Nr. 286

Samstag, 8. Dezember 1934

108. Jahrgang

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lbi»»vr tikel:

Winterhilfe

Von Karl Overd lick

In früheren Jahren, als der Marxismus den verarmten und notleidenden Volksgenos sen schon seit Jahrzehnten den Anbruch einei neuen Zeit verkündete, marschierten immei wieder in den letzten Wochen vor den Weih nachtstagen die Kolonnen der Ar> beits losen und der Armen unter Füh­rung marxistischer und kommunistischer Hetzer vor die Rathäuser der Städte, uw mit Drohungen und, wenn nötig, mit Ge- walt einen Weihnachts-Sonderzuschuß zu er­zwingen.

Es gab damals gute und brave Bürger m Hülle und Fülle, die sich, natürlich hinter vier Mauern, über solche Gewalt entrüsteten und auf denfrechen Pöbel" schimpften, der nur zu faul und zu dumm sei oder sein Geld vertrinke, und deshalb nicht vorwärts komme. Und dann schlugen sie an ihre Brust und sagten: da bin ich doch ein anderer Kerl, seht mich an. ich habe es durch Fleiß zu etwas gebracht.

Das ist noch gar nicht so lange her, daß wir die Kolonnen mit den roten Fahnen sahen und ihre Sprechchöre hörten, es ist auch noch nicht so lange her. daß der brave Bürgersmann seine großen und heim­lichen Sprüche machte. Heute aber schüttelt er und mit ihm der Arbeiter ungläubig den Kopf, und beide wollen es gar nicht mehr glauben, daß sie einmal so unser st än- d i g und so dummherausgeschwätzt" haben. Und trotzdem geht es ihnen im großen und ganzen kaum besser als früher.

Gewiß, es gibt auch heute noch unter uns kleine Schwätzer mit viel Lärm und Geschrei. Dem einen paßt das noch nicht ganz, dem ist der Kreisleiter nicht sympathisch, dort ist em Ortsgruppenleiter mit kleinen Schön­heitsfehlern. dakönnte" das und das anders sein und doch ist dernoch lange kein richtiger Nationalsozialist". Da möchte der maldonderschlechtig" drein- fahren, da hat sich eindeutscher Christ" mit einemBekenntnismann" an den Haaren, da will einer absolut mehr sein als der andere, und weiß Gott, was sonst noch für unwichtige Kleinigkeiten am Schluß des Jahres 1934 vor sich gehen und die Ge­müter und dem armenUschla" die Nacht­ruhe rauben.

Sind das alles nicht lächerliche Kindereien über die wir genau so den Kops schütteln sollten, wie über den baren Unsinn früherer Jahre? Und werden diese Kindereien und großen Unzulänglichkeiten der Menschen nicht zu Nichtigkeiten, wenn wir an den Führer denken, der sich mit unermüdlicher Kraft für uns alle sorgt und müht und das deutsche Volk nach zwei Jahren bereits aus dem größten Dreck her­ausgezogen hat! Und der nun alle guten Eigenschaften, die in uns sind, einfach durch sein Beispiel zur Mitarbeit ap seinem gro­ßen Winterhilfswerk aufruft.

Wirklich, wie nichtig werden dann alle unsere großen Sorgen, von denen wir uns in Anspruch nehmen lassen, und wie klein werden dann alle unsere großen persönlichen Wünsche, wenn der Führer mit seinen näch­sten Mitarbeitern einen neuen Appell an uns richtet und uns daran erinnert, daß wir ja alles haben, was wir zum Leben brauchen, daß aber noch mehr als zwei Millionen Menschen, für die er noch keine Arbeitsstätte schaffen konnte, abseits von dem gedeckten Tisch stehen mit ihren Frauen und Kindern, und uns daran er­innert. daß viele Hunderttausende deutscher Menschen fleißig und hart schaffen und doch nicht das Nötigste haben, weil die Wirt­schaft noch nicht die Löhne zahlen kann, von denen ein deutscher Arbeiter mit seiner Familie leben kann.

, Tann erinnern wir uns, daß wir es doch oft genug nach dem 30. Januar 1933 dem Führer in Gedanken in die Hand versprochen haben, mit ihm alle Sorgen unserer armen Volksgenossen zu teilen, und daß wir doch alle so oft dem Eigennutz abgeschwo­ren haben. Und dann wird es uns klar, daß selbst das Viele, das jeder Anständige von uns geopfert hat. doch noch nicht genüg ist, wenn es auch im Vergleich zu dem. was wir früher gaben, schon viel sein mag.

Nein, genug ist niemals gegeben. Es ist viel zu viel wieder gutzumachen, was von ganzen Generationen durch Eigennutz und Ungerechtigkeit verdorben ist. Der Führer hat es nie verlangt, daß wir mehr geben, als wir haben, und daß wir uns zum Bett­ler schenken sollen. Aber es hat auch noch

Stuttgart, 7. Dezember.

Die schwäbische Lanoeshauptstadt stand ge­stern abend im Zeichen der Riesenkundgebung in der Stuttgarter Stadthalle. Schon in den . späten Nachmittagsstunden sah man SA., SS. und PO. zur Stadihalte marschieren. Die Stadthalle selbst bot ein überaus festliches Bild und war bei dem Einmarsch der nationa­len Verbände überfüllt. Kreisleiter Mauer, der die Riesenkundgebung, die gle.ch- zeitig der 2. große Schulungsabend der NSDAP, war eröffnete gab bekannt, daß in 25 Parallelversammlunge. 32 000 Meu­chen versammelt seien, die von unserem Reichsinnenminister Dr. Flick den Appell mit­zuarbeiten entgegennehmen würden.

Kreisleiter Mauer begrüßte Reichsinnen­minister Dr. Fr ick ein spontanes, drei­faches Heil schloß sich an. weiter begrüßte er Reichsstatthalter M u r r und die zahl­reichen Ehrengäste, unter denen man die Mit­glieder der württembergischen Regierung, Vertreter der SS. und der SA., des Arbeits­dienstes. der württembergischen Landespölizei, des Reichsheeres, der Stadtverwaltung und der staatlichen Behörden sah. Nach der Be­grüßung brach ein tosender Beifallssturm aus, der Reichsinnenminister Tr. Frick und Reichsstatthalter Gauleiter Murr galt. Ein Fanfaren - Signal der Hitlerjugend leitete zu dem LiedWohlauf Kameraden aus? Pferd, aufs Pferd" über, dem ein Sprechchor folgte. Dumpf klang das LiedHört ihr das Grollen durch Straßen und Gassen" in der überfüllten Stadthalle.

Wieder folgte em SprechchorNichts kann uns rauben. Liebe und Glauben. Deutsch­land stirbt nicht!" Von Heilrnfen begrüßt trat hierauf Reichsinnenmmister Dr. Frick vor das Mikrophon und führte folgendes aus:

Neichsinmiimmister Dr. Frick führte so­dann aus: Die Eroberung der Macht durch den Nationalsozialismus ist nicht Selb st- z w e ck, sie ist nur Mittet zum Zweck, um dem deutschen Volk aus seiner Not zu helfen, um Deutschland wieder groß und stark zu machen und um ihm im friedlichen Wettbe­werb der Nationen die Stellung, das An­sehen und die Geltung in der Welt zu ver­schaffen. auf die das deutsche Volk nach seiner ruhmreichen Vergangenheit und nach seinen unübertroffenen Leistungen berechtigten An­spruch erheben könne. Der Redner führte weiter aus: Es ist möglich, daß wie hier und da Entscheidungen ausweichen und sie auf gelegenere Zeiten verschieben, aber das eine ist ganz unmöglich, daß wir jemals uns selbst ausgeben und kapitulieren würden. Er verwies aus die großen Leistungen, die seit dem 30. Ja­nuar 1933 schon vollbracht worden find, auf die Zerschlagung der Parteien, auf die Ver-

niemand zuviel gegeben. Gewiß mag sich mancher schon etwas abgespart haben, damit ein anderer wieder den Glauben an die Hei­mat. an das Vaterland, an Deutschland findet.

Nun ist ein neuer Tag, zu dem der Führer uns durch seinen Propagandaminister hat zusammenrusen lassen, zu einer Front gegen Hunger und Kälte, gegen Sorge und Not, gegen Leid und Bitterkeit. Vor dieser Front stehen alle, die in unserem Reich und Staat einen Namen haben, und sie fordern von uns neue Opfer. Hinter der Front stehen wohl 45 Millionen Frauen. Kinder und Männer, die das Betteln nicht gelernt haben und deshalb auch nicht die Äugen nieder- ! schlagen müssen. Aber sie darben, sie sind > noch nicht gesichert vor Hunger und Kälte, j

nichtung des Pärtikularismus und die Schaf­fung eirier wahren Volksgemeinschaft.

Kaum ein Führer besitzt das so unbe­grenzte Vertrauen seines Volkes, wie Adolf Hitler das Vertrauen des deutschen Volkes hat.

Bismarck hat zwar Vorbildliches in der so­zialen Gesetzgebung geleistet, trotzdem hat er nicht verhindern können, daß der deutsche Arbeiter dem jüdischen Marxismus in die Hände gefallen lst, weil die Vorkriegs-Regie- rung die Fühlung mit dem Volke nicht ge­habt hat. Diese Fühlung mit dem Volk zu halten, ist der Zweck der Parteiorganisatio­nen, die, aufs tiefste mit dem Volk verwur­zelt, jeden einzelnen Volksgenossen erfassen müssen. Die Aufgabe dieser Organisationen ist es, den deutschen Menschen zu erfassen und ihn in der Weltanschauung des National­sozialismus zu festigen. Es gibt keinen Gegensatz zwischen Staat und Partei. In einem geordneten Staatswesen ist es unmöglich, daß zwei Verantwortlich­keiten bestehen und zwei verschiedene Füh­rungen. sondern es kann immer nur einen geben, der die Verantwortung trägt und der führt.

Noch ist nicht der ganze Beamtenkörper nationalsozialistisch. Hier muß man Geduld haben, zumal doch in der Systemregieruno jeder Beamte gemaßregelt wurde, der sich dem Nationalsozialismus anschloß.

Die Leistungen -es national- sozialistischen Staates

Wir haben, so fuhr der Minister fort, in der kurzen Zeit von nicht ganz zwei Jah­ren in Deutschland Probleme gelöst, uw deren Lösung Jahrhunderte sich bisher vergeblich bemüht haben.

In diesem Zusammenhang erörterte der Mi­nister die stetig fortschreitende Reichsreform die vom Ermächtigungsgesetz über daß Neichsstatthaltergesetz bis zur künftigen Neu­gliederung des Reiches weitergeht, die etwo 2 0 Gaue vorsehen werde.

Auch auf bevölkerungspolitischem Gebiei hat das Innenministerium arund le­gende Fortschritte zu verzeichnen, in. dem besonders durch die Ehestandsdarlehen die Zahl der Eheschließungen im Jahre 1933 um 120 000 erhöht werden konnte. Wir Na­tionalsozialisten, rief der Minister aus, tre- ten ein für die kinderreiche, erbgesunde Fami­lie! Er verwies sodann aus den kommenden Familien-Lastenausgleich zugunsten kinder­reicher Familien und aus die Arier-Gesetz­gebung. die von dem Grundsatz ausgeht, daß Deutschland den Deutschen gehören müsse.

In diesem Zusammenhänge kam der Mini- sler auch auf den Weltboykott des internatio- na len Judentums zu sprechen und erklärte.

und ihr kleiner Weihnachtstisch will noch ge­deckt sein.

Willst du dich drücken? Willst du unab­kömmlich sein für diese Front? Willst du be­haupten, daß du lange genug an dieser Front gestanden bist?

Niemand wird dich zwingen, du kannst dich deiner Pflicht entziehen. Vor deinem Ge­wissen und vor Deutschland aber wirst du am Tag der nationalen Solidari­tät beweisen, ob du ein deutscher Mensch bist, würdig dieser Zeit und dieses Führers, oder ob du ein ganz kleiner, erbärmlicher Egoist bist. Je länger du das Braunhemd trägst, je höher deine Abzeichen oder dein Rang oder dein Geld dich Herausstellen, nm so mehr wirst du geben, weil du vor dir selbst bestehen willst als deutscher Mensch.

daß sich die Reichsregierung von einem als richtig erkannten Ziel unter keinen Um­ständen abbringen lassen werde.

Der deutsche Export hat zwar unter dieser Hetze gelitten, aber der deutsche Erfindergeist hat heute schon Rohstoffe aus deutschen Stof- sen beschafft, die uns unabhängig vom Aus- lande machen. Hierbei erwähnte er die Trelbstoffe. den synthetischen Gummi und die Faserstoffe.

Als ungeheure Ungerechtigkeit bezeichnete es der Redner, wenn man ein 60- Millionen-Volk wie das deutsche mit hochent- wickelter Industrie von der Möglichkeit ab­schneiden wolle, aus eigener Rohstoffbasis seine Industrie zu versorgen. Immerhin sei es erfreulich, daß sich das Gefühl dieser Un­gerechtigkeit auch im Auslande zu regen be- ginne. So habe Lord Rothermere vor eini­gen Tagen geschrieben, daß es vernünftig wäre, wenn man Deutschland seine Kolonien wieder zurückgebe.

Kein ZirtereA an -er Finanzierung streiten-er Kirchen

Mit besonderem Nachdruck kam der Mini­ster dann auf den Streit in der deut­schen evangelischen Kirche zu spre- chen. Er erinnerte daran, daß der Führer Adolf Hitler nach dem Abschluß des Kon­kordates mit der katholischen Kirche im Juni vorigen Jahres auch dem evangelischen Volksteil das Gewicht hat geben wollen, das ihm nach seiner zahlenmäßigen Ueber- legenheit zukomme. Der Führer hat mit Recht gesagt, das Gewicht der deutschen evan­gelischen Kirche werde größer sein, wenn sie einheitlich zusammengefaßt sei, statt, wie bis­her, in 28 verschiedenen Landeskirchen zer­splittert. Unter diesem Gesichtspunkt, so fuhr der Redner fort, wurde im Juli vorigen Jah­res von den Führern der 28 evangelischen Landeskirchen die Verfassung der deutschen evangelischen Kirche beschlossen, die eine Ein­heit insofern brachte, daß zwar die Landes­kirchen bestehen blieben, sie aber in einer Nationalsynode zusammengefaßt wurden, von der der Reichsbischof gewählt werden sollte. Dieser Verfassung gab die Reichsregie, rung ihre Anerkennung. Dann fanden die Kirchenwahlen statt, die überall neue Ver- tretungskörper schufen, die zu der National­stmode ihre Vertreter entsandten. Dann be­gann leider der Streit in der evangelischen Kirche. Es mag sein, daß die Reichskircheu- regierung in dem Bestreben, die 28 Landes­kirchen in der Reichskirche aufgehen zn las- sen. etwas zu stürmisch vorging und Anord­nungen erließ, die der nötigen Rechtsgrund­lage entbehrten. Da entstand eine Gegenwir- kung. schließlich sah aber die Reichskirchen, regierung ein, daß dieser Weg einer besseren rechtlichen Fundierung bedürfe, und sie hat

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Gewaltige Kundgebung in der überfüllten Stuttgarter Stadthalle / Grundsätzliche Ausführungen des Ministers

Morgen Sonntag abend 8 Uhr spricht im Löwensaal der

W. Smleitll Schmi

über die poli­tische Lage