Seite 8 Nr. 187

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*

Nagold, den 14. August 1937

Sie halten Deutschland die Treue

2ur ^aki68tLZun8 668 Deutschen ^U8lanä-In8li1ut8 in 81uttZnr1 vom 11. bis 15. ^uZiist 1937

^dAllnö dreißig Millionen öeutschblütiger und öeutschsprechenüer Volksgenossen leben außerhalb der Grenzen des deutschen Mutter­landes kn aller Welt zerstreut. Oas national­sozialistische Deutschland weiß, was es diesen Brüdern sensekts der Grenzen und über dem Meere schuldig ist. Die deutschen Negierungen vor dem stahr 1YZZ haben die Bedeutung dieser deutschen Vorposten im flusland nicht oder nur in ungenügendem Maße erkannt. Und wo die Erkenntnis der unlöslichen Blutsverbunöenheit da war, mangelte e? meist an der geeinten Kraft des Reiches, um diese Erkenntnis auch kn die Tat Umsetzer, Zu können. Erst die Tat des Führers schuf auch hier die Voraussetzun­gen einer lebendigen Verbundenheit zwischen drinnen und draußen, die auf der untrenn­

baren Schicksalsgemeinschaft der Deutschen im Reiche und im Ausland beruht.

In diesen Tagen werden sich in Stuttgart, der Stadt der fiuskanüöeutschen, wiederum die Abgesandten der auslanödeutschen Gruppen zu ernster Beratung versammeln, um neue Kraft zu gewinnen für ihren oft schweren Kampf um die Erhaltung ihres deutschen Volkstums, ihrer Sprache und Sitten und auf solche Weise das Band, das sie mit dem deut­schen Mutterland! verbindet, noch fester zu knüpfen. Wie stolz und stark das Deutschtum und insbesondere das Schwabentum sich drau­ßen in der Welt trotz Not und Kampf be­wahrte, davon Zeugen die nachfolgenden Schil­derungen aus Südosteuropa und auch Nord­amerika.

Schwäbische Bauern in der Batschka

Auf die Stirnseite des Rathauses in Ulm a. d. D. ist ein großes Bild gemalt, das eine Ulmer Schachtel darstellt. Ulmer Schach­tel heißt man die mächtigen Kausmanns- schiffe. die einst in Ulm gebaut wurden und dann schwerbeladen mit Gütern und Men­schen die Donau hinuntergesahren sind. Aus diesen Schissen sind Tausende von Schwaben nach Ungarn gekommen, ja bis ans Schwarze Meer.

Diese Fahrten sind durch die Jahrhunderte hindurch unternommen worden. Schon im Jahre 1542 sind mehrere Fähnlein schwäbi­schen Fußvolks und Reiterei nach Ungarn geholt worden, um gegen die Türken zu kämpfen. 1683 schlugen sich die Soldaten des Herzogs von Württemberg vor Wien mit den

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Baiersbronn. Und schließlich sind auch noch ein paar Elsässer und Hessen mit den Schwa­ben gegangen.

Auf die Bitte der Jareker Landsleute hin haben die Hauptstelle für auslandsdeutsche Sippenkunde und die Forschungsstelle Schwa­ben im Ausland, beide im Deutschen Aus­land-Institut, die Herkunftsorte der Ansied­ler ermittelt. Als Gegengabe wollte die Ge- meinde, Jarek einen Waggon (10 000 Kilo) Mais der reichsdeutschen Winterhilfe zur Verfügung stellen. Leider hat die Gemeinde die Bewilligung zur Ausfuhr nicht erhalten. Nun hat der Festausschuß beschlossen, nn nächsten Jahre 50 erholungsbedürftige Stadtkinder zu unentgeltlicher Verpflegung in die Gemeinde aufzunehmen. Die Kinder sollen die ganzen Ferien hindurch in Jarek bleiben. Die zuständigen Stellen im Reich werden ihr möglichstes tun, um diesen Plan zu verwirklichen. So reichen sich Schwaben drinnen und draußen die Hände.

22S-Zahr-Keier der Sathmarer Schwaden

In diesen Tagen sind es 225 Jahre her, daß unsere Vorfahren aus der schwäbischen Urheimat kommend, Sathmarer Boden be­treten haben. In hartem Kampf und schwerer Arbeit, in Not und Entbehrung schufen sie sich aus Sumpf und Wildnis eine neue Hei­mat. Die über 30 schwäbischen Dörfer, die in den mehr als zwei Jahrhunderten ent­standen sind, zeigten, wie schwäbischer Fleiß und deutsche Tüchtigkeit kulturschaffend und für alle umwohnenden Völkerschaften bei- spielhaft wirkten.

blieben. Wie treu die Sathmarer im Grunde ihres Herzens an ihrem schwäbischen Volkstum festhielten, zeigte sich, als ihre im ungarischen Heere kämpfenden Feld- zugsteilnehmer mit reichsdeutschen Solda­ten znsammenkamen.

Ta. beim Anblick der deutschen Wasfentaten, erwachte das Bewußt­sein und der Stolz auf ihr deutsches Volkstum, das die Madjaren so lange niedergehalten hatten! Und als sich nach ihrer Rückkehr in die Heimat, die 1919 unter rumänische Herr­schaft kam, endlich Füh­rer für das so lange führerlose Volk fanden, da schloß es sich begei­stert zu der Deutsch- Schwäbischen Volksge­meinschaft Sathmar zu­sammen. Doch ist der Kamps um ihr Volks­tum noch nicht zu Ende.

Heute bedrückt zwar nicht der neue Staat die Sathmarer Schwaben, sondern die mad- jarische Partei, der leider viele madjarisierte Gebildete schwäbischer Abkunft, besonders fast alle Geistlichen, angehören. Aber mit schwäbischer Ausdauer kämpfen die Sath­marer Schwaben unverdrossen den schweren Kleinkampf weiter. Nach 225 Jahren ist dieses

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rumänische Oberschwaben", das Jahrhunderte hindurch als vergessene Insel inmitten von Ru­mänen und Ungarn einen Dornröschenschlaf gehalten hat, zu neuem Leben erwacht. Möge die Feier der 225. Wiederkehr der Einwande­rung seiner Urahnen dem heutigen Geschlecht die Kraft geben, diese deutsch-schwäbische Volks­gemeinschaft zu erhalten und zu festigen!

60 . Cannstatter Volksfest in Chikago

In Chikago, der jungen Riesenstadt am Michigansee, die sich in diesem Jahre an­schickt. ihr hundertjähriges Bestehen als Stadt zu feiern, findet in den Tagen vom 15. und 16. August das 60. CcMnstatter

über

Türken herum. Drei Jahre später, 1686, ist ein württembergischer Prinz, Ferdinand Wil­helm von Württemberg, der erste gewesen, der durch eine Mauerlücke in die von den Türken besetzte Stadt Ofen eindrang. Heber- all haben Schwaben gekämpft, bei Mohacs, bei Zenta, bei Peterwardein.

Als dann Prinz Eugen mit den Türken Herr geworden war, holte man Bauern aus Schwaben und sonst woher aus Süddeutsch­land. In großen Zügen strömten sie an die Donau und von dort auf den Ulnier Schach­teln dem Ungarlande zu. Dort hatte man vor den Steuereintreibern Ruhe, dort war jeder sein eigener Herr. Das Leben mag an­fangs wohl schwerer gewesen sein, als sie sich's gedacht hatten. Noch heute erzählt uns ein Kölonistenspruch aus dem Banat:

Der erste hat den Tod.

Der zweite hat die Not.

Der dritte erst hat Brot."

In harter Arbeit entstand aus Moor und Sumpf, aus sandiger Einöde ein zweite? Schwabenland. Und wenn auch Sumpffieber und Pest unter den ersten Siedlern aufräum­ten es kamen neue nach.

Dieses Jahr haben wir besonderen Grund, uns an die Donau-Schwaben zu erinnern. Vor 160 Jahren ist drunten in der Batschka eines dieser Schwabendörier entstanden, in das fast nur Leute aus Württemberg ein­gezogen sind. Es ist eine lange Liste von Namen und Orten. Die einen kamen von der Geislinger Alb. aus Gingen/Fils. Altenstadt, aus Kuchen und Unterböhringen. Andere waren bei Heidenheim zu Hause, in Gerstetten. Herbrechtingen und Hohenmemminqen. oder bei Münsinaen und Blaubeuren. Auch vom Unterland ist der eine oder andere mitgezo­gen. aus Markgröningen, von Bönnigheim und Kleinsachsenheim. Zwei kamen aus dem Schwarzwald aus Klosterre'chenbach und

Am 8. August ds. Js. werden wir in Karol im Rahmen einer eindrucksvollen Feier be­kunden, daß wir das große Werk unserer Vorfahren weitersühren wollen, und daß wir uns aus diesem Boden allen Bedrängnissen zum Trotz behaupten werden.

Am gleichen Tag werden wir in Karol unser neues Mädchenheim und Kulturhaus einweihen und unser alljährliches Erntedank- fest begehen."

So lautet der Aufruf derSchwabenpost", des Mitteilungsblatts der deutsch-schwäbischen Volksgemeinschaft Sathmar in Karol, Rumä­nien, zur Feier jenes denkwürdigen Tages im Jahre 1712, an dem die oberschwäbischen Siedler nach einer fast sechzigtägigen und be­schwerlichen Fahrt über Wien und Preßburg ihrer heutigen Sathmarer Heimat ein­

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trafen. Dort, am Rande der ungarischen Tief­ebene, haben sie ihre Dörfer gegründet, dort sind sie trotz der fremdartigen Landschaft und auch trotz der fremdvölkischen rumänischen und madjarischen Umgebung echte Schwaben ge-

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Volksfest oder, wie es bei den Chikagoern gemeinhin heißt, dasSchwaben-Picknick" statt. Also nur 40 Jahre jünger als die Stadt selbst, aber fast genau so alt wie die deutsche Einwanderung nach Chikago ist dieser echt schwäbische Begriff desCannstatter Volks­festes", das im August des Jahres 1878 erst­malig und, wie die Chronik des Schwaben-

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Vereins meldet, im Beisein von 5000 Landsleuten abgehalten wurde.

Von diesem Jahre an ist mit Ausnahme des Kriegsjahres 1917 das Cannstatte: Volksfest jährlich gefeiert worden und hat sich zu einer Institution ent­wickelt, die aus dem Leben des Chikagoer Deutschtums gar nicht mehr wegzudenken ist, denn wenn je durch ein deutsches Fest in Amerika deutsches Brauchtum gepflegt, die Verbundenheit mit der alten Heimat zum Ausdruck gebracht und ein Bekenntm- zum deutschen Volkstum ab­gelegt wurde, dann allen an­deren voran durch das Cann­statter Volksfest, das in den letzten zehn Jahren Besucher­zahlen von 20 000 bis 30 000 Menschen aufzuweisen hatte.

So wird auch im Jahre 1937 nicht nur die riesige Festsäule den tieferen Sinn des Festes wieder lebendig werden lassen, sondern e? findet, ebenfalls in Anlehnung an eine 60 Jahre alte Tra­dition, eine Festaufsührung Ludwig Uhland im Lied und im Bilde" statt; schwäbische Volkstrachten werden zur Gel­tung kommen und für die hei­matliche Stimmung wird nicht am wenigsten der eigens zu diesem Zwecke aus dem Stutt­garter Hofkeller importierte Neckarwoin sor­gen. Eine reich illustrierte, gediegene Fest­schrift mit Beiträgen schwäbischer Schrift-- steller und Dichter und einer Chronik des Schwabenvereins vertieft noch den kulturel­len Charakter dieser schwäbischen Feier.

Ist auch das Cannstatter Volksfest som" der glanzvollste Ausdruck der Deutschtums­arbeit der Chikagoer Schwaben, so ist doch mit der Abhaltung dieser Feier ihre Tätig­keit bei weitem nicht erschöpft; ist das Cann- statter Volksfest ihre erste Liebe, so gilt ihre zweite dem deutschen Genius Friedrich von Schiller. Bekanntlich erhebt sich im Lincoln- Park von Chikago dasselbe Standbild Schü­lers wie das auf der Schillerhöhe in Mar­bach. Es ist im Jahre 1886, zehn Jahre nach dem in Schillers Geburtsstadt, enthüllt wor­den; seine Errichtung ist vor allem dem Schwabenverein Chikago zu verdanken, der in seiner jährlichen Schillerfeier auch diese Tradition in Treue hütet.

Und zum Ruhme der Schwaben Chikagos sollte ein drittes gesagt werden, nämlich, daß sie aus dem Reinertrag des Cannstatter Volksfestes im Laufe der sechzig Jahre über eine Viertelmillion Dollar zu wohltätigen Zwecken in Amerika und in der Heimat zur Verfüg«ng gestellt haben, wahrlich eine be­achtliche Leistung.

So lebt auch in der Neuen Welt die schwm bische Tradition, der schwäbische Volksbraum fort und wird nicht untergehcn, solange nom Schwaben in Amerika deutsch sprechen und deutsch denken.

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