Seite 8 Nr. 255

Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter^

Dienstag, den 2. Novemb»,

Lin Ehemann meckert

über 6co Itta6ekardkilni

Endlich ist es io weitl Die Frauen des Erdballs atmen auf. Ein Schlager ist ge­lungen. der den Geschmack der fünf Erdteile revolutionieren wird. Das Vorrecht der vor­nehmen Damen der Gesellschaft: allein und zuerst zu wissen, was neu. schick, modern und geschmackvoll ist. ist gebrochen. Die Mode der Well ist sozialisiert. Von heute ab weiß das Dienstmädchen in Husum, die Köchin in Bukarest, die Sekretärin in Schanghai, das Kinderfräulein in Buenos Aires und das Tippfräulein in Kapstadt genau so gut wie ihre Herrin, was man in Paris. Berlin und Neuyork trägt. Ein Modejournal sür die ganze Welt wurde geschaffen und dieses Modejournal heißt: Ter Farbfilm!

Man kauft keinen ..Silberspiegel"' und keine ..Dame' mehr, man geht für 70 Rps. in den Farbfilm und läßt sich von den schön­sten Stars der Welt als Mannequins die neuesten Modelle in Paris und London Vor­führer,. Früher hieß es: ..Sei klug Brigitte, trag Ullsteinschnitte.' Heute lautet der Vers: ..Mein Kind sei du gescheiter, heut trägt man Farbfilmkleider.'

Der weibliche Kinobesuch wird mit fort­schreitender Einführung des Farbfilms ins Ungeheure wachsen. Wir Männer müssen die Gefahr, die uns vom Farbfilm droht, erken­nen und uns zu einer ..Notgemeinschaft der Rechnungsempfänger" zusammenschließen. Gestern war ich in dem Farbfilm der Anna- bella. Als ich das Kino verließ und mich wie üblich an Sem verständigen Urteil der Kino­besucher erbauen wollte, hieß es nicht wie sonst:Diese Französin spielt ja wieder rei­zend", nein, diesmal lautete das allgemeine Urteil:Hast du das Kleid gesehen, das Annabella am Wasser trug, war das nicht himmlisch? Nein, noch schöner war das blaue Bläschen mit den roten Schnüren." Wo man hinhörte, der Film war vergessen, es gab nur noch Debatten um die Kleider.

Heute Nacht habe ich einen Angsttraum gehabt. In der Stadt begegneten mir lauter junge Mädchen mit dem Annabclla-Blüscken. Ich 'ah nur noch blau und rot. Ich suchte verzweifelt meine Frau und fand sie nicht. Eine Frau iah aus wie die andere. Wie gut war es doch beim Schwarz-weiß-Film. Ge­wiß auch da sahen unsere Frauen Kleider, aber ne waren nicht 'arbig. Und wenn zwei Frauen zu Hause schnell das Kleid von Lilian Harven kopierten, so waren die Klei­der zwar gleich, aber die Farben verschieden. Das eine war blau und das andere giftgrün. Tie Phantasie hatte freien Spielraum. Be: dem neuen Modejournal. dasder Farb­film" heißt, aber wird den Damen alles mit- geliefert. Tragödie, Kleid und Farbe, alles inklusive für nur 70 Reichspfennige.

Der Farbfilm steht vor einem einzigarti­gen Siegeszug. Dafür sorgen die Frauen der Welt. Die Leidtragenden sind die Modejoür- nale und. wie immer und überall, wir zah­lenden Ehemänner. Dies sei von nun an unser Schlachtruf: Es lebe der Schwarz-weiß- Film!

Borgen heißt arm werden

I)is klaoskrsa rlsi-t nicktaasckreiben" lassen

Der Bankbeamte T. hat als Kassierer eines großen Institutes, dem er bereits über 20 Jahre angehört, ein schönes Gehalt. Dem­entsprechend fällt auch die Weihnachtsgrati­fikation aus. Freude hat das Weihnachts­geld in dieser Familie nicht bereiten können, denn seine Frau mußte das Geld zur Bezah­lung der ausgelaufenen Schulden beim Kolo- aialwarenhändler. Fleischer. Milch- und Kohlenhändler verwenden. Diese Hausfrau 'der Fall ist nicht ausgedacht!) gehört aller-

2e!zt der eure küLekeu, reißt ker eure 8ckok'...

BUS: Bavaria

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dings zu den besonderen Pumpgenies. Ob­wohl ihr Mann ein reichliches Wirtschafts, geld abgibt, kauft sie weit darüber Hmaus sür die vierköpfige Familie ein und belastet somit den zur Verfügung stehenden Etat über Gebühr. Das wäre nicht möglich, wenn nicht zahlreiche Geschäfte, besonders im LebenSmittelhandel. .anschreiben" würden.

Darauf weist auch Bernhard Köhler m der neuesten 10-Pfennig-Flugschrist der Kom-

-Die deutsche Frau

Mission für Wirtschaftspolitik der NSDAP. .Borgen heißt arm werden" lZentralverlag der NSDAP.) in einem Aussatz, der die .Ab­schaffung des Pumpes" fordert, hin.

Dieser Teil der Borgwirtschaft liegt außerhalb des sogenannten geregelten Teil­zahlungskaufes. dessen Uebertreibungen in der Flugschrift beleuchtet sind. Die .ange­schriebenen' Beträge, die der Lebensmittel­handel in den Büchern stehen hat, sind ganz erheblich.

Spricht man mit dem Einzelhändler unter vier Augen völlig offen über diese Dinge, so gibt er ohne weiteres zu. daß diese Borg­wirtschaft ihm selbst nicht gefällt. Sie bindet in der Häufung bedeutendes Betriebskapital, das ohnehin bei jenen Geschäften nicht allzu groß zu sein pflegt und eigentlich in das Warenlager wandern soll. Außerdem wird der Handel manche nette Summe in den Schorn­stein schreiben können, weil sein Kunde ein­mal doch nicht bezahlt.

Auf der anderen Seite ist dem Kunden keineswegs geholfen, wenn sich Lebensmittel­rechnungen eine oder mehrere Wochen lang häufen und schließlich geschlossen bezahlt wer­den müssen.

Die Hausfrau sollte genügend Disziplin haben, ihr Wirtschaftsgeld ge­nau einzuteilen. Oder macht sie sich etwa vor, daß sie mehr kaufen kann, wenn sieanschrei­ben" läßt? O nein, dies führt zu höheren Ausgaben im nächsten Lohn- oder Gehaltszeit­raum. Man betrügt sich selbst, wenn manan­schreiben" läßt, statt jeden, aber auch den klein­sten Kauf sofort bar zu bezahlen.

Einkommensteuergesetz und Hausangestellte

Eine neue Hausangestellte. Das ist ein er­giebiges Thema für Arbeitsamt und Haus­frau. D,e Statistik des Arbeitsamtes zeigt, daß sich das Angebot heute in einem bisher unbe­kannten Maße verknappt hat, und manche Hausfrau, die eine neue Hausangestellte sucht, ringt die Hände, denn all ihre Bemühungen, eine geeignete Kraft zu finden, scheinen ver­geblich.

So zeigt es sich, daß der Zusatz zum Ein­kommensteuergesetz im Jahre 1933, daß näm­lich sür jede Hausangestellte der Betrag von fünfzig Reichsmark pro Monat steuerfrei bleibt, einen großen Erfolg gehabt hat. Der Zweck dieses Gesetzes, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit unter den Hausangestellten, ist also erreicht. Durch die allgemeine Belebung in der Wirtschaft seit 1933 und auch durch die

Anziehungskraft anderer ' Berufe gibt es jetzt keine Arbeitslosigkeit bei Haus­angestellten mehr. In­folgedessen sind auch die Gründe, die feinerzeit für den Zusatz im Einkom­mensteuergesetz die Steuerermäßigung sprachen, hinfällig, und es ist wohl natürlich, wenn der Gesetzgeber nun diese Vergünstigung streicht.

Staatssekretär Rein­hardt kündigte kürzlich an, daß es aus solchen Gründen nicht mehr ver­tretbar sei, die steuerliche Vergünstigung im bis­herigen Umfange weiter zu gewähren. Die Ver­günstigung solle für Un­verheiratete und für kin­derlos Verheiratete be­seitigt werden. Allerdings wird in diesem Zusam­menhang auch bekannt­gegeben, daß die be­stehende, nicht mehr zeit­gemäße Sondervergünsti- guna nicht in vollem Umfang rückgängig ge­macht wird. Für Haus­haltungen mit Kindern werde sie im Rahmen der bevölkerungspolitischen Förderungsmaßnahmen der Reichsregierung wei- terhin aufrechterhalten werden.

Das hat feinen guten Grund. So wie die Dinge zur Zeit liegen, findet die Hausfrau einer kinderreichen Familie sehr schwer eine Hausangestellte, die von sich aus eher kinder­lose Haushalte bevorzugt. Dort gibt es für sie ja zweifellos stets weniger Arbeit und in fast allen Fällen auch mehr Lohn. Bei der starken Nachfrage nach Hausangestellten gegenüber dem unzureichenden Angebot ergab sich ganz von selbst im Laufe der Zeit eine nicht unbeträcht­liche Lohnerhöhung.

Der Staat sucht einen neuen Weg durch die gestaffelteBesteuerung, und die Zu­kunft wird uns lehren, in welchem Maße nun­mehr die Hausangestellte in diejenigen Haus­haltungen geführt wird, die heute am schwer­sten unter der Verknappung leiden. E.-S B

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Bild: Bavaria

Lhrenpaß dse artreinen Familie

Lastenausgleich für bevölkerungspolitisches Verantwortungsbewußtsein

Kinderreichtum ist praktischer National­sozialismus. Der Nationalsozialismus wird- die kinderreiche Familie weiter in seinen star­ken Schutz nehmen, denn Völker leben nicht vom Wohlwollen ihrer Nachbarn, sondern von ihrer eigenen starken Lebenskraft.'

Rudolf Heß. im Vorwort für das Ehrenbuch , der Kinderreichen.

Was der Soldatenpaß für den Soldaten t. das wird in Zukunft das Ehrenbuch er Kinderreichen für die kinderreiche amilie sein ein Paß mit anderen Funk­onen. aber von ähnlicher Bedeutung für inen Besitzer. Seit Monaten ist der eichsbund der Kinderreichen lit den Vorarbeiten für die Ausstellung des hrenbuches beschäftigt, jenes Sippendoku- lentes deutscher Artreinheit, und bereits im tonat Dezember wird Tausenden von kin- erreichen Familien der Paß des Kinder- üchtums ausgehändigt werden.

Man gewinnt eine Vorstellung von der iröße und Bedeutung der Blutauslese unter en Kinderreichen, wenn man sich einmal in ie Neichsbundesleitung in Berlin begibt, die i wenigen Monaten in ganz außerordent- cher Weise an Umfang gewonnen hat. Ein iesiges Bürohaus würde mit den Angestell- m der Neichsbundesleitung zu füllen sein ie jetzt in drei verschiedenen Häusern und silweise sogar in zwei Schichten arbeiten, äer entsteht die Neichskartei der artreinen überreichen Familie. DieAbteilung hrenbuch" des Neichsbundes der Kinder­eichen ist eine der vielbeschäftigtsten Abtei­ungen aller mit rasienpolitischen Fragen ekaßten Dienststellen überhaupt.

Aber welchen Sinn hat nun das Ehren- «ch der Kinderreichen? Es wird, wie ge- agt. nur der erbgesunden kinderreichen familie ausgehändigt, und zwar auf einen lntrag hin. der der Grundbestandteil der Personalakte des Antragstellers ist. Dieser lirtrag erfaßt Namen und Herkunft der lltern sowie der Kinder. In ihm wird wei- erhin für jedes Kind da? letzte Schul- eugnis in amtlich beglaubigter Ab- chrifi gefordert und weiterhin gefragt, ob ich jemals eines der Familienmitglieder in iner Heil- Vsleae- Erüobunas- oder Be­

wahranstalt befunden hat. Mit diesen Fra­gen wird schon deutlich, daß eine kinderreiche Familie in den Besitz des Ehrenbuches nicht kommen kann, wenn sowohl Kinder pls auch Eltern eine nicht ausreichend erbbMogische Anlage haben. Dem Antrag müssen weiter­hin Ünbedenklichkeitszeugnisse von seiten der Partei und anderer Behörden beigefügt sein

Man kann sich eine Vorstellung von dem außergewöhnlichen Umfang dieser Kartei­arbeit machen, wenn man bedenkt, daß der Neichsbund der Kinderreichen unausgesetzt einen reichen Mitgliederzugang hat. so daß der RdK. schon bald eine halbe Million Mitglieder haben wird. Um es an einem bildhaften Vergleich zu erweisen: die für die Ausstellung des Ehrenbuches der Kinderreichen im RdK. gesammelten Perso­nalakten übereinandergeschichtet, würde einen Berg von 2200 Meter Höhe ausmachen.

ES ist selbstverständlich, daß der Reichsbund nicht aus Spielerei die gigantische Organi- satiousarbeit für die Ausstellung des Ehren­buches leistet, sondern daß das Ehrenbuch ei^e Ausgabe hat, die nicht nur eine Ehrensache, sondern ein Bedürfnis ist, das in Zukunft immer größer werden wird. Denkt man an die verschiedentlichen Ausführungen von Staatssekretär Reinhardt über den kom­menden L a st e n a u s g l e i ch, der für die kinderreiche Familie gegenüber der kinder­armen angestrebt ist, so weiß man, daß es sozialistische Gesichtspunkte ge­wesen sind, die das Ehrenbuch für die kinder­reiche Familie erforderlich machten. Wenn in verschiedenen Gauen des Reiches bisher Ehren­karten für kinderreiche Mütter vorhanden waren, wenn Stadtverwaltungen für kinder­reiche Familien auf Grund besonderer Aus­weise erhebliche Vergünstigungen geschaffen haben, so wird das Ehrenbuch der Kinder­reichen der überall gültige Paß gegenüber der ganzen Oeffent- lichkeit sein, ein reichseinheitliches Doku­ment, das jede anderweitige Prüfung der Ver­hältnisse einer kinderreichen Familie überflüssig machen wird.

Daneben ist die ideelle Bedeutung des Ehrenbuches unverkennbar. Es wird der Ausgangspunkt einer in breiteste Schichten des Volkes. gehenden Sippenforschung, die gerade

dort ansetzt, wo der Blutsdrang der deutschen Familie am kräftigsten fließt bei den Kin­derreichen. Aus diesem Grunde ist es nur zu verständlich, daß das Ehrenbuch der Kinder­reichen für Generationen im Besitze der linder- reichen Sippen bleiben soll, so daß auch für kommende Geschlechter der erbbiologische Nach­weis immer leichter fallen wird.

Das Ehrenbuch der Kinderreichen ist Les Dokument derer, die im Kinde das StA Ewigkeit begreifen, das begreifbar ist. Ihr Familienleben ist reich durch die Kinder, und das deutsche Volk ist reich durch den Segen ihres gesunden artreinen Bluts. Weil der Nationalsozialismus im Kinderreichtum eine der wesentlichsten Stützen unserer Volks­gemeinschaft verwirklicht sieht, vergeht aucb kaum ein Tag, an dem nicht zumindest eii: maßgeblicher Behörden- oder Parteivertreta darauf Hinweisen, daß er in seiner Gefolgschaj: den Kinderreichtum in jeder Weise gefördert sehen will und daß er von sich auch alles daransehen wird, um den Kinderreichen in der Gemeinschaft der Deutschen den Ehrenplatz anzuweisen.

Bald werden die ersten Ehrenbücher zur Verteilung kommen. Drei Waggons Papier und 22 Kilometer Kaliko werden für die Erst- auflage verwendet. Diese rein äußerlichen Daten sind die sinnfälligen Merkmale einer der schönsten Tatsachen, die der Nationalsozialis­mus auf seinem Erfolgswege seit der Macht­übernahme zu verzeichnen hat 6 . tt cturtiu-

Wieviel klerztinnen gibt es in Deutschland?

In demVerzeichnis der deutschen Aerzte und Heilanstalten" ist eine Statistik der Aerzte und Aerztinnen in Deutschland enthalten, die bezüglich der Zunahme der Zahl der Aerztinnen in der Tagespresse verschiedentlich falsch gedeu­tet worden ist.

Wenn die Zahl der Aerzte seit 1935 um 5,6 v. H., die der Aerztinnen dagegen um 19,1 v. H. gestiegen ist, so muß hierbei berüw sichtigt Wersen, daß sich zum erstenmal^auch diejenigen Aerztinnen bei der Reichsarzte- kammer melden mußten, die seit ihrer Verhei­ratung keine Praxis mehr ausüben, sondern als Hausfrauen und Mütter im Leben stehen. Dies zeigt besonders deutlich das starke Steigen der Zahl? der Aerztinnen ohne Berufsausübung- nämlich von 278 im Jahre 1935 auf 73: rm Jahre 1937. Zieht man den Prozentsatz dreßr Zunahme von der Gesamtzunahme von 19,i v. H. ab, so ergibt sich für die Aerztinnen erne tatsächliche Zunahme von nur 6,5 v. H. Wen" man weiter noch in Betracht zieht, daß oi Zunahme der Aerzte noch etwas großer ser dürfte als 5,6 v. H., da auch in den letzten zwei Jahren eine Reihe von jüdischen Aerzte ausgewandert ist (die Zahl der jüdischen tinnen ist in der Statistik nicht angegeben),! ist festzustellen, daß die Zahl der Aerzte w der Aerztinnen durchaus im gleichen Verya nis gestiegen ist. .

Andrerseits ist aus der Statistik zu daß die Zahl der niedergelassenen Aerztinn (sowohl praktischen Aerztinnen wre?pach<M tinnen) selbst auf dem eigensten Wvret am Frau, in den Fachgruppen für Kjnder- Frauenkrankheiten, weiter stark zuruccgega g rst, eine Entwicklung, die zwangsläufig da " einem Mangel an Frauen- und Krru^, tinnen rühren muß. '

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