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Freitag, den 4L. Miirz 1881
Milchtag der MdwlgSdurgll Wehrwoche
AtbwigSburg. 13. März. Einen glänzen- den Abschluß der Ludwigsburger Wehrwoche brachte der Dienstag, der als Haupttag mit dem Pferdemartt zufammengelegt wor» den war. Wie am Sonntag waren es wiederum Zehntausende von Menschen, darunter sehr viel Landbevölkerung, die aus Anlaß dieser Doppelveranstaltniig in die Stadt yereingeströmt waren.
Zunächst leitete ein imposanter Umzug landwirtschaftlicher Gespanne und einer Reihe origineller Fahrzeuge mit Industrie- Erzeugnissen der stabt Ludwigsburg den Rachmittag ein. Daun strömte die Menge tu den Schloßgarten, wo dieselben militärischen Vorführungen wie an den Vortagen stattsanden. Diesen kam durch die Anwesenheit des Reichsstatthalters Murr, des Wehrkreis-Kommandeurs Generalleutnant giebmann, des Ministerpräsidenten und Mtministers Merg e ntha l e r, des Wirtschaftsministers Dr. Lehn ich, des Artille- riesührerL V, Generalmajor Brandt, des Ludwigsbnrger Oberbürgermeisters Tr. Frank, einer großen Anzahl hoher Offiziere ans den Standorten Stuttgart und Ludwigsburg, sowie zahlreicher Vertreter der Behörden, der Organisationen und der Par- lei, die sich aus der Ehrentribüne vor dem schloß eingesunden hatten, eine erhöhte Bedeutung zu.
Zer Standortälteste Oberst Ruoff begrüßte die Ehrengäste und schloß mit einem begeistert aufgenommenen dreifachen „Deutschland Hurra!" Die Menge sang hierauf spontan das Deutschland- und Horst- Weffel-Lied. Die Vorführungen wurden mit militärischer Exaktheit durchgeführt und mit stürmischem Beifall der vielen Tausende ausgenommen. Zum Schluß fand dann wieder ein Vorbeimarsch vor der Ehrentribüne und anschließend ein Umzug sämtlicher teilnehmenden Gruppen durch die Straßen statt.
Sippenämter statt Standesämter
Verkürzung der Schulzeit
Auf der Arbeitstagung des Sachverständigenbeirats iür Volksgesundheit bei der Reichsleitung der NSDAP-, über die die Oesfentlichkcit bisher erst kurz unterrichte! worden ist. hat Ministerialdirektor Dr. Gült vom Reichsimnmministerium bedeutsame Ausführungen über eine Reihe von Plänen gemacht, die auf dem Gebiet der Erb- und Rai- senpslege in Vorbereitung sind. Er bezeichnete es als notwendig, eine erbbiologische Bestandsaufnahme des deutschen Erbgutes durchzuführen um Gesundheitsämter und Eheberater in die Lage zu versehen, die Ehe- schlietzenden vor der Ehe auch wirklich einwandfrei beraten zu können. Bei den Gesundheitsämtern werden Abteilungen für Erb- und Nassenpflege eingerichtet werden müden, um diese große gewaltige Aufgabe leisten zu können. Erst dann habe es einen Zweck, an die Reform der Ebegesetz- g e b u n g heranzugehen und Ehezeugnisse vor der Eheschließung zu verlangen. Dr. Gült teilte mit, daß die Standesämter zu Sippen ämtern umgebildet werde n sollen, um m ihnen langsam Familienchroniken entstehen zu lassen. Es gelte, Familienchroniken zu schaffen, in denen alles zusam- mengeirageii wird, was heute schon vorhanden ist, um Eheschließende wirklich beraten zu können.
Dr. Hält verwirr dann auf die wirtschaftlichen Aufgaben, deren Durchführung notwendig ist, um unser deutsches Volk vor dem Absterbe- und Raffentod zu retten. Stur, wenn es gelinge, den L a st e n a u s g l e i ch für die kinderreiche Familie zu erreichen, wenn es nicht mehr lohne, kinderarm oder unverheiratet zu bleiben, werde unser Volk einen biologischen und wirtschaftlichen Ausstieg erleben. Darüber hinaus müsse es gelingen, die Seele unseres Volkes für Erb- und Rassenpflege und für die Erkenntnis der biologischen Lebensiwtivondig- teiten des Gesamtvolkes zu gewinnen.
Es gelte namentlich, dem deutschen Volke und der Jugend klarzumachen, daß nicht Bildung, Ueberheblichkeit und gutes Leben des einzelnen den Wert des LebenS ausmachen, sondern daß es darauf ankommt, ffne gesunde Familie zu begründen und der eigenen Familie und dem Volke den Bestand zu ermöglichen. Es müsse eine Schul- und Hochschulreform an- zestrebt werden, wobei SA.- und Arbeitsdienst eingesührt und diese Zeit durch Ver- : ü r z n n g der Schulzeit wieder eingeholt wird. So erstrebe das Reichsinnenmini- terinm eine Verkürzung der Schulzeit. Es nässe wieder möglich gemacht werden, daß zegable Kinder nach 3 Jahren Volksschul- ffldimg zur höheren Schule gelangen können. und es müsse gelingen, das neunte Jahr der höheren Schule zu einem Jahr der na- sionalpolitischen Erziehung umzuwandeln. mn Zeit zu gewinnen. Dann werde auch die Hochschulreform leichter zu gestalten sein.
4üW Zeftnabmen wegen Detter
AuS de« Dienstzeit des württ. Landjägerkorps
Nach einer umfassenden Uebersicht über die D i e n st t ä t i g k e i t des württ. L a n d- jägerkorps in Strafsachen im Jahre 1933, die im Amtsblatt des Württ. Innenministeriums zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird, stehen an erster Stelle die wegen Bettel erfolgten Festnahmen. Sie betragen insgesamt 3952 (i. V. 2845). Die Zunahme dieser Festnahmen um 1117 dürfte Wohl auf die im Vorjahr mit großer Energie durchgeführten Bettlerrazzien zurückzu- sühren sein. 928 Festnahmen erfolgten wegen Diebstahl und Unterschlagung. 422 wegen Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit, 278 wegen Betrug uiidUntre ü e, ISO wegen Verbrechen und Vergehen wider das Leben, 185 wegen gemeinges ä h rlicher Ve r- brechen und Vergehen, 171 wegen Körperverletzung und 156 wegen Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung.
Insgesamt erfolgten im Jahr 1933 durch das württ. Landjägerkorps 10 822 Festnahmen (i. B. 6928) und 190 984 Anzeigen, Berichte und Meldungen (i. V. 165 630). Jin Durchschnitt der 10 Kalenderjahre 1923/1932 betrug die Zahl der Festnahmen 5358, die der Anzeigen 154 336,7.
Die MMkLirzimgsveror-iiliiWli gelten weiter
Im Rahmen eines Gesetzes, das sich mit Angelegenheiten des Haushalts und der Wirtschaft befaßt, wird auch die Geltungsdauer der drei Gehaltskürzungsverordnun- gen über den 31. März 1934 hinaus verlängert. Der Reichsininister der Finanzen hat daher angeordnet, daß bei Berechnung der im Monat April 1934 auszuzahlenden Tienstbezüge die zurzeit geltenden Gehaltskürzungen in Kraft bleiben.
Vorsicht! Waldbrmlbgeschr!
Das Frühjahr ist die gefährlichste Jahreszeit der Wald brände. Da weitaus die meisten Waldbrände durch Fahrläs- sigkeit entstehen, ist es nötig, die Bevölkerung, besonders rauchende Spaziergänger and die Wanderer, immer wieder nachdrücklich ans die Bestimmungen des For st poli- zeigesetzes hinzuweisen, wonach es ver- boten ist, mit unverwahrtem Feuer oder "icht, also brennenden Zigarren. Zigaretten. Pfeifen ohne Teckel den Wald zu betreten, im Walde brennende oder glimmende Gegenstände wegzuiverfen oder unvorsichtig zu handhaben, und im Wälde, oder in gefährlicher Nähe desselben Feuer aiizuzünden.
Aufgabe der Eltern und der Schule mich es sein, vor allein die jugendlichen Wanderer aus den großen Schaden aufmerksam zu machen, der durch ein weggeworsenes Zündholz oder eine Zigarette oder durch das neuerdings so sehr beliebte Abkochen im Walde entstehen kann. Wer einen Waldbrand währnimmt, hat, wenn die sofortige Unterdrückung des Brandes nicht gelingt, so schnell als möglich dem Ortsvorsteher der nächsten Gemeinde Anzeige zu machen, auch ist jedermann verpflichtet, zur Löschung eines Waldbrandes aus Aufforderung des zuständigen Beamte» HUse zu leisten. Ein Nicht- befolgen dieser Bestimmungen ist strafbar. Ganz besonders kommt es daraus an, daß ein Waldbrand im Entstehen unterdrückt wird, deshalb sollten dieLösche n- den möglich st rasch zur Stelle sein (womöglich unter Benützung von Fahrrädern oder Kraftwagen) und sofort auch die zur Löschung nötigen Werkzeuge initbringeii. Hierzu gehören in erster Linie Hauen, Schaufeln, Kreuzpickel und Patschen zum Ausschlagen des Feuers, Abziehen des Bvdenüberzugs und Bedecken mit Erde, sodann Aexte und Sägen. Es ist dringend wünschenswert, daß injederGemeinde an einem allgemein bekannten Platz (Spritzenhaus bzw, Rathaus) diese Werkzeuge in der erforderlichen Zahl bereitgehalten und im Falle eines Waldbrandes so rasch wie möglich, d. h. bei größeren Entfernungen mit Fuhrwerk oder Kraftwagen, auf den Brandplatz geschafft werden.
Der Wald ist ein so kostbares Gut, daß man nicht leichtsinnig damit umgehen darf, vielmehr alle Mittel anwenden muß, um Gefahren von ihm abzuwenden und seine Erzeugnisse ungeschmälert der Allgemeinheit zu erhalten.
Wenn das Winlerhilfswerk Dir geholfen hat. hilft Dir auch die NS-Dolkswohlfahrt. Sie war der Träger des Kampfes gegen Hunger und Kälte. Werde Mitglied!
Vor dem Studium das Ajensthalbjahr
Für den halbjährigen studentischen Arbeitsdienst in der Zeit vom 5. Mai bis 25. Oktober 1934 werden jetzt die näheren Durchführungsbestimmungen bekannt. Tie Ableistung der Dienstpflicht, die aus v i e r Monaten Arbeitsdienst und sechs Wochen Gel an des Port besteht, ist Voraussetzung sür die Immatrikulation an einer deutschen Hochschule ab Ostern 1934. Ausländer und Nichtarier sind von der Teilnahme am Tiensthalbjähr ausgeschlossen. Auslanddeutsche Abiturienten können teil-
«eHmen, »in Zwang darf aber nicht auSgeÜbr werden.
Ferner find von der Dienstpflicht befreit wer als unlauglich befunden wird, wer bereits vor Ostern i'M4 sein Wttur gemach! hat und erst jetzt sein Studium beginnt, we> katholische Theologie studieren will, wer ei» Studium beabsichtigt, dem mindestens ein» einjährige praktische Tätigkeit vorausgehi und wer anS besonderen Gründen von der Teilnahme befreit wird. Alle Abiturienten und Abiturientinnen erhalten bis zum äo. März eine Benqchrirhiigung und müssen sich, sofern sie dienstpflichtig sind, vis zun, in. April bei ihrem zuständigen Acbeitsgau meiden.
EheeigNtM bei EWaMSaMen
Tie Oberamtsärzte sind bei Ausstellung von Gesundheitszeugnissen für die Gewährung von Ehestandsdarlehen bisher im wesentlichen auf die Angaben der zu unter- suchenden Personen angewiesen. Hiebei gelingt es nicht immer, zutreffende und er- schöpfende Auskunft über die in Frage kommenden Verhältnisse zu erhalten. Dadurch wird die Absicht der Reichsregierustg, Ehe- s ch l i e ß n n g e ii zu fördern, die im I n - teresse der Volksgesundheit liegen, nicht immer erreicht. Die Bürgermeisterämter sind daher durch Erlaß des Innen- Ministeriums angewiesen worden, den Ober- amlsärzten auf Ansuchen vertraulich mitzuteilen, ob und welche für die Frage der E h e e i g ii u ii g belangvollen Tatsachen ihnen im Einzelsall bekannt sind. In Betracht kommen besonders Auskünfte über das Auftreten von Trunksucht. Geschlechtskrankheiten, Mißbildungen, Schwachsinn, insbe- sondere HilsSschulbedürstigkeit, Geisteskrankheiten, Epilepsie und anderen vererblichen geistigen und körperlichen Gebrechen bei dem zu Untersuchenden, seinen natürlichen Eltern und sonstigen nächsten Blutsverwandten.
Das Innenministerium erwartet, daß dir Bürgermeisterämter diese vertraulichen Auskünfte jeweils erschöpfend und der Wahrheit gemäß erteilen.
Humor
' Faule Ausrede
Der Geselle kommt zum Meister: „Wir können die bestellte Torte unmöglich liefern, die ist ja schon ganz alt."
„Macht nichts die kommt ja zu einer diamantenen Hochzeit!"
Mißtrauisch
„Warum ist Vir eigentlich der Doktor Brummkopf so wenig sympathisch. Lia?" — „Ja, weißt du, Mutti, der ist immer so schweigsam, und bei schweigsamen Menschen weiß man nie, was sie verschweigen."
Theater.
„Warum wollen Sie denn schon gehen, Herr?" fragt der Logenschließer, „das Stück hat doch zwei Akte." —
„Eben darum!" war die Antwort.
Wandlung
Haben Sie noch die hübsche Maschinenschrei- berin. der Sie immer diktiert haben?"
„Ja, — aber jetzt diktiert sie ich habe sie geheiratet."
Leichte Lösung
„Oma, sage mal. was hast du eigentlich in deiner Handtasche?"
„Das sind Bonbons, mein Kind, wenn du richtig ratest, wieviel es sind, sollst du sie alle drei haben."
Dcr lange HeAer
Der Wunsch des braven Christian Kühnle, der schon seit jeher den Beutel lieber zuschnürte, als daß er sich entschloß, zaghaft hineinzulangen, war verständlich.
Ein Volkdromai! au» Schwaben Von Zdenko von Krast
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„Topp!" sprach Herr Johann Sebastian Frasch, indem er ihm die Hand bot. „Sv wären wir einig. Morgen, wann's schummert, erwart' ich dich in meiner Sind'. Daß du mir aber sein dein Maul hältst!"
„Das halt' ich!" entgegnete Pfeffer. Und, zu Röhrle gewendet: „Siehst es. Röhrte? Ungut. daß du mich nit zum General vorg'schla- gen hast! Wie tat' das jetzet aussehen, wenn ich in großer Uniform beim Schwanemvirl anfspielen sollt'?"
Eine Geige, viel Dur st u nd ei u w e n i g L i e v e.
„Das mit dem langen Geigen-Psesser". fthmunzelte der Schwanrnwirt. indem er sich die Hände am wvhlgespannten Boden seiner Hose trockenrieb, ist kein krummer Einfall g'wesen. Herr Pfarrer! Seit der bei mir aus- fpielt. aibt's schier sieben Tag in der Wach Kirbe. Fiedeln — alles, was recht ist — fiedeln kann er dunderschlächtig! Das geht in die Füß'. wie lauter besoffne Freud'. Man möcht' jucken vor Vergnügen und weiß doch wieder nit. warum. Nur —", er kratzte sich den Scheitel, auf dem die Haare nur noch in schwacher Herbstsaat standen. nur kost's halt auch einen Kuckuck voll Geld. Ein billiger Kostgänger ist er nit. der Pfeffer, Und was ich mit der Rechten einstreich'. gibt die Linke sür Zehrung ans. Weiß der Himmel: Ich wollt', dem sein' Geig' spielte von selbst, und ich braucht' nix zu tim als den Fiedelbogen zu schmieren!"
Des Pseffers Geige? Nun ja, das war ein ganz merkwürdiges Stück Holz, obgleich sie weder sehr alt noch von einem ausheimischen Meister gemacht war. Doch gerade darum mocht' es wohl sein, daß sie bei aller Bäuer- lichkeit ihres kunstlosen Leibes so unverzuk- kert und derbdreist auszuspielen wußte. Sie war durchaus nicht besonders fein, diese Geige. Ihre Stimme schrillte ein wenig, wenn sie zu laut wurde, und in den tieferen Lagen konnte sie richtig grob werden. Allein trotzdem. hin und wieder, so ganz geschwind zwischendurch ging eine große Zärtlichkeit von ihr aus, wurde sie innig und schmiegsam, wie der Halm einer Aehre.
Dies ungefähr mochten die Gedanken des
Herrn Johann Sebastian Frasch gewesen sein, als er deni Schwanenwirt auf seinen Stoßseufzer antwortete: „Kühnle, billig ist auf dieser Welt nur das Sterben. Und auch das wohl nur deshalb, weil die Nachfrag' so gering ist. Ihr möchtet die Fiedel allein haben und nix zu tun brauchen, als den Bogen zu schmieren? So habt Jhr's ja! Die Geig' ist da, und der Bogen ist der junge Pfeffer. Daß er nit grnd nur Kolophonium frißt, kann man ihm nit verargen. Schmiert ihn wochentags mit Kartoffeln und Spätzle und dcs Sonntags mit einem Braten — versteht sich: die Paar Fläschle Wein nit zu vergessen. die ja auch nit sauer werden wollen —, so bleibt der Bogen frisch und geschmeidig und spielt, ohne z» kratzen, bis hinaus in die höchste Fistel."
Der Schwanenwirt ließ sich neben Herrn Frasch aus die Bank nieder — sie stöhnte unter seinem ehrlichen Gewicht ein wenig auf — und legte die Fäuste vor sich aus den
blank gescheuerten Tisch. „Sell ist schon alles recht, Herr Pfarrer. Wenn ich nur ein reicher Mann war', dem so ein blanker Taler nit mehr gilt wie ein Dreck! Aber ich Hab s nit. Ich nmß schaun, daß ich s'zusam- menhalt', meine paar Kreuzerle."
„Kühnle, Kühnle, ich glaub' fast, Ihr seid vorigen Sonntag nit in der Kirch' gewesen? Sonst wüßtet Ihr noch, was ich gesagt Hab' über den Geiz!"
„Schon, schon, Herr Pfarrer! Geizig bin ich nie nit g'wesen. Ich Hab' nur aus das Meinige g'schaut. Und das muß der Christen- mensch — weil doch auch die Verschwendung eine Sünd' ist!"
„So? Meinet Ihr?" Herr Frasch lächelte. „Dann will ich Euch was sagen, Kühnle: Behaltet Euer Hausgespenst, das Euch bisher keinen einzigen Groschen sortgetragen hat, und saget dem Pfeffer adieu! Dann könnt Ihr sogar überdies an Küch' und Keller sparen, weil ja bald doch niemand mehr einkehren wird bei Euch, uni eine tüchtige Zech zu machen. '
Der Schwanenwirt schaute verdutzt. Antwort fand er keine. Verlegen griff er »ach der Lichtpntzschere und schneuzte das Talglicht, das in einem eisernen Leuchter ans dem Tisch stand. Dann nahm er einen vorsichtigen Schluck aus seinem Glase. Er trank meist mir überaus mäßig, freilich nicht aus Ueber- zeugnng. sondern aus Knickerei, Tenn wenn jemand eine Runde ansgab, stellte er seinen Mann wie nur einer.
Die Schwarzwälder Uhr in der Ecke zeigte ein geringes über zehn. Es war Samstag, und da schon seit dem Hellen Mittag eine Hochzeit gefeiert wurde, ließ die Stimmung nichts zu wünschen übrig. Die junge Frau, ein wenig scheu hinter ihren Tisch gedrückt, dessen Tannenreis und ein paar hingewelkten Blumen schon ziemlich verrutscht war,
schaute besorgt nach ihrem Gatten, dem es schier anfing, zu wohl zu werden. Vettern und Basen, Onkel und Tanten saßen vergnügt bei ihren Gläsern, während sich das jüngere Volk hurtig im Kreise drehte.
In einer Ecke aber, wo über ein paar Fässern das Podium sür die Musikanten errichtet war, stand David Pfeffer und spielte, daß es nur so eine Art hatte. Ein jeder hatte seine Freude dran. Und nur der Schwanen wirk selbst war nicht so ganz auserbaut, wie man hätte denken sollen. Zwar fand auch er Gefallen an den fröhlichen Weisen! seine dicken Stiefel klappten unterm Tisch den Takt, seine Finger trommelten ans der Tisch platte. Wirklich: Ter lange Mensch siedelte ganz vortrefflich . . . Wenn nur nicht seine Augen gewesen wären! Diese kecken hellgrauen Augen, die. über seine Geige hinweg, unausgesetzt uns deu Tanzenden ruhten oder vielmehr, wie Herr Christian Kühnle gar bald feststellte, stets aus lenem Paar, denen weibliche Hülste seine Bürbele ausinachte! Unablässig zogen sie hinter ihm im Kreise, ließen nicht ab von ihr.
Ob auch sie es bemerkte? Der Schwanen- wirt beobachtete sie aufmerksam. Wahrhaftig- Jetzt schaute auch sic nach dem Podium em pvr! Jetzt lächelte sie nickte am Ende gar Oder ivar's nur, daß ne die Haare aus dem Gesicht schüttelte die ihr manchmal in die Stirne sielen?
„Na. na, na!" polterte er vor sich hin. aller wieder so einen langen, ziehenden Bli>: veS Geigers aussing. „Gib nur acht, daß sie nit hinschlageii über deine Stielaugen, d» narreter Kerl du!"
„Zu wem sprecht Ihr!" fragte Herr Frascll
„Zum Pfeffer natürlich! Sehen Sie's denn nit auch, Herr Pfarrer, wie er mein Madie anstiert, als ob er's bezahlt bekäm'?"
Fortsetzung folgt