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Der Gesellschafter

Freitag, den 28. Oktober 1934

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Heim . . -!" Wenn wir Hitlerjungen in den Tagen des Kampfes davon sprachen, dann klang es immer wie ein ferner Wunsch, dann lag darin immer etwas von Bitterkeit und Entbehrung. Denn vor uns sahen wir immer nur unsere verborgenen Schlupfwinkel, feuch­ten Kellerräume, staubigen Bodenkammern oder Milchigen Baracken, durch die im Winter der Schneesturm blies oder in grauen November­tagen der Regen strömte.

Diese Unterkunftsstätten waren die Geburts­stätten unserer Kameradschaft, jener Kamerad­schaft, die ihre Feuertaufe in Straßenschlachten und bei Ueberfällen erhielt, diese Ünterkunfts- stätten waren in diesen Kämpfen unsere Bur­gen. Wir hingen an ihnen, sie waren uns zu zweiten, vielen sogar zur einzigen Heimat ge­worden.

Heim . . .?" Manchmal wagten wir mit dem kühnen Gedanken zu spielen, wir könnten

Heimabends ist auch die Bedeutung des Heimes im Gemeinschaftsleben der Jugend gewachsen. Immer lauter erklingt aus den Reihen der Hit­lerjugend der Ruf:Gebt uns Heime! Wir brauchen Heime!" Wir sehen uns vor die un­geheure Schwierigkeit gestellt, Millionen Jungen und Mädeln für den Winter Raum in unserer Gemeinschaft zu geben. Mit jedem Tag wird die Frage brennender: Wo halten wir im Herbst und Winter unsere Heimabende ab? Wo rufen wir die Scharen und Gefolgschaften der Hitlerjugend zu den Heimatabend- und Schu­lungssendungen des deutschen Rundfunks zu­sammen?

Sollte im großen Deutschland wirklich nicht Raum für diese ernste Arbeit vorhanden sein? Jeder Kegelklub hat seine Klubräume, jeder Ruderklub hat sein Klubhaus, jeder Kaninchen­züchterverein weiß, wo er seine Sitzungen abzu­halten hat, aber die Millionen der Hitlerjugend

mus und der Volksgemeinschaft, sie sind Stät­ten der Arbeit und der Leistung. Hier pulsiert das Leben der Hitlerjugend!

Wir brauchen Heime! Der Ruf ist ergangen. Die Jugend blickt voll Vertrauen und Zuver­sicht auf die, die ihn hören werden. Noch ist Platz vorhanden, noch stehen Räume leer. Gebt sie der Hitlerjugend! Alles übrige schafft die Jugend allein. Ihr selbst aber werdet Freude an der Arbeit des jungen Deutschland haben.

So wie der Herd die Familie eint, so ge­hört zu einer jungen Kameradschaft das Heim. Einst fand die dörfliche Gemein­schaft, die Heimattreue, ihren schönsten Ausdruck im Zusammensein unter der Linde, in der Spinnstube. Unter anderen Bedingungen unserer rastlosen, von Technik und Tempo beherrschten Zeit, findet sich die Besinnlichkeit und Kameradschaft im Zusam­mensein der Hitlerjugend in ihrem Heim. Nicht wachsen können diese Kräfte im Her­umsitzen in den Nebenzimmern der Gasthöfe, im Herumgeschicktwerden in den Schulsälen.

Heime sind die Zellen der Kameradschaft!

Gebt der Hitler-Jugend Heime!

Was dem einen recht ist, ist dem andern billig

Schüler- und Studentenkarten verhelfen überall zu verbilligtem Eintritt. Theaterkarten, Bäderpreise, Ausstellungen usw. sind bis unter die Hälfte verbilligt für den, der eine solche Karte besitzt. Kein Wun­der, daß mancher sich hintenherum einen solchen Schülerausweis verschafft.

Tatsache ist, daß junge Menschen weit weniger als Erwachsene verdienen und daß

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doch noch einmal ein stattliches Gebäude mit Hellen freundlichen Räumen unser eigen nennen. Dort wollten wir dann unseren Dienst abhalten, dort sollten unsere Kameraden, die keine Heimat mehr besaßen, eine bleibende Stätte finden, dort wollten wir für unsere Verwundeten ein Lazarett einrichten, und mal­ten uns aus, was Wohl alles aus einem sol­chen Heim zu machen ginge. Aber es blieb nur ein ferner Wunsch . . . Die Wirklichkeit führt uns immer wieder in unsere verborgenen Schlupfwinkel zurück. Die Wirklichkeit hatte sich auf die Seite unserer Gegner gestellt. Ihnen war alles zugefallen, woran wir kaum zu denken wagten. Wenn jene von ihren Heimen sprachen, verstanden sie darunter feudale Ver­gnügungsstätten mit Räumen, die wie Klub­zimmer anmuteten . . . Jawohl, das System hatte es verstanden, sich seinepolitischen Kin­derchen" geneigt zu machen und sie warm zu halten.

Heim. . .? Die Faust krampfte sich zusam­men, wenn wir einen Blick in diese Stätten warfen und dann an unsere Kameraden dach­ten, die irgendwo in einem Keller zusammen­hockten, während draußen der rote Pöbel brüllte. Und dennoch! Dort waren wir Kamera­den geworden, dort gehörten wir in schweren Stunden hin. Dort Mmnelten sich schon die Kolonnen, die einmal dieses verbonztc System überwinden sollten, um an seine Stelle Deutsch­land zu setzen. Die Geschichte nationalsozialisti­schen Aufstiegs ist mit diesen Heimen verknüpft.

Und heute? Aus der kleinen Schar verwege­ner Kämpfer sind Millionen geworden. Sie alle bilden eine große Gemeinschaft in der Hitlerjugend. An die Stelle des Kampfes ist Die Arbeit getreten. Der Heimabend ist heute aus der Hitlerjugend nicht mehr wegzudenken, im Gegenteil, er ist ein entscheidender Faktor in der Schulungs- und Erziehungsarbeit ge­worden und deshalb nötiger denn je, weil durch ihn wie früher so auch heute den Jungen und Mädeln das Erlebnis der Kameradschaft, die Grundlage des Nationalsozialismus, vermitte! werden soll. In den Sommermonaten hat zwo . die Fahrt seinen Platz eingenommen. Doch fiü Den Winter erlangt der Heimabend wieder er höhte Bedeutung. Und mit der Bedeutung des

im weiten deutschen Vaterland wissen nicht, wo sie ihre Erziehungsarbeit und ihre weltan­schauliche Schulung betreiben sollen.

Wir brauchen Heime! Nicht für die wenigen Stunden nationalsozialistischer Schulung allein sind sie gedacht. Sie sollen darüber hinaus wirkliche Heimstätten für unsere Jungarbeiter sein, denen es nicht vergönnt ist, im Kreise der Familie ihre Abende zu verbringen, sondern die gezwungen sind, da zu Hause nicht Raum für sie vorhanden ist, die Straße als Aufenthalts­ort zu wählen. Hier wollen wir als Sozialisten eingreifen und ihnen Gelegenheit geben, ihre freie Zeit bei ihren Kameraden zu verleben. Hier sollen sich höherer Schüler und Jungarbei­ter in engster Gemeinschaft kennen und achten lernen und füreinander mit Rat und Tat ein­stehen. Hier soll, wie einst die Kameradschaft des Kampfes, heute die Volksgemeinschaft in gemeinsamer Arbeit erwachsen, so daß man von den Heimen der Hitlerjugend dereinst mit Recht behaupten kann: Sie sind Zellen des Sozialis­

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ihnen deshalb diese Einrichtungen verschlos­sen wären, wenn nicht verbillig te Ein­trittskarten für Jugendliche heraus- gegeben würden. Das Nebel aber ist. daß diese nur an Besitzer von bestimmten Aus­weisen abgegeben werden. Warum soll der Schüler und Student hier eine Ausnahme­stellung haben? Der Jungarbeiter hat auch kein übriges Geld. Deshalb aber soll er nicht hinter dem höheren Schüler und dem Studenten zurückstehen.

Wir fordern, daß für alle Jugendlichen die Eintrittspreise der öffentlichen Einrich­tungen so ermäßigt werden, wie sie bisher für Schüler- und Stndentenkarten galten.

Wir dulden nicht, daß sich Gruppen bilden, die sich durch Sonderrechte von der Masse ihrer Kameraden scheiden. Deshalb:

Gleiches Recht für alle!

Ach treffe zwei Mleriungen

Im Alter eines heutigen Hitler-Jungen wurde ich Soldat. Kameradschaft wurde mir ein Begriff, den ich in den Nachkriegs­jahren mit ihrer Hetzjagd um Stellung und Geld nur noch selten augetrosfen habe. Wie oft haben wir uns draußen, wenn wie in Granatlöchern und Gräben lagen, die letzte Zigarette geteilt. Wie oft habe ich später dar­an denken müssen, daß das Lied vom guten Kameraden eine Wirklichkeit hat, die wir beim Erlernen und Singen in der Schule nicht kannten.

Rücksichtslos die Ellenbogen gebrauchen, das war in den Nachkriegsjahren der Begriff für den Erfolgsmenschen geworden. Erfolgs­mensch? Für sich, für sein Geld, vielleicht auch für seine Geschäftsbildung, für sein Geschäfts­können. Kameradschaft, verzerrt zur Kolle­gialität, war mir ein Mittel zum Zweck. Ich hatte den Glauben daran verloren, daß es noch Menschen geben kann, die mir Helsen und denen ich helfen kann, nur aus dem schlichten Grunde eines Gemeinschaftsgefühls heraus.

Mittlerweile war ich Zeitbetroffener gewor­den, einer, der mittrottete im Heer der Ar­beitslosen.

An einem Sommertag gehe ich spazieren. Setze mich auf eine Bank und überdenke zum soundsovielten Male meine Lage. Denke dar­an, daß ich vormittags an den Zeitungen stehe und auf den AushangOffene Stellen" warte. Denke an die unzähligen Offerten, die

ich schrieb aus mitgebrachtem Papier am Pult des Jnserakenbüros, um gar der erste zu sein.

Da kommen zwei Hitler-Jungen mit stau­bigen Schuhen und setzen sich zu mir auf die Bank. Wir sprachen miteinander. Der eine erzählt von seiner Arbeit in der Werkstatt, der andere spricht von der Schule, und ich bemerke zwischendurch, daß ich arbeitslos bin. Da wickelt der eine aus einem Stück Zei- lungspapier ein Butterbrot aus. Die eine Hülste gibt er mir. ohne ein Wort zu sagen. Wir sprechen weiter über die hinter uns lie­genden Kampfjahre. Wir sprechen von der ungeheueren Aufbauarbeit, die jetzt noch zu

Sturm

Hitlerjugend

Tin 6enrül<ie von Tin6e-VVnItker, <j»s in der neueröffne­ten cliesjktir. Herdst- »nsstettunZ <1es Ver­eins berliner Künst­ler ru selten ist

Von Hans Baumann

Uns ist der Sieg ins Gesicht geschrieben, in die Augen Sturm!

Wir haben dieser Fahne geschworen

Und alles, alles an sie verloren

Und weil uns kein Fetzen selber geblieben. Gehört uns der Sieg.

Nun, Fahne flieg!

Sprung auf, marsch, marsch zum Sturm!

leisten ist. Die Jungen sprechen davon, wenn sie mit ihrem Führer auf Fahrt gehen. Sie erzählen mir, daß sie auch Spork treiben. Am meisten aber freut es mich, daß die Jungen so bedingungsloses Vertrauen zu ihrem Füh­rer hatten. Wir saßen noch lange zusammen.

Als die Jungen sich verabschiedeten, begann ich nachzudenken. Ist das die Jugend von heute? Hier herrscht wiklich eine un­gezwungene und herrliche Kameradschaft, hier herrscht ein ganz neuer Geist. Das ist das Neue, das Große, das ohne Verinner­lichung nicht denkbar ist. Gedankenlos nehme ich das Stück Zeitungspapier von der Bank und lese an einer abgerissenen Ecke:

Von manchen Leuten wird un­sere Hitle r°J ugendnochalsSpie- lerei angesehen. Da ist es an der Zeit, daß Ihr nicht nur um die Ju- gend werbt, sondern auch die Ael- teren restlos von unserer unge­heuren und großen Ausgabe der Arbeit an unserer Jugend über­zeugt.

War das Zusammentreffen mit diesen Jun­gen ein Zufall? War es ein Zufall, daß mir dieses Zeitungsstück in die Hände fiel? Ich weiß es nicht. Eins aber wurde mir zur Ge­wißheit, daß ich nicht länger mehr arbeits­loser Zeitengrübler sein durfte. Nun arbeite ich für die Hitler-Jugend, wo ich kann.