Sette 6 — Nr. 285 ____ Nagolder Ta gblatt »Der Sesellschafter
Me Eintrittskarte« zuerst de« Sportlern
Größe des Geldbeutels unmaßgeblich Aus deu Vorbereitungen zum Fußball-Länderkamps
Deutschland - England
Etz wird niemanden überraschen, daß gleich nach der Bekanntgabe des für den 14, Mai in Berlin abgeschlossenen Fußball - Länderspiels gegen England eine Hochflut von Kartenbestellungen einsetzte. Ein Spiel Deutschland—England ist immerhin eine Sportsensation und außerdem gewinnt bas Spiel durch die heutige Stellung Deutschlands im kontinentalen Fußball an Bedeutung, die sich auch weit über die Reichsgrenzen hinaus auSwirkt
Blankoscheck- für eine Kart,
Sin Blick in da» Hau» des deutschen Sport» zeigt einen Niederschlag de» Interesses für da» Spiel. Da gehen Blankoschecks ein. Ferngespräche aus allen Scken Deutschland» bestürmen die Fußballmänner, Brief» mit den inständigsten Bitten erhoffen ? 7, ,.:ung d — Fußbaltkar-
ten. Dabei ist eS noch gut ein halbes Jahr hin, ehe die Mannschaften zum Spiel antreten. Obwohl vorher noch Spiele gegen die Schweiz, gegen Ungarn, Portugal und Luxemburg auf dem Programm stehen, zieht dieses große Sreigni» des Fußballsports schon heute seine Kreise und wirst gerade darum ein Problem auf, da» einmal eine klare Stellungnahme erfordert.
Die Männer des deutschen Fußballsports haben diese klare und entscheidende Stellungnahme gefunden, die wert ist, über den eigentlichen Rahmen hinaus Geltung zu finden. Nicht Blankoscheck» und ein allen Anforderungen gewachsener Geldbeutel berechtigen zum Erhalt von Karten, nicht da» Recht de» Schnelleren gilt hier, sondern vor allem einmal der Sportler.
Schluß mit de» „Länderspiel-Tigern"
Man könnte au» diese« Fußball-Lreigni» ein Bombengeschäft mit Riesenpreisen machen. Doch hier geht es um den Sport und nicht um Sensationen. Man muß einmal mit diesen „Länder- spiel-Tigern" Schluß machen, denn dies» Länderspiel« find Kraftproben de» deutschen Sport» und nicht Sensationen für eine Schar Begüterter. Selbstverständlich braucht der Sport Besucher. Aber unser« Sportler find Amateure, di« nicht um Gewinne spielen und die Veranstaltungen selbst ernste sportlich« Wettbewerb« und keine amerikanischen Geschäftsunternehmen. Deshalb haben auch zuerst einmal die aktiven Sportler das Recht, die Veranstaltungen de- suchen zu können. Das Ziel des ReichSsPortfüh- rers, ein Volk in Leibesübungen zu schaffen, ist nicht so zu verstehen, daß man sich mit einer Vielzahl von „Begeisterten" zufrieden gibt, sondern daß alle wirklich einmal selbst in die Sporthose steigen. Dann aber brauchen sie keine Blankoschecks und können die Fernsprechgebühren sparen. In der Gemeinschaft ihrer Organisation können sie sogar mit SO Prozent Ermäßigung nach Ber- lin reisen.
Die Futzballkarten zuerst den Sportlern, so hat man im Haus des deutschen Sports entschieden, und jeder echt» Sportler wird diese Entscheidung begrüßen.
Länderkämpse sind Lehrveranstaltungen
Länderkämpse sollen ja auch Lehr- und Werbeveranstaltungen sein, und darum müssen in erster Linie einmal die Aktiven selbst Gelegenheit habe», sie zu leben. Männer, die dem Sport, und in diesem Falle vielleicht dem Fußball, viele Stunde» ihrer Freizeit opfern. Jungen, denen das Fuß-
^ baUspiel zu einem besonderen Erlebnis wurde.
ehrenamtlich Tätige innerhalb des Spielbetriebs ! der Gaue, Kreise und Vereine, alle diese sollen erst einmal berücksichtigt werden. Sie haben zu j allererst ein Recht auf Teilnahme.
I lieber diese hinaus wird es sicher noch Kar- ! ten aeben. und unsere Fußballer werden aern ! ieden in ihrem Kreise wissen, der an diesem > Wettkampf teilnehmen will. Die Verantwortlichen für die Durchführung des Kampfes werden, ohne Berücksichtigung der schon eingegangenen 50 000 Kartenanforderungen, ihren einmal gefaßten Entschluß verwirklichen. Also, Fußballkarten wollen verdient sein, und das ist gut so. Laßt also den Geldbeutel, der gar nicht nötig ist, zu Hause, Sport die Telephonkosten und die Bezugnahme aus „gute Verbindungen". Geht in die Sportvereine, dann wird das Länderspiel Deutschland—England sicher zu einem doppelt schönen Erlebnis.
Zn einem Siertelilchk 21 Tete
Troß stärkerem Verkehr 1« Proz. weniger Unfälle 3375 Verkehrsunfälle haben sich im dritten Vierteljahr 1937 in Württemberg ereignet. Da- von in Stuttgart 796. Damit ist die Zahl der
Unfälle, trotz stärkerem Verkehr, verglichen mit dem dritten Vierteljahr 1936. im ganzen Land mn 14 Prozent zurückgegangen. Für Stuttgart allein ergibt sich eine Verminderung um 360 Fälle. Getötet wurden im Vorjahr 163 Personen. 1937 im gleichen Zeitabschnitt „nur" 125. Lediglich die Schwere der Unfälle hat sich nicht geändert. Stuttgart hat in diesem Jahr mit 21 Toten im dritten Vierteljahr seine Totenzisfer nahezu verdoppelt. Infolge des stärkeren Sommerverkehrs ergibt sich gegenüber dem ersten Vierteljahr 1937 eine Zunahme der Unfälle um rund 38 Prozent. Die Zahl der an den Unfällen Beteiligten ist von 7547 auf 6668 zurückgegangen. Durch falsches Einbiegen, Ueberholen und Nicht- Platzmachen kam es in 3003 Fällen, durch Nichtbeachtung des Vorfahrtsrechts in 708 Fällen, und durch übermäßige Geschwindigkeit in 613 Fällen zu Unfällen. Die Radfahrer waren mit 12,4 und die Fußgänger mit 7,4 Prozent an den Unfall- Ursachen beteiligt.
Mehr Helraken, weniger Skerbefälle!
Im 3. Vierteljahr 1937 lag die Zahl der Eheschließungen mit 7233 wiederum erfreulich hoch, im gleichen Zeitraum 1936 hatte sie 6944 und 1932 sogar nur 4798 betragen. An der Zunahme gegenüber dem Vorjahre sind indes nur die größeren Gemeinden, hauptsächlich aber Stutt- art beteiligt, während die kleineren Gemeinden is zu 5000 Einwohnern einen leichten Rückgang verzeichnen. Auch die Zahl der Geburten ist neuerdings etwas gestiegen und stellt mit 13 486 die Höchst zahl eines 3. Vierteljahres seit 1 923 dar. Bemerkenswert ist, daß auch hier die
Donnerstag, S. Dezember Freitag, 10. Dezember Samstag, 11. Dezember
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Ein Hörspiel von Georg Basner
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18.15 Mittagskonzert 14.00 Zwftchenvrogram«
14.15 „Zur Unterhaltung"
15.00 „Heitere Klänge »um
Wochenende"
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18.00 Tonbericht der Woche 19.00 Nachrichten
19.15 „Reigen der Instrumente" 20.00 „Fröhliche Schlaumeier"
Heitere Szenen mit Musik
21.15 „Wie's früher war" Tanzmusik von Anno dazumal
32.00 Zeitangabe. Nachrichten. Wetter- und Sportbericht
22.80 „Allerlei Luftiges zum Tan,"
24.00—1.00 „Nachtschwärmer"
__ Mi ttwoch , den 8. Dezember 193 ?
kleineren Gemeinden im Vergleich zum 8. V,er teljahr von 1936 eine Abnahme um gut 5 v H nufweisen und im Gegensatz dazu die Grohstak» Stuttgart eine Erhöhung der Geburtenzahl uw 300 oder 12,4 v. H. buchen kann.
Die Zahl der Sterbefälle war im Berichtsvierteljahr dank der besseren Witterung nicht so hoch wie im 3. Vierteljahr von 198s Es starben (ohne Totgeborene) 7015 Persone:, darunter 672 Kinder im ersten Lebensjahr, im 3. Vierteljahr 1936 hatte die Zahl der Gestorbe nen 7370 und die der gestorbenen Säuglinge 75-: betragen, auf 1000 Lebendgeborene starben form, 1936 über 58 Säuglinge. 1937 aber nur etwa 51. Geburtenzunahme und Rückgang der Sterblich keit bedingten einen Geborenenüberschn,. von einer Höhe, wie sie in der Nachkriegszeit nur selten zu verzeichnen war. Er bezifferte >W auf 6237 Köpfe und übertraf den Noberichuß de-, gleichen Vierteljahres von 1936 um rund io o.H.
ErlMtmilMN für Bauarbmer
Der Reichstreuhänder der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Südwestdeutschland har eine Tarifordnung erlassen, wonach die bei Bauvorhaben des Reiches und seiner Gebietskörperschaften sowie ber Reichsautobahnen beschäftigten Gefolgschaftsangehö- eigen, die infolge Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche nicht mehr in ihren Wohnort zurückkehren dürfen, sondern am Ort der Baustelle untergebracht werden, die jeweil? vorgesehenen Uebernachtungsgelder un; Trennungszulagen auch dann erhalten, wenn die Entfernung zwischen Wohnort und Ban- stelle weniger als 15 bezw. 10 Kilometer beträgt.
Weiterhin wird die Tarifordnung für die Bauarbeiter der Reichsautobahn Stuttgart —Ulm und Stuttgart—Heilbronn in bezug aus die Bestimmungen über das Wege- geld dahin ergänzt, daß den Gefolgschaftsmitgliedern die durch die Beförderung tatsächlich erwachsenden Fahrtkosten er- stattet werden, falls die genannten Wegegeldsätze zur Beförderung nicht ausreichend
Kinder dürfen .,lana' lleaen
Wesentliche Erleichterungen für reisende Mütter
Für Mütter mit kleinen Kindern werden al> Mitte Dezember von der Reichsbahn Reiseerleichterungen eingeführt. In sogenannten Traglasten- Abteilen, die zur Aufnahme von Kinderwagen nut kleineren Kindern bestimmt find, wird — sofern nicht Nichtraucher-Abteile geschaffen werden Sa» Rauchen entweder überhaupt verboten, oder »ber von der Zustimmung aller Mitreisenden ad- hängig gemacht. In 0- und Eilzügen, in denen bekanntlich nicht zusammenklappbare Kinderwagen als Gepäck aufgegeben werden müssen, werden Nichtraucher-Abteile dritter Klaffe durch einen Aushang als „vorzugsweise für Mütter mit kl,,- nen Kindern" gekennzeichnet. Wenn bei zu gw- hem Andrang das vorgesehene Abteil nicht mW reicht, wird notfalls für Unterbringung in einer höheren Wagenklasfe gesorgt. Trotzdem für kosteelos beförderte Kinder unter vier Jahren ke-e Platzanspruch besteht, wird in Zukunft die Pta Zuweisung für Mütter mit kleinen Kindern so geschehen, daß die Möglichkeit besteht, das Kind an! die Sitzbank zu legen. Bei Platzvorbestellungeu wird für den Platz des Kindes keine Gebühr br- reKnet.
Toni Bnennliuben
«wer tt:„5L7k.
VopxriUdt d, Kan Köhlei L Lo.. Berlin-Zehlendorf-
(Nachdruck »erboten.)
Wirb er sich aber zurückfinden können zu ber schweren Arbeit auf dem Lande, zu den einfachen Menschen?
Vielleicht könnte er zum Film gehen, sein Name hat ja den Klang nicht eingebüßt. Ob er dort wohl willkommen wäre?
lieber dem Film fällt ihm wieder die Mia ein, und er denkt daran, daß er oft unfreundlich gegen sie war, und daß e, ein Unglück gewesen ist, weil er sie nicht hat ertragen können.
Ob er die Seinen daheim vielleicht auch nicht mehr wird ertragen können?
Er muß es versuchen.
Einmal in diesen Tagen meldet ihm Heinz ein« Dame zum Besuch.
Das Herz schlägt ihm wild, denn er glaubt, daß es Georgie ist.
Aber dann tritt Assunta Arden bei ihm ein. Blaß sieht sie ihn vor sich stehen.
„Ich wollte einmal nach Ihnen sehen, Toni. Ich wäre schon früher gekommen, aber ich mochte nicht im Ansturm aller abgewiesen werden."
Und dann spricht sie ihm tröstend zu . . . daß man es doch überwinden kann, sie hätte es ja selbst durchgekämpft und wüßte es am besten, was es bedeutet, seine Kunst aufzugeben und wieder zurückzutreten ins private Leben . . .
Er hört ihr still zu und sagt dann lächelnd. „Eine Stunde hat mich fast niedergeworfen, aber jetzt ist es schon vorüber, jetzt stellt ich es mir nimmer schwer vor. Man muß nur wieder eine Arbeit haben."
Eie nagt die Lippen. „Ich weiß nicht", meint sie zögernd, „ich habe lange gebraucht, um zu vergessen."
Er sieht sie an. nickt und sagt nachdenklich: „Sie sind aus einem anderen Stand, Fräulein Arden." Und dann spricht er davon, daß er sie bald draußen besuchen werde. Er müßte jetzt so viel an die liebe, kleine Stadt denken mit ihren spitzen Giebeln, und er wüßte noch so gut. daß er an einem dritten Oktober auf dem Roßmarkt dort den Bummerl gekauft hätte, und die Früchte- hanblung Enziger am Markt hätte immer den allerbesten Burgundersamen weit und breit gehabt. Und so verspricht er ihr zu kommen.
Am 15. Oktober bars er fahren.
Die Wälder stehen bunt im Herbstlaub und strahlen durch , unerhörte Pracht ihrer Farben eine beglückende Wärme aus. So fährt er in seinem Wagen durch einen erfrischenden Tag. Es lut ihm gut. Es fällt alles wieder so weit zurück, was mit den letzten Jahren hinter ihm liegt, als wäre es nie gewesen, und man könnte erwartungsvoll in ein neues Leben hineinfahren.
Assunta hat ihn empfangen mil aller Liebe und mit aller
! Umlicht. Sie hat sogar den Flügel aus dem Salon schaffen lassen, ! so als wäre nie einer dagewesen. Es soll ihn nichts an Vergangenes erinnern.
Aber als er eintritt, bleibt er erstaunt auf der Schwelle stehen.
„Wo ist denn der Flügel, Fräulein Arden? Der war doch immer hier gestanden." Und er lächelt ein wenig. „Erinnern Sic sich nicht, wie ich Ihnen das erstemal hier gesungen habe? Waldesluft . . ."
Sie ist ganz bestürzt. Das Blut steigt ihr in die Wangen, und hastig sagt sie, der Flügel wäre in der Fabrik, er würde neu beledert.
Das ist ihr zum Glück schnell eingefallen.
So bleibt er einige Tage bei ihr, und Assunta ist glücklich.
Am Sonntag will er fort, nach Scherendors. Natürlich geht er zu Fuß, er mag nicht als Protz im eigenen Wagen dort an- ^ kommen. Und so macht er sich schon am Morgen auf den Weg ! und steigt den kleinen Fußpfad hinauf, bis die alte Stadt in der Mulde zurücksinkt.
Langsam geht er am Waldsaum hin und weiter durch den Wald. Da haben sie die schöne, große Eiche gefällt ... der Buchinger Naz hat nie einen Baum stehen sehen können, der ! schon Bauholz abgegeben hat. Aus den Tannen ruft ein Eichel- i Häher, es raschelt im Laub, ein Igel trottet seinen feisten Leib durch ! das Gehölz.
j Der Weg schlängelt sich wieder aus dem Wald heraus. Toni i bleibt stehen. Da etwas weiter unten ist sein Anwesen, das neue ^ Ziegeldach leuchtet grell vor den anderen auf.
, Als er dann in die Stube tritt, sitzen sie gerade beim Mittag,
! der Alte, die Brennhuberin und die Juli, eine junge, hübsche § Person mit heißen Augen, die seit kurzem auf dem Hof im Dienst ! steht.
, Wortlos bleibt der Toni unter der Tür stehen.
„Jesus Maria!" fährt die Juli aus und verschüttet ihren Suppenteller.
Langsam schiebt sich der Alte aus der Bank und kommt aus ihn zu, in seinen Augen sammelt sich Wasser.
„Toni . . .!" Das Glück will ihm fast die Kehle zudrücken.
Auch di« Brennhuberin hat sich erhoben, geschäftig und fremd.
„Setzen's Ihnen her . . . Setz dich her!" verbessert sie sich sofort. „Und entschuldige, wenn's bei uns noch immer alles so klein und einfach ist. Juli!" fährt sie dann sofort herum, „Glotz net a so! Renn in die Kammer und hol a G'selcht's. Mögens an Wein, magst an Wein? I kenn mich gar nimmer aus."
So füllt sie mit einer unterwürfigen Geschwätzigkeit die Stille und dir Stube. Ob er jetzt dableiben wird, möchte sie wissen. Ja . . . die Leut täten sagen, er könnt nimmer singen. Ob das wahr wäre? Er sollt's nur probieren ... es wird schon gehen. Sie ließe es auch gar nicht zu, daß er nimmer singen tät, wo sie so einen Stolz gehabt hätte auf ihn, und auch wegen dem vielen Geld . . .
Da packt ihn der Alte am Aermel seines Ulsters. „Komm, Toni, i zeig dir den neuen Roßstall. Den Bummerl Ham mir verkauft, er war schon zu alt. An Hunderter Ham mir noch dafür kriegt. Aber jetzt Ham mir einen . . . den mußt dir anschmien!"
! Als die beiden aus dem Stall wiedertommen, ist schon der Kaffeetisch gedeckt. Der Toni hat das Gefühl, als läge ihm ein § Panzerhemd* um die Brust, denn als er ihnen von sich zu erzählen versucht, merkt er, sie verstehen ihn nicht, und die Worte ! der Mutter tragen immer irgendwie einen Vorwurf in sich.
„Der Radio hat g'sagt, du wärst in England gewesen", hält ^ sie ihm vor. „Warum bist denn net blieben in England? Da hält' dich des Unglück net derwischt. Hätt'st bleiben sollen dort."
! Es ist zwecklos, etwas zu erwidern.
> So wird der Nachmittag für ihn zur Qual. Er hat sich alles so anders vorgestellt.
Am Abend geht er zum Reiter. Er erträgt die Mutter nicht, sie redet ihm zuviel. Mit den andern wird er schon die Fühlung wieder finden.
Weil es Sonntag ist, ist die Wirtsstube dicht gefüllt, voll Rauch und Lärm. Sie spielen Karten.
Als er eintritt und groß und fremd unter ihnen steht, ver- ! stummen sofort alle Münder.
! „Kennt ihr mich denn nicht mehr?" fragt er ein wenig er- ! staunt und nimmt seinen weichen Filzhut ab.
Sie schweigen noch immer. Einer stößt den anderen mit dem ! Ellenbogen an, bis jemand von ganz hinten ruft: „O ja, Herr Brennhuber, mir kennen Ihnen schon."
Da setzt sich der Toni auf einen Platz, der gerade frei ist, und fragt über den Tisch hinüber, wie die Ernte Heuer ausgefallen sei, ob sie viel Obst gehabt hätten, wie der Wein geworden?
Zögernd und vereinzelt kommt die Antwort. O ja, die Ernte wäre nicht schlecht gewesen, sie wären ganz zufrieden. Futter wäre genug, auch mit dem Obst ginge es, der Wein wär halt noch ein bißl sauer, er hätt' noch nicht ausgegoren.
Sie verstummen wieder, und Toni fühlt sich bedrückt, er gehört nicht mehr zu ihnen. Sie nehmen ihn nicht mehr an als ihresgleichen.
Da geht er bald fort durch die silberklare Nacht in einem weiten Bogen nach Haus. Ihm ist, als hätte er keinen Boden mehr unter seinen FMen, in der Welt draußen nicht und in der Heimat nicht ...
Als er nach Haus kommt, sperrt ihm die Juli das Tor auf. Sie ist barfuß und in einem kurzen Rock.
Sie wären schon schlafen g'gangen, meint sie, und er solle nur in die Kammer gehen neben der Stuben. Dort wäre sein Bett frisch überzogen. Ihr Bett stünde jetzt in der Milchkammer.
„Hab' ich dich verdrängt?" fragt er.
Sie lacht ihn an. „Ah na, i sag's nur, daß Sie 's wissen.
In der Kammer dreht er das elektrische Licht an, das unter dem blechernen Schirm einen schwachen Schein wirft. Es ist seine Kammer, wo er neben dem SonntagsMchirr des Bummerl und einigen feuchten Stiefeln immer geschlafen hat. Aber das Lederzeug des Bummerl ist nicht mehr da.
Langsam nimmt er seinen Hut ab und zieht seinen eleganten, englischen Paletot aus. Er will ihn in den Schrank hängen, aber da hängen die Kleider der Juli.
Er findet einen vorstehenden Nagel und hängt Mantel unk Hui baren.
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