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Der Gesellschafter
Samstag, den 28. Juli 1831.
§ in weitem Umkreis vor. SA., Fliegerstürmen . des DLV. und der Feuerwehr abgesperrt.
Reichsstatthalter Murr hat sich sofort nach Bekanntwerden des tragischen Unfalls an die i Unglücksstätte begeben. Desgleichen traf auch ? der Schweizer Konsul in Stuttgart dort ein. ' Der Reichsminister der Luftfahrt, Göring, hat dem eidgenössischen Luftamt in Bern und der Direktion der Schweizer Luftverkehrsgesellschaft anläßlich des Flugzeugunglücks bei Tuttlingen im Namen der deutschen Luftfahrt aufrichtige Anteilnahme ausgesprochen.
Nach einer vorläufigen Feststellung sind bei dem Absturz folgende Personen ums Leben gekommen: der Pilot Mühlematter, der Funkmaschinist und eine Stewardeß aus Zürich, sowie die Passagiere: Rechtsanwalt Aeggli aus Zürich, Frau Dr. Hammer mU ' Kind aus Dresden, ein Herr Schneidewing l mit Reiseziel Leipzig, ein Fräulein Rechen- ^ berg mit Reiseziel Berlin. Dr. Otto aus einem Berliner Geschäftshaus, ein Herr Krön mit Reiseziel Stuttgart, ein Herr Hcrsch, ebenfalls Reiseziel Stuttgart, und ein Ingenieur Kümmel, Reiseziel Halle
«jugendliche DiebesbaM gefaßt
Friedrichshafen, 27. Juli. Seit einiger Zeit verfolgte die Polizei eine Einbrccherbande, die sich im Allgäu betätigte. So hatte sie inWangenin einem Bauernhaus 90 RM. entwendet und in Notkreuz in einem Ladengeschäft ein größeres Quantum Zigaretten gestohlen. In Lindau wurden die drei Einbrecher, zwei Wanderburschen in den zwanziger und einer unter 18 Jahren, dann ermittelt und f e st g e n o m-m e n. Bei ihrer Einvernahme gaben sie auch zu. den in der Nacht zum 5. Juli in den Verkaufsstand beim Deutschen Haus hier bewerkstelligten Einbruch verübt zu haben, woselbst ihnen ebenfalls einige hundert Zigaretten sowie Eßwaren in die Hände gefallen waren. Wahrscheinlich haben sie noch mehr auf dem Kerbholz.
Der seit 18. Juli d.J. vermißte 65 Jahre alte Adolf Mozer von Göppingen ist im Wald von Adelberg in der Nähe der Zachersmühle er- schossen aufgefunden worden. Nähere Umstände sind noch nicht bekannt.
Dow
Kat Rußland rnobilifmt?
Berlin, 27. Juli 1914.
Der Kaiser traf vormittags in Swinemünde ein. wo ihn der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg erwartete. Nach einer kurzen Unterredung traten sie zusammen die Fahrt nach Berlin an.
Alle telegraphischen Versuche Kaiser Wilhelms II.. den russischen Zaren zum Frieden zu bewegen, bleiben fruchtlos. Es geht sogar schon das Gerücht, daß Rußland mobilisiert.
Vor der österreichischen Gesandtschaft in Berlin kam es wiederholt zu spontanen Ovationen der Bevölkerung.
Der italienische Botschafter hat eine offizielleTreueerklärung abgegeben und betont, daß sein Land zum Dreibund stehen würde.
Für Deutschland besteht vorläufig kein Grund, mit Waffengewalt in den Konflikt einzugreifen. Nach dem Vertrag vom 7. Oktober 1879 ist Deutschland erst dann verpflichtet, dem österreichischen Bundesgenossen Waffenhilfe zu leisten, wenn Rußland der k. und k. Monarchie den Krieg erklärt hat.
Aufruhr in Mtersburg
Petersburg, 27. Juli 1914.
In den Vororten von Petersburg kam es wiederholt zu schweren Schießereien zwischen berittener Polizei und streikenden Arbeitern, die sehr blutig verliefen. Im Volk ist keine Stimmung für einen Krieg vorhanden; sollte Rußland mobilisieren, so muß es mit schweren inneren Kämpfen rechnen. Schon heute hebt die Revolution überall auf dem Lande und in den Städten ihr Haupt.
gen und versichere allen übrigen Behörden und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, daß ich den guten Willen zu gedeihlicher Zusammenarbeit habe und bei sachlichen Anlässen gerne etikerrloss Besuche empfange. Wenn mich das Vertrauen der Führung auf den verantwortungsvollen Posten des Präsidenten von Unterfranken berief, so brauche ich nur denen, die mich nicht persönlich kennen, zu versichern, daß ich allen Ständen und Schichten gleichmäßig dienen und das bleiben will, was ich war: Nationalsozialist.
Es lebe der Führer und sein Volk!"
Die Bevölkerung jedenfalls begrüßt eine solche Maßnahme mit herzlicher Freude als Zeichen dafür, daß ein neuer Geist die Amtsstuben reinfegt.
„Er hat die Katze im Sack gekauft*'
Man erzählt von Till Eulenspiegel, daß er eine Katze in ein Hasenfell hineinnähte, in einen Sack steckte und den Kürschnern als einen Hasen verkaufte .... Es soll also die alte Geschichte vom unbesehenen Einkauf vom enttäuschten Käufer, wenn man sagt: „Er hat die Katze im Sack gekauft!"
Heute soll es eigentlich niemand mehr passieren. „die Katze im Sack zu kaufen", wenngleich man beim Einkauf für den Tagesbedarf oder für den allgemeinen Gebrauch eine Reihe von Waren in der ihnen eigenen Verpackung, also tatsächlich doch unbesehen, kaust.
Dennoch, man kann es mit gutem Gewissen tun. denn die Hersteller dieser Waren, der sogenannten „Markenartikel", können es sicherlich nicht wagen, nach der Methode eines Eulenspiegel unter der schützenden Hülle der Verpackung den Käufer zu täuschen. Markenartikel müssen das halten, was sie versprechen! Schließlich ist der Kauf der Markenartikel kein einmaliger Gelegenheitskauf wie in der Eulenspie- gel-Erzählung. Gerade das Gegenteil trifft zu, weil in der Höhe des Umsatzes der Markenartikel das ständig notwendige Vertrauen des Käufers zur Güte und Preiswürdigkeit begründet liegt.
Bedenken Sie auch! Ueberall ist der Markenartikel in der gleichen Aufmachung und Packung, in der gleichen Güte und in der gleichen Preisstellung anzutreffen. Dabei hat er immer eine eigene Note, indem ihm die „Marke" als Herkunftsbezeichnung. als geschütztes Wahrenzeichen. bsigegen ist. So ist mit dem Verkauf der Markenartikel — im Gegensatz zu dem „Eelegen- heitsverkauf" eines Till Eulenspiegel — stets das Streben nach Leistungssteigerung notwendig verbunden.
Der Käufer aber hat den Vorteil! Schon im Voraus, ohne Prüfung der Ware, hat er durch die „Marke" die Gewähr für die erwartete Eüte. Wer deshalb heute bewährte Markenartikel. kauft, kauft sie zwar „unter der Hülle" wie „die Katze im Sack", vermeidet aber dennoch Enttäuschungen, denn er kauft immer noch Qualitätsware!
Erster Erntewagen
Beihingen. Am Donnerstag konnten wir den ersten Erntewagen einfllhren. goldgelbe Gerste. Wagner Braun war es diesmal. Schon letzten Samstag hätte der Wagen eingeführt werden können, wären nicht einige regnerische Tage dazwischen gekommen, die ja doch auch so ersehnt wurden. Unter Mitwirkung von Pfarrer Reiff. Ortsbauernführer Vürgermstr.Franz und Hauptlehrer Lamport mit den Schülern, wurde der Wagen feierlich eingeholt.
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WrteibeW
Stuttgart, 27. Juli.
Nachdem der Reichsschatzmeister Pg. Schwarz eine Sammlung für die Durchführung des Reichsparteitages genehmigt hat, ordnet die Gauleitung an:
1. In allen Veranstaltungen der Partei und ihrer Gliederungen sind Listen auszulegen. Die Besucher der Veranstaltungen werden in gebührender Form gebeten, Beiträge für den Reichspartcitag zu zeichnen.
2. In allen Parteidienststellen und Geschäftsstellen der NS.-Presse werden Ein- zeichnungslisten ausgelegt.
3. Die Bevölkerung und die Angehörigen aller Gliederungen der Partei werden aufgesordert, durch Einzeichnung in die ausgelegten Listen die Durchführung des Reichsparteitages zu unterstützen.
4. Haus- und Straßensammlungen sind verboten; im übrigen gelten die Anordnungen des Gauschatzmeisters.
5. Alle Parteigenossen und alle Mitglieder der Gliederungen der Partei werden aufgefordert, sich für den Erfolg der Sammlung einzusetzen.
Friedrich Schmidt, stellv. Gauleiter.
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öes SbersruppeilMrers v. Zagow
Stuttgart, 27. Juli.
In einem Abschiedsbefehl des Obergruppenführers v. Jagow an die Führer und Männer seines bisherigen Stabes, der Gruppe Südwest und der Gruppe Kurpfalz! vor Uebernahme der SA.-Gruppe Berlin-' Brandenburg heißt es u. a.:
Mit Stolz fühle ich mich berechtigt, festzustellen: Nicht ein einziger- SA.-Führer oder SA.-Mann im Bereich der Obergruppe V war mit den Verrätern im Komplott. In besonderer Dankbarkeit sür diese Tatsache spreche ich den unter mir bisher die beiden Gruppen führenden Männern meinen Dank und meine Anerkennung aus: Gruppenführer Ludin und Brigadeführer Wagenbauer. Beide stehen untadelig da, genau so wie die beiden Gruppen selbst. Gruppenführer Ludin führte die Gruppe Südwest weiter. Brigadeführer Wagenbauer hat im Zuge der vom Führer befohlenen Vereinfachung die Brigade 55 (Stuttgart) übernommen. Mich ruft der Führer zu schwerster neuer Arbeit. Uns umschlingt weiter das feste Band der von ihren Schlacken gereinigten SA. So rufe ich Euch zu: In West und Süd, in Nord und Ost soll es geben nur eins SA. und die ist treu, treu bis in den Tod dem Führer und seiner Ehre.
Heil Hitler! (gez.) v. Jagow, Obergruppenführer-
Letzte Nachrichten v. Düngern tödlich abgestürzt
Einer unserer besten Sportflieger
Berlin, 27. Juli.
Am Freitag vormittag ist der bekannte deutsche Sportflieger Freiherr Wolf von Düngern in der Nähe von Augsburg abgestürzt und kurz nach dem Unfall seinen schweren Verletzungen erlegen.
Von Türmern hatte sich zu dem diesjährigen Europarundflug gemeldet und unternahm in den letzten Tagen Probeflüge mit einem neuen Sportflugzeugtyp als Vorbereitung für den großen internationalen Wettbewerb. Tie Ursache des Absturzes konnte bisher noch nicht geklärt werden. Zur Zeit des Unfalles herrschte stark böiges Wetter.
Don Düngern, der als Referent in der Sportflngabteilnng des Reichsluftfahrtministeriums tätig war, hat mit besonderem Erfolg an zahlreichen Veranstaltungen und Wettbewerben in den letzten Jahren teilgenommen, u. a. an den Europarundflügen 1929 und 1930 und an dem Deutschlandflug 1933. Tie Deutsche Luftfahrt verliert in ihm einen ihrer besten und aussich ts- reichsten Sportflieger.
Die Lustmanöver bei Mn
Ein Unglücksfall
Paris, 27. Juli.
Bei den Luftmanövern in der Gegend von Lyon hat sich ein Unfall ereignet. Als etwa 100 Militärflugzeuge in Geschwaderformation über dem Lyoner Flugplatz kreuzten, stürzte ein Flugzeug brennend ab. In 150 Meter Höhe über dem Erdboden gelang es dem Piloten, mit dem Fallschirm abzuspringen. Er trug jedoch schwere Brandwunden davon und mußte ins Lazarett überführt werden. Kurz darauf traf Luftfahrtminister Der ain in einem Bombenflugzeug in Lyon ein und ordnete die Fortsetzung der Manöver an, nachdem er sich überzeugt hatte, daß die Verletzungen des Verunglückten nicht lebensgefährlich sind.
In der Nacht zum Freitag fanden drei Angriffsübungen statt, ausgeführt von 300 Apparaten, die die abgeblendete Stadt Lyon an- grifsen.
Aus Stadt und Land
! RagolS, den 28. Juli 1931.
' Das fundamentale relegiöse Gefühl
! besteht im Bewußtsein der Gleichheit
> und Brüderlichkeit der Menschen.
! Dienstnachrichten
! Der Herr Reichsstatthalter hat im Namen des Reichs ernannt: den Stud.-Assessor Ulrich Zieg- ! ler an der Realschule mit Lateinabteilung in : Urach zum Etudienrat an der Realschule in W i l d b a d.
Der Herr Reichsstatthaller hat im Namen des Reichs je eine Lehrstelle an der evangelischen Volksschule in Altensteig-Stadt dem Lehrer Ernst >
- Schmidhuberin Stuttgart, Althengstett OA. >
- Lalw dem Hauptlehrer Küchele in Nordhausen OA. Vrackenheim:Baiersbronn OA. Freudenstadt dem Hauptlehrer Oeitle in Ebingen OA. Balingen; Dennach OA. Neuenbürg dem Lehrer Friedrich Finkbeiner in Zainingen OA. Urach; Ettmannsweiler
^ 2A. Nagold dem Lehrer Gottlob Hornber- ! qer in Stuttgart-Kaltental übertragen.
Bom Schwimmbad
27. Juli 1934.
Wasser 2t Grad C., Luft 2V Grad C.
Saison-SchlutzverkSufe beginnen
Die von allen Hausfrauen sehnlichst erwarteten Saison-Ausverkäufe werden, wie uns die Handelskammer mitteilt, am Montag, den 30. Juli, beginnen und bis Samstag, den tl. Au- ' gust, dauern. Einer Anordnung des Reichswirtschaftsministeriums zufolge ist es den Geschäftsinhabern gestattet, bereits heute Samstag, den 28. Juli, abends nach Ladenschluß mit der Ausstellung der Ausverkaufsartikel zu beginnen.
Hattet die Kellerfchüchte sauber
^ Hygiene ist der beste Weg zur Erhaltung der ! Gesundheit. In dieser Hinsicht ist unsere Stadt ^ vorbildlich. Wer aber denkt an die Kellerschächte . und Fenster? Jahrelanger Dreck und polsterdicke Spinneweben verhindern bei vielen die- ! ser Schächte jegliche irische Luftzufuhr, häufig entwickeln sie recht unangenehme Gerüche. Ist ! es da noch ein Wunder, wenn Schnaken und ' sonstiges Ungeziefer in den Kellern Hausen? Da ist es angebracht, an alle Hausbesitzer und -bewohner den Appell zu richten: Haltet die Kellerschächte sauber zum Woble aller und zum eigenen Nutzen!
Tonsilmtheater
Das Geheimnis des blauen Zimmers Wer einen Film voll atemloser Spannung sehen will, der mache eine Nervenprobe und besehe sich den, für Jugendliche verbotenen Kriminalfilm. der noch heute abend und morgen ! Sonntag in den Löwenlichtspielen läuft.
Vom Straßenbau Nagold--Attensteig
Nachdem das Bahngleis bei der Oelfabrik schon seit einiger Zeit verlegt ist. wurde dasselbe heute ^ Nacht bei der Tuchfabrik Rohrdorf ebenfalls auf den neuen Bahnkörper gehoben, so daß dem heutigen Frühzug auch dort erstmals die neue Rich- ^ tung gewiesen wurde.
Wie lange noch?
Reichlich lange schon, ist die Staatsstraße Na- s Mld—Oberjettingen gesperrt und erfordert die Fahrt in Richtung Herrenberg eine nicht unerhebliche Umleitung über Mötzingen. Nachgewiesenermaßen wäre fast über die ganze Zeit des Straßenum- bezw. Neubaues eine Durch- , fahrt möglich gewesen, weit eher, als auf der Strecke Nagold—Altensteig, woselbst Erdbewegungen in hundertprozentig größerem Ausmaße, l neben der Korrektion des Bahnkörpers keine f Straßensperre verursachten.
! Dem Berkehr freigegeben
Die Verbreiterung der Straße und der Neubau an der Kurve Abt. Halbmond, zwischen Hallwangen und Herzogsweiler ist beendet, so «aß seit einigen Tagen die Straße von Hallwan- M nach Herzogsweiler für den Verkehr wieder Iieigegeben wurde. Die Beseitigung der scharfen ^urve am Halbmond, die auf Markung Dorn- mten und Herzogsweiler liegt, wird besonders Autokreisen lebhaft begrüßt. Das schöne Wet- «r hat den Bau der Straße außerordentlich be- Mstigt. Die Verbreiterung der sonstigen Stra- Mtrecken vom Kniebis bis Altensteig ist in ^»ssicht genommen. Die Pläne liegen zur Genehmigung vor.
Nagoldbah« oder Murgtalbahn?
Wir entnehmen dem Pforzheimer Anzeiger nachstehende Notiz:
Mit der Eröffnung des Zwischenstückes der Murgtalbahn, die jahrzehntelang verschleppt worden war. rechnete man auch mit der Einführung eines durchgehenden Schnellzugsverkehrs zwischen Karlsruhe und Freudenstadt mit Anschlüssen vom Rhein und Frankfurt. Diese Hoffnungen sind bis jetzt nicht erfüllt worden, wohl in erster Linie wegen der technischen Unvollkommenheiten. der starken Steigungen und dem Mangel eines ausreichenden Unterwegsverkehrs.
Von Karlsruhe ist nunmehr ein Antrag an die zuständigen Stellen gestellt worden, dessen Spitze sich gegest die Nagoldbahn und damit auch gegen Pforzheim richtet. Dort wird gesagt, daß der höchst fehcnswürdigen Gebirgsbahn im Verkehr vom Rhein nach Freudenstadt der Vorzug gegenüber dem Weg über Pforzheim gebühre. Die Strecke über Pforzheim ist nun allerdings erheblich länger, wird aber trotzdem schneller befahren. Wenn weiter angeführt wird, daß auch aus betriebstechnischen Gründen der Strecke durch das Murgtal der Vorzug gebühre, so vergißt man wohl, daß das obere Stück der Murgtalbahn bis vor wenigen Jahren Zahnradbetrieü hatte, und sehr starke Steigungen aufweist, wüh- der Weg über das Nagoldtal im gewöhnlichen Betrieb, und zwar recht schnell befahren werden kann. Man hat vergessen, daß die Eilzllge, die jetzt die Bäder bedienen, nicht nur die Plätze im Nagoldtal versorgen, sondern auch die wichtige Verbindung mit Wildbad Herstellen, und daß auf diesen Zügen ein recht erheblicher Verkehr von und nach Pforzheim liegt. In einer Richtung vermitteln die Bäderzüge auch den Verkehr zwischen der Schweiz (Zürich) und dem Bodensee nach Karlsruhe und nach Pforzheim.
Der Stadt Karlsruhe geht durchaus nichts verloren, wenn die Züge den Weg über das Nagoldtal nehmen, das für sich in Anspruch nehmen kann, daß es nicht weniger schön ist, als das Murgtal, und daß außerdem die Fahrt von Hochdorf nach Freudenstadt mit dem weiten Blick — bei guter Sicht über die ganze schwäbische Alb — besondere Reize hat. Die Eilzüge in ihrer jetzigen Führung genügen den Erfordernissen des Enz- und Nagoldtales und der Verbindung Frankfurt—Freudenstadt vollkommen. eine Doppelführung zwischen Karlsruhe und Freudenstadt würde ihre Wirtschaftlichkeit nur gefährden.
Wenn von Karlsruhe aus gesagt wird, daß das dreimalige „Kopfstellen" der Züge einen Nachteil bedeute, so sei daran erinnert, daß während der Offenburger Sperre in der Zeit des Franzoseneinfalls 1923 die Züge über Mühlacker fuhren, und daß man sich mit dem Gedanken trägt, bei Mühlacker eine Abkllrzungslinie zu erstellen, so daß nur noch einmal der Zug die Richtung wechselt. Diese kleine Unannehmlichkeit muß man bei vielen anderen Verbindungen mit in Kauf nehmen.
Alle Achtung!
Der Gauleiter von Unterfranken. Pg. Dr. Helmuth, hat seinen kürzlichen Amtsantritt als Regierungspräsident zum Anlaß genommen, um in einem Erlaß in offenen Worten mit einer cm nationalsozialistischen Staaten unangebrachten alten Gewohnheit zu brechen. In dem Erlaß heißt es u. a.:
„In früherer Zeit standen neuernannte Präsidenten vor einer langen Vesuchsliste, die mit Namen der höchstgestellten Persönlichkeiten des Amtsbereichs begann und plötzlich endigte mit dem Namen derjenigen Person, die gerade noch für tauglich befunden wurde, präsidialer Wertschätzung würdig zu sein. Die ersten Wochen präsidialer Amtstätigkeit bestanden früher demzufolge in zeremoniellen Wanderungen mit Frack und Zylinder, in eintönigen Entgegennahmen untertänigster Ergebenheitsbeteuerungen und in ebenso oft sich wiederholenden Zusicherungen huldvollster Geneigtheit.
Ich breche bewußt mit diesen Ueberbleibseln llbertünchter Höflichkeit:
1. weil mir arm und reich, hoch und niedrig gleich lieb und wichtig sind — weshalb ich nicht wüßte, mit welcher Person ich die offiziellen Besuche und Empfänge beschließen sollte.
2. weil mir Frack und Zylinder nicht die angenehmsten Kleidungsstücke sind und
3. weil ich sachliche Arbeit leisten und überflüssige Aeußerlichkeiten nach Tunlichkeit meiden will.
Ich entbinde deshalb auch sämtliche mir unterstellten amtlichen und Parteidienststellen von irgendwelchen formalen BesuÄen und Beteuerun-