Nr. 159

Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Samstag, den 11. Juli19M

limstag. den 11. Juli 1838

Seite 5

Samstag täglich 6.15 Uhr

Zitierung: Südwestliche bis nächst noch zeitweise leicht tarke Bewölkung und ein- irn rasch wieder Zwischen­in, im ganzen unbeständi- lktcr.

g desGesellschafters": Karl Zaiser. Nagold, d verantwortlich für den nschließlich der Anzeigend n Gütz, Nagold reisliste Nr. 5 gültig I. 1938: 2572

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In der vergangenen Woche hat der eng­lische Ministerpräsident Stanley Bal- dwin den zweiten gegen ihn unternomme­nen schweren politischen Vorstoß aus dem Lager seiner eigenen politischen Freunde siegreich abgewehrt. Er hat dabei wieder sein altes Mittel benutzt; er hat in seinem wun- verschönen Englisch eine Rede gehalten, wie sie ein alter, aber nicht alt gewordener Mann wohl im Kreise seiner Familie oder als Leiter eines großen, selbstgeschaffenen Unternehmens halten könnte. Er flocht da­bei Erinnerungen an alte Ueberlieferungen, schöne Wahrheiten weiser Staatsführer und dichterische Vergleiche ein, die seiner Rede einen gleichsam dichterischen Wert als schö­ner politischer Prosa verliehen. Spätere Ge­schlechter, die diese Rede in der Geschichte unserer Zeit lesen, könnten sich daran er­bauen. Sie könnte in einem Schulbuch stehen als ein Musterbeispiel für die poli­tische Beredsamkeit, die Tiefe der Bildung und die innere Form der englischen Staats- sührung jener Zeit, als Stanley Baldwin noch Führer der englischen politischen Ge­schäfte war. Mit einem Worte: es gelang dem Ministerpräsidenten, die Betrachtung der Weltpolitik aus der Ebene des alltäg­lichen Streites auf die Höhe politischer Weisheit zu erheben und dabei das Menschliche und Ewig-Mensch­liche nicht zu vergessen. Da diese Seite der außerordentlichen persönlichen Wirkung Baldwins in der landläufigen Berichterstat­tung meist nicht zum Ausdruck kommt, mußte sie vorweg geschildert werden. Hier liegt das Geheimnis seiner Erfolge, aus die­ser Fähigkeit steht seine Kraft, hier liegen die Quellen seiner Ueberlegenheit gegenüber dem Geschrei begabten Ehrgeizes und der Verantwortungslosigkeit demagogischer Volks­redner.

Im Lichte dieser Baldwinschen Welt­betrachtung war die Anwendung von Sank­tionen nur dann zu verteidigen, wenn sie England nicht in einen Krieg verwickelte. Im Sinne dieser Staatsauffassung ist es heute nicht die Aufgabe der englischen Außenpolitik, auf dem Kontinent parteiisch auszutreten, sondern, wie sich dieTimes" in einem offenbar in seinem Sinne geschrie­benen Leitartikel äußerte, auf gute Nachbar­schaft zu halten: Gute Nachbarschaft mit Frankreich und gute Nachbarschaft mit dem Deutschen Reich. Wie diese Politik dem­nächst weitergeführt werden soll, wird die Zukunft zeigen. Wenn England auch den im Namen der Locarno-Mächte an Deutschland gerichteten Fragebogen aus begreif­lichen Gründen nicht fallen lassen kann, so ist doch das Bestreben Baldwins darauf ge­richtet, ihn vergessenzu machen. Liest man auch seine letzte Rede menschlich und nicht politisch, dann liegt darin ein Ver­such. diesem Fragebogen einen neuen Platz in der Rangordnung politischer Dokumente anzuweisen, welche die deutsch-englische Aus­einandersetzung begründeten. Im Grunde verlangt man in London kaum noch mehr von Deutschland, als eine freundliche Emp­fangsbestätigung der Note, wobei die Freund­lichkeit der Form nur als Ausdruck der Ab­lehnung des Inhalts bewertet werden würde. Diese Haltung Baldwins hat natürlich einen wohlüberlegten Zweck. Gelänge es ihm, nach dem nunmehr erfolgten Abbau der Sank­tionen und der beginnenden Liquidation des Konfliktes mit Italien, gestützt im übrigen auf den sich anbahnenden Ausgleich mit Aegypten nunmehr auch die Auseinander­setzung mit Deutschland in Bahnen zu lenken, dre seiner Art entsprechen, dann muß die eng­lische Außenpolitik im Laufe der Zeit wieder in eine führende Stellung gelangen. Führend nrcht in dem Sinne, daß nun England bei allen Gelegenheiten das erste Wort führte, sondern mehr in dem Baldwinschen Sinne, daß England bei allen Verhandlungen das letzte Wort zu sprechen hätte. Bei dem Ministerpräsidenten Baldwin handelt es sich

bei der von ihm vertretenen Außenpolitik im tiefsten Grunde um sittliche Dinge, die ihm bei allen politischen Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Nationen den Aus­schlag zu geben scheinen. Es ist daher nicht sehr überraschend, wenn man dabei in Eng­land mit Zähigkeit am Völkerbunde festhäÜ. Man will ihm immer mehr die Funktion eines moralischen Obergerichtes der Welt- Politik geben, wobei die Exekutive den Groß­mächten Vorbehalten bleiben soll. Auf diese Pläne im einzelnen einzugehen, ist es des­wegen noch zu früh, weil Englands Völkerbundsreformpläne noch keineswegs fertig sind. Die Reden Baldwins der letzten Zeit deuten aber an, in welcher Richtung man in seiner Umgebung weiterdenkt.

Die Praktische Erfahrung des letzten Jah­res spricht nun aber gegen die Uferlosigkeit der bisherigen Völkerbundsideologie. Man kann in England nicht in Großmächten den­ken, ohne daß dabei die deutsche Großmacht vor dem inneren Auge auftaucht. Das beson­dere Verdienst Baldwins liegt darin, daß er die deutsche Frage aus seine Art menschlich zu verstehen sucht. Ob ihm das gelingt, mag dahingestellt bleiben. Daß er es aber in diesem Augenblicke mit redlichem Bemühen versucht, hebt den Mini­sterpräsidenten weit über seine politischen Zeitgenossen heraus. Er scheint sogar bereit zu sein, für die Einigung mit Deutschland Opfer zu bringen. Hier aber beginnt nicht nur der bisherige innere Konflikt in der eng­lischen Politik, soweit er die Vergangenheit betraf, hier deutet er sich als schwere innere Auseinandersetzung auch für die Zukunft an. Man versteht nämlich den Ministerpräsiden­ten Baldwin in seiner eigenen Heimat nur zur Hälfte. Man erkennt nicht, daß seine An­schauung der Dinge in Wahrheit nur ein neuesBild auf altem Grunde ent­hält. Daß sich ihm die Gegenwart wohl anders malt, als vielen seiner Gegner und Freunde, daß aber gerade dieses Neue den­noch aus dem in England so beliebten Gold­gründe nicht nur moralischer Unantastbarkeit steht, sondern daß es sich wie alles Gute, was in England Kurs hat, vielleicht in Pfund, Schillinge und Pence umrechnen lassen kann. Wenn Baldwin in seiner Rede mit großem Ernst davon sprach, daß ein isolierter Wohl­stand Englands nicht vorstellbar sei, so er­kennt man unschwer, daß die erstrebte gute Nachbarschaft als Ausgangspunkt einer Sanierung der europäischen Wirtschaft, also durchaus realistisch, gedacht wird. Innenpolitisch gesehen macht dabei aber die Kolonialfrage in England außerordentliche Schwierigkeiten. Man muß nicht übersehen, daß die Ausdehnung des englischen Reiches nach dem Kriege, so im Nahen Osten, so in Afrika als der einzige bescheidene Gewinn Englands aus einem ungeheuer opfervollen Kriege, der Milliarden und Milliarden nie zurückgezahlter Anleihen an Verbündete ge­kostet hat, angesehen wird. Der sentimen­tale Wert dieser Gebietserweiterung übertrifft den wirklichen Wert des Neubesitzes tausendfältig.

Nur eine wirkliche europäische Befriedung könnte, so scheint es, eine Ueberwindung die­ser^ Widerstände bringen. Die nach Brüste! einberufene Konferenz der Locarnomächte soll denn auch nach maßgebender Meinung mit Locarno nichts zu schaffen haben. Sie ist von England als westeuropäische Konferenz ge­dacht, wobei man die Ostfrage aus Gründen der Billigkeit und wegen Frankreich etwas widerwillig mit hineinnimmt. Dennoch be­deutet sie als Plan eine strategische Umstellung der englischen Politik.

Nationalfeiertag im SlympWen Dorf

Argentinier wurden von Deutschland geehrt

Berlin, 9. Juli.

Alljährlich begehen die Argentinier in fest­lichem Rahmen den Tag der Unabhän- zigkeitserklärung ihres Landes. So begingen am Donnerstag die 52 argentini­schen Olvmviakämvfer und die Ber»

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Ehrentag der ostpreuhischen Lustwasse

Aus dem Flughafen in Neuhausen fand durch den General der Flieger Milch die feierliche Aebergabe von 6 Fahnen an die verschiedenen Einheiten der ostpreuhischen Luftwaffe statt.

(Weltbild. M.)

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Das erste italienische Schiff im Londoner Hasen Als greifbares Vorzeichen der am Mittwoch beendeten Sanktionen ist bereits das erste italieni­sche Schiff diePascoli" von Fiume kommend leer im Londoner Hafen eingetroffen, um Fracht zu laden. Der englisch-italienische Handel beginnt wieder. (Pregephoto, M.f

liner argentinische Kolonie unter Führung s ihres Botschafters de Labougle ihren Natio­nalfeiertag im Olympischen Dorf. Zahlreiche Bewohner des Olympischen Dor­fes, Mitglieder der argentinischen Kolonie und der argentinische Botschafter sowie der Vorsitzende des Olympiakomitees, Exzellenz Lewald, wohnten der feierlichen Flagaen- hissung bei. Punkt 11.30 Uhr ging die blau­weiß-blaue Flagge am Mast empor, wäh­rend die argentinische Nationalhymne ge­spielt wurde.

Ter Kommandant des Olympischen Dor­fes, Oberst von und zu Gilsa, überbrachte die Grüße des deutschen Volkes und insbesondere der Deutschen Turnerschast und sprach dann die Hoffnung aus, daß der diesjährige Natio­nalfeiertag unter den fünf olympischen Rin­gen eine bleibende gute Erinnerung für die Beteiligten sein möge. Oberstleutnant Belouffo. ein Mitglied der argentini­schen Kämpfermannschaft, dankte dem Kom­mandanten für diese überaus herzliche Auf­nahme und für die große Ueberraschung. Dieser Freundschastsakt lasse die argentini­schen Olympiakämpfer die weite Entfernung zu ihrem Vaterlande vergessen.

Die Argentinier nahmen am Nachmittag ihren Nationalfeiertag zum Anlaß, der deut- schen Gefallenen des Weltkrieges durch eine Kranzniederlegung am Ehrenmal Unter den Linden zu gedenken.

Mörder sühnten ihre Verbrechen

Trier, 9. Juli.

Am Donnerstag ist die am 9. März 1885 geborene Appolonia Schu, geborene Schankweiler aus Newel hingerichtet worden, die am 6. November 1935 vom Schwurgericht in Trier wegen Mordes in drei Fäl­len dreimal zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verur­teilt worden war. Appolonia Schu hatte im April 1929, im August 1933 und am 28. April 1935 die von ihrer Tochter Anna Schu geborenen unehelichen Kinder ermordet, weil es ihr lästig war, für die Kinder zu sorgen und sie aufzuziehen. Die gegen Anna Schu ausgesprochene Todesstrafe hat der Führer und Reichskanzler im Gnadenwege in lebens­längliche Zuchthausstrafe umgewandelt, weil die Verurteilte zur Zeit des von ihr began­genen Mordes erst wenig über 18 Jahre alt gewesen und dem unheilvollen Einfluß ihrer mitverurteilten Mutter unterlegen ist.

Ebenfalls am Donnerstag wurde in Trier der am 17. Januar 1917 geborene Josef Breuer aus Gonzerath hingerichtet, der am 15. November 1935 vom Schwur­gericht in Trier wegen Mordes zum Tode

und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden ist. Breuer hatte am 1. Juni 1935 seine 72jäh- rige Großmutter während der Feld­arbeit erschlagen und berar

KommimlstiMer Anschlag

Mleuos Aires, 9. Juli.

Bei der Ersenbahnbrücke in der Nähe des Bahnhofs Sarandi in der Provinz Buenos Aires wurde, wie bekannt wird, am Diens­tagabend von unbekannten Tätern ein Bombenanschlag verübt, bei dem jedoch nur ein Schienenstrang leicht beschädigt wurde. Ta kurz zuvor ein Zug mit-zahlreichen Per­sonen, die nach Buenos Aires zu einem zu Ehren des Provinzgouverneurs Dr. Fresco veranstalteten Banketts reisten, über die Brücke gefahren war, wurde zunächst ange­nommen, daß es sich um einen Politischen Anschlag handle. Da jedoch seinerzeit Dr. Fresco zede Politische Tätigkeit der Kommu­nisten verboten hatte, nimmt man an, daß es sich um einen Anschlag von dieser Seite handelt. Umfangreiche Sicherheitsmaßnah­men sind getroffen worden. Sämtliche be­deutenden Straßen und Brücken, die nach Buenos Aires führen, werden aufs schärfste bewacht, da mau neue Anschläge befürchtet.

Abgeordneter kaust seine Stimmen

Paris, 9. Juli.

Ein neuer großer Wahlfälschungsskandal beschäftigt zur Zeit die französische Oefsent- lichkeit. Bei den letzten Kammerwahlen in Französisch-Jndochina ereigneten sich bei der Wahl eines Kandidaten, der eine Mehrheit von nur 31 Stimmen erzielte, Unregelmäßig­keiten, die nunmehr zu einem gerichtlichen Verfahren in Saigon geführt haben. In diesem Wahlfälschungsprozeß standen nicht weniger als 135 Angeklagte wegen aktiver und passiver Bestechung vor Gericht. 124 An­geklagte wurden verurteilt, und zwar zwei, darunter der Geschäftsführer einer dortigen Zeitung, zu mehrmonatigen Gefängnisstrafen, der Rest zu Geldstrafen von 500 bis 1000 Franken.

Ter Wahlprüsungsausschuß der Kammer beschäftigt sich mit der Aussetzung des Par­lamentssitzes des betreffenden Abgeordneten.

ZageSouerjchnM durchs Reich

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Die Abordnung der britischen Frontkämpfer hat ihre Deutschlandreise beendet und von

Danzig grüßt seinen Präsidenten

Bei seiner Rückkehr aus Genf wurde Scnatspräsideiu Greister von der Danziger und Zoppoter Bevölkerung begeistert empfangen. (Pressephoto, M.)