Aus de» englischen Unterhaus.

London, 2. Dez. Bonar Law erklärte im Unterhaus auf eine Anfrage Hails bezüglich der Gerüchte, wonach der deutsche Kronprinz zwecks Stürzung der augenblicklichen deutschen Regierung mit den Führern der, monarchistischen Partei in Preußen in Verbindung gestanden haben soll, er wisse daß diesbezügliche Gerüchte vor einiger Zeit im Um­lauf waren. Besondere Bedeutung werde ihnen jedoch nicht beigemeflen Er zweifle nicht daran, daß die niederländische Regierung ihre Verantwortlichkeit bezüglich des vormaligen deutschen Kronprinzen sehr ernst auffasse. Greenwood e: widerte auf eine Anfrage, eS sei beabsichtigt. diejenigen Per sonen zu internieren, bei denen die Behörden Grund zu der Annahme hätten, daß sie mit der irischen Organisation in Verbindung flehen Während ihrer Internierung würden sie eine Behandlung erfahren, ähnlich der der Kriegsge­fangenen Dies bedeute jedoch keinesfalls ihre Anerkennung als Kriegsgefangene.

Die Londoner Konferenz.

London, 2 Dez. Die Londoner Konferenz hat bisher noch keine Beschlüsse zur Orientfrage gefaßt. Anscheinend kommt ein Kompromiß auf der Grundlage der Anerkennung des Kronprinzen Georg und der Jnternationaliflerung SmyrnaS in Betracht

Arbeitstose in England.

Amsterdam, 2. Dez. Reuter meldet aus London: 700 Arbeitslose begaben sich nach dem Gemeindehaus von Totten­ham und besetzten es. Sie gaben bekannt, daß sie dort über wintern wollen und richteten an das Publikum das Ersuchen, sie mit Lebensmitteln zu versorgen.

Das irische Problem.

London. 2. Dez. Die öffentliche Meinung erblickt in dem liebergreifen des irischen Terrors nach Großbritannien Argumente zur Rechtfertigung der offiziellen Irland Politik. Die Brandstiftungen in Liverpool und Downing Street er wecken das Gefühl einer schweren Herausforderung. Die Schließung der Parlamentstcibünen und die Maßnahmen zum Schutze des Regierungsoiertels erregen die Phantasie. Scharfe Krniker der Regierung wie dieDaily Mail" ver­langen energische Abwehr der irischen Angriffe.

tzardings Politik.

Berlin. 2. Dez. Wie bereits gemeldet, hielt Harding, auf seiner Reise nach dem Süden, in Panama eine Ansprache, in der er erklärte, nach einem einheitlichen Zusammenarbeiten Nord-, Mittel und Südamerikas streben zu wollen. Nach einem drahtlosen Telegramm aus New Dort, in holländischen Blättern, sagte Herr Holding jedoch werter, er habe die Ab­sicht, die Truppenmacht am Panamakanal von 5000 auf 50000 Mann zu verstärken, und auch die amerikanischen Be satzungen auf den Inseln des westindischen Archipels nam Haft zu oeriMhren. Weiter stellt Harding in Aussicht, Abga befreiheil für amerikanische Schiffe im Panamakanal erringen zu wollen. Der Widerstand Frankreichs und Englands soll vermittels eines Abkommens über die Kriegsschulden über­wunden werden.

Paris, 1. Dez. Nach einerMatin"-Meldung aus Lon­don liegen dort aus New Jork Nachrichten vor, die besagen, daß Senator Knox die Stelle des Staatssekretärs bei Harding «innehmen werde.

Würrtembergische Politik.

Wohnungsfrage« im Finanzausschuß.

Stuttgart, 2. Dez. Der Finanzausschuß setzte gestern die Beratung der verschiedenen Anträge zur Wohnungsfrage fort. Zunächst wurden Anträge des Abg. Heymann (S) und Andre (Z) zu folgendem Antrag, dem auch die Abg. Schott (BB.) u. Schees (Dd.) beitraten, zusammengefaßt: Die Regierung zu ersuchen, auf eine Verbilligung der B.'au kosten htnzuwirken s) durch Lieferung von Baustoffen

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Das Mannigfaltige läßt sich erlernen.

Das Urgewaltige kommt von den Sternen.

Geibel.

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Pütt 6-lmitzls lvMttjnvle Geschichte.

161 Von Ndelbert von Lhamiffo.

Ich weiß nicht, ob ich es der Spannung meiner Seele, unter dem Drange so mächtiger Empfindungen, zuschreiben soll, ob der Erschöpfung meiner physischen Kräfte, die wäh­rend der letzten Tage ungewohntes Darben geschwächt, ob endlich dem zerstörenden Aufruhr, den die Nähe dieses grauen Unholdes in meiner ganzen Natur erregte: genug, es befiel mich, als eS an das Unterschreiben ging, eine tiefe Ohnmacht, und ich lag eine lange Zeit wie in den Armen des Todes.

Fußstampfen und Fluchen waren die ersten Töne, die mein Ohr trafen, als ich zum Bewußtsein zurückkehrte; ich öffnete die Augen, eS war dunkel, mein verhaßter Begleiter war scheltend um mich bemüht.Heißt das nicht wie ein altes Weib sich aufführen > Man raffe sich aus und voll­ziehe frisch, was man beschlossen, oder hat man sich anders besonnen und will lieber greinen?" Ich richtete mich müh­sam auf von der Erde, wo ich lag, und schaute schweigend um mich. Es war später Abend, aus dem hellerleuchteten Försterhause erscholl festliche Musik, einzelne Gruppen von Menschen wallten durch die Gänge des Gartens. Ein paar traten im Gespräche näher und nahmen Platz aus der Bank, worauf ich früher gesessen hatte. Sie unterhielten sich von der an diesem Morgen vollzogenen Verbindung des reichen Herrn Raskal mit der Tochter des Hauses Es war also geschehen.

Ich streifte mit der Hand die Tarnkappe des sogleich mir verschwindenden Unbekannten von meinem Haupte weg und eilte stillschweigend, in die tiefste Nacht des Gebüsches mich versenkend, den Weg über Graf Peters Laube einschlagend. dem AuSgange des Gartens zu.- Unsichtbar aber geleitete mich mein Plagegeist, mich mit scharfen Worten verfolgend. Das ist also der Dank für die Mähe, die man genommen

aus staatl. oder gemeindl. Besitz zu Selbstkostenpreiserl unter Anrechnung auf die aus öffentl. Mitteln zu leistenden Bau­kostenzuschüsse; b) durch Einflußnahme auf die Preisbildung in der Baustoffind ustrre und Bekämpfung der in der Baustoffindustrie auftreteirden Bestrebungen, die Produktion einzuschränken; c) durch Beeinflussung der Jnrercssenverbände der Baustoffindustrie und des Bau ha rr d rve rks im Sinne einer angemessenen Preisfestsetzung, die unter Ausnützung aller Erspormsmöglichkeilen für jeden einzelnen Fall zu er­folgen hat, sowie im Sinne einer Steigerung der Arbeits­leistungen von Bauunternehmern mrd Arbeitern; fl) durch wirtschaftliche Durcharbeitung (Typisierung) und Vorbereitung der Baupläne, sowie durch eine Beschränkung der Wohuungs- bauarbeiten auf das unbedingt Nötige. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Abgelehnt wurde dagegen ein Antrag Zi eg le r (U.), der u. a die Sozialisierung der Bau­stoffindustrie sofort eintenen will. Einstimmige Annahme fand folgender gemeflrsamer Antrag Heymann Andre: Die Regierung zu ersuchen, bis zur Behebung der dringend­sten Wohnungsnot die Rationierung txr vorhandenen Wohnungen durch eine zeitgemäße Neufassung der bestehen­den Vorschriften der: berechtigten Bedürfnissen der Wohnungs inhaher entsprechend schärser und gleichmäßiger zu gestatten. Von den Abg. Wider, Schort Hill er und Taxis (BB.) lag der Antrag vor: Die Regierung zu ersuchen, in Erwä­gungen darüber einzutreten, ob Private, die aus die Inan spruchnahme öffentlicher Mittel sür die zu erstellende Wob nungsneubauten verzichten, nicht von der Rationierung be­freit werden können. Der Abg. Schees beantragte anzu fügen:und den Mietern mit deutscher Staatsangehörigkeit die Zuzugserlaubnis erteilt werden müsse." Hierüber en; spann sich eine längere Aussprache, in der die Anträge von saz.-dem. Seite bekämpft, von Rednern des Zentrums, der Bürgerpartei, der Demokratie, wie auch vo» seiten der Regierung befürwortet wurde» mir dem Hinweis, daß eS erwünscht und notwendig sei, daß solchen Personen, die auf Reichszuschüffe verzichten, das Bauen möglichst er­leichtert würde, namentlich auch dadurch, daß die erstellten Gebäude nicht rationiert werden. Der Antrag fand schließ lich mit dem Abg. Schees beantragten Zusatz Annahme.

Neue Srnührungskonferenz.

Stuttgart, 2. Dez. Die deutschen Ernährungsminister werden sich nächsten Freitag und Samstag in Weimar treffen, um besonders über die Produktionsförderung in der Land Wirtschaft zu beraten. Auch der würtr Ernährungsminister Dr. Schall wird sich an den Verhandlungen beteiligen.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold, den 3. Dezember.

* Auskunsterteilung über vermißte Krieger. Von

zuständiger Seite wird mitgeteilt: In letzter Zeit sind wieder holt von Privatorganisaiionen unb Privatvereiueu in der Presse Veröffentlichungen erfolgt über Auskunftserteilung an Angehörige ehemaliger Kriegsgefangener. Wenn auch der gute Zweck und das Bestreben dieser Organisationen, den Angehörigen Vermißter durch Rat und Anskunfterteilung u. durch Auslegung von Such- und Bermißtenlisten zu helfen, nicht verkannt wird, so erscheint es doch im allgemeinen In­teresse und zur einheitlichen und genauen Durchführung des so wichtigen Werkes -unerläßlich, daß sich nur eine Stelle mit der Nachforschung nach Vermißten beschäftigt. Da den Prt- vatorganisationen und -Vereinen behördlicherseits eingerich­tete Hilfsquellen nicht zur Vergügung stehen, sie ihre Aus­künfte vielmehr meistenteils auf Grund privater Mitteilungen, die nach diesseits gemachten Erfahrungen nicht immer zutref­fend noch erschöpfend genug sind, geben, dürften sie kaum in der Lage sein, den beabsichtigten Zweck durchgreifend zu er­füllen. ' Es wird deshalb erneut darauf hingewiesen, daß das Zentralnochweiseamt für Kriegergräber und Kriegerveiluste, Zweigstelle Stuttgart, Rotebühlkaserne, die alleinige Stelle ist, die über vermißte württ. Heeresangehörige amtliche Nach­forschungen anstellr und kostenlose Auskunft erteilt.

* Wichtig für Rentenempfänger. Die Empfänger von Unfall-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten (Witwen und Waiscnrentenempfänger) haben ihre monatlichen Renten­quittungen künftig nur noch am l. .Dezember, l. März, l Juni und l. September jeden Jahres durch die Orisbehörde ihres Wohnorts beglaubigen zn lassen. I» den- übrigen Monaten kann die monatliche Rente (ohne vorherige Be glaubigung) direkt bei der Post erhoben werden. Bei erst­maliger Erhebung einer Reute und bei Remenquitrungen über einmalige Zahlungen in stets die Beglaubigung der OrlSbehörde für die Arbeikerverstcheruug erforderlich

* Einschränkung der Gisenbahnfahrkosten bei Dienst­reisen. Nach einer Bekanntmachung des Sracusministeriums sollen die Beamte», die bei Dienstreisen die höheren Wagen klaffen benützen dürfen, sich hiebei tunlichste Beschränkung ausecleyen und sich insbesondere auf kürzere Entfern urigen in der Regel der 3. Waaenklasse bedienen. Ju einer Zeit, da weite Kreise der Bevölkerung von der 2 in die 3 und 4. Wagenklaffe abgewanderk sind, sollen auch die Beamten den zu größter Sparsamkeit mahnenden Verhältnissen Rech nung tragen und, soweit es an ihnen liegt, jede vermeidbare Ausgabe von der Staatskasse sernhalten.

* Luther und die vermehrte Draugerstenzuweisung. Luther, der überhaupt eineu scharfen Blick gehabt hat für die Alkoholschäden und für die Gefährdung seines deutschen Volkes durchden Saus", diesenallmächtigen Abgott bei uns Deutschen", hat einmal über das Bier einen Ausspruch getan, der jetzt noch viel mehr Berechtigung har als vor 400 Jahren :Ick habe zu Gott gefleht, daß er die ganze Bier­brauerei vertreiben möchte. Ich habe den ersten Bierbrauer oft verwünscht. Es' wird mi> dem Brauen so viel Gerste verderbt, daß man davon ganz Deutschland möchte erhalten".

* Ungültige Reisebrotmarken. Seit Ende Mai sind .die alten Rsisebrotmarken (großes Format) und die neuen

Retsebrotmarken (kleines Format) nebeneinander gültig. Nach Anordnung des Landesqetreideamts sind die alten Reisebror- marken ab l. Jan. 1921 ungiiltia. Ein Umtausch in neue Reisebroimalken erfolgt nickt Wer also noch alle Marken besitzt, sollte sie noch in diesem Jabre ausbrauchen.

- Mtlttiirpferde für Landwirte. Die Nachricht, daß die Heeres­verwaltung schon wieder Pferde versteigert habe, dis von den Händ­lern mit großen Gewinnen an die Landwirte abgesetzt würden, ist dahin einzuschränke», daß nur eine einzige Versteigerung durch die Reichswehr in Breithülen stattfand, die bekanntlich schon den Gegen- stand von Beschwerden bildet. Auch der Landtag wird sich mit einem Antrag beschästigen, daß bei weheren Verkäufen von Mil tärpferden in erster Linie die Landwitte, namentlich solche berücksichtigt werden müssen, die entweder bei früheren Eingaben übergangen wurden oder durch die Maul- und Klauenseuche schwere Verluste an Gespannvieh erlitten haben. Gesuche von Landwirten sind unter Angabe ihrer besonderen Familien-, Vermögens- und Brtriebsverhältnisie mit Be­fürwortung durch das Schulthelßenamt und Oberamt schleunigst an, die Landwittschaftskammer einzureichen. Es ist schon oorgekommen daß Landwirte die zugcwiesenrn Pferde nicht annahmen, die nach- träglich frei versteigert wurden und dann aus dem Weg über den Händler erheblich teuerer an die Landwirtschaft gelangte».

r Altensteig, 3. Dez Am Mittwoch fand im Gast Haus z. Sternen eine Versammlung der Klembrenner des Bezirks statt, die sehr zahlreich besucht war. Zollinspektor Mattes erläuterte sehr wichtige Fragen die infolge des Branntweinmangels für die Kleinbrsnner von größter Wich tigkeit sind Vorstand Kleiner berichtete daß die Kontin­gente der Klembrenner noch weiter zurückgesetzi werden sollen uad nur ein energisches, gemeinsames Vorgehen die Klsin- brenner noch lebensfähig erhalten könne. Da heute Mais zum Brennen freigegeden ist, wurde vereinbart, dies gemein­schaftlich zu beziehen. Die Versammlung nahm einen har manischen Verlauf.

Aus dem übrigen B-ürttemdrrg.

Mittettal, 1 Dez. Schkoffermeister Karl Gaiser, welcher vor 14 Tagen in Tanncnsels mit einem elektrischen Mast in den Miihl- kanal gestii-zt ist. mußte letzte Woche infolge hinzugrkommenen Wund- stankrampss ins Bezirkskrankenhaus Freudenstadt verbracht werden. Dort ist er an den Folgen seiner Verletzungen am Sonntag früh gestorben.

hat, Monsieur, der schwache Nerven hat, den langen neben Tag hindurch zu pflegen. Und man soll den Narren im Spiele abgeben Gut, Herr Trotzkopf, fliehn Sie nur vor mir, wir sind doch unzertrennlich. Sie haben mein Gold und ich Ihren Schatten; das läßt ims beiden keine Rüde. Hat man je gehört, daß ein Schatten von seinem Herrn gelaffen hätte? Ihrer zieht mich Ihnen nach, bis Sie ihn wieder zu Gnaden annehmen und ich ihn los bin. Was Sie versäumt haben, aus frischer Lust zu tun, werden Sie nur zu spät aus Ueberdruß und Langeweile uachholen müssen. Man entgeht seinem Schicksale nicht." Er sprach aus dem selben Tone fort und fort. Ich floh umsonst, er ließ nicht nach, und immer gegenwärtig, redete er höhnend von Gold und Schatten. Ich konnte zu keinem eigenen Gedanken kommen.

Ich hatte durch menschenleere Straßen einen Weg nach meinem Hause eingeschlagen. Als ich davor stand und es ansah. konnte ich es kaum erkennen; hinter den eingeschla­genen Fenstern brannte kein Licht. Die Türen waren zu, kein Dtenervolk regte sich mehr darin. Er lachte laut auf neben mir:Ja ja, so geht'S! Aber Ihren Bendel finden Sie wohl daheim, den hat man jüngst vorsorglich so müde nach Hause geschickt, daß er es wohl seitdem gehütet haben wird." Er lachte wieder.Der wird Geschichten zu erzählen haben! Wohlan denn! für heute gute Nacht, auf bal­diges Wiedersehen!"

Ich hatte wiederholt geklingelt, es erschien Licht. Bendel frug von innen, wer geklingelt habe. Als der gute Mann meine Stimme erkannte, konnte er seine Freude kaum bän­digen. Die Tür flog auf, wir lagen weinend einander in den Armen. Ich fand ihn sehr verändert, schwach und krank. Mir war aber das Haar ganz grau geworden.

Er führte mich durch die verödeten Zimmer nach einem innern, verschont gebliebenen Gemach. Er holte Speise und Trank herbei, wir setzten uns, er fing wieder an zu weinen. Er erzählte mir, daß er letzthin den grau gekleideten dürren Man», den er mit meinem Schatten angetroffen hatte, so lange und so weit geschlagen habe, bis er selbst meine Spur verloren und vor Müdigkeit hingesunken sei; daß nachher, wie er mich nicht wieder finden gekonnt, er nach Hause zu­rückgekehrt, wo bald darauf der Pöbel auf RaSkals Anstiften, herangestürmt, die Fenster einaesch agen und seine Zerstö- rnngtzlust gebüßt. So hatten sie an ihrem Wohltäter ge handelt. Meine Dienerschaft war auseinander geflohen. Die

örtliche Polizei hatte mich als verdächtig aus der Stadt ver­wiesen und mir eine Frist von vierundzwanzig Stunden fest­gesetzt. um deren Gebiet zu verlassen. Zu dem. was mir von Raskals Reichtum und Vermählung bekannt war, wußte er noch vieles hinzuzusügen. Dieser Bösewicht. von dem alles ausgegangen, was hier gegen mich geschehen war, mußte von Anbeginn mein Geheimnis besessen haben, es schien, er habe, vom Golde angezogen, sich an mich zu drän­gen gewußt und schon in der ersten Zeit einen Schlüffe! zu jenem Goldschrank sich verschafft, wo er den Grund zu dem Vermögen gelegt, den noch zu vermehren er jetzt verschmä­hen tonnte.

Das alles erzählte mir Bendel unter häufigen Tränen und weinte dann wieder vor Freuden, daß er mich wieder sah, mich wieder hatte und daß, nachdem er lange gezweifelt. wohin das Unglück mich gebracht haben möchte, er mich es ruhig und gefaßt ertragen sah. Denn solche Gestaltung hatte nun die Verzweiflung in mir genommen. Ich sah mein Elend riesengroß, unwandelbar vor mir, ich hatte ihm meine Tränen ausgeweint, eS konnte kein Geschrei mehr aus mei­ner Brust pressen, ich trug ihm kalt und gleichgültig mein entblößtes Haupt entgegen.

Bendel", Hub ich cm,du weißt mein Los. Nicht ohne früheres Verschulden trifft mich schwere Strafe. Du sollst länger nicht, unschuldiger Mann, dein Schicksal an das meine binden, ich will es nicht. Ich reite die Nacht noch fort, sattle mir ein Pferd, ich reite allein, du bleibst, ich wiü's. Es müssen hier noch einige Kisten GoldeS liegen, das behalte du. Ich werde allein unstet in der Welt wandern, wann mir aber je eine heitere Stunde wieder lacht und das Glück mich versöhnt anblickt, dann will ich deiner getreu gedenken, denn ich habe an deiner getreuen Brust in schweren, schmerz­lichen Stunden geweint."

Mit gebrochenem Herzen mußte der Redliche diesem letz­ten Befehle seines Herrn, worüber er in der Seele erschrak, gehorchen; ich war seinen Bitten, seinen Vorstellungen taub, blind seinen Tränen; er führte mir das Pferd vor. Ich drückte noch einmal den Weinenden an meine Brust, schwang mich in den Sattel und entfernte mich unter dem Mantel der Nacht von dem Grabe meines Lebens, unbekümmert, welchen Weg mein Pferd mich führen werde, denn ich hatte weiter auf Erden kein Ziel, keinen Wunsch, keine Hoffnung.

(Fortsetzung folgt.)