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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

Freitag, den 12. November lyz?

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Der Tenniskampf Deutschland Japan ni Tokio steht jetzt 3:1 für Deutschland, nachdem Gottfried von Cramm am Mittwoch seinen Kampf -legen den Japaner Nakano sicher mit 7:5. 6:3. 3:6: 6:> gewinnen konnte. Damit wurde der Kampf bereits zu unseren Gunsten entschieden.

In der R e k o r d l i st e der deutschen Schüt­zen ist Württemberg durch Rauch-Ravensburg und die Ravensbnrger Schützengilde vertreten. Rauch besitzt auf 30 Schutz mit dem Wehrmanngewehr mit 490 von 600 möglichen Ringen die Bestsei. stung und die Schützengilde-Mannschaft ist Rekord, halterin mit 1818 von 2400 möglichen Ringen in der gleichen Disziplin.

Außer Gefecht gesetzt wurde die würt- tembergische Meisterin im Kunstspringen Lotte Hanselmann - Stuttgart durch eine Knöchelverlet. zung, die sie sich bei einem Lehrgang ,n Piorz. heim zuzoa. Frl. Hanselmann wird einige Wochen pausieren müssen.

! und so lieh sich der Herr denn in sein« Woh- s nung fahren. Es hatte sich überdies heraus, i gestellt, daß er kein Geld mehr hatte, was bei den zahlreichen und teuren Zechen ver- ! stündlich ist und daß der Taxifahrer ihm im ! letzten Lokal noch 20 Pengö borgen mußte. ! Zu Hause, so erklärte der Fahrgast, würde er ! die 20 Pengö und auch das Fahrgeld wieder- ! bekommen. Vor dem bezeichnten Haus stieg s der Herr aus, bat den Chauffeur, ein wenig i Geduld zu haben, eS würde vielleicht ein ' bißchen lange dauern, und entschwand dann in der Haustür. Es dauerte in d«r Tat recht lange, ehe der leutselige Herr wieder auf der Bildfläche erschien. So lange, daß der Fahrer schon auS seinem sanften Rausch er- wachte, zornig aus dem Wagen stieg und ebenfalls an der Tür klingelte. Der Pfört­ner, dem er sein Anliegen vortrug, klärte ihn zu seiner stärksten Bestürzung jedoch darüber auf, daß er sich hier im Ortsgefängnis be­finde. was in der Dunkelheit und bei dem

wetnseugeil Zustand zunächst nicht klar zu erkennen war. Der freundliche Herr aber, den der Pförtner vorher eingelassen hatte, war gerade zur rechten Zeit gekommen, um eine Freiheitsstrafe abzusitzen. Anscheinend hatte er vorher noch einmal das Leben rich- tig auskosten wollen und sich dabei nicht ver­kneifen können, einem Mitmenschen einen Streich zu spielen, für den er ja nun nicht mehr zu büßen brauchte, denn er saß ja be­reits hinter schwedischen Gardinen.

Radfahrer Manch« Einbrecher gehen doch

ohne Hose« zu unüberlegt und leichtsinnig

an ihr dunkles Werk. Drang da einer kürzlich in ein einsames Landhaus in der Nähe bei Cor k, und zwar durch das Fenster, das in das Schlafzimmer der Toch­ter des Hauses führte. Ein Mädchen, hatte er wohl gedacht, bah, die wird mich schon nicht aufhalten. Die Tochter wachte aber doch aus dem Schlafe aus und schlug sosort Lärm, als ste den Eindringling sah. Da kam dem

Doch EchmelingNeusel in Berlin

Entgegen anders lautenden Veröffentlichungen besteht kein Anlaß, der Begegnung Schmeling gegen Neusel vor dem Weltmeisterschaftskampf mit Joe Louis skeptisch entgegenzusehen. Von dem Veranstalter Walter Rothenburg und dem Gene- raldirektor der Deutschlandhalle Ohrtmann r- fahren wir heute, daß der im August mit Schme- ling geschlossene Vertrag perfekt ist und daß der über IS Runden gehend« Kampf voraussichtlich im März zum Austrag kommt. Vorher boxt Schmeling noch den jungen Fighter Harrh Tho- maS in Neuhork (Dezember) und am 30. Januar in Hamburg Ben Foord. Auch Neusel wird sich wahrscheinlich durch mehrere Kämpfe für die von ihm geplanteRevanche" in Höchstform bringen.

Mercedes-Mannschaft unveründerk

Die Ren n m annschaft von Mercedes- Venz ist für das Jahr 1SS8 unverändert geblie- den. Rudolf Laracciola, Manfred von Brauchitsch, Hermann Lang und Richard Seaman bilden wie» der die Kerntruppe. Die Nackpvuchsfahrer Ehrt» stian Kautz, Werner Bäumer, Heinz Brendel. Hans-Hugo Hartmann und von Fall zu Fall auch Goffredo Zehender werden erheblich mehr Ge­legenheit zur Betätigung erhalten als in der der- gangenen Rennzeit. Bei der Auto-Union kommen neben Rosemeher, Müller und Hasse die beiden Motorradmeister Kluge und Winkler in Betracht, die jedoch ihr« Eignung für den Rennwagen erst bei Probefahrten im nächsten Frühjahr noch beweisen müssen.

Was es nicht a/ies gi-ti

Fideler Abschied Taxifahrer erleben manch- von der Freiheit mal tolle Dinge mit ihren Fahrgästen. Besonders, wenn sie für einen ganzen Abend gemietet wurden, um die Fahrgäste von einem Lokal zum anderen zu fahren. Da stieg in der ost- ungarischen Stadt Debrezin ein Mann in eine Taxe und gab dem Fahrer ein be­kanntes Wirtshaus als Ziel der Fahrt an. Der Fahrer wurde zu einem Gläschen Wein eingeladen und sodann ins nächste Wirts- Haus befohlen, wo sie wieder die guten Weine des Wirtes kosteten. Der Chauffeur machte diese Tour gerne mit, das läßt sich denken, auch war der Herr so recht guter Dinge, als wollte er ein großes Fest feiern. Schließ­lich gab es in Debrezin kein Gasthaus mehr, das die beiden nicht schon besucht hätten.

Ratschläge für den Garten

Wenn im Herbst und Frühjahr sich Regen und Schnee mit der darauffolgenden Nässe im Garten stärker bemerkbar machen, sind sorgfältig an­gelegte, stets bald wieder

trockene Gartenwege

von hohem Wert. Steinkohlenschlacke oder auch klein geklopfte Ziegel stücke oder Feldsteine sind als Wegebaumaterial für die Gartenwege fehr beliebt. Nachdem diese Befesti-

Die Wegekanten werden mit dem Spaten nach der Gartenschnur sorgfältig abgestochen und die Erbe S Zentimeter tief ausgeboben.

8) Der ausgebobene Raum wird dann mit klein- aeklopfter Steinkoblenschlacke ausgefüllt und diese dann ordentlich angestampft.

6) Man kann zum Ausfüllen aber auch kleinae- klvvfte Ziegelftücke oder Feldsteine nehmen und diese bann gründlich anwalzen.

Ein Gartenweg soll stets etwas gewölbt an­gelegt werden, damit das Wasser stets nach den Sei­ten zn ablaufen kann.

gungsschicht eingebracht und angerammt oder fest- gewalzt ist, nimmt man zum Abdecken der Garten­wege noch etwas groben Kies. Als Wegeeinfasfung setzt man entweder eine künstliche Kante aus Kalk­steinen oder auch aus Ziegel- oder Natursteinen, oder man Pflanzt eine natürliche Wegekante aus Burbanm an.

Ein Obstbaum wird gepflanzt

Das Anwachsen eines frisch gepflanzten Baumes wird wesentlich gefördert, wenn zur Ausfüllung der Baumgrnbe reichlich Komposterde oder angeseuchteter Torfmull mitverwendet wird. In beiden Fällen werden die Wurzeln zu Neubildun­

gen angeregt. Unter keinen Umständen darf der Baum mit frischem Stallmist gedüngt werden. Als Vorratsdüngung gebe man zwei bis drei Kilo­gramm Kainit und ebensoviel Thomasmehl. Auch Kalk ist nicht zu vergessen. Entweder gebe man sieben Kilogramm Brandkalk oder etwa fünfzehn Kilogramm kohlensauren Kalk.

Ueber das Rachpflanzen von Bäumen

Ein alter Aberglaube besagt, daß an der Stelle, wo ein alter Obstbaum gestanden hat, kein neuer gedeihe, weil das Erdreich ausgefogen fei. Das ist ein absoluter Irrtum, weil ein alter Baum schon seit vielen Jahren feine Saugwurzeln weit im Umkreise hatte. Die Erde dicht am Stamm dagegen kann alsausgeruht' gelten, was sich die Unkräuter, z. B. Brennesseln, sichtlich zunutze machen. Demnach soll man gerade an der alten Stelle einen neuen pflanzen. Man gebe ihm viel Kompost mit und lockere den Boden tief.

Gemüse und Blumen im Herbst

Wo es nach Bodenbefchaffenheit und Klima im Februar nicht möglich ist, schon langsam keimende Gemüse auszusäe», da kann deren Aussaat im November erfolgen.. Natürlich wählt man dazu einen Tag mit gutem Wetter am Anfang des Monats. Gesät wird in Reihen, damit man im Frühjahr dazwischen hacken kann. Zu empfehlen ist eine leichte Decke von verrottetem Dung oder Torfmull. Sie hält nicht nur die Erde warm und schützt die keimende Saat, sondern sie verhütet auch das Festwerden des Bodens. Was kann alles gesät werden? Frühe Karotten, Petersilie, Schwarzwurzeln, Spinat, Rapünzchen und Kerbel. Es gibt auch im Zier- und Blumeng ar- t e n noch mancherlei zu tun. Vor allem muß man den Nasen schneiden und nach Erfordernis düngen. Am einfachsten ist es, nahrhafte, durchgesiebte Komposterde auszmtreueu. Das Eindecken der Rosen ist unter Berücksichtigung der Witterung ovrznnehmen. Stroh eignet sich nicht als Deckmaterial. da es leicht fault und gern von Mäusen ausgesucht wird. Die harten Rank- und Wildrosen und die Rugosa-Arten haben überhaupt keine Winterdecke nötig. Blumenbeete, die im Herbst mit Stauden oder Blumenzwiebeln be­pflanzt wurden, sind bei Frosteintritt mit trvcke- nein Laub und Fichtenreisig, aber nicht übermäßig itark, zu bedecken. Die Knollen der Dahlien sind nun vorsichtig aus dem Boden zu nehmen. Hierzu wählt man einen schönen Herbsttag, damit die Knollen gut abtrocknen. Erst dann kommen sie in einen trockenen, luftigen Raum, wo sie von Zeit zu Zeit aus Fäulnis zu untersuchen sind.

Mann bas Wagnis doch zu groß vor und er wollte aus dem gleichen Wege das Haus wieder verlassen. Da warf sich aber das Mädchen auf den verdutzten Mann, packte ihn am Hosenbein und ließ nicht eher los bis der Einbrecher sich seiner Unaussprech­lichen entkleidete und hoseulos in den Gar- teu hinuntersprang. Sodann schwang er sich auf sein Fahrrad und suhr eiligst davon Das Mädchen ließ es aber nicht bei der Ab^ wehr des Einbruchs bewenden, sie sprang ebenfalls aus dem Fenster und lief, immer laut schreiend, dem Radfahrer nach. Im nächsten Ort endlich wurden Polizeibeamte a»i den unvollständig bekleideten Radfahrer auimerksam, und da sie gleichzeitig von wei- lem die Schreie des Mädchens hörten, nah. men ste den Mann kurzerhand fest. Beim Verhör erhielt er dann zwar seine Hosen, nicht aber seine Freiheit wieder, denn er wurde für einige Zeit hinter Schloß und Riegel gesteckt.

Der Berufslacher In Los Angele» gibt in Nöten es die merkwürdigsten Be.

rufe. Das bewies eine Ge­richtsverhandlung, die ein Berufslacher gegen einen Kinobesitzer angestrengt hatte. Der Klä­ger verlangte 5000 Dollar Schadenersatz, weil er in Ausübung seinesBerufes", minder- wertige Filme zu belachen, dauernden Nerven- schaden genommen hatte. Der Berufslacher war der Führer einer Anreißerkolonne, einer sogenannten Claque, wie sie für Filmtheater in Amerika heute noch verpflichtet wird. Der Berufslacher hatte sich eines Tages so über­nommen, daß er in einen richtigen Lachkrampf verfiel und aus dem Theater heraus in ein Sanatorium abgefchleppt werden mußte. In der ersten Instanz hat der Richter die Forde« rung des Berufslachers abgewiesen, wahrend der Richter diesmal den Kinobesitzer zur Zah. lung einer Buße von 2000 Dollars ver- urteilt hat.

Heitere«

Das schlechte Gewissen

Lin Arzt war zu Gast.

Die Hausfrau fragte:

Glauben Sie, daß die Geister Verstorbener auf die Erde wiederkehren, Herr Doktor?"

Der Arzt lächelte.

Wenn ich daran glaubte, wäre ich niemals Arzt geworden".

Siehst du da drüben den schwerreichen Herrn? Als ich ihn zum ersten Male sah, hatte er nicht einmal ein Hemd aus dem Leibe!!"

Was? Unmöglich!"

Doch! Es war nämlich im Schwimmbad."

«

Kolossal jugendliche Erscheinung, Ihre Frau ! Mutter. Wäre fast versucht, zu sagen:Fräu­lein Mutter!"

!

! McColm trifft seinen Freund. Der strahlt dor

> Freude.

§Was hast du Fröhliches erlebt,"

!Denke dir nur, 20 Jahre habe ich von mei­nem Bruder nichts gehört, heute morgen kam

ein Brief von ihm-"

!Ach und was schreibt er denn?!

>Ja, das weiß ich nicht! Der Brief war un- . frankiert, und da habe ich die Annahme ver-

> weigert!"

!Kurt, was trifft man am meisten in Liin- ! dern mit feuchtem Klima?" iRegenschirme, Herr Lehrer!"

Toni Brenn

vornan ck:

Vop^rlgdt d, Karl Köhler L Co.. Berlin-Zehlendorf.

(Nachdruck veidvlcn.)

Sie schüttelt den Kopf.Da paß i nimmer mehr zu ihm."

Dr. Fröhlich hat ein großes Erbarmen mit dem tiefen Schmerz dieses einfachen, schlichten Kindes, und so spricht er ihm weiter tröstend zu, daß sich die Menschen doch ganz gleich blei­ben in ihrem Wesen und in ihrer Liebe, wenn sich die äußeren Umstände auch änderten, und daß sie doch seinem Glück nicht wird im Wege stehen wollen.

Na . . . des will e ja net", schluchzt sie auf.I hab's ja auch kommen sehen, und i Hab' immer so a Angst g'habt.. Lautlos rinnen ihr die Tränen über die Wangen.

Im Weiterschreiten spricht er ruhig fort. Es sind gute Worte, die aus einem guten, mitfühlenden Herzen kommen. Die Pepi hört sie wohl, aber ste achtet nicht darauf, sie achtet auch nicht auf den Weg. Sie haben einen Bogen gemacht bis zur Be- zirksstraße, und da schreit sie plötzlich auf.Jesus, da steht scho der Wagen!"

Ja", sagt nun Dr. Fröhlich kurz,und, Pepi, jetzt verlasse ich mich aus Sie! Kommen Sie mit herein und reden Sie ihm zu. Es ist sein und Ihr Glück. Sie werden uns noch dankbar dafür sein."

Na", wehrt sie heftig ab,ins Haus geh i net. Die Mut- ter mag mi net. I will dableiben, da. beim großen Birnbaum im Garten."

Gut . . sagt er also und geht eilig durch den Garten und durch die Scheuer hinein in den Hof und in das Haus.

Dort hantiert die Brennhuberin bereits eifrig in der Kam­mer. Sie legt Tonis Sonntagsgewand in einen Handkoffer und seine Wäsche. Es ist die eilige, geschäftige Art, die sie immer hat, und sie redet laut dazu.A so an Blödsinn, wann er net gangen war! Was ma für a Not hat mit die Kinder ... net zu sagen."

In der Stube sitzt der alte Brennhuber noch immer wortlos am Tisch. Toni steht am Fenster und schaut durch die roten Geranien hindurch, dorthin, wo der Weg zur Mühle geht. Er ist schon in seinem Iägeranzug.

Da tritt Dr. Fröhlich hinter ihn.

Gehen Sie hinaus in den Garten. Beim Birnbaum will I-mand Abschied nehmen von Ihnen."

Der Toni fährt jäh herum. Dann schwankt er hinaus.

Alle sehen ihm schweigend nach.

Obwohl dir Pepi ihn tommrn sieht, rührt sie sich nicht. Sie

s lehnt am Stamm des Birnbaums mit zurückgelegtem Kopf, ihre

- Augen schauen blicklos in die Ferne.

s Da steht er vor ihr, und wie er es immer getan, will er auch heute nach ihrer Hand greisen.

Pepi!"

Aber nur die Fingerspitzen berühren sich, ihre Augen sind groß und voll funkelnder Tränen. Ganz leise, fast wie ein Flüstern hört er ihre Worte, die gezwungen von ihren Lippen kommen, da sich ihr Herz gegen sie wehrt.

Toni, i halt di net. Wann du glaubst, daß du. . ."

Sie kommt nicht weiter. Ihre Stirn fällt nach vorn und schlägt an seine Brust. Er nimmt sie in die Arme.I Hab' dir ja alles erzählt. . . nur des net. daß i halt unterschrieben Hab'. Zu viel g'trunken Hab' i g'habt. Des is jetzt unser Unglück.

Aber Pepi, i schwör' dir, daß i dir treu bleib . .

Da hebt sie ihr Gesicht und schüttelt den Kopf.Tu net schwören!"

I schwör' dir's". wiederholt er fest,daß i dir treu bleib. I schwör's dir!

Und, Pepi, sollt a mal was sein . . . man kann an Autv- unfall haben oder so was . . . Da, wo du jetzt siehst, Hab' i gestern nacht was eingraben, was dein Vatter und die Mutter und euch alle vor der Not schützen möcht. A G'schenk ist's von der Dame, von der i dir erzählt Hab'. Dem Vatter kannst es sagen; aber sonst red' zu niemanden davon. Hörst, Pepi? Ja, und dann hol i dir zu mir, wann es so is, wie sie sagen, und wann's net so ts, no, dann bin i eh wieder da."

Sie kann vor Weinen nicht antworten. Sie klammert sich mit beiden Händen an die Aufschläge seiner Joppe. So stehen sie stumm eine Weile, bis plötzlich hinter der Hecke Stimmen laut werden, die näher kommen.

Antonio! Wo stecken Sie denn? Wir fahren endlich!"

Muckermann schreit es herüber in den Garten und versucht, um die Hecke zu sehen. Da flüchtet die Pepi hinter einen Flieder­strauch.

Der Toni steht noch einen Augenblick unbeweglich, dann seht er langsam einen Fuß vor. Es ist wohl nur ein kurzes Stück vom Birnbaum bis dorthin, wo der .Wagen steht; aber er braucht eine Ewigkeit.

Endlich!" ruft Muckermann ungeduldig und saßt Toni am Aermel.Gott sei Dank! Wengerer, setzen Sie sich neben ihn. Ich gehe vor zum Doktor. Also ... wo ist sein Gepäck? Hinten hinein!"

! Da reicht der alte Brennhuber schweigend den kleinen, grau-

s leinenen Handkoffer.B'hüt dich Gott, Toni!" Er bringt's kaum

> heraus.

! Der Toni kann auch nicht antworten, er drückt nur die

> knochige Hand und . . . schluckt.

Der Wagen fährt schon an, da schreit die Brennhuberin: Jesus, des G'selchte! Toni, des G'selchte sollst no mitnehmen!"

Der Wagen stoppt wieder.

Leb wohl, Toni, mei lieber Bua, last' dir's gut gehen!"

Fahren Sie, fahren Sie!" ruft Muckermann.Schon recht, schon recht! Auf Wiedersehen!"

Die Straße macht eine Kurve. Toni wendet den Blick zu­rück. Die Mutter ist fort. Der Vater steht noch da, am selben Fleck, klein und einsam, bis er seinen Augen entschwindet.

Hinter der Fliederhecke hat die Pepi gewartet, bis nichts mehr zu sehen ist als die leere Straße, die wie ein grauer Faden durch eine erloschene Landschaft zieht, dann stürzt sie hinter dem Busch hervor und flieht durch das offene Lattentor über die Straße und weiter hinab bis zur Mühlenscheune.

Zitternde Finger zerren und schieben am Riegel, bis das Tor knarrend zurückgeht und offen klafft. Verzweifelt stürzt sie sich in das Heu hinein. Da sieht sie niemand, da hört sie nie­mand. Und da weint sie sich den ersten, wildesten Schmerz von der Seel«.

In den langen Aesten der Fichten und an allen Hecken hän­gen die Perlenschnüre der bereiften Altweiberfäden in kalter Morgenfrühe. Von den abgeernteten Feldern steigt der Nebel und wellt sich dem Wald zu, vor dem er wie eine Rolle aus weißer Watte liegen bleibt, bis die Sonne durchbricht.

In der Stabt verspürt man nichts von diesem Wehen des Herbstes, dort ist die Erwartung alles Schönen, das der Winter bringen wird, auf Theater und Konzerte, auf Kinos und Bälle gerichtet.

Toni hat sich in dieser Zeit wenig verändert. Er geht noch immer in seinem Iagdanzug, nur in einem eines ersten Schn«i- ders. Muckermann hat ihm diesen Schneider geschickt, seinen Schneider, und der hat ihm den neuen Anzug angemessen. Still­schweigend hat der Toni alles über sich ergehen lassen.

Nach kurzer Zeit war die Garderobe da, und di« Aufwarte­frau hat sie ihm in den großen Schrank gehängt.

Toni lernt. Der Konzertmeister, der seine Ausbildung über­nommen hat, war erstaunt über seine schnelle Auffassungsgabe. Er hat ein vorzügliches Gehör und kennt jetzt bereits die Noten. Er hat es auch schnell begriffen, daß man für seine Kunst leben kann und daß man Opfer bringen muß.

Der Konzertmeister weiß sich aber auch gut auf ihn einzu- : stellen. Er ist ja selbst vom Lande. Und so kommt es, daß Toms ^ schönste Stunden die der Arbeit mit seinem Konzert, wister smd.

! lLortletzung lolglJ