Seite 8 — Nr. 158
Ragolder Tagblatt »Der Gesellschafter*
Freitag, den S. Juli 1937
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Die deutsche Frau
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Die Märchentante kommt zu Besuch
Line erlebnisreiche Stunde im Kindergarten
Weibes auf dem Märchenbild
Zwei-, dreimal schon hatte ich den Glockenzug an der Pforte in Bewegung gesetzt, bis ich endlich leichte Schritte der Tür sich nähern hörte. Eine frische Deern mit der arglosen Anmut der Jugend, sicher eine Helferin, öffnet den Riegel.
werde in den Flur geführt und frage nach
der Leiterin, indem ich Name und Zweck des Besuches, nämlich eine StundeMärchen- er-zählen, anführe.
Gleich darauf stehe ich vor Tante Frän - zels schlanker Erscheinung mit den unbefangen blickenden Augen, zu denen die sorgbereite Stirne einen fraulichen Kontrast bildet. Auf ihre Aufforderung hin betrete ich zusammen mit ihr den Aufenthaltsraum der Kinder. Während unserer Unterhaltung werfe ich einige Seitenblicke nach der spielenden Kinder- fchar, ob und wieweit sie von dem Gast Notiz nehmen. Eigentlich sollte ich infolge der häufigen Besuche in Kindergärten an die jedesmalige
Enttäuschung meiner Einbildung ge: hnt fein, denn die Inanspruchnahme ihrer Tante unterbricht ihren spontanen, in der ersten Morgenstunde noch ungeleiteten Spieltrieb für keine Sekunde und sie übergehen den Störenfried mit einer gewissen Nichtachtung.
Tante Fränzels wortloses Verständnis meines Gedankenganges unterbricht das Gespräch und überläßt es meiner Kunst, den rechten Kontakt zu den Kindern zu finden. Bis ich den richtigen Standpunkt in der quirlenden und krabbelnden Rotte gefunden habe, scheine ich ein reichlich dummes Gesicht gemacht zu haben, denn ich bemerke auf einmal, wie einzelne ein beobachtendes Interesse an mir nehmen. Beinahe wörtlich genommen, fasse ich die mir so gebotene Gelegenheit am Schopfe, um ein paar passende Worte anzubringen. Die fremde Stimme zieht noch einige Zuhörer an, während die anderen, vor allem die Kleineren, unverdrossen weiterspielen.
Von den Tanten habe ich im Lauf der Jahre gelernt, mit dem geringsten Aufwand von Bewegung und Stimme die Kinder zu sammeln. Mit sickeren Griffen raffe ick einige Stühlchen und richte sie in einer Reihe vor mir aus. Darauf setzen sich die Kleinsten, die Größeren gruppieren sich um sie herum und allen bedeute ich mit dem vor den Mund gelegten Zeigefinger, ruhig zu sein, ich selbst verharre wenige Minuten unbeweglich vor ihnen, um ibre Erwartuuq zu steigern.
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bösen alten bezeichnet^
Also das Gänseblümchen hat sie gefreut, weil es so schamhaft das Loch im Kittel des Freiersmannes vor der Prinzessin zudeckte. Und wie haben sie über das Schmidsche Märchen vom Hänschen Eiskalt, dessen Eiszapfen auf der Nase bis in den Himmel wuchs, gelacht. Zum Schlüsse reicht mir Tante Fränzel das Scholzsche Bilderbuch der deutschen Märchen. Ich zeige ihnen
Weil das Arbeitsproaramm des Kindergartens nun in seine Rechte tritt, verspreche ich den Kleinen, bald wiederzukommen. Nun wünschen sie sich für nächstesmal ganz besondere Stoffgebiete: Vom Zeppelin, von der Autobahn, ein vifer Bub gleich gar was vom Krieg und ein Mädchen von den Mohren. Ich sage ihnen zu, mein Möglichstes zu tun, und verabschiede mich, um das Durcheinander der Wünsche zu beenden, mit dem stramm ausgebrachten deutschen Gruß, den sie mir ebenso frisch und soldatisch beantworten. Die dadurch erreichte Einmütigkeit gibt der Tante gleich Gelegenheit, die Kinder unter Leitung der Helferinnen zum Pausenfrühstück. zum Händewaschen und anderen
Wenn man Glück hak,
kann man nun mit dem Erzählen beginnen. Doch plötzlich, mitten in der angespanntesten Aufmerksamkeit, schrillt die sonst nicht hörbare Hansschelle. Die Tante erhebt sich, um nach der Störung zu sehen. Bevor sie znrückkommt, kann ich nicht mit dem Vortrag beginnen. Ich unterbreche also, um das Heft in der Hand zu behalten, selbst das Schweigen mit einigen Fragen an die größeren Kinder. „Was meint ihr Wohl, was jetzt kommt?" — ..Der Kaminfeger", behauptet ein unbekümmertes Vierjähriges, das wer und was nicht unterscheiden kann. „Nein, :ch meine nicht draußen, sondern hier bei uns"
„Du photographierst uns", schreit ein heftiges Bürschlein. „Auch nicht, sonst hätte ich' doch einen schwarzen Kasten bei mir." „Den hast du bloß versteckt, damit wir's nicht merken," folgert er unbeirrt weiter. „Warum soll ich ihn denn verstecken, Photographieren macht doch sicher keine Angst", gebe ich zur Antwort, die mir aber im selben Augenblick auch schon leid tut, als ich den heftigen Streit bemerke, der nun darüber ausgebrochen ist, wer schon einmal mehr oder weniger photographiert wurde und wer dabei Angst hatte. Ich habe alle Sinne anzustrengen, zu hören, zu sehen, streichelnd zu begütigen, die Vorlauten zurückzudämmen. die Schüchternen aufzumuntern, um ein baldiges Ende der Debatte zu finden.
Die Tante kehrt von ihrer Aufwartung am Tore zurück, ich wende mich fragend um ein Anfangszeichen nach ihr: der Nus eines Jungen: „Erzähle weiter!" gibt mir Veranlassung, alle zu bitten.
Iriiklicker 8ommer Ileigeo
tBild: Krid Wagnei-Bavarial
NUN das Schnäbelchen zu schließen und nicht mit den Füßchen zu scharren. Beinahe wäre wieder das Geschrei losgegangen, als ich mit dem Märchen Gänseblümchen beginne und sie vorher, um das Vorhandensein des Begriffes sestzustellen, nach der Blume frage. Die meisten der Kinder kennen sie und den anderen geht es beim Zuhören durch meine öftere Wiederholung der wichtigsten Sachbezeichnungen automatisch ein. Es soll dies ja auch der Zweck einer Märchenstunde sein, neben den Han delnden Geschehnissen den Kleinen die Diel- kalt und Schönheit der Muttersprache begreiflich und umgänglich zu machen. Daß sie dafür empfindsam sind und vorhandene, aber noch nicht erlernte Begriffe mit eigenen Sprachmitteln darstellen, beweist das neue Eigenschaftswort „herrsch". mit dem ein fünfjähriger Junge das häßliche Aussehen eines
mit hocherhobener Hand, die Kaffee mahlende Geißenmutter, die spielenden Geißlein, den bösen Wolf und den runden Brunnen, über dem der Mond eben ausgeht, und spreche langsam Verse vor. deren einzelne Reime sie ohne sie jemals gehört zu haben, spontan mitsprechen. „Sie hörte seinen Schlaf und sein Geschnaus, da schlitzte sie ihm den..." — .... Bauch auf!" ruft der Helle Kinderchor.
Die Märchenstunde ist aus, der Applaus der Kinder ist ein Bitten um noch mehr.
auch sehr notwendigen Verrichtungen führen zu lassen.
Nebenher zeigt mir Tante Fränzel von den Kindern verfertigte Mal-, Bastei- und Knetarbeiten. Es ist bewundernswert, welche oft wirklich künstlerischen Ergebnisse die zarte Kinderhand unter geschickter Leitung erzielt. Aber ich verstehe nach der eigenen, erschöpfenden Anstrengung die unablässig sich aufreibende und sorgende Bereitschaft der Betreuerinnen deutscher Kindheit und verabschiede mich mit heißen Segenswünschen für sie und ihr Werk von Tante Fränzel.
Linäer am I7ker
o stell clock I Liebst <lu nickt die LluinenVolke Vs drüben in dein kicksten VVeikerkolke?
O, dss ist scdön! klstt ick nur einen Ltecken. Lckvsrrveiüe Xelck init dunkelroteo blecken. Und jede Olocke ist frisiert so kein Wie unser vücksern bngelcken iin Lekrein. KVs, ineinst du, scdneid ick einen klssslstsb lind vst ein venig in die burt kiasb?
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sek recken —
Allein, ob nickt vielleiekt der ^nsserinsnn Dort in den Isngen llrsutern kocken ksna?
Ick gek, ick gebe sckon — ick gebe nickt — klick dünkt, ick ssk sin 6runde ein Oesickt — Xonun, IsL uns lieber keiin, die Lonne stickt!
Sonett von Droste-Hüls Kokk
Beim Lmmachen zu beachten
Beim Waschen des Stielobstes, das schon entstielt worden ist. bemerken wir. daß zuviel Saft aus der kleinen Oeffnung fließt. Das nächstemal entstielen wir also erst nach dem Waschen.
Geräte aus Blech oder Aluminium, wie Lössel zum Umrühren oder Siebe, durch das- wir das Obstmark Passieren, sind tunlichst zu vermeiden. Geschmack und Farbe des Einmachgutes wird dadurch unvorteilhaft verändert. Wir wählen lieber Haarsiebe oder solche aus Porzellan oder guter Emaille und Löffel aus Holz oder Emaille.
Konservieren wir Obst oder Gemüse in Essig, dann ist ebenfalls sorgfältig auf das Material der Kessel und Töpfe zu achten. Kupfergeschirre scheiden wegen Grünspanbildung aus, verzinnte Eisenblech- und Aluminiumgegenstände lasten das Kochgut schwarz werden. Wir wählen auch hier Behälter und Geräte aus Porzellan. Steingut. Ton oder Nickel oder tadellosem Emaille.
Mit „vollem Gepäck" auf ßahrt
Lin Grundsatz für die Fohrtenausrüstung: Wenig, aber richtig und gut
Endlich ist es soweit! Das letzte Paar Strümpfe ist gestopft, in der Schule ist das erlösende Wort: Große Ferien, gesprochen, und nun sollen die letzten lebenswichtigen Dinge für das Sommerlager in den Assen gepackt werden. Jetzt entspinnt sich die große Diskussion: Was ist für ein Sommerlager unbedingt notwendig, was muß mit?
Ja. und dann türmen sich die Wäscheberge vor dem viel zu kleinen Affen! Auch hier ist die wichtigste Frage nicht die: was könnte das Kind unter diesen und jenen Umständen vielleicht doch nötig haben, sondern, was ist lebensnotwendig für einen dreiwöchigen Lageraufenthalt? Alles weitere ist von Nebel. Nicht eine Garnitur Turnzeug genügt — unter dem Motto: du kannst es dir ja mal aus- waschen —. sondern mindestens zwei sind notwendig, denn in einem Zeltlager können nicht ein paar hundert Mädel täglich aus- waschen, und den größeren Teil der Zeit wird man im Turnzeug herumlaufen. Nicht 27 Paar Strümpfe, die alle nach dem ersten Tragen kaputt sind, sind ein sicherer Schutz gegen vollständige „Verwahrlosung", sondern weniger, aber dafür ^'>*e.
Wenig und gut. das ist überhaupt der Grundsatz, mit dem man bei jeder Fahrtvor- bereitung am besten fährt.
Wenig Wäsche die man im Notfall nach Hause schicken kann, um sich neue nachschicken zu lasten, ein Paar seste und ein Paar Turn-
Das Einkochen des Obstes oder Gemütes soll möglichst schnell vor sich gehen, denn es dürfen keine wertvollen Bestandteile verloren werden. Wir nehmen also wenig Master und möglichst kleine Geschirre.
Beim Einfüllen heißen Obstgutes ist darauf zu achten, daß die Gläser nicht springen. Die Gefahr wird dadurch vermindert, daß wir die Gläser nicht auf kalten Untergrund, sondern auf ein Tuch stellen, das in kaltem Master ausqewrungen wurde.
Der Verschlußrand der Gläser muß vor dem Verschließen noch einmal sorgfältig mit einem trockenen Tuch abgewischt werden, denn der kleinste Master- oder Zuckertropfen verhindert ein völliges Verschließen der Gläser.
Platzen können die Gläser auch dann, wenn sie nach dem Einfüllen in kalten Luftzug kommen. Wir lasten sie lieber in der warmen Atmosphäre am Herd stehen, bis sie stck von selbst abgekühlt haben.
Fruchtsäfte werden meistens in Flaschen konserviert, die verkorkt werden. Dabei muß man damit rechnen, daß der Kork später in die Höhe getrieben wird. Wir binden ihn also nicht einfach zu, weil die Gefahr besteht. daß der Kork durch den Bindfaden zerschnitten wird, sondern legen den Faden kreuzweise über den Kork. Damit ist auch eine größere Haltbarkeit gesichert.
Auch ein Kalauer
schuhe, ein Trainingsanzug, ein Bolkstanz- kleid und drei BDM.-Blusen zum blauen Rock, zweimal Turnzeug, den „Kulturbeutel" in einem „Affen" säuberlich verpackt, eine Wolldecke herumgeschnallt, und fertig ist die Ausrüstung für ein Sommerlager!
Schwieriger ist es schon, wenn es aus „Großfahrt" geht, man also damit rechnen muß. mit seinem Gepäck viel marschieren zu müssen. Da fallen erbarmungslos alle schmük- kenden Zutaten fort, keine Laute kann oben quer über den Äffen gehängt werden, keine Ziehharmonika darf verheißungsvoll an der Seite baumeln, und kein unvorschriftsmäßiges Kleidungsstück wird im letzten Augenblick doch noch in eine Seitentasche geschmuggelt. Denn solche Sünden rächen sich bitter. Da muß man es schon bei der Mundharmonika oder der zusammenlegbaren Blockflöte bewenden lasten.
Eins aber ist viel wichtiger als all diese Dinge — bei deren Auswahl man sich immer am besten von der Führerin beraten läßt —. deren Aufstellung auf jedem Fahrtenplan zu finden ist: eine gesunde Unbekümmertheit und freudige Aufnahmebereitschaft! Mt allem Ballast bleibt auch die schlechte Laune zu Hause, das ist die Grundregel für iede Fahrt. Unter solchen Voraussetzungen kann man jedes Kind mit berechtigter Sorglosigkeit für ein vaar herrliche Sommerwochen „in die Fremde ziehen lasten".
So ein Kalauer! Wie oft lagt man es, wie oft hört man es! Wer weiß aber, daß Kalau ein Ort im Spreewald ist, der einen ganz besonderen Ruf durch seinen feinen Meerrettich hat? Für die Spreewaldbauern ist der Meerrettich ein Haupterzeugnis. Sie liefern ihn in alle Gegenden Deutschlands, ja selbst ins Ausland. Nicht nur frisch, sondern auch fein gerieben als Gewürz kommt er in kleinen Gläsern in den Handel.
Aber wie wenig wissen manche Hausfrauen damit anzufangen! Wohl kennen sie die Meerrettichtunke, die sie zu gekochtem Fleisch, vielleicht auch zu Fisch geben. Aber wer weiß, wie fein roh geriebener Meerrettich mit etwas Essig und Zucker schmeckt, besonders. wenn man ihn unter frischen Salat mischt oder mit Tomaten ißt.
Ganz besonders zu empfehlen ist er zu fettem Fleisch oder Würstchen. Dann ist es fast als ob ein Glas Weinbrand den Magen angenehm wärmte. Und wie gut schmeckt der Quark, dem eine gute Menge roh geriebener Meerrettich beigemischt wurde! Gekocht und als Gemüse zubereitet, verliert er viel von seiner Schärfe, schmeckt aber doch sehr herzhaft. Dieses Gemüse eignet sich hervorragend zu Fisch.
Diese vielseitige Verwendung macht unS den Meerrettich auch noch im Frühsommer lieb, wo unsere Gemüseauswahl noch nicht so groß ist. Deshalb wollen wir mal an ihn denken, wenn wir wieder einen „Kalauer" hören, denn die Kalauer leben vom Meer- rettichbau und Handel. l-.ll.-8tr.
Rate, rate, was ist das ...?
Born wie ein Kamm Mitten wie ein Lamm. Hinten wie eine Sichel. Rat. mein lieber Michel.
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