratoren der Gesellschaft und ebenfalls 2 Prozent an die Angestellten, während die restlichen Prozente für Kanal­erhaltung, Ausbau, Bodenerwerb usw. ver­wandt werden. Die Kanal-Gesellschaft hat da­bei in den ersten 55 Jahren ihres Bestehens las Einlagekapital m hr als sie den mal ihren Aktionären zurück­gezahlt, ohne sich dabei in irgendeiner Hin-- sicht zu übernehmen, werden doch ihre Vermö­genswerte in mobilen und immobilen Werten auf eine Milliarde Goldfranken geschätzt.

T ie Stellung eines der Administratoren der Gesell''Raft bringt jährlich nicht weniger als 400 000 Franken ein. Insgesamt sind es 32 Ad­ministratoren, davon 21 Franzosen, 10 Englän­der und ein Holländer. Wiederholte Hinweise, daß sich dieser Kanal des Goldes den geographi­schen Tatsachen nach doch inAegypten, und nur den finanziellen Tatsachen nach in England und Frankreich befände, beantwortete die Ge­sellschaft mit dem großzügigen Angebot, daß Zwei Aegyptcr unter die Administratoren aus­genommen werden, so daß Frankreich zwei Sitze und 800 000 Franken jährlich verliert. Die Goldflut des Kanals berührt auch die An­gestellten der Kanal-Gesellschaft, wobei getreu dem kapitalistischen Prinzip die Riesengehälter den großen Beamten zufließen, die kleinen Be­amten aber ziemlich jämmerlich ihr Leben fristen.

Die großen Bcamtenpostcn aber werden von Franzosen und Engländern eingenommen. Sie erhallen etwa 10 000 Reichsmark als M o- nalsgehalr, die wesentlich vermehrt wer­den dnrch die Vergünstigungen, die die Kanal­gesellschaft ihnen außerdem noch bietet. Man hat deshalb die Stadt, wo sie ihreZelte" auf- fchlugen, Jsmailia, die Stadt der Mil­li o n ä r e, genannt. Selbst für ihre Fahrt in me Ferien ist gesorgt, besitzen sie doch von der desellschast bezahlte Billette von Port Said nach ollen europäischen Häfen, so oft sie sich noch Europa begeben wollen. Sollten sie aus drm Dienst der Gesellschaft ausscheiden, ver- Wrgt sie die Gesellschaft mit einer Pension, die wrstlich zu nennen ist.

Jedes Schiff jeder Nation, das die Erzeug-^ wsse der Arbeit, des Erwerbssleißes und der Aotur von Europa nach Asien, von Asien nach Europa dringt, liefert zugleich sein sehr erheb-.

lichesScherslem" zum Leben der Kanal-Kapi­talisten. Jede Tonne, jeder Passagier, der von Port Said bis Port Tewfik befördert wird, trägt dazu bei, das Leben der Aktienhalter zu verschönen. 1937 lösten dieseAufgabe" 697800 Passagiere und 36 491332 Tonnen, die der Gesellschaft eine Summe von 1448 484 829 Franken einbrachten, woraus sich ergab, daß jedermann, der eine Kanalaktie über 250 Fran­ken besitzt an Dividende 756 Franken

Sowjets rüsten gewaltig auf

Moskau, 11. August. Vor dem Obersten Rat der Sowjetunion, also beiden Kammern, hielt der Volkskommissar für die Finanzen, Swerew, am Mittwochabend ein längeres Referat über Len sowjetrussischen Staats­haushalt für 1938. Besondere Bedeutung kommt der gewaltigen Steigerung der Aus­gaben für Heer und Flotte zu. Diese hatten sich im Vorjahr auf insgesamt 20 Milliar­den Rubel belaufen und sollen jetzt a u f 2 7 Milliarden, also um 30 v. H.. erhöht werden. Diese Steigerung be­deutet gegenüber 1936 eine Zunahme um 100

H. und gegenüber 1935 eine solche um über 300 v. H.! Der Zweck dieser erneuten gewaltigen Erhöhung des Militärbudgets der Lwwsetunion tritt in Anbetracht der gegen­wärtigen politischen Situation klar zutage.

Militärdienst nicht mehr doppelt

Abkommen ItalienArgentinien

Ligellderickt der >I8-?re88e

Rom, 11. August Nach italienischen Geset­zen bleibt jeder in Italien geborene Auslän­der in Italien wehrdienstpflichtig, bei dem nicht bis zum 21. Lebensjahr eine ausdrückliche Benachrichtigung der italienischen Militär- behövden erfolgt. Selbstverständlich bleibt außerdem der im Ausland geborene Italiener

imIäHre 1937 verdiente. Antonio Lo» dato, dem wir diese interessanten Ausführun­gen verdanken, urteilte über die Kanalgesell, jchaft mit den Worten:Alle Völker bezahlen diesen Millionenregen, der in die Tasche weni- b«r fetter Ausbeuter eines der gewinnbringend, sten und skandalösesten Unternehmen fließt, das selbst die Geschichte der sozialen Ungerechtigkeit kennt".

in Italien wehrpflichtig. Ähnliche' Gesetze über die Wehrdienstpflicht geilen in Argenti­nien, das über eine große Anzahl von Jtalo- Argentiniern verfügt. Es ergab sich daher der Zustand, daß die Jtalo-Argentinier zwei­mal wehrdienstpflichtig waren und zwar sowohl in Italien, wie in Argentinien. Diese Einrichtung führte zu Mißständen, da der Jtalo-Argentinier, der in Italien diente, bei seiner Rückkehr in Argentinien wegen Fahnenflucht belangt werden konnte, während derselbe, wenn er in Argentinien diente, bei Betreten italienischen Bodens sich der Anklage Lusgesetzt sehen konnte, seine Wehrpflicht nicht erfüllt zu haben. Dieser unhaltbare Zustand, daß die in Argentinien von italienischen Eltern geborenen Söhne zweimal dienen mußten, wurde jetzt beseitigt, so daß sie ihre Wehr­pflicht nur in einem der beiden Länder zu er­füllen haben.

«ol-regen in Wist

Franziskus-Kloster barg Goldschatz

L i g e o I> e r i c d t der 8 - k> r e 8 8 e

go Rom, 11. August. Das Kloster Franz von Assisi selbst hat seinen Ruf als Schatzstätte reicher verborgener Gold­schätze aus dem Anfang des 19. Jahrhun­derts bestätigt. Man vermutet seit langem und hat dafür auch Urkunden wie An. zeichen. daß in dem Kloster wie seiner

Leo Frobenius gestorben

Am Lago Maggiore starb am Dienstag der berühmte Erforscher der Völker und Kulturen Afrikas Geheimrat Leo Frobenius kurz nach Vollendung seines 65. Lebensjahres an einem Herzschlag. (Scherl-Bilderdienst-M.)

Umgebung Schätze ein ge mauert oder vergraben sind, die von der Bevölkerung während der Feldzüge Napoleons und den Kriegszeiten dem Kloster anvertraut und versteckt wurden. Nach Vermutungen wur­den damals sogar die Goldmünzen in Gold­barren in Gestalt von goldenen Kerzen um­geschmolzen und in den Mauern des Klo­sters untergebracht

Diese Annahmen wurden dieser Tage durch den überraschenden Fund zweier Ar­beiter bestätigt. Als der eine Arbeiter,, der an der Tormauer in erheblicher Höhe ar­beitete, mit der Spitzhacke gegen das Mauer­werk schlug, lösten sich die Steine, aus denen sich ein Goldregen in Gestalt von Goldmün­zen über den Arbeiter ergoß. Die Münzen waren anscheinend in der äußersten Ecke des Fußbodens einer Mönchszelle, die an die Tormauer anschließt, eingemauert worden, die jetzt nach mehr als einem Jahrhundert das Tageslicht wieder erblickten. Der Custos des Klosters stellte fest, daß es sich um Gold­münzen aus der Zeit Napoleons l. handelt.

Ner Kampf um dasLutiiie"-Sold

Englische Goldmünzen aus de^n Jahre 1791

^Ligenderictit der I^>-?re8se

äg. Amsterdam, 11. August. In dem Kamps, der zur Zeit auf der Höhe von Terschelling um den Goldschatz derLutin e" geführt wird, konnte der RiesenbaggerKarimata" einen neuen Erfolg erzielen. Unter dem Jubel der Besatzung wurden aus dem Baggerwerk eng­lische Münzen mit dem Kops des Königs Georg III. und der Jahreszahl 1791 geborgen. Diese Goldmünze rührt einwandfrei von der Lutine" her. Der große Goldsegen, um den es eigentlich geht, läßt jüwch nach wie vor auf sich warten.

Seniatloneller Einbruch

Gemälde bei einem Lord gestohlen

London, 11. August. Ein sensationeller Ein­bruch wurde auf dem Besitz Lord Win- tertons in Shillinglee (Sussex) aufgedeckt. Ein wertvolles Gemälde, das den ersten Lord Winterton darstellt, ist aus dem Rahmen ge­schnitten worden. Das Gemälde, dessen Wert auf über 10 000 Pfund (rund 125 000 Reichs­mark) geschützt wird, ist von dem berühmten englischen Maler Reynolds im Jahre 1764 gemalt worden. Außer zwei weiteren kleinen Oelgemälden sind eine Diamanten­schachtel, zwei goldene Zigarettenetuis und weitere kostbare Gegenstände gestohlen wor­den. Von den Tätern fehlt bisher noch jede Spur. Lord und Lady Winterton befanden sich während des Diebstahls nicht auf ihrem Besch.

Schweres Erdbeben in Ekuador

Panik unter der Bevölkerung

Quito, 11. August. Ecuador wurde von zahlreichen schweren Erdstößen heimgcsucht. die drei kleinere Orte zerstörten. Tie Zahl der Toten und Verletzten ist bis­her nicht bekannt. Auch in Quito und Gua- yaquil wurden mehrere Gebäude zerstört und be^-ädigt. Der Bevölkerung bemächtigte sich eine große Panik.

Flüchtiger Sude ausgetauscht

Ligeoderiedt der K 8 - k> r e » s e

Plötzlicher Abschub aus tschechischemAsyl"

sek. Beuchen, 11. August. Ter jMsche Rechtsanwalt und Notar Dr. Riesenfeld aus Beuthen (Oberschlesien), eine typische System­größe, hatte es sich fein gedacht, in der Tswecho- Slowakei mit den im Reich unterschla­genen Klienten- und Mündelgel­dern einen sorglosen Lebensabend zu verbrin­gen. Da erschienen aber eines Tages in seinem tschechischen Asyl Kriminalbeamte und nahmen ihn fZt, während er natürlich lebhaft seine Un­schuld beteuerte. Zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei ivar nämlich ein Ueberein- kommen getroffen worden, den verbrecherischen Juden gegen einen in Deutschland einsitzenden Verbrecher aus der Tschechei einzutauschen. Der Jude bot dem neuen Gaststaat Kautionssum­men, um ja nicht den Weg nach Deutschland*

Der Besuch Marschall Balbos im Waldhof Karinhall

Am Mittwochnachmittag war der italienische Luftmarschall und Generalgouverneur von Libyen, Jtalo Balbo, der East des Generalfeldmarschalls Göring auf dessen Jagdsitz in der Schorf- Heide. Unser Bild zeigt: Der italienische Gast beweist für ein Zielrohr-Jagdgewehr, das ihm Hermann Göring erklärt, großes Interesse. Linls Staatssekretär Körner, rechts der italieni­sche Botschafter in Berlin Attolico (Scherl-Bilderdienst-M.)

Französische Manöver an der italienischen Grenze

Französische Alpcnkorps und motorisierte Einheiten führen z. Zt. in 1500-3000 Nieter Höhe in der Gegend des Eol. du Lau- taret und du Galibier große Manöver durch. Unser Bild zeigt ein Truppenlager im Hochge­birge dicht am Eol. du Lautaret.

(Scherl-Bilderdienst-M.)

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