Sekte , - «r. «7
Der «eseMchafter
Montag, den 18 . Dezember 1834
VVeiffnucchten entZeKeu . .
„Elektrische" Spielzmge M Zrumps
Jawohl, der Weihnachtsmann, obschon er selbst noch der gute Alte im Rauscyebart geblieben ist, kommt uns m diesem Jahr aus- gesprochen „elektrisch" — nicht nur bei unS in Deutschland, sondern natürlich auch drü- den in der Neuen Welt. Die deutsche Spielwarenindustrie hat sich, wie alljährlich, so auch diesmal vor allem der aktuellen Ereig- nisse angenommen und von ihnen dies und jenes Spiegelbild geschaffen. So bringt diesmal der Weihnachtsmann den deutschen Jungen als große Ueberraschung unter vielem anderen die „R e i ch s a u to b a h n", betrieben durch Strom von zwanzig Volt. Daneben gibt es nunmehr kleine elektrische
rijUrt'uijstrnill auk >!em IViilinaelNümarkt
MW«
M o d e l l s ch i f f e. Und oor allem: die Baukä st e n ! Wahrhaftig, damit kann stch der Junge beispielsweise eine richtige e l e k l r i s ch e U h r bauen; da gibt es Bau- kästen zum Erlernen der Telegraphie, solche zur Ausführung zahlloser elektromagnetischer Versuche und — Radio-Baukästen, mit denen man ganz richtig funktionierende Rundfunkapparate Herstellen kann, daun no.q solche zum Selbstbau eines komplizierten Elektromotors.
Und wie bei uns. so spielt auch in den Vereinigten Staaten diesmal der Weihnachtsmann seinen großen Trumps mittels Elektrizität aus. Fast alle Spielwaren aus Rädern sind mit elektrisib-m La-"" " versehen, teilweise mit regelrechten Scheinwerfern. Die Puppenhäuser besitzen elektrische Türklingeln, elektrische Puppenöfen und Plätteisen, und elektrisch betrieben werden die richtigen Spinnerei- und Webereimaschinen, die Druckereimaschinen aller Art, die Drehbänke, die Nähmaschinen. Und dabei ist von den Puppenwagen vis zu den Eisenbahnen und Spielzeugautos alles mit Stromlinie versehen, und alles läuft so rasch, daß man ruhig von Schnelligkeit?, rekorden der einzelnen Spielzeuge sprechen kann: die Puppen-Autos legen hundert Fuß in der Minute zurück, und die Stromlinien- bahnen weisen gar eine Stundengeschwindig- keit von 320 Kilometern auf!
Bei uns in Deutschland nun hat gerade das elektrische Weihnachtsgeschäft recht vielverheißend eingesetzt und läßt seinerseits Rekorde hoffen. Den Rekord aller Rekorde aber
scheint auch diesmal wieder die — deutsche Puppe zu halten! Zahllose Aufträge aus dem Ausland liegen bereits vor, und zwar gerade auf die teuersten Modelle. Die deutsche Puppe kann eben kein anderes Land der Welt nachahmen — und sie bringt uns. als Weihnachtsgeschenk ihrerseits, sogar Devisen.
Der Nundfunkprozeß
Auslandsreisen mit Srau Gemahlin
Stapelseld kaust sich ein Haus und Magnus verschleiert Darlehen Berlin, 7. Dezember.
In der Freitagsverhandlung ging der Vorsitzende nochmals auf die Angelegenheit des Aktienverkauss ein. Dr. Magnus bleibt dabei, daß er bei dem Verkauf der 437 000 Mark Funkstunde-Aktien an eine Privatbank nicht beteiligt gewesen sei. Darum sei auch die Behauptung der Anklagebehvrde unrichtig, daß er Rösler aus der Kasse der Funkstunde insgesamt 1350 Mark Schweigegeld haben zahlen lassen. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wurde der sogen. Fall „Stapelfeld" erörtert. Die Än- klagebehörde wirft Dr. Magnus vor, er habe im Jahre 1929 unberechtigterweise dem Vor
standsmitglied der Nordischen Rundfunk AG. (Norag) in Hamburg, Stapelseld, ein Darlehen von 15 000 Mark zum Zweck eines Hausankaufes bewilligt. Dr. Magnus er- klärte dazu, daß im Einvernehmen mit D r. Bredow beschlossen worden sei, Stapelfeld auf seinen Antrag hin ein Darlehen von 8000 Mark zu 7Vs Prozent Zinsen, rückzahlbar in den Jahren 1930 und 1931, zu bewilligen. Ein Darlehen von 15 000 M. sei nicht tragbar erschienen, da man befürchten mußte, daß die Revisionsgesellschaft diese Höhe beanstanden würde. Magnus habe aber dem Vorsitzenden des Aussichtsrates der Norag. Blonk, anheimgestellt, Stapelfeld noch einen Vorschuß zu geben, der aber bis Ende des Jahres 1929 zurückgezahlt werden müßte. Der Vorwurf der Anklage gegen Magnus in diesem Punkt begründet sich daraus, daß Magnus durch die Bewilligung des Vorschusses die vorgeschriebene Darlehenshöhe überschritten habe. Der Vorschuß wird von der Staatsanwaltschaft als eine Verschleierung der tatsächlichen Darlehenshöhe angesehen. Tr. Magnus begründete die Bewilligung des Vorschusses damit, daß seiner Auffassung nach Stapelfeld sicher gewesen sei, da er ja ein Jahresgehalt von 30000 Mark bezogen habe.
Der Vorsitzende ging dann auf verschiedene
As v ZilS-WN im MM WWgkN-Euz
Am Donnerstag, morgen entgleiste auf der Durchfahrt im Bhf. Vaihin- gen-Enz derv-Zug 37 Paris — Wien. Unsere Bilder veranschaulichen das schwere Unglück, das vier Tote forderte. Bild 1 zeigt den auf die Seite geschobenen Packwagen. der trotz, dem er umstürzte, nicht in Trümmer ging. Davor erkennt man die ver. bvgenen Schienen. Die in die Lust ragenden Räder der uingestürzten, quer über den Schienen liegenden Lokomotive sieht man aut Bild 2, während aus Bild 3 der lange Kessel der Schnellzugslokomotive, in der der pflichtgetreue Lokomotivführer den Tod fand, ersichtlich ist.
'
WM
Auslandsreisen ein, die Dr. Magnus gemeinsam mit Vorstandsmitgliedern der Norag unternommen hatte und bei denen die Reisekosten auch für die Mitreisenden Ehefrauen liquidiert worden waren. Es handelt sich dabei um eine Reise nach Kopenhagen zum Besuch der dortigen Sendegesellschaft. Dr. Magnus bestreitet nachdrückliche für seine Frau liqui- diert zu haben.
Fortsetzung der Verhandlung am Montag vormittag 9'/- Uhr.
Humor
„Wie hat sich denn Ihr Sohn, dieser unartige Bengel, verletzt?"
„Ihr Sohn, dieses artige Kind, hat ihm einen Blumentopf an den Kopf geworfen!"
Richter: „Mit was für einem Instrument haben Sie denn den Mann so zugerichtet?"
Angeklagter: „Instrument? Keine Spur, hoher Gerichtshof. Alles prima Handarbeit!"
^ tWeihnachls-Bücherlisch
Dienst am Deutschtum. Jahrweiser für das deutsche Haus 1835. Mit 55 prächtigen Bildblättern. I. F. Lehmanns Verlag. München. Preis Mark. 1.—
Zum vierten Male erscheint Heuer schon dieser schöne Abreißkalender, der sich in den vergangenen Jahren so schnell zahlreiche Freunde erworben hat. Wieder steht er im Zeichen aller der weltanschaulichen Fragen des Nationalsozialismus. Wundervolle Bilder aus der germanischen Vorgeschichte beweisen, daß unsere Vorfahren keine „Barbaren" gewesen sind, viele Bildblätter stehen im Dienste der Rassekunde, wieder andere im Dienste von Heimat und Volkstum, Persönlichkeit und Wehrhaftigkeit. Das Deckblatt des Jahrweisers zeigt die eindrucksvolle Büste unseres Führers von Prof. Ferd. Liebermann. Der empfehlenswerte Jahrweiser wird wieder jedem Deutschen ein treuer Begleiter durch das neue Jahr werden.
Württemberg
Monatsschrift im Dienste von Volk und Heimat
Die Novembernummer ist in Wort und Bild ausschließlich Friedrich von Schiller und seiner Zeit gewidmet. Die Aufsätze aus berufenen Federn vermitteln dem Leser viel Neues und Interessantes über unseren größten schwäbischen Dichterfürsten. Verschiedene Bildnisse von Schiller, teilweise nach Originalen vom Schiller- Nationalmuseum in Marbach zeigen uns den Meister in wenig bekannter Darstellung.
Auf alle i« obiger Spalte augegebeue« Bücher und Zeitschriften nimmt di« Buchhandlung S. W Zaiser. Nagold, Bestellungen entgegen.
NM
Urheberschutz durch L. Älter,uuim. Nomnuzeiitiale Stuttgart)
42j
Nickisch griff nach Dietz' Hand. „Du willst auswandern? Warum? Um des Geldes willen? das hast du doch nicht nötig."
„Weil ich muß, Pupa, frage nicht. Oder — nun denn, du sollst es ruhig wissen: weil ich mein Leben von Grund aus ändern will, weil ich der Weiber'chaft ein Ende machen muß. Mich ekelt dieses Leben an, ich brauche Arbeit, harte Arbeit, um cum diesem Leben herauszukommen. Eine glückliche Ehe, eine Ehe nur Christa hätte mich haireine fernzuhalten. An meinem jetzigen Leben gehe ich zu- ten können. Ich hätte die Kraft gehabt, mir alles Ungrunde. Lüge ist's, wenn einer sagt, der Sportsmann soll und darf nicht heiraten. Er muß es sogar, nur so ist er gefeit gegen den Schmutz, der ihn von seiner Höhe herunterzerrt."
Metz schwieg.
Auch Nickisch sagte nichts. Er war niedergeschmettert ! von der Mitteilung, daß Dietz ins Ausland wollte. Und s daß er niemals wieöerkam, wußte er auch. Was hatte er j seinen Leuten gesagt? „E i n e S ch a n 1 e i st e s, w e n n ! deutsche Prachtjungens ihre Kraft dem. Aus'an de widmen." Wollte sein Schwiegersohn, ' auf dessen sportliche Erfolge er so stolz gewesen war, nicht ! jetzt dasselbe tun? Wenn auch aus ganz anderen Grün- : den? Das durfte nicht sein. j
,,Dn zerstörst mir meine Pläne, Dietz," sagte er i ruhig. „Ich wollte mir das Rittergut Berbershöhe kau- ^ sen, wollte dort ein Gestüt einführen und dir die Ober- > lettuna übertragen. da ick dazu keine Zeit habe und au- s
ßerdem von Pferden so gut wie nichts verstehe. Du tonn- lest deinem Sport leben und in deiner freien Zeit dich um das Gut kümmern. Wenn wir natürlich auch dort die Arbeiter und Angestellten nicht brotlos machen können, durch die Einführung des Gestüts machen sich sogar noch Arbeitskräfte nötig, und wir könnten aus unserer alten Stadt etliche junge blasse Menschen mit hinausnehmen, die sich prachtvoll erholen könnten, wenn sie an der frischen Lust wären und tüchtig zu essen bekämen. Einen Fremden setze ich nicht ein um mich betrügen zu lassen. Wenn ich damit auch noch lange nicht sagen will, daß mich jeder betrügen würde, so könnte ich eben doch hereinfallen. ,Selber ist der Herr,' das Wort bewährt sich immer. Aber das alles hast du mir nun unmöglich gemacht."
Dietz sah zu Boden. Solche Sy-paffste fühlte also sein Schwiegervater noch für ihn? Welch eine große, schöne Ausgabe könnte ihm hier erwachsen, wenn eben alles anders gewesen wäre. — Sein Blick wurde plötzlich starr. Er haftete auf einer Photographie in einfachem Rahmen. Er stand auf und ging hinüber zu dem kleinen Ziertisch, wo das Bild stand.
Christa!
So wie er sie zuletzt kannte, wie er sie geliebt. Er nahm das Bild an sich und kehrte an seinen Platz zurück.
„Papa, bitte, gib mir Christus Bild."
Sein Schwiegervater sah ihn erstaunt an. „Wieso? Hast du keins?"
In Dies; bäumte sich der Schmerz um seine unerwiderte Liebe auf. „Nein, ich habe nicht einmal ein Bild. So gründlich hat Christa sich von mir gelöst, daß sie mir nicht einmal das zurückließ."
„Hätte denn ein Bild noch Wert für dich?" fragte Nickisch und sah ihn fest an.
Da orach es wild von Dietz' Lippen: „Das fragst du noch? Ich liebe Christa mehr denn je, trotzdem ich weiß, daß sie mir auf ewig verloren ist."
Da ging ein tiefer Atemzug durch die Brust des alten
Mannes. Und zum ersten Mal in seinem Leben freute ihn sein Reichtum, denn nun konnte er der Vorsehung ein wenig nachhelfen. Er faßte die Hand seines Schwiegersohnes.
„Dietz, was du mir jetzt gesagt hast, macht mich sehr glücklich."
Dietz sagte bitter: „Willst du mich vielleicht verhöhnen? Wie kann dich das glücklich machen? Du hattest dir den Ausgang unserer Ehe doch auch anders gedacht."
Nickisch ließ des Sohnes Hand nicht los. „Wir wollen einmal ganz offen zusammen reden. Dietz — in deinem Leben ist eine Stunde, an die du nicht gern denkst."
Dietz wurde dunkelrot. Sein Schwiegervater schien es nicht zu bemerken.
„Um dieser Stunde willen reist Christa vorläufig in der Welt umher, um den lieben Klatschmäulern hier möglichst lange Ruhe zu gönnen. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst?"
Dietz sprang auf. „Vater," brach es wie ein Schrei aus ihm.
Nickisch nickte.
>,Ia, Dietz, Christa erwartet im Mai rin Kindchen."
Dietz schlug beide Hände vor das Gesicht. Ein Stöhnen brach aus seiner Brust. „Christa!"
Dann faßte er beide Hände des alten Herrn. „Wo ist sie? Ich muß sofort zu ihr."
Nickisch zog ihn wieder in seinen Sessel zurück.
„Es hat keinen Zweck, Christa jetzt zu beunruhigen. Ich habe einen Vertrauensbruch begangen, denn Christa nahm mir das Versprechen ab, dir nichts zu sagen. Einmal müßtest du es aber doch erfahren. Und ich will nicht, daß du dich vom Schicksal unterkriegen läßt und nach Amerika gehst, um deine Kräfte fremden Menschen zu opfern. Ich hoffe, daß du jetzt bleibst."
Dietz drückte die Hände seines Schwiegervaters. „Ich bleibe, Papa, ich bleibe."
(Forts, folgt)