Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Dienstag. Len 3. März 1937

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X Paris, 7. März.

Um mit aller Gewalt die Einführung der zo-Stuuden-Woche durchzusetzen, haben alle e^leute des Hafens von Bordeaux den Gene- mlltreik unter dem Geheul aller Schiffssirenen ,,d -alocken ausgerufen und den H a f e n v o n Bordeaux der ein Flußhafen ist »rckiVersenkungeinesSchwimm-

docksblockiert. Auch die Mannschaften aller Schiffe des öffentlichen Dienstes des Mens sind am Streik beteiligt. Die Streiken­den haben sich auf die Schiffe zurückgezogen, lehnen jede Verbindung mit dem Lande ab, und haben an der Gironde-Mündung durch Schleppdampfer und Schwimmlastkräne eine Sperrkette gebildet, damit kein Schiff in den Hafen einlaufen oder ihn verlassen kann. Der Keneralsekretär der Gewerkschaft erklärte, daß der Generalstreik andauern wird, bis die 40- Stnnden-Woche eingeführt ist.

In Lorient sollte der neue französische KreuzerMontealm" eine Probefahrt machen, um festzustellen, ob die errechnet Höchst­geschwindigkeit von 36 Knoten auch tatsächlich erreicht wird. Da aber die 200 am Bau betei­ligten Monteure plötzlich eine Erhöhung der Probefahrtzulage forderten, mußte die Probe­fahrt abgesagt werden.

Die Ursachen dieser neuen Streikwelle wer­den schlaglichtartig beleuchtet durch eine Mit- leilung der ZeitschriftL'Exporteur Francaise", daß 1936 nicht weniger als 20 ^owjetfilme nach Frankreich eingeführt wurden, wobei die Sowjetrufsen trotz der kürzlichen Klage der MoskauerPrawda" über die hohen Herstel­lungskosten der Sowjetfilme den Preis äußerst aiedrig hielten. Diese Filme wurden in etwa W Kinos, insbesondere in Arbeitervierteln, vorgeführt.

MM schlimmer als Mgerbomven

26 Stunden angestanden und doch nichts bekommen

^ 0 K. London, 7. März.

Die ZeitungDaily Expreß" veröffentlicht weitere Berichte über die furchtbare Hun­gersnot in Madrid. Der Kampf um das täg­liche Brot im wahrsten Sinne des Wortes wird dort von Tag zu Tag schwerer. Um eine Handvoll Bohnen oder ein Paar Kohl­blätter zu erringen, müssen die Frauen stun­den- und nächtelang vor den Verkaufsläden anstehen. Selbst bei Luftangriffen weichen die Menschenschlangen nicht vom Fleck. Der Hunger ist schlimmer als die Fliegerbomben. Zn den letzten Tagen wurden sechs Frauen sestgenommen, weil sie sich an einer Schlä­gerei beteiligt hatten. 26 Stunden laug hat­ten sie geduldig angestandcn, um schließlich zu sehen, wie die letzten Kartoffeln an vor ihnen Stehende verkauft wurden. Selbst um halbversaulte Kartoffeln wird erbittert ge­kämpft. Statt Mehl gibt es vielfach nur Kleie, die sonst als Eselsfutter Verwendung fand. Auch Hundefleisch wird bereitwillig gegessen. Obst und Gemüse sind überhaupt nicht mehr aufzutreiben.

Im Zusammenhang mit der abermaligen Verringerung der Brotration ans 250 8 je Kopf und Tag kam es in Madrid zu neuen Reibereien zwischen hungernden Frauen und bolschewistischer Miliz. Ter Bolschewisten- häuptling Miacha ordnete die Verdoppelung der Wachtposten vor den Mehl- und Brot­magazinen an. Brottransporte durch die Stadt erfolgen nur noch unter starker Be­wachung, meistens durch Mitglieder der In­ternationalen Brigade; um die hungernde Bevölkerung nach Möglichkeit etwas zu be­ruhigen, verbreiteten die Bolschewisten das Gerücht, aus der Sowjetunion seien zwei weitere Schiffsladungen Lebensmittel nach Spanien unterwegs.

der Polen-Deutschen

Erklärungen zum Programm des Obersten Koc

Warschau, 7. März,

In der Haushaltsberatung des polnischen Senates nahmen die Vertreter der deutschen Volksgruppe in Polen zu dem Programm des --Lagers der nationalen Einheit", das Oberst Koc kürzlich verkündet hatte. Stellung. Senator Wiesner erklärte u. a., daß die deutsche Volksgruppe keine Privilegien ver­fangt, sondern die volle Verwirklichung der Verfassung, Grundsätzliche Bedin- llnngist, paßman der deutschen Volksgruppe d i e E n t w i ck l u n g s - Möglichkeit sichert. Sie ist ein unteil- darez Ganzes und kann nicht nach ihren Wohngebieten gesondert behandelt werden. Auch Senator Hasbach erklärte, daß die deutsche Volksgruppe in Polen auf die ihr in Verfassung feierlich gesicherten Rechte be­acht; die deutsche Stellungnahme zum Pro- illErn des Obersten Koc bleibt so lange offen, als keine Klarheit über die Tendenz des nruen nationalpolnischen Lagers gegenüber den Deutschen in Polen besteht.

tschechische Hetzpropaganda in London

e^. London, 7. März. Die Berichte der Mitarbeiter englischer ük>er die unbeschreibliche Not und des Sudetendeutschtums haben M ^'dife veranlaßt, in London mit "^Mnoffensive" ^ beginnen. Tie erste Kanone . die sie dabei ins Treffen führten.

entpuppte sich allerdings als Lügen- > spritze marxistischer Prägung: ihre Wirkung war dementsprechend! Es han­delt sich nämlich um den Abgeordneten der marxistischen Splittergruppe Wenzel Iaksch, der sich für seine Vorträge in Eng­land alsProminenter sudetendeutscher Po­litiker" ankündigen läßt, weitgehende Unter­stützung der tschechoslowakischen Gesandt­schaft in London genießt und das Blaue vom Himmel nur so herunterlügt, daß er selbst in den deutschfeindlichen Kreisen Englands kaum mehr als ein mitleidiges Lächeln zu erregen imstande ist.

So schweigt er sich in seinen Vorträgen über die sudetendeutsche Not grundsätzlich aus, erzählt dafür aber um so mehr vom Auswärtigen Amt der NSDAP." das es

gar nicht gibt! und vom deutschen Gene­ralstab, die mit nichts anderem beschäftigt seien, alseinen deutschen Aufstand in der Tschechoslowakei nach dem Muster des spani­schen Bürgerkrieges für Juni 1937" vor- znbereiten und Besetzungspläne für das tschechoslowakische Gebiet auszuarbeiten. Mit Ungarn sei die Zusammenarbeit schon sicher- gestellt und Südslawien und Rumänien för­derten diese Pläne durch Neutralität. (!)

Der von den Tschechen gekaufte bankrotte Politiker betreibt also nichts als nieder­trächtige Hetzpropaganda gegen das Deutsche Reich ein seltsamer Sprecher der Aus­landsaufklärung eines Staates, der bei jeder Gelegenheit diefreundschaftliche Zusammen­arbeit mit allen Nationen" zu betonen be­liebt!

Der MrSültk Sras" bk siegte bie ganze Welt

Kamps und Sieg eines unerschütterlichen Willens Am gestrigen 8. März jährte sich des

Grasen Todestag zum 23. Mal

Ein Mann in der wirklichen Bedeu­tung dieses Wortes, unbeirrt durch den blödesten und schlimmsten Widerstand, der, als er sowohl bekämpft wie ausgelacht wurde, bereits seine Verdienste hatte. Taten für die Nation, persönliche Unternehmungen voll Mut, hoher militärischer Führer und diplomatischer Vertreter in Deutschland, zäher Verfolger einer Idee das ist F e r - dinand, Graf von Zeppelin. Sein Lebenslauf ist in jedem Konversationslexikon nachzulesen. Beinahe jedes Kind kennt seinen verdienstvollen Patrouillenritt im Kriege 1870/71, weiß irgendwie von seiner Teilnahme 1863 an dem amerikanischen Secessionskriege, sowie an dem Feldzug von 1866. Weniger be­kannt ist, daß er von 1887 bis 1890 württem- bergischer Gesandter und Bevollmächtigter zum Bundesrat in Berlin gewesen ist und, nach­dem er 1901 als Generalleutnant seinen Ab­schied genommen hatte, General c. la Suite des Königs von Württemberg wurde.

Der erste Bankrott

Inzwischen war kurz vor 1892 der Tick" gekommen, der ihm den Namen desver­rückten Grafen" eintragen sollte: die Arbeit an dem Bau eines lenkbaren Luftschiffes von gro­ßen Ausmaßen.

1900 unternahm er drei Aufstiege. Der erste Aufstieg geschah am 2. Juli 1900. Bald dar­auf wurde das Luftschiff von 180 Meter Länge und einem Motorantrieb von 15 PS. wegen Mangels an Mitteln abmobtiert und die vom Grafen begründete Gesellschaft zur Förderung der Luftschisfahrt ging in Liqui­dation. Wirtschaftlich der Bankrott. Die

Welt begann zu lachen:Der verrückte Graf!"

Dieser Verrückte hatte aber mit dem durch­dringenden Späherblick des technischen Genies die Lücke gesehen, die zum Siege führt. Er bemühte sich um Mittel, erhielt sie und konnte im Herbst 1905 ein zweites Luftschiff bereitstellen. Während die halbe Welt über ihn lachte, begann das Reich sich für ihn zu interessieren: etwa 1907 wurden nach geforderten Probefahrten vom Reichs­tag die auf Antrag des Reichsamtes des Innern zusammen mit dem Kriegsministe- rinm verfügten Beträge mit Zustimmung aller Parteien bewilligt. Man begriff, wäh­rend der Durchschnittsmensch noch grinste.

Die Welk staunt

1907 kämpfte Zeppelin um die Auszahlung einer Smmme von 2.15 Millionen Mark, die vom Reichstag bewilligt worden war und ihm die weitere Arbeit gewährleisten sollte. Der Kampf um dieses für die Arbeit not­wendige Geld ist mit dem unvergeßlichen Namen Echterdingen verbunden. Das vierte Zeppelinluftschiff unternahm eine Fahrt, welche die Welt in Erregung fetzte. Nach einem schwierigen, aber glücklichen Flug mußte das Schiff zu Reparaturzwecken bei Echterdingen landen, während jetzt, zum erstenmal, das Hohngclächterder verrückte Graf!" anfing zu verstummen, und mit jener Plötzlichkeit, welche die Leistung eines genia­len Menschen zu kennzeichnen pflegt, in triumphale Begeisterung überging: der flie­gende Mensch war da. Zeppelin war mit einem Schlage in ganz Deutschland bekannt, darüber hinaus wetterleuchtete sein Name

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durch die Welt. Und unmittelbar danach. Stunden danach, fuhr das Schicksal düster dazwischen: das Luftschiff wurde von einer Böe losgerissen und verbrannte. Alles er­starrte.

Sieg auf der ganzen Linie

Das ganze deutsche Volk sammelte für den Bau eines neuen Luftschiffes und stellt« sich dem Grafen zur Verfügung. Bald dar­auf fand die Gründung der Luftschiffbau Zeppelin G. m. b. H. und der Bau der neuen Werft in Friedrichshafen statt. Wer damals imstande war, die Bedeutung dieses Um­schwungs zu begreifen, war erschüttert. Und nun begann langsam, schwierig und unab­lässig, von Widerwärtigkeiten erfüllt, der endgültige Aufbau besten, das heute dem deutschen Volk unter dem NamenZeppelin" ein eindeutiger Begriff geworden ist. Die Spende des deutschen Volkes von über sechs Millionen Mark ist nicht als materieller Wert zu bemessen, sondern besitzt darüber hinaus eine symbolhafte Bedeutung des Opfers und der Einsatzbereitschaft für die Idee eines Mannes. Im September 1908 wurde dann aus den Mitteln der Volks­spende derLuftschiffbau Zeppelin G.m.b.H." mit einem Kapital von drei Millionen Mark gegründet. Graf Zeppelin selber über­nahm dafür 300 000 Mark und bestimmte die Vererbung dieser Anteile auf seinen ältesten jeweiligen männlichen Erben. Nun begann der Siegeslauf. Abgeordnete, Diplo­maten, Thronerben auswärtiger Mächte, Bauern, Studenten, Frauen, Kinder, Sol­daten, kurz die Welt nahm Anteil. Im August 1909 erfolgte auf kaiserliche Auffor­derung nach mancherlei Widerwärtigkeiten der erste Flug über Berlin. Das Tempel­hofer Feld sah nach den Paraden Friedrichs des Großen den großen Schleifenflug des Luftschiffes L. Z.' V als Militärluftschisf Z. II. Damit war der letzte Bann gebrochen. Der Kaiser war endgültig gewonnen.

300 000 Rinder für ein Luftschiff

Ende Juli 1912 verbrannte das Zeppelin­luftschiffSchwaben", und die Kata­strophe war auf den Zusammenstoß der mit Gummistoff umhüllten Zellenflächen zurück­zuführen. Sollte künftighin jedem anderen und jederzeit möglichen Unglück vorgebeugt werden, so mußte statt des Gummistoffes die Goldschlägerhaut, die durch ihren Oel- gehalt ableitete, verwendet werden. Die Herstellung einer brauchbaren Goldschläger­haut gelang endlich. Die Blinddarmhäut­chen des Rindes wurden zuerst siebenmal übereinandergeklebt. Für ein einziges Luft­schiff waren die Blinddärme von etwa 300 000 Rindern erforderlich, und man über­wachte bis tief nach Rußland hinein bei allen Schlachtungen von Rindern äußerst sorg­fältig die Erhaltung der Blinddärme. Im Kriege kam nach den Erfahrungen des An­griffs auf Lüttich eine geniale Idee des Grafen Zeppelin zur Durchführung, d-er vor­her schon eine Verbindung von Goldfchläger- haut und Seide vorgeschlagcn hatte, näm­lich: die Kombinierung der Goldschlägerhaut mit einem leichten Baumwollstoff. Zeppelin hat den Triumph seiner Idee, des lenkbaren, starren Luftschiffes im Kriege noch erlebt. 1917 starb er, und es ist dem 79jährigen Mann zu gönnen, daß er den Frieden von Versailles nicht mehr erlebt hat.

Englischer Filmschauspleler vermißt

Nach dem Fest bei derSchönheitskönigin" über Bord

London, 7. März

Der Filmschauspieler Frank Vosper fiel in den frühen Morgenstunden des Sams­tag von dem DampferParis" über Bord. Kurz vorher hatte er nach an einer kleinen Gesellschaft teilgenommen, die die frühere Schönheitskönigin" Muriel Oxford in ihrer Kabine gab. Nach Zeugenaussagen war er um 3 Uhr morgens auf dem Wege zu einer Veranda, die vor der Kabine lag. Seit­dem ist er verschwunden. Ein Fenster der Veranda war offen, woraus zu schließen ist. daß der Schauspieler über Bord ge­fallen ist oder Selbstmord verübt hat. Von allen Beteiligten wird jedoch die Möglichkeit eines Selbstmordes in Abrede gestellt, ebenso die Annahme, daß es sich um eine Liebesangelegenheit handeln könnte.

Deutsche Arvelter aus der Leipziger Technischen Messe

Leipzig, 7. März.

Das Bild der großen Technischen Messe und Baumesse wurde am Samstag beherrscht durch die Besucher, die mit 70 KdF. - Son- derzügen aus allen Teilen des Reiches nach Leipzig gekommen waren. Von den Be­suchern bestand der größte Teil aus Fach­arbeitern der eisenverarbeitenden Industrie; auffallend war der starke Anteil der Besucher aus dem rheinisch-westfälischen Industrie­gebiet. Das Interesse richtet sich in besonders starkem Maße auf die Werkzeug- maschinenschan und auf alle Gegen­stände, die mit dem Vierfahresplan in Zu­sammenhang stehen. Das Kolonialinteresie des deutschen Volkes bewies der Riesenbesuch der Kolonial- und tropentechnischen Messe.

Neue Durchquerung der Sahara im Auto

Aus Algier wird eine neue bedeutsame Auto- burchquerüng der Sahara durch 100 Senegal­schützen gemeldet. Die Entfernung von 2100 Kilometer zwischen Kati im Bezirk Bamako, und Colomb Bschar wurde in acht Etappen in weniger als neun Tagen zurückgelegt.