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Sir, 58
Der Gesellschafter
SvnatagWdmkea
Don Pfarrer R e h m (Simmersseld)
„Alles, was ihr tut, das tut von
Herzen als dem Herrn und nicht
den Menschen/ Kol. 3. 23.
Tie Charakterhaltting, zu der wir durch dieses Wort verpflichtet werden, heißt B e- reitschast zur Pflichterfüllung bis zum Allerletzten und Alleräußersten. In allerschürfster Weise hat Jesus schon zu seinen Lebzeiten seine Jünger in Gegensatz zu der inneren Haltung des Judentums gestellt. das sowohl sein Verhalten zn Gott, als auch zu den Menschen abhängig sein ließ von der Gnnst und dem Lob der Masse emer- seits und der äußeren Nützlichkeit andererseits. Jesus stellt demgegenüber den Meirichen direkt und ausschließlich unter Gott und seinen heiligen Willen. Die Erfahrung bezeugt außerdem, daß nur ein Mensch, der aus seiner Unvollkommenheit und Vergänglichkeit heralis den Frieden mit dem ewigen, lebendigen Gott gefunden hat und darin der Kraft Gottes teilhaftig wurde, ein neuer Mensch ist. welcher frei von den nieder- ziehenden, selbstsüchtigen Bindungen und erbärmlichen Rücksichten auf seine Umwelt und sein eigenes Wohlergehen zu allem guten Werk geschickt ist.
Dadurch tritt die Größe Jesus und seine Bedeutung ins hellste Licht. Er war zwar kein Politiker und kein Wirtschaftssachverständiger und er hat auch nie zn solchen Fragen Stellung genommen. Aber in klarer Erkenntnis dessen, was den Menschen zu einem gedeihlichen Zusammenleben nvttut. hat er die Grundlage für ein ersprießliches, politisches und wirtschaftliches Leben eines Volkes dadurch für alle Zeiten geschaffen, daß er die innere Geistes- und Seelenhal- lung des Menschen in die unumgängliche, dazu notwendige Ordnung brachte, indem er den Menschen in Gemeinschaft mit dem Schöpfer lind Erhalter der Welt brachte. Es bewahrheitet sich zu allen Zeiten, und so besonders wieder in der Gegenwart, daß der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes geht.
Frägt der Mensch nach diesem Wegweiser und nach dieser Nahrung für sein Inneres nicht mehr, ist er ans der lebendigen Geineinschaft mit seinem Schöpfer gewichen. so muß er über kurz oder lang auch der Nahrung für den Leib entbehren.. Die Verhältnisse unter den Menschen nehmen dann derartige irrsinnige Formen an, wie wir es in den letzten Jahren in Deutschland und heute noch in den vom Kapitalismus regierten Ländern erleben. Das Wirtschaftsleben wird zum Wirtschaftskampf und letzten Endes zum brutalen Kainpf aller gegen alle: die Menschen schaufeln sich selbst ibr Grab in rücksichtslosem, gegenseitigen Vernichtungskampf. wenn sie von den Grundlagen gewichen sind, die der Schöpfer ihnen für ihr Zusammenleben gewiesen hat.
Es ist eine geschichtliche Tatsache, daß kaum sonst auf der Well das von Jesu verkündete und gebrachte christliche Lebensprinzip eine derartig gute Stätte im menschlichen Leben gefunden hat. als wie gerade beim deutschen Menschen. Die deutsche Seele hat sich in besonderem Maße auf Grund ihrer bestimmten Eigenart dem Geiste Jesu Christi offen gezeigt. Das kommt am besten in jenem bekannten Wort zum Ausdruck: ..Deutsch fein heißt, eine Sache um ihreise ! b st willen tun."
Das ist kein rein menschlicher Grundsatz, sondern das Wesen einer durch Gottes Geist geadelten Menschenseele. Die größten Män
ner unseres Volkes, aber auch so unendlich viele Unbekannte, haben in ihrem kleinen, unscheinbaren Lebenskreis in treuester Pflichterfülluttg dieses Wort wahr gemacht und sind dadurch zu einer reichen Segensquelle für ihre Umgebung geworden. Die Kämpfer des Weltkrieges und des Dritten Reiches, welche ihr eigenes Leben in die Schanze schlugen um der Freiheit und Ehre ihres Volkes willen, taten dies nicht um irdischen Gewinnes oder äußerer Ehrungen willen, sondern aus dem unmittelbaren Empfinden und Verantwortungsbewußtsein heraus: Es ist nichts denn deine einfache Pflicht und Schuldigkeit vor Gott und deinem Volk, daß du dich opferst lind wenn es sein muß. dein Leben hingibst für deine Brüder. Gerade an diesem Punkt ist noch immer deutlich geworden, daß der Wert eines Menschen nicht abhängig ist von seiner äußeren Lebensstellung, von dem Titel und den Ehrenzeichen, die einer führt, oder von dem Reichtum, den einer besitzt, sondern von dieser inneren geadelten S.ee- lenhaltung und der daraus sich ergebenden Art seines Handelns und Wirkens. Der Zusammenbruch unseres Volkes begann denn auch in dem Augenblick, als weite Kreise des deutschen Volkes unter dem Einfluß artfremder, seelischer Zersetzung diesen Grundzug christlich-deutschen Wesens zu ver-
Fahnenweihe bei
Stuttgart, 8. März.
F Am gestrigen Tag war es genau ein Jahr, daß auf den öffentlichen Gebäuden unserer Stadt das Symbol der nationalen Revolution gehißt wurde. Tags daraus flatterten auch schon die Hakenkreuzbanner von den grauen Dächern der württem- bergischen Polizeikasernen. Nicht unter Zwang, sondern aus freien Stücken pflanzten sie die Fahnen, zur Freude von Millionen deutscher Volksgenossen. Dieser Jahrestag erhielt durch die von Reichsstatthalter Murr vorgenommene Weihe der Fahnen der Württembergischen Schutzpolizei ein besonders würdiges Gepräge.
Rings lim den Schloßhof. in dem die Weihe stattfand, hatte sich eine unübersehbare Menschenmasse eingefunden, die der feierlichen Weihe beiwohnte. Landespolkei mit Stahlhelm und Karabiner, Nevierpoli- zei und eine Abordnung des Landjägerkorps hatten im Karree Ausstellung genommen. Stolz wehte die Hakenkreuzflagge auf dev Dach des neuen Schlosses im zugigen Märzwind. Ein überbeschreiblich schönes Wetter mit fast wolkenlosem blauem Himmel verschönte die Weihe. Am großen Hauptportal des Neuen Schlosses hatten die Spitzen der Wehrmacht, der SA. und ST., des Staates, der NSDAP, und der Stadt Aufstellung genommen.
Unter den Ehrengästen sah man: Den Befehlshaber Generalleutnant Liebmann mit Herren seines Stabes, SA.-Gruppen- führer von Jagow, Artillerieführer V, Generalmajor Brandt, SA.-Gruppen- führer Ludin und Uhland. den Kommandanten von Stuttgart. Oberst Most. Brigadeführer Berchtold, SA.-Standar- tenführer Himpel, den Brigadeführer der SS. von M altzen, SS.-Oberführcr Dreher. Sturmbannführer von G o t t b e r g, Standartenführer Hump s, Kreispropagandaleiter Dr. Cnhorst. den Vertreter des verhinderten Kreisleiters, Stadtkämmerer Hirzel, als Vertreter des Oberbürgermeisters, Polizeipräsident K l a i b e r.
leugnen anflngen und sich mit ihrem Denken und Handeln immer mehr nach dem Nützlich- keits- und Profitgesichtspunkt richteten. Genau so begann aber auch der Aufstieg unserer Nation, als durch die Erziehungsarbeit des Nationalsozialismus an den Seelen verdeutschen Menschen wiederum die echte christlich-deutsche Seelenhaltung zu einer Macht im öffentlichen lind privaten Leben wurde. Der Inbegriff nationalsozialistischen Denkens, Handelns und Wollens: Gemeinnutz vor Eigennutz — ist nichts anderes als die Wiederherstellung des Lebens- grnndsatzes. allein in Verantwortung unter die göttlichen Schöpfungs- und Sittenvrd- nungen zu leben und zu wirken. „Alles, was ihr tut. das tut von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen."
Diese Erziehungsarbeit gilt es zielbewußt an der ganzen Nation weiter zn treiben. Dann wird unser Volk vollends alle Not meistern und die innere Kraft besitzen, sich wieder den Platz an der Sonne zu erkämpfen. Die nationalsozialistische Bewegung und mit ihr jeder Träger hat erst darin seine Sendung erfüllt, wenn es von jedem deutschen Volksgenossen in die Tat umgesetzt wird:
..Handeln sollst du so, als hiuge
Von dir und deinem Tun allein
Das Schicksal ab der deutschen Dinge
Und die Verantwortung war' dein."
der würlt. Schupo
General Ritter von Molo. General von Mau r. den Führer des Kyffhänserbunds in Württemberg nnd viele andere mehr.
Reichsstatthalter Murr schritt unter den Klängen des Präsentiermarsches zusammen mit Ministerpräsident M e r g e n t h a l e r, Innenminister Dr. Schmid und Polizeigeneral S ch m i d t - I o g a n die Front der Schutzpolizisten ab. Drei Schupoleute in Begleitung von zwei Polizeiosfizieren marschierten mit den neuen Fahnen, die auf rotem Grund ein schwarzes Hakenkreuz mit dem Wappen unserer Stadt tragen, und mit Silberfäden umsäumt sind, im Paradeschritt auf das Hauptportal zu. Hierauf ergriff der Kommandeur der Württembergischen Schutzpolizei, S ch m i d t - L o g a n, das Wort, nnd führte etwa folgendes aus:
Heute fahrt sich der Tag. an dem' die siegreiche Flagge der nationalsozialistischen Revolution an den Fahnenmasten der Württembergischen Polizeikasernen erstmals emporstieg. Aus eigener Initiative haben einige Polizeiförmationen unter ihren Führern das Hakenkreuzbanner gehißt, durchdrungen von dem uralten Gesetz der Soldatenehre. Dieses verantwortungsfreudige Handeln war getrieben von der leidenschaftlichen Vaterlandsliebe des Nationalsozialisten. Die Württ. Schutzpolizei danke es besonders dem württ. Ncichsstatthalter, so führte dtt Kommandeur weiter ans. daß er an diesem geschichtlich gewordenen Tag der Polizei diese Fahnen verleihe als Zeichen der untrennbaren Zugehörigkeit zum nationalsozialistischen Staat, diese Fahnen. deren leuchtendes Not nicht nur das Wahrzeichen des Umbruchs, sondern auch die traditionelle Grundfarbe der alten württembergischen Negimentsfahncn ist. deren Wappen die schwäbische Stammeszugehörigkeit kundgibt, deren Hakenkreuz das Symbol des neuen Reichs und seines Führers darstellt, und deren silberne Umrahmung, zusammen mit Schwarz und Rot. die alten ruhmreichen Farben des neugeschmiedeten neuen deutschen Reiches verkörpern. Mit den Worten: „Wir geloben Treue diesen Fahnen. Treue diesem Reich und
Samstag, de« 1l». Mürz izzz
Treue seinem Führer", schloß der General seine Ansprache.
Daraus ergriff
Reichsstatthalter Murr das Wort. Mit dem Hinweis auf die schreck, liche Zerrissenheit des Volkes und Reiches in der Vergangenheit verband er die Fest, stellung, daß heute die Einheit von Volk. Reich und Staat erkämpft sei. ein beglückender Tatbestand, durch den auch die Arbeit der Landespolizei im Staat nnd im Volk gesichert sei. Nie dürfe vergessen werden, daß für diese Fahnen, die jetzt über dem Reiche wehen, deutsche Volksgenossen gekämpit haben und den Opfertod erlitten. Zu diesem Opfermut bekennen wir uns, wenn wir uns zu diesen Fahnen bekennen. In diesem hohen und feierlichen Sinne weihte der Reichsstatt. Halter die drei neuen Fahnen der Württembergischen Landespolizei.
Den Abschluß bildeten die ersten Strophen des Deutschland- und Horst-Wesfel-Liedes. Tie Ehrengäste stellten sich am Haupteingang zum Schloßhof auf. um den Vorbeimarsch der Polizeitruppeu abzunehmen, die im Paradeschritt vorbeidefilierten. Der sich an- schließende Zug ging über die König-, Pcni- linen-, Herzog-, Gutenberg-. Vogelfang- und Schwabstraße zur Moltkekaserne. Jedes Jahr, am 8. März sollen fortab die Hakenkreuzfahnen nnd die Flagge Schwarz-weißrot an den denkwürdigen Tag des Jahres 1933 erinnern.
NacknektLn
Heidelberg hat sein Spezialgericht gefunden
In dem Wettebewerb zur Erlangung eines echten Heidelberger Spezialgerichtes, das dis Stadt vor kurzem veranstaltete, hat das Preisgericht jetzt seine Entscheidung getroffen. Von vierzig verschiedenen Gerichten, die ihm zur Beurteilung „serviert" wurden, hat ..Zahmer Wildschweinbraten nach Alt-Heidelberger Art", zubereitet von der Köchin eines Heidelberger Gasthofes den Sieg davongetragen. Damit hat Heidelberg nunmehr ein Spezialgericht, das jeder Besucher verschönen Neckarstadt gegessen haben muß, wenn er sagen will, er kenne Heidelberg.
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Pasfagierverkehr mit 257 km Geschwindigkeit
Die Flugzeuge, die den Passagier- und Postverkehr zwischen Chikago und San Franzisko vermitteln, brauchen 14 Stunden für diese Fahrt. Die Entfernung zwischen den beiden Städten beträgt 3600 Kilometer. San Franrisko ist von Ncnyork 4500 Kilometer entfernt, nnd der Flug zwischen diesen beiden üüidten erfordert knapp zwanzig Stunden.
In England gibt es noch Kapitalisten
In Großbritannien bezahlen 1 0 5 5 1 7 P e r s o n e n Einkommensteuer von Einkommen. die 2000Pfnnd jährlich übersteigen. Die von ihnen gezahlten Steuern betragen mehr als 500 Millionen Pfund jährlich.
Aus dem 6. Stockwerk gestürzt
In Neuyork ist eine Frau aus dem 6. Stock eines Hauses auf die Straße gestürzt, ohne andern Schaden zu nehmen, als eine Ouetschung am rechten Daumen. Der Sturz ist dadurch gemildert worden, daß sie auf eine Markise fiel, die von der Haustür über das Pflaster gespannt war.
Ein Volksromcm aus Schwaben Von Zdenko von Kraft
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„Schau, Kühnle!" sagte der Pfarrer gemütlich. „Ich will dir was sagen! Was so die Leut' schwätzen, ist Kuhmist. Sei froh, daß er nit stinkt! Dein Gespenst wird davon nit dicker. Und im übrigen —: Laß es spuken! Du wirst ja Haus" und Hof doch bald verkaufen, und dann kann's dir gleichgültig sein, was für ein Geist drin wohnt."
Der Schwanenwirt horchte auf. „Verkaufen —? Wieso?"
„Na, man erzählt sich's so. Irgendein hoch- vermöglicher Herr aus Stuttgart — ein Kammerrat. heißt es . . . Das wirst doch selber am besten wissen?"
„Nix weiß ich! Gar nix weiß ich!" polterte Christian Kühnle los. „Einen Dreck weiß ich
— mit Respekt zu sagen! Die Leut' schwätzen? Jawohl schwätzen sie, aber 's ist kein wahres Wörtle an ihrem G'wäsch! Eh daß ich mein' Sach' verkauf', eh geh' ich beim Teufel in die Schul' und lern' umgehen mit meinem Gespenst! Verkaufen — ? Nein, Herr- Pfarrer: Da sind Sie auf dem Holzweg! Mein Haus und meine Wies' und meine Weid' nnd mein Stückle Wald — nein, das verkauf' ich nit! Da müßt' schon der Teufel auf Stelzen kommen, eh ich mich zn dem Handel verstünd'!"
Herr Johann Sebastian Frasch schaute seinen Gast aufmerksam an. Der temperamentvolle Ausbruch schien ihm durchaus zu gefallen. Allein er machte ihn zugleich nachdenklich. „Also nit. Schwanenwirt? Na. schön
— ich wollt's ja auch nit kaufen! Aber was machen wir dann mit dir? Das Hans ist da.
nnd das willst du behalten. Der Geist ist auch da, und den mochtst du lvswerden. Tie Orts- Polizei wird mit ihm nit fertig. Du kommst also zn deinem Pfarrer, was nur recht nnd billig ist. nnd der soll dir helfen?"
„Äch ja, Herr Pfarrer!"
„Hm . . . Ich will dir was sagen: Du mußt mir ein wenig Zeit lassen! Gut Ding braucht Weile. Und der Umgang mit Gespenstern will auch nit überstürzt werden. Man muß ihnen erst ein wenig auf den Zahn fühlen ... Du verstehst doch? Es gibt so vielerlei Geister, daß sie nit einer auf. die gleiche Art genommen werden können wie der andere. Ich geh' mvrgen auf Stuttgart. Wenn s dir recht ist. schwätz' ich ein wenig mit meinen Amtsbrüdern: die haben ja auch ihre Erfahrungen. Und dann wollen wir wcitcrgucken, wie wir's einfädeln mit deinem Hauskreuz: und der liebe Gott wird uns fchvn helfen dabei, will ich hoffen. Jst's recht?"
Natürlich mußte es recht sein. Was hätte der Schwanenwirt auch anderes Vorschlägen sollen? Er sagte: „Vergelt's Gott!" und bat, die Sache den Herren Ämtsbrüdern nur recht dringend zu machen. „Und nix für ungut, Herr Pfarrer! Aber ein Geist im Hans vertreibt nnsereinem die beste Kundschaft."
„Da wirst du wohl recht haben!" lächelte Johann Sebastian Frasch ernsthaft.
Halb getröstet, halb unbefriedigt schlingerte der Schwanenwirt seiner Wirtschaft zu. An der Ecke, wo sein Obstgarten, der lang nnd tief hinter das Haus stach, an das Grundstück des Amtmanns stieß, sah er jemand zwischen den Büschen gehen. Ter Hä- berles-Berte, sein Knecht, war es nicht. Wer aber hatte wohl sonst in diesem entlegene» Winkel etwas verloren?
Christian Kühnle ging quer durch den Schnee, der seine Schritte schluckte und ihm
eine Richtung gestattete, wo dr stets in Dek- kung blieb. Erst dicht vor dem Ziel trat cr auf den gebahnten Steig hinaus nnd ging so, als ob er geradeswegs vom Marktplatz käme. Auf diese Art stand er ganz plötzlich vor feinem Mann.
Ach, so: der junge Eberhard Ruoff? Der studierte Sohn des Herrn Amtmanns? Schau, schau! — Christian Kühnle grüßte freundnachbarlich im Vorübergehen nnd machte eine gleichgültige Bemerkung, wie das so Art auf dem Lande, wenn man aneinander vvrttberstreift und mehr tun will, als nur an der Mütze rücken. Der junge Ruoff erwiderte mit einer ähnlichen Formel. Und doch war's zwischen ihnen ausgemacht, daß sie sich nicht gerade besonders gern getroffen Hutten.
Der junge Eberhard? Schau, schau! Kühnle dachte es noch mehrmals dickflüssig in sich hinein, während er nun auf fein Hans losstapfte. Gewiß, der kann ja freilich machen, was er will ans dem väterlichen Grundstück. Nur gerade uni diese Stunde und auf dem dummen Fleck draußen —? Veilchen wird er ja wvhl nicht gesucht haben? Wenn er aber keine Veilchen gesucht hat-
Der Schwanenwirt bog um die Ecke eines Schuppens. Und da sah er — hm, sonderbar. was er sah! — da sah er seine leibliche Tochter Bärbel, wie sie, nur ein wollenes Tuch um die Schultern geschlagen, langsam und mit gesenktem Kopf dem Stall zuging.
Unwillkürlich blieb er stehen. Sollte er — oder sollte er nicht? Hm . . . Man war ja nicht gerade auf der Wassersuppe daherge- schwommen kommen. Sich auf etwas Schiefes einen geraden Reim zu machen, fiel einem Manne wie Christian Kühnle nicht schwer. Aber man mußte doch auch wieder nicht zu deutlich werde». Demi erstens war der Herr
Amtmauu der Herr Amtmnun — und zweitens überhaupt!
„Hoppla, Müdle!"
Bärbel, die das Haus schon beinahe erreicht hatte, drehte sich um. Im Augenblick sah sie wirklich ertapp: aus: rotbackig und verlegen. „Jaaa?"
„Nix, Mädle! Gar uir! Ich Hab' nur sagen wollen: 's ist ei» bißie kalt heut . . . Nit?"
„Elend kalt. Vater."
„Und da frierst nit — so in dein' dünnen Tüchle?"
„Nit ein bißle. Ich bin ja nur schnell g'schwind nach dem schuppen gegangen, um ein Büschele Holz zn holen . .
„Sv? Aber sag: Wo hast denn das Bn- schele?"
Bärbel schoß alles Blut in die Stirn. „Ach ! — ich hab's doch nit gebraucht! In der Knch' ist noch g'nng ..." ,
Der Schwanemvirt fuhr mit dem Daumen m seinen Pfeifenkopf, den er langsam aus der Hosentasche hervornestelle, sobald er das Hans betrat. Tenn die hohe Obrigkeit duldete nicht, daß ans öffentlichen Straßen geraucht wurde: sie stellte fest, daß dieser Unfug sowohl der Sittlichkeit als auch der allgemeinen Sicherheit znwiderlief. Der Schwanemvirt zog attv Pfeife nnd Tabaksbeutel und begann zn stopfen.
„No ja", sagte er, halb über die Schulter hin. „wenn Holz g'nng in der Küch' ist zum Brennen, so brauchst ja keins zu holen. Nur, Mädle, weißt: Gib acht, daß nit zuviel brennt! Das hat keinen Wert! Und wenn du das nächstemal nach dem Schuppen gehst, so gib fein Obacht auf den Weg!
Die Welt ist sv groß, daß du dich leicht verlaufen könntest — vielleicht gar bis an das Wegle zum Amtmann hinüber . . . lind das leid' ich nit! Verstehst?"
Fortsetzung folgt.