Seite 8 Nr. 17

Naqolder Tagblatt «Der Gesellschafter*

Freitag, den 22. Januar 1937

Nr. 18

^cksr- unä ^eläwirtsokskt

Pflug und Stolle

Am Bienenstand im Winter

Die Bienenvölker find allmählich brutlos geworden lind damit in die Zeit der tiefsten Winierruhe eingetreten. Nur noch selten zeigen sich Bienen unter dem Flugloch; die Sonne muß sich schon lehr anstrengen, wenn sie einzelne zu einem Ausflug verleiten will. Einsam und ver­lassen liegt der Bienenstand und so ist's den Bienen und dem Imker gerade recht. Selbst die gelegentlichen Besuche von Meisen und Spechten die ans Mangel an anderer Nah- rung gerne vorwitzige Bienen von den An» flugbrettchen wegfangen, werden durch aller, lei Vorsichtsmaßnahmen, wie das Vor­spannen von Drahtgittern, zu verhindern gesucht. Es handelt sich dabei weniger um die Vermeidung von Bienenver- l u st e n als um die Nachteile, die den Völ­kern durch beunruhigendes Picken und Klop- fen der Störenfriede erwachsen. Die Zeh­rung der einzelnen Völker in diesem Atonal ist mit '/- bis I Kilogramm nicht einmal besonders stark, da keine Brut versorgt zu werden braucht. Das aus den Vorratszellen ausgenommene Fritter dient in der Haupt­sache als Heizmaterial, um der Winterkälte nn Stock durch Wärmeerzeugung entgegen­zuarbeiten. Die warnchaltige Winierpackung der Stöcke verhindert ein rasches Abkühlen und bewirkt deshalb einen sparsamen Ver­brauch des Vorrats. Doch darf durch das Einpacken der Abzug der verbrauchten und die Zufuhr frischer Lust in keiner Weise unterbunden werden.

Im Winter muß die Luft in die Stöcke eindringen können, während sie m> Sommer durch die Flugbienen in den Luft-

Das UmpfroPfen ist eine der wichtig­sten Arbeiten im Obstbau. Mit seiner Hilfe ist es möglich, die vielen bei der Sortenwahl gemachten Fehler zu beseitigen und eine Umstellung aus den Anbau von Qualitäts­obst vorzunehmen.

Besonders reiflich ist beim Umpfropfen die Frage zu überlegen, welche Sorten man aufpfropft, da hiervon der Erfolg des Pfropfens wesentlich abhängt. Im allgemei­nen ist zu empfehlen, zum Äufpfropfen stark­wüchsige,zugige" Sorten zu wählen, be­sonders wenn ältere Bäume zu pfropfen sind, da zugige Sorten einen besseren Erfolg ver­sprechen wie schwachwüchsige. Es seien hier z. B. genannt Gewürzlniken, Schöner von Booskoop. Teuringer Nambour. Schwaik- heimer Nambour. Goldreinette von Blen- heim, Kaiser Wilhelm, Welschisner, Bohn- apfel. Oehringer Blutstreifling, Josef'Musch, Heslacher Gereutapfel. Krügers Dickstiel. Von Birnen: Doppelte Philippsbirne. Köstliche von Charneu, Ulmer Butterbirne, Alexander Lukas. Oberösterreichische Weinbirne, Lu­xemburger Mostbirne. Grüne Jagdbirne.

Sind aber jüngere, wüchsige Bäume zu pfropfen, so können auch sch wach wüch­sigere Sorten aufgepfropft werden, z. B. Goldparmäne, Ontario. Ehampagner- Nenette. Dies gilt besonders, wenn der Boden günstig ist und die Bäume gut gepflegt werden.

Unter den znm Äufpfropfen geeigneten Sorten wähle man solche aus. welche sich unter den örtlichen Verhältnissen bewährt haben. Dieertragsbodenstän­digen" Sorten verdienen stets den Vorzug. Werden für Klima, Lage und Boden unge­eignete Sorten ausgepsropft, so ist von vorn­herein der Erfolg in Frage gestellt. Soll das Obst als Tafel- und Marktobst verkauft wer­den. io verdienen in erster Linie lang halt­bare, marktfähige Sorten aufgepfropft zu werden, namentlich auch solche, die man noch im Frühjahr zum Absatz bringen kann. Hier­durch wird eine Versorgung des deutschen Marktes mit deutschem Obst auch im Früh­jahr erreicht, so daß dann eine starke Ein­fuhr von Obst und Südfrüchten aus dem Auslande nicht mehr notwendig ist. Genannt seien hier u. a. Gewürzlniken, Champagner Renette. Bohnäpfel. Oehringer Blutstreifling.

Bei allen Erwägungen über die Wahl der aufzupfropfenden Sorten verliere man aber daß Ziel größtmöglich st er Be­schränkungen in der Zahl der Sorten nicht aus dem Auge. Es ist ratsam, sich bei der Wahl der aufzupfropfenden Sorte durch den zuständigen Kreisbaumwart beraten zu lassen.

Es darf nicht vergessen werden, daß die zu pfropfenden Bäume viel zn leisten haben. Man helfe daher nach mit einer guten Ernährung, mit einer kräftigen Dün­gung. Ist der Baum gut ernährt, so wird er die Ümpfropfung viel besser überstehen wie im umgekehrten Falle. Daher dünge man rechtzeitig und kräftig, halte sich aber vor Augen, daß nur eine Volldüngung Erfolg verspricht. Eine einseitige Düngung, z. B. allein mit Abort oder Gülle, führt da­zu. daß das Holz der Bäume und die Edel­

säcken von außen hereingebracht wird. Die alte Streitfrage der Imker,warm oder kalt einwintern", ist also dahin zu entscheiden, daß durch warme Einwinterung eine ge­ringere Zehrung erreicht wird, doch muß gleichzeitig für gute Durchlüftung (ohne Zugluft!) gesorgt werden.

Von besonderem Reiz ist für den Imker um diese Zeit die Auswertung der Aufschriebe. die im vergangenen Som­mer aus den Stockzetteln oder im Siandbuch eingetragen wurden. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, die Richtigkeit oder Unrichtigkeit von Maßnahmen nachzuprüien. um iür die Zukunft zu lernen und neue Pläne aufzu­stellen. Wenn so die züchterische und betriebs­wirtschaftliche Seite der imkerlichen Tätigkeit eine Nachprüfung und Ausweitung erfährt, so geschieht das gleiche aut c>er finanziellen Seite durch den Abschluß der Jahres- rechnung und die A n s st e l l n n g eines neuen Haushaltsplanes. Manche vorgefaßte Meinung wird dabei in sich zusaniiuenfallen und manche »nie Erkenntnis gewonnen iv e r d e n. Immer aber wird der Imker bei solchen Ar­beiten einen geistigen Gewinn Oavontragen und der Umgang mit den Bienen wird ihm mehr und mehr zur lieben Gewohnheit wer­den. Da niemand im Leben je auslernt, am wenigsten der Imker, so ist es selbstverständ­lich, daß er durch das Ltudium von Bienen- zuchtlehrbüchern und Fachzeitschriften in die­ser ruhigen Zeit seine Kenntnisse zu erweitern sucht, um sie im kommenden Jahr praktisch zu verwerten. Möge das Jahr 1937 reichlich Gelegenheit dazu bieten, damit die deutschen Imker wieder einmal zeigen können, was sie und ihre Bienen unter günstigen Umstünden zu leisten vermögen!

triebe nicht ausreifen und dann unter Frost und Krankheiten zu leiden haben.

Erfolgt die Sortenwahl beim Umpfropfen der Obstbäume nach den vorgenannten Ge­sichtspunkten und machen wir das Umpfrop­fen sachgemäß, so ist fast immer mit einem vollen Erfolg zu rechnen. Schon nach weni­gen Jahren bringen die Bäume wieder reiche Erträge und gut ausgebildete Früchte. Das Umpfropsen ist eine Arbeit, welche auf lange Sicht gesehen, zur Unabhängigkeit in bezug auf Lbstversorgung wesentlich bei­trägt.

Der Düngeroerbrauch

als Gradmesser des Aufschwungs

Der Einsatz einer richtig angewandten Düngung spielt in der Erzeugungsschlacht eine außerordentliche Rolle; ist es doch mög­lich, mit Hilfe der Dünger die Erträge des Bodens erheblich zu vermehren. Deshalb wird heute in verstärktem Umfange an- gestrebt, den wirtschastseigenen Dünger «Stallmist. Jauche. Kompost) zu verbessern, aus der anderen Seite den sachgemäßen Ver­brauch der Handelsdünger zu erhöhen. Die Verbesserung des Stallmistes, von dem auch in Zukunft kaum größere Mengen zur Ver­fügung stehen werden, wird sich zahlenmäßig wohl niemals genau feststellen lassen: nur die sauber aufgeschichteten Misthaufen, die man heilte schon vielfach in den Dörfern an- trisst. oder auch die ausgemauerten Dung- nud Jauchegruben legen ein beredtes Zeug­nis ab von dem Willen, auch auf diesem Gebiete voranzukommen. Anders dagegen bei den Handelsdüngern; hier gibt die Statistik eine durchaus klare Auskunft über de» Mehrverbrauch und beweist damit, mit welcher Energie die Landwirtschaft sich an der Erzeugungsschlacht beteiligt. Es wurden verbraucht «in 1000 Tonnen Neingehalt)

Stickstoff Phosphors. Kali Wert insgesamt

1933/3-, 381.8 461,6 713,5 572 Mill. RM.

1934/35 425,2 544,9 816.6 626 Mill. RM.

1935/36 488.5 636,1 948,8 723 Mill. RM.

Dies entspricht einem Mehrverbrauch gegen 1933/34 von 106,7 (28 v. H.) Stickstoff, 174,5 (38 v. H.) Phosphorsäure, 235,3 Tausend

Tonnen (133 v. H.) Kali. Danach stieg der Verbrauch der verschiedenen Handelsdünger in zwei Jahren um 28 bis 38 v. H. und erreicht eineHöhe,wiesiebishernochnie- mals verzeichnet werden konnte. Dieser Mehrverbrauch mußte lediglich als eine Folge der Erzeugungsschlacht angesehen wer­den; denn der Bedarf an Handelsdüngern war in den Jahren vorher (seit 1929/30) stark zurückgegangen. Der höhere Verbrauch brachte für die Landwirtschaft eine Mehrausgabe von 151 Mill. RM., die natürlich die Dünger­industrie und verwandte Berufsgruppen be­fruchtete. In der gleichen Zeit stiegen die Gesamtverkaufserlöse der Landwirtschaft um rund 1,4 Milliarden RM. D. h. also, über 10V. H. allerMehreinnahmenwur- denlediglich für den gesteigerten Bedarfan Handelsdüngern benö­tigt. Berücksichtigt man weiter, daß die Land­wirtschaft auch auf anderen Gebieten, wie z. B. Maschinen und Geräte, Um- und Neubauten,

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Sortenwahl beim Ampsropfen der Bäume

Lin wichtiges Kapitel für alle Sbstbautreibenden

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Bezugspreise: f durch Boten m> durch die Post m einschließl. 18 P Gebühr zuzügli » Gebühr. Einzel i höh. Gewalt bef ' a»f Lieferung Rückzahlung d>

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Meliorationen und Folgeeinrichtungen, Saat­gutbedarf usw. ebenso hohe bezw. noch höhere Mehrausgaben infolge der Erzeugungsschlacht hatte, so ist es verständlich, warum dieRückzahlungderinderSystem- zeit a n g e s a m m e l t e n Schulden nicht so schnell erfolgt, wie es viel­fach infolge der in den beiden letzten Jahren gestiegenen Verkaufserlöse von der Landwirt­schaft erwartet wurde. Immerhin konnten nach den neuesten Berichten der Deutschen Nentenbank-Kreditanstalt die Schulden der Landwirtschaft in dem Wirtschaftsjahr 1934/35 (erstes Jahr der Erzeugungsschlacht) um 200 bis 300 Mill. RM. verringert werden, ein Zeichen, daß die Erzeugungsschlacht nicht nur volkswirtschaftlich, sondern auch privatwirl- schaftlich von großer Bedeutung ist.

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Mchenabfalls he!sen Hühnerfutter sparen!

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Jeder Haushalt hat mehr oder wenigen große Abfälle von Lebensmitteln, die nicht achtlos beiseite geworfen werden oder verderben dürfen. Sie kragen viel dazu bei, die Kosten für die Hühnerfütterung zu senken. Gerade im Herbst und Winter, wenn der freie Auslauf im Garten und auf der Wiese nicht genügend Grünfutter mehr lie­fert, sind Abfälle von Gemüse alt Hühnerfutter sehr willkommen, z. B. von Kohl, Blumenkohl, Salat, L>Pinat. Man zerkleinert die L-lrunke oder kocht sie mit Kartoffelschalen und stampft sie dann; rührt man diesen Brei mit frischer Magermilch oder Quark an, so erhält man ein sehr gutes Futter, das die Hühner recht gern annehmen. Ebenso werfe man ihnen das bei der Ge- müsegartcnbcstellung anfallende Unkraut vor; da dieses meist noch jung und zart ist, bildet es als leichtverdauliches, vitaminreiches Grünfutter ein kostenloses, willkommenes Hühnerfutter.

Ganz besonders verwende man Kar­toffelschalen für das Geflügel. Alan dämpft sie zweckmäßig in einem Futter­dämpfer und mengt sie mit Kleie oder ge­quetschtem Hinterkorn und hofeigener, fri­scher. süßer oder dicksaurer Magermilch zu einem Futterbrei an. den Hühner gierig fressen. Namentlich sei ein solcher Kar­toffelschalen - Magermilchbrei für Masttiere empfohlen. Sie gedeihen dabei prächtig, und setzen in kurzer Zeit viel Fleisch von schnee­weißer Farbe an. Ergänzt man dieses Ab­fallfutter mit Topfen (Quark), so wird man beobachten, wie die Masttiere voller Freude sich darauf stürzen.

Natürlich muß darauf geachtet werden, daß die Kartoffelschalen einwandfrei, d. h. nicht verfault sind; ferner muß die Magermilch einwandfrei, entweder frisch, süß oder dicksauer verfüttert werden, halb­sauere Magermilch führt zu schweren Ver­dauungsstörungen, ja zum Tode, namentlich junger Tiere.

Wissen Sie das auch schon?

verloren. Durch entsprechende Lagerung und

Behandlung des Getreides könnte diese Ver­lustmenge ganz erheblich vermindert werden.

Ein wichtiges Kleintier ist das Kaninchen, für dessen Fütterung nicht nur sonst vielleicht verlorengehende Küchenabsälle verwandt wer­den können, sondern das uns jährlich auch für 100 Mill. RM. Fleisch und für SO Mill. RM. Felle und Wolle liefert. 1918 besaßen wir 9,2 Mill. Kaninchen, 1925 nur noch 2,2 Millionen. 1934 hatte sich der Bestand wie- ^ der aus 7,48 Mill. Kaninchen gehoben und i heute dürsten es schon über 8 Millionen sein.

Tie Durchs, besondere Hilf! der Neichsbea: Werk. Es lebe nalfoMistischl

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über die Ausgc

Bon Schwund und Verderb bleibt auch das Getreide nicht verschont. Don der jähr­lich geernteten Getreidemcnge gehen regel­mäßig etwa 750 000 Tonnen im Werte von 135 Mill. RM. durch Schwund und Verderb

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