Wilhelm Weinstein wird zu Grabe getragen

Weiner nicht an meinem Grabe, gönnet mir die ew'ge Ruh': denkt, was ich gelitten habe ehe ich schlag die Augen zu.

Diese inhaltsschweren Worte fanden die An­gehörigen des Entschlafenen, von ihm stlbst auf s,,n Watt Papier geschrieben, in seine» schrift­lichen Sachen und wahrlich dieser Mann hat viel gelitten und einen beschwerlichen Weg zurückgelegt, seit jenem 5. April 1906. als ihn der Hirscheinsturz zum Invaliden machte. Trotz­dem hat er bis vor nahezu 2 Jahren mit eise- ner Energie seinen Beruf ausgeübt. Und was er vor anderen nicht gesprochen hat, das hat er in Liesen vier Zeilen zu Papier gebracht und wir alle, die wir ihn bald 30 Jahre an zwei Stöcken gehend gesehen haben, glauben ihm, oah er viel gelitten hat . . .

Am 5. Mai 1877 in Nagold als Jüngster seiner Geschwister geboren, hat, wie Stadtpsar- rer Wetzel am Grabe zum Ausdruck brachte, der 5. April 1006, der schwarze Tag in der Stadtgeschichte auch seine Hand nach ihm aus- qestreckt. Und von da ab hat sein Leidensweg begonnen. Um nahezu 3 Jahrzehnte zu dauern.

An seinem 57. Geburtstag, am 5. Mai, also vor Wochenfrist, durfte er die Vermählung sei­ner zweiten Tochter noch erleben und am H. Mai schlaf; er für immer die Augen, im gleichen Krankenzimmer des Vezirkskranken- hauses, das ihn im Jahre 1906 nach dem schreck­lichen Unglück ausgenommen hat. In 33 jähri­ger glücklicher Ehe war er mit den Seinen ver­bunden, die nun um ihn trauern; besonders schmerzlich für den Sohn, den die Todesnachricht in Amerika überraschte.

Der Militär- und Veteranen-Verein, dem er O Jahre angehörte, ehrte den von 18971900 gedienten Ulanen durch seinen Vereinssührer ferner in soldatischer Weise. Ein Vertreter der Schwarzwaldfriseur-Innung legte dem Obermeister, zuletzt Ehrenobermeister den verdienten Lorbeer ans Grab. Die Sän­ger vor allem gaben durch Präzeptor Wie­land ihre Trauer um den getreuen Ehrensän­ger kund. 30 Jahre gehörte er dem Vereinig. Lieder- und Sängerkranz an, dessen Kasse er mit Treue und Umsicht lange verwal­tete. Vorbildliche Pflichterfüllung und Sänger­lameradschaft wurden ihm ehrlichen Herzens nachgerühmt. Nun ruht Wilhelm Weinstein, der große Bassist dort, wo er schon so manchem Freund zu Grabe gesungen hat und nun sang man ihm selbst den Barden-Chor.

Volkstanz

Frühlingszeit in Jselshausen

Jeder von uns hat schon Volkstänze gesehen, auf jeden Fall davon gehört. Die Ansichten da­rüber sind verschieden, wie die Tänze selbst. Ich möchte hier nur von denen sprechen, die tat­sächlich alt-überliefertes Volksgut darstellen und als solches allein Anspruch auf den Namen Volkstanz" machen können. Sie sind an einem bestimmten Menschenschlag und eine bestimmte Gegend gebunden, es gibt also zum Beispiel alpenländische, niedersächsische und schwedische Tänze, die jeweils dis Eigenart der sie schaf­fenden Menschen zeigen. Andere, wie sie heut­zutage auf irgendein Lied (z. B. Rosestock, Hol­derblüh oder :drei Laub auf einer Linden usw.j hin dutzendweise erzeugt werden, sind in keiner Art bodenständig. Sie wurden bezeichnender­weise auch meist nur von Städtern mit lan­gen Haaren und viel Aestethik getanzt und von gesunde Leuten als lächerlich empfunden. Leider wurde dieses Urteil auch auf die rechten Volkstänze übertragen:Wie kann ein rechter Kerl nur so was tanzen? Das ist vielleicht recht für Kinder und schließlich für junge Mädchen". Freilich, wenn man nur süßliches Zeug kennt, mag man schon so sprechen. Aber seht Euch echte Volkstänze an! Da behält der Bursche seine Männlichkeit und das Mädchen seine Anmut und der Tanz hat sinnvolle Formen und schöne Wen­dungen, wie wir sie bei den modernen Tänzen gar nicht mehr kennen. Wollen wir denn an­nehmen, daß unsere Vorfahren, die doch sicher rechte Leute waren (sonst hätten wir es ja nicht so herrlich weit gebracht), bei ihren frohen Fe­sten nicht auch rechte und schöne Tänze getanzt hätten? Freilich sagt wohl mancher: Das ist eben nicht mehr unsere Art. Ich gebe ihm darin recht, wenn er meint: Es ist nicht mehr unsere Art des Ausdrucks. Aber haben wir denn einen eigenen Ausdruck für unsere Art? Haben wir nicht schon so viel Fremdes entlehnt, daß wir kaum mehr unsere Art kennen, geschweige denn einen Ausdruck für sie finden können? So wol­len wir doch erst unsere deutsche Art im lleber- lieferten kennen lernen, um an ihm die Rich­tung für künftigen Aufbau zu finden. Und bis dahin freuen wir uns der Schönheit und der natürlichen Fröhlichkeit, die in unseren Volks­tänzen liegt, und freuen wir uns darüber, daß die Jugend die Schwüle, die seither Uber dem WortTanzen-gehn" lag, mit dieser natürlichen Fröhlichkeit aufzufrischen sucht! Wer nun Lust hat, ein paar solcher Volkstänze zu sehen und ein buntes ländliches Fest mitzumachen, der gehe am Sonntag nach Jselshausen, das da sein Frühlingsfest feiert. Die Festfolge ist in kurzem folgende: Morgens Frühsport der Burschen, kl Uhr Morgenfeier, nachmittags 1.30 Uhr Fest- Zug zur Sommerhalde, wo getanzt, gesungen und gespielt wird. Abends ist noch Unterhal­tungsabend im Lamm. L. V.

Himmelfahrtstag!

Tag voll Sonnengold und blauem Glanz!

tkm den schönen, neuen Wimpel des Schwarz­waldvereins schart sich ein stattliches Trüppchen Aagolder zur Sternwanderung nach Haslach im ^uizigtal. Um 6 Uhr noch krochen Nebel den «chloßberg hinauf, aber wer gute Augen hatte, sah durch das Grauweiß des Himmels schon das Lachen und Leuchten eines schönen Wan­dertages. Frohe Lieder ertönen aus dem «onderzug, der die Wanderfreudigen zusammen- Mt und in frischem Tempo in die Schworz- waldberg trägt. Schon fahren wir der klaren Ezig entlang, die Morgensonne bescheint das liebliche Tal. Es ist die Zeit zwischen Frühling «uv Sommer, das tausendfältige Grün ist satt und ausgereift und noch von keiner Hitze bestäubt uns getrübt. O Schwarzwald, o Heimat, wie bist "U so schön! Schon sind Schiltach und Wolfach

vorbei, in Hausach treten wir die Wanderung an hinter dem lustig flatternden Wimpel, der heute seine Erstlingsfahrt macht durch Sonne und Wind! Durch prächtigen Hochwald gehts 500 Meter hinauf auf den Farrenkopf zurHa­senhütte". Welch köstliches Ruheplätzchen finden wir hier zum Lohn für die Mühe und den Schweiß (?) des Aufstiegs. Wir sind auf 800 Meter Höhe, unter uns. vor uns liegen Wälder. Täler und Höhen in blausilbernem Schimmer! Tief eingebettet in die Tannenwände liegt da unten das Gutachtal, aus dem ein Bauernhof freundlich grüßt. Hornberg schaut herüber und dort am letzten sichtbaren Höhenzug ist noch der Turm derFohrenbühl" zu erkennen. Weit und herrlich ist der Blick über die Schwarzwaldberge, trinkt. Augen, was die Wimper hält . . .

Trinken! Schade, daß sich die Hasenhütte in keine Waldschänke verwandelt! Nach einer Stun­de Eipfelrast ziehen wir weiter, der Wimpel flatterk, ein frohes Lied erschallt beim Abstieg. Und nun gehts hinauf und wieder hinunter, Beseuginster blüht am Wege, die Birken am Hochmoor erzittern leis im warmen Sonnen­licht, die Buchen feiern im hellsten Grün den einzig schönen Himmelfahrtstag. Zu Füßen der schlanke Hochwaldstämme treibt der Waldmei­ster sein bescheidenes Wesen und bedeckt den Waldboden mit seinen weißen Blütchen. Müde und auchein wenig" durstig ziehen wir nach fünfstündigem Wandern ins Feststädtchen Has­lach ein.Willkommen", Fahnen und Girlanden begrüßen die Gäste, den Schwarzwaldvereiu u. und den Schwäb. Albverein. Die Kundgebung ist zwar schon vorüber, jedoch unser 35 Mann starkesFähnlein" ist befriedigt, ja begeistert von der Höhenwanderung und ergeht sich nun in den schön geschmückten Straßen. Sang und Klang ertönt aus der alten Rathaushalle, aus den Wirtsstuben, die so freundlich zu einem Viertele einladen. Und wirklich, in der Efeu­laubezum Kreuz" ist gut sein und nicht nur hier sei es so schön gewesen ...

Um 7 Uhr führte der Sonderzug dieWan­dersterne" durch einen klaren Abend wieder heimwärts. L. W.

Verunglückte Radfahrerin

Oberschwandorf. Am Donnerstag abend wurde hier eine von Freudenstadt kommende, etwa 17jährige Radfahrerin aus Calw durch Zusam­menstoß mit einem Fußgänger vom Rad ge­schleudert. Der herbeigerufene Arzt brachte das Mädchen in bewußtlosem Zustande ins Bezirks­krankenhaus nach Nagold.

Der letzte Gang

Altensteig. Am vorgestrigen Himmelfahrtstag Vormittag wurde dem so rasch aus dem Leben geschiedenonSteuerbetriebsassistenten Schramm das letzte Geleite bis zum Ausgang der Stadt gegeben, von wo aus er mit dem Lastwagen nach Dettingen OA. Rottenburg üherführt wurde. Dort wollte er seinen Ruhestand ver­leben, nun ist er aber in den Sielen gestorben, dort zur letzten Ruhe gebettet worden. Die SA.- Reserve gab ihrem Rottenführer das letzte Ge­leite. Ebenso eine Abordnung der SA.. Mit Ka- jatan Schramm, der viele Jahre auf dem hie­sigen Finanzamt seinen Dienst in treuer Pflicht­erfüllung getan hat, ist ein alter Soldat da­hingegangen, der die Soldatenkugenden bis zuletzt hochgehalten und trotz seines vorgeschrit­tenen Alters noch als Rottenführer seinen Dienst mit ganzer Hingebung ausgefüllt hat. Ehre seinem Andenken!

Sport-Nachrichten

Handball

Für den morgigen Sonntag hat die Handball­abteilung des VfL. Nagold die 1. und 2. Mann­schaft des Turnvereins Hochdorf zu einem Freundschaftsspiel verpflichtet. Bekanntlich ist Nagold Abteilungsmeister geworden u. nimmt an den Aufstiegsspielen zur Bezirksklasse teil, es soll daher das morgige Spiel dazu dienen, eine möglichst starke Mannschaft herauszubrin­gen. Da die seitherigen Spiele zwischen Hoch­dorf und Nagold immer nur sehr knapp für die eine oder andere Mannschaft ausgegangen sind, ist mit einem interessanten Spiel zu rech­nen und dürften Freunde des Handballs voll und ganz auf ihre Rechnung kommen. Spiel­beginn siehe Anzeige.

Aus dem Turnkreis 8 Nagold Bezirksspieltage in Freudenstadt und Calmbach

Am kommenden Sonntag, 13. Mai, finden die diesjährigen Bezirksspieltage statt und zwar für den Bezirk I in Calmbach und für den Be­zirk II in F r e u d e n st ad t. Die Spiele in Freudenstadt werden auf dem Turnhalleplatz ausgetragen von vormittags 1012 Uhr und nachmittags von 2 Uhr ab. Alle Teilnehmer für Freudenstadt sind bis jetzt gemeldet: Alten­steig, Vaiersbronn, Dornstetten, Ebhausen, Freudenstadt, Horb, Mitteltal und Pfalzgrafen­weiler.

An diesem Tage tritt also zum ersten mal wieder das Faustballspiel in den Vordergrund, das für Jung und Alt, für Turner und Tur­nerinnen gleicherweise geeignet ist. Und ist zwar kein ausgesprochenes Kampfspiel wie Fuß-, Handball und dergl., erfordert aber nicht min­der körperliche Gewandtheit, Aufmerksamkeit und Ausdauer. Wir hoffen, daß der Spieltag am Sonntag in diesem Sinne seine Werbekraft nicht verfehlt, daß das Faustballspiel alte Freund­schaft wieder findet und neue wirbt.

Gestorbene: Georg Eign, Zimmermann, 66 I., Horb / Luise Linkenheil Witwe, geh. Mül­ler, 75 I., Calw / Klara Schnapper geb. Dürr, Pfarrers Witwe, 80 I., Freuden­stadt / Regina Marquardt geb. Nüßle, 81 Jahre, Oberjesingen.

' Boraussichtliche Witterung: Infolge von Hochdruckeinslutz ist für Sonntag und Mon­tag vielfach heiteres und trockenes, höchstens zu vereinzelten gewitterigen Störungen ge­neigtes Wetter zu erwarten.

Die heutige Nummer umfaßt 10 Seite»

Hauptschriftleiter und verantwortlich für den gesamten Inhalt einschl. Anzeigen: Hermann Götz. Nagold: Verlag:G e s e l l s ch af t r r° G. m. b. H.. Druck: E. W. Zaiser (Inhaber Karl Zaiser) Nagold.

D. A. d. l. M. 2540

extra rnild

«MW

MU

blsicksIbsrA, 8cliio6 M

UlorAea ist's 8onn- tnll. Da rnuelien 8ie besonders Lern eine Ante, milde 8rilem kür 3Vz?kemÜK. Das können rineli8ie sied leigten und ein Oe- nuk ist es, auk den 8ie sieli selmn lieute kreuen dürken.