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Dienstag, den 4. September 1S3<.

reich, Großbritannien » n o >> r a. lien, dagegen seien die Schweiz. Holland, einige südamerikanische Staaten und viel­leicht noch andere Länder. Dennoch würde eine Mehrheit sür die Ausnahme Ruß­lands zustande kommen. Eine andere Frage sei es allerdings, ob die zur Erlangung eines ständigen Ratsitzes erforderliche Einstim- migkeit erzielt werde. Deshalb sei. wie ..Petir Journal" berichtet, die Entscheidung über diese Frage vorläufig zurückgestellr worden

SeutM Sbstvernmtlmg in flüssiger Ferm!

Flüssiges Obst" undGärunaslofe Früchte- Verwertung" sind Schlagworte, die uns Mute häufig begegnen, ohne daß die meisten Men­schen eine genaue Vorstellung haben um was es sich dabei bandelt Wir haben daher Gelegen­heit genommen, einem berufenen Fachmann am diesem Gebiet. Herrn Dr. Polzer, Berlin-Dah- lem. einige Fragen darüber vorzulegen.

Frage: Worin liegt die Bedeutung der gärungslosen Früchteverwertung?

Antwort: Sie ist auf zwei Seiten zu suchen: einmal auf der Seite der Landwirtschaft, d. h. des Bauern. Obstzüchters. Kleingärtners, zum andern auf der Seite der Volksgesund­heit. Was den Erzeuger anlangt, so hat er. wenn er sein Frischobst zu guten Preisen verwerten will, nur die Möglichkeit, erstklas­sige und gleichmäßig sortierte Ware im Sinne derKalifornischen Aepfel" abzuset- <en. Nur ist aber die Sortcnangleichung in Deutschland noch nicht soweit vorgeschritten, außerdem fällt sehr viel schrumpeliges, klei­nes, trotzdem aber gehaltvolles Obst ab. sür das der Erzeuger kaum einen Absatz findet. Bisher sind daher erhebliche Obstmengen ver­füttert worden, zu Schnaps verbrannt oder ungenutzt umgekommen: in guten Erntejah­ren selbst Teile der besten Sorten! Die Süß­mosterei ermöglicht es nun dem Erzeuger, alles Obst wirtschaftlich zu verwenden. Da- bei gibt gerade saures Obst, saure Trau- ben. beste Süßmoste, damit ist dem Anbau also auch in sommerarmen Jahren ein er­wünschter Ausgleich geboten.

Was die Volksgesundheit anlangt, so muß man auch wenn man sich nicht zum Kreise der völligen Alkoholgegner rechnet zugeben, daß ein gutes, naturreines, die wertvollen Stoffe deutscher Früchte enthal­tendes alkoholfreies Getränk für viele Zwecke und viele Menschen sehr erwünscht ist. Wäh­rend die vielfach noch üblichen Limonaden, selbst wenn mit Fruchtsästen hergestellt, nicht mehr als 3'/- Prozent Obstbestandteile ent­halten. ist der Süßmost lOOprozentiges Obst ohne jeden Zusatz: 1 Liter Saft sind 3 Pfund Obst.

In neuerer Zeit ist durch die Kleingarten­bewegung insbesondere durch die rührige Arbeit des ..Reichsbundes der Kleingärtner und Kleinsiedler" der Süßmostgedanke auch in die Kreise der Besitzer kleinerer nord- und ostdeutscher Obstgärten gedrungen, welche : vorwiegend aus Arbeitern. Angestellten und Kleingewerbetreibenden bestehen. Es kann daher sür die Zukunft auch in diesem Teil unseres Vaterlandes mit einem erheblichen Aufschwung der Süßmosterei gerechnet wer- ! den. Beispielsweise bestehen in Hannover ! schon heute über 60 Süßmost-Lohnbctriebe. die das Obst der Kleingartenbesitzer oder anderer Anbauer zu Süßmost verarbeiten und hierfür einen Preis von 15 bis 20 Pfen- nig je Liter erzeugten Saft anrechnen.

Frage: Verbietet der hohe Preis des Süß­mostes nicht eine weitere Absatzsteigerung?

Antwort: Der von den Anbauern oder für" sie hergestellte Süßmost kommt zunächst über-., Haupt nicht in den Handel, und bei ihm bleibt,! der Preis außer Betracht, da es sich vielfach, um die Ausnutzung sonst nicht verwertbaren,^ Obstes handelt. Tie gewerbliche Herstellung konnte in den letzten acht Jahren jedoch durch.: ihre sprunghafte Entwicklung zeigen, daß ihr.e^ Preise tragbar sind; hat sie sich doch in dieser., Zeit versechsfacht und mag heute 16 bis 18 Millionen Liter im Jahr betragen. Dieses flüssige Obst ist im Preise heute dem Weins': und Bier gegenüber nicht nur Wettbewerbs-./ fähig, sondern ihm sogar überlegen. In s Groß-Berlin kostet die ^/z-Liter-Flasche ohnes^ Glas frei Haus 65 Pfennig, was einem Liter- preis von 93 Pfennig entspricht. Da man den Süßmost, um den Durst zu stillen, gut bis zur Hälfte verdünnen kann, stellt er sich - bedeutend billiger als Bier, dessen Literpreis etwa 80 Pfennig beträgt.

Frage: Ist die Süßmosterei nicht zu schwie- ' rig, um von Kleingartenbesitzern selbst durch-' geführt zu werben?

Antwort: Der technische Vorgang ist im Grunde einfach und beruht nur auf peinlich keimfreie Arbeit (d. h. Gärung and des Schimmeins). Schon mit einer kleinen Dämpfeinrichtung, auf dem Küchenherd be- trieben, läßt sich auch von dem Obsterzeuger ' Süßmost gewinnen, der sich keine Fruchtpresse leisten kann. Etwas größere Betriebe pressen den Obstsaft mit einer solchen aus und er- Hitzen ihn dann zur Abtötung der Keime aus 75 Grad Celsius. Die Ausbeute ist sehr be­trächtlich, sie beträgt zwischen 60 und 80 Pro­zent des Obstgewichtes. Der so hergestellte Saft wird mit peinlich sauberen Geräten so­fort auf sorgfältig gereinigte, vorgewärmte Flaschen gefüllt, wobei die Flüssigkeit mit dem oberen Flaschenrand abschließen muß.

Der Mer - Lebensniotor der Wirtschaft

In-Lem Maße, 4a dem. alle Länder sich voneinander «-schließen, ist die gesamte deutsche Wirtschaft abhängig von der heimischen Landwirtschaft. Sie ist in Zeiten, in denen die Wirtschaft nur vom Binnen­markt her belebt werden kann, der größte Rohstofflieferant für den Markt und gleich­zeitig der beste Käufer aus dem Markt. So wird es verständlich, daß die national­sozialistische StaatSsührung vor allen Dinge« versuchen mußte.

4t» tleitznngssähiaes und krisenfestes Bauerntum

zS schaffen, um so eine ruhige und gleich­mäßige Entwicklung der deutschen Volkswirt­schaft zu gewährleisten. Diese Aufgabe durch eine klare und zielbewnßte Agrarpolitik ge­löst zu haben, ist ihr größtes und bleibendes Verdienst für das deutsche Volk.

Schon tm ersten Jahr dieser Agrarpolitik ist es gelungen, die seit dem Jahre 1928 in immer stärkerem Maße abfallenden Verkaufs­erlöse der deutschen Landwirtschaft wieder um 800 Millionen Reichsmark zu steigern. Aber nicht genug damit führte man noch eine weitgehende Lastensenkung durch, indem mau wie unser Schaubild zeigt die Umsatz­steuer, Grundsteuer und Schlachtsteuer senkte, die Landwirtschaft von der Arbeitslosen­versicherung befreite, ihr Landhelfer- und Bauzuschüsse gewährte und schließlich noch ihre Hypothekeuzinseu um ISO Millionen Reichsmark herabsetzte.

Insgesamt betrug diese Entlastung der

Ausgabeuseite der Landwirtschaft 387 Mil­lionen Reichsmark.

Zieht man von dieser Summe die ver­mehrten Ausgaben für Löhne und Sozial­versicherung. die durch die große Mehrein­stellung von Arbeitskräften entstanden sind, ab. so verbleibt eine Summe von 312 Mil­lionen Reichsmark, die durch die staatliche Lastensenkung der Landwirtschaft erspart blieb. Rechnet mau hierzu die Einnahme- steigern«« der Landwirtschaft durch die Er­höhung des Verkaufserlöses in Höhe von 800 Millionen Reichsmark, so ergibt sich eine

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Gesamteinuahmesteigerung von >1.112 Mil­lionen Reichsmark.

Welchen bedeutenden Einfluß diese Ein- nähmesteigerung der deutschen Landwirtschaft aus dem Arbeitsmarkt gehabt hat, beweist allein ein Vergleich der Zahl der Erwerbs­losen in der Land- und Forstwirtschaft und ft.n Industrie und Handwerk. Im Jahre 193,1 gab es beispielsweise in der Landwirtschaft nür noch 0,31 Millionen Erwerbslose, wäh­rend in Industrie und Handwerk 4,2 Mil­lionen Erwerbslose waren. Dieser Vergleich ist gleichzeitig ein Beweis dafür, wie sehr es in Krisenzeiten allein darauf ankommt, von -der bäuerlichen Wirtschaft her die Gesamt­wirtschaft zu beleben.

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Unser zweites Schaubild zeigt diese Tat­sache in der Verflechtung der deutschen Land­wirtschaft mit allen anderen Gewerbezweigen. Während der deutsche/Bauer im Jahre 1931 insgesamt 7,4 Milliarden Reichsmark ein- «nhin, gab er an Handel, Berkehr und Kredit­institute 2,6 Milliarden Reichsmark, an In­dustrie und Gewerbe 3,8 Milliarden Reichs­mark und an die öffentliche Hand 1,2 Mil­liarden Reichsmark. Das sind insgesamt 7,6 Milliarden Reichsmark, rund 800 Mil­lionen Reichsmark mehr als die Einnahmen des deutschen Bauern.

Der Anteil -er landwirtschaftlichen Käufe

am »nouitrteuen isesamtavsatz Zeichner aufs deutlichste die Bedeutung der deut­schen Landwirtschaft für die Gesamt- wirtschast.

So kaufte der deutsche Bauer 85 Prozent aller Düngemittel, 86 Prozent aller Land­maschinen und 15 Prozent aller Baustoffe. 16 Prozent der Gesamterzeugung an Beklei­dung und 11 Prozent der Gesamterzeugung von Hausrat ginge» an die deutsche Land­wirtschaft. Dabei muß bei diesen Zahlen berücksichtigt werden, daß sie eine Zeit wieder­spiegeln, in der es für den deutschen Bauern infolge einer unvernünftigen und unklaren Agrarpolitik überhaupt keine Lebensmögkich- keiten gab und in der er infolge hoher Ver­schuldung und wucherischer Zinsfordeiungen seiner Gläubiger selbst die notwendigsten Kauft zurückstellen mußte. Diese Tatsache 2?: > ,

erhellt, wie groß an sich der Bedarf des deutschen Bauern ist. und die Absatzziffern der Industrie beweisen, daß er jede Ein­nahmesteigerung dazu benutzt, diese» Bedarj zu befriedigen.

Daraus ergibt sich nichts anderes, als daß das Geld, das der deutsche Bauer für seine Erzengniffe erhält, in Gestalt von Aufträgen am die städtische Industrie ans schnellstem Wege wieder im die Volks­wirtschaft znrücksließt und ihr so dauernd neue Impulse gibt.

B:

Humor

Unter Freundinnen

Erna, dein Verlobter erinnert mich an den vorigen Sommer."

Aber wieso, liebe Freundin?"

Ja. der war auch so lang und dürr."

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fallen und ungezwungen

tu Brlelmarken. Die Schrltlvroben . möglichst mit Tinte, geschrieben t

lein. tAlto keine Abschriften von

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dichten uiw.» Den ßuickrüten ist ein kraukierter Briesumlchlaa tür die Rückantwort belzrüliaen._

nur etnzelne Beurie.tlunaeu vier ,um Abdruck kommen können, eriolgt iak durchgebend die Be- aMwortung der Anträgen unmittelbar an die Einsender. Strengst« Diskretion ist ielbstverstSnd- lich zugesichert. Die Erledigung eriolgt in der Reibe der Etngünge. meist in etwa 14 Tagen. Für nmgeben» gewünschle Erledigungen erhöhen sich die Bedingungen de» UnkostenbeitraaeS von.7K auf das Dovvelt«. Etlauitrüge vieler Art sind mit dem Vermerkdringend" »« verleben. Di« Einsendungen, die die genaue Adresie des Absenders enthalten Müllen, sind zu richten am RS.» vresie Württemberg Abteilung Gravboloailcher Briefkasten. Stuttgart. Sriedrichstraste IS.

G. A. 7815. Sie sind nicht merkwürdig, eine stille Minute Nachdenken, erst dann hat

weder im Inhalt, noch in der Form. Wenn auch Ihre Buchstaben einige wirkungs­strebende Züge tragen, so kommen diese doch einer wirklichen Eigenart sicher nicht zu nahe. Aber gewandt sind Sie, und voller Dienst­willigkeiten für Ihre Umgebung. Für jede

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Art von Anerkennung haben Sie reiche Wort­schätze gesammelt und nehmen damit schnell und begabt sür sich ein. Jeder findet Sie nett und freundlich. Ihre Empfindungen er­frieren also ganz gewiß nicht an Verlassen­heit. auch in Ihrem Herzen stehen die Türen immer offen. Wenn der Kopf wohl auch etwas den Verkehr vermittelt, aber dann ganz ohne Gewähr, sehr unberechenbar, und rein auf Kosten und Gefahr des Mitmenschen. Denn. Sie behüten Ihre Gedanken gar nicht gern, und die Zunge ebenso wenig: auch fetzt die Biegsamkeit Ihrer Redeweise nicht nur dann ein, wenn Sie m i t den Menschen spre­chen. sondern vor allem dann, wenn Sie Ihre sprunghaften, kritischen Neigungen am ab­wesenden lieben Nächsten auslassen. Aber tüchtig sind Sie im Alltagbetrieb. Trotz der Gefühlsvorherrschaft haben Sie eine aufrechte perstandesgemäße Haltung und benehmen sich in praktischen Dingen sehr selbständig und entschlossen. Zwischenhinein können Sie sich natürlich auch recht genußfroh niederlassen, und mit Herzlichkeit und schnell erwärmten Gefühlen üppige Kasseestunden voll ausschöp- sen. Also, es ist alles lebendig in Ihnen, von den Denkanlagen bis zur Genußbegabung, nur die Zuverlässigkeit und Stetigkeit sind zu kurz gekommen, und auch an Einfachheit fehlt es recht. .

Hans H. Schade, daß ich nicht so mit dem gebührend gehobenen Schwung schreiben kann, wenn ich Ihr Bildnis in der Hand­schrift erschaue; denn ich suche ja weniger den fröhlichen Schein, sondern auch das innere Wesen, und mich begeistert keinesfalls die Kurzweiligkeit Ihrer Daseinsreise ohne irgendwelche Werte eines Ziels. Sie denken: da, wo die Sonne scheint, da ist das Leben gut, da ziehe ich meinen Weg! Möglichst pfiffig und schnell setzen Sie dann Ihren Wünschen die Segel auf, und fahren sorglos ins Weite, ohne Scheu allen möglichen Zu­fällen entgegen. Gerade mit den Zufällen haben Sie es besonders gern zu tun. Denn, es ist eine schöne Sache mit der Hoffnung aus hilfreiche Geister, die immer dann da sind, wenn man selbst Hirn und Hände nicht gern bemüht. Für alle Art Zielstreben haben Sie so eine kindliche Unbegreiflichkeit, und eine ausdauernde Arbeit hat überhaupt nicht viel Reiz sür Sie. Sparsam im Erwerben, ge­mäßigt in den Verstandesfunktionen und großzügig im Verbrauchen, das gefährdet natürlich die Bilanz des Lebens mit der Zeit. Auch in der Wahl Ihrer Freunde scheinen Sie sehr unbekümmert, und diese helfen dann noch fleißig mit beim unterhaltsamen Lebens­betrieb. Denn, zur Sonderhaft sind Sie schon gar nicht bestimmt, und alle Freude schmeckt Ihnen besser, wenn andere lustig mittun. Das ist ja schließlich auch eine Form der Sozialität, aber eine nicht sehr hochstehende und zuverlässige, weil sie immer dann ver­sagt. wenn die Not einsetzt. Und über dieses wenn die Not einsetzt" würde ich täglich!

Ihre sonnenerwürmte Heiterkeit einen lebens­aufbauenden Wert.

Dr. T. Mit mehr Kunstverstand aK Im­puls stellen Sie schöngeistige Betrachtungen an und geben tiefbegründete Ansichten mit Würde von sich. Ihre schmalen lächelnden Verneigungen sehen wohl sehr gut aus und sichern Ihnen die Bewunderung einer ver­ständnisvollen Gemeinde, vor der Sie gern alle möglichen fremdartigen Kenntnisse aus­breiten. Sie brauchen stets einen Kreis ge­pflegter Menschen, welche Ihre Weisheiten ! zu geneigt aufnimmt, und der belehrende UmgangSton in guter Abwägung ist sehr wirksam. Freie und kräftige Auseinander­setzungen lieben Sie weniger, denn die ver­einsamte Schönheit Ihrer hochkultivierten Empfindungen würde darunter leiden. Sie ersetzen dafür den geradegewachsenen Ver­kehrston durch die klugen Maßnahmen einer dehnbaren Anpassung. Gut abgegrenzt ist das kleine Reich Ihrer Gefühle, welches von Ihnen sicher beherrscht wird. Mt Unwillen betrach­ten Sie die Auswüchse des Temperamentes anderer lebensstarker Menschen, denn Sie selbst sind sparsam mit Lebensfülle bedacht. Lieber schaffen Sie sich mit reichlichen An­sichten bedeutsame Aussichten, und schrän­ken die Gefühle ein. Ihr Wohlwollen wird immer erst wach, wenn es sich um anerkannte, bemerkenswerte Persönlichkeiten handelt. Für den schlichten Mitmenschen wollen Sie sich doch nicht allzu sehr bemühen, dazu haben Sie weder Verbindungswillen, noch Herzens­wärme. Diese ist leider etwas in Lächeln, Zweifel und Wirkungsstreben untergegangen.

Karl R. Mein Herr, ein so fleißiger, zäher und gewissenhafter Arbeiter, wie Sie es sind, hat es doch gar nicht nötig, solche Anfälle von Selbstbewundernng zu bekommen, wie diesel­ben aus den hohen, sich spiegelnden Einlei­tungszügen Ihrer Schrift sprechen. Sie brau­chen doch sonst so wenig Platz sür sich und schassen so geduldig, so stetig bis aufs Kleinste sorgsam bedacht in der Stille an Ihrem Tagewerk! Deshalb müssen Sie, in einem sicheren Stolz auf die ehrliche Arbeit Ihrer Hände, alle Ueberbetonung weglassen. Im Grunde ist das ja nur ein Mangel an eigentlichem gesundem Selbstgefühl in Ihnen. Sie nehmen die anderen Menschen, und auch ihr äußeres Wesen, zu wichtig, und wollen nun mit solchen ausgebreiteten unnatürlichen Formen einen Ausgleich schaffen. Dabei be­denken Sie gar nicht, daß der Ausgleich ja schon in Ihrer Leistung liegt. Denn: jede aus Wertschaffung gerichtete menschliche Tätigkeit, steht als wirklicher Wert hei dem Menschen,

der sie ausübt. Sie adelt den Menschen von selbst, und alles andere bekommt dadurch Sinn, Zweck und auch Schönheit. Sie dürfen mir nicht schreiben: Ich bin nur ein Hand­arbeiter. Sie sollen diesesnur" ruhig weg­lassen und genau so sicher wie andere Ihren Weg gehen. Sicherer vor allen Dingen, wie die. welche sich mit Nichtstun am Weg Herum­treiben. Es handelt sich doch ums Können, und nicht ums Herumstehen! Das wird die kommende Zeit allen immer mehr zum Be­wußtsein bringen. Deshalb sollen Sie mit guter innerer Freiheit in Ihrem fleißigen Alltag stehen, und keine unvermittelten An­wandlungen von Uebertreibungen bekommen, die mit Ihrem eigentlichen Wesen nichts zu tun haben.

Ich glaube, wir verstehen uns.

P e t e r S ch l i ch.