Nur die kommunistische Leibwache hielt Ausschau nach „Ver­dächtigen". Schutzleute sorgten außerdem für möglichst« Fret- haltung de« Vorplatzes. Unter der Begleitung sah man den Sowjetgesarrdten Kopp mit seinem Personal. Adolf Hoffmann und Dr. Leoi (KPD.) nebst Anhang. Die etwa 25 Russen belegten dann im Zuge eine große Anzahl Abteile 2. Klaffe, wobei sie die geleitenden Kriminalbeamten aaf den Gang zu drängen versuchten. Dem Kriminalkommissar gelang es schließlich, ilir die Beamten ein Abteil neben Sinowjew frei zumach«». Natürlich geleiteten auch eine Anzahl „Neukom­munisten", darunter Abg. Adolf Hoffman«, die „moSkonzitischen Halbgötter" nach Stettin, von wo auS die Weiterreise auf einem Frachtdampfer der Reederei Giebel nach Reval erfol­gen ioll.

Dt« Amerikaner für die Rückgabe der Kabel an Deutschland.

Paris, 26. Okt. Aus Washington wird gemeldet, daß die amerikanische Abordnung auf der internationalen Konfe renz dafür eingetreten sind, die früheren deutschen Kabel ih rrn Eigentümern wieder zurückzugebeu. Die Ansrechierhai- tung einer direkten Verbindung zwischen Amerika u. Deutsch­land würde dadurch gewährleistet. Die englische Abordnung sprach sich gegen diesen Vorschlag aus

Die Freiheit Irlands.

Paris, 26. Okt. Nach einer Reuter Meldung aus Was­hington erklärte der demokratische Präsidentschaftskandidat Cox in einer Rede, er zweifle nicht einen Augenblick daran, daß Irland seine Freiheit wieder erlangen könne. Er werde nötigenfalls, wenn er gewählt werde, die Sache Irlands per­sönlich verteidigen und zu diesem Zweck an die gl,len Abstch ten der ganzen Welt appellieren

Der englische Kohlenstretk.

London, 26. Okt. Den Blättern zufolge soll ein von der Regierung an die Beigleute gerichteter Vorschlag eine Lohn­erhöhung um zwei Schilling und eine bedeutende Steigerung der Kohlenförderung ermöglichen. — Im Unterhaus führte gestern abend Lloyd George aus. er hoffe, daß durch die jetzi­gen Unterhandlungen ein Untersuchungsausschuß zwecks Er­höhung der Kohlenerzeugung unnötig werden würde.

Frankreich» Außenhandel.

Paris. 28 Okt. Die Einfuhr Frankreichs in den ersten nenn Monaten des Jahres 1920 betrug 27 189071000 Francs gegen 24 567 420000 in der gleichen Zeit des Vorjahres. Der Export in der cleichen Zeit betrug 16 557 71l 000 Francs gegenüber 6 704 21? 000 Francs in der gleichen Zeit des Jahres 1919

Di« Heimsend»», der lettischen Flüchtling«.

Libau, 26. Okt. Die Heimsendung der lettischen Flücht linge aus Rußland wird intensiv fortgesetzt. Durchschnittlich 1000 Gefangene werden täglich nach der Heimat transportiert. — Preffenachrichten zufolge wird Nejerorvitsch, Minister für auswärtige Angelenheiten, in der nächsten Zeit ins Ausland reisen, u. a. nach Genf. Die Genfer Konferenz wird wahr­scheinlich die Frage über die Aufnahme Lettlands in den Völkerbund endgültig entscheiden.

Tiustellnng d«r Kampstätigkeit an den Fronten.

Posen, 26 Okt. In der heutigen Sejm-Sitzung wurde der Waffenstillstand und der Vorfriedonsorrtrag mit Sowjet­rußland einstimmig angenommen und das Operhaupt zur Unterzeichnung der Ratifikation im Namen der polnischen Republik ermächtigt.

Moskau, 26 Okt. An der Westfront werden unsere Truppen umgruppiert, um die in den Waffenstillstandsbe- dtngunyen vorgesehene Linie zu besetzen. Die Kampstätigkeit ist eingestellt worden.

Warschau, 26. Okt. Auf der antibolschewistischen Front haben die Truppen nach der Unterzeichnung deS Waffenstill standS die Operationen eingestellt.

Afghanistan.

Paris, 26. Okt. Nach einer Privatmelduug des „Temps" au- London steht der Gmir von Afghanistan, der sich wegen de- Vormarsches der Bolschewisten von Buchara beunruhige, im Begriff, sich ausS neue den Engländern in Indien zu

nähern. Nach dem „Daily Expreß" habe er an den Mzekönig von Indien geschrieben, um ihn zu ersuchen, eine englische Mission nach Kabul zu entsenden. Der Emir habe auch finanzielle Schwierigkeiten, seitdem ihm im August 1919 die jährliche Unterstützung von 120000 Pfund Sterling durch die Engländer entzogen worden sei zur Strafe dafür, daß er die nordwestliche Grenze von Indien nicht respektiert habe.

Blntige Zusammenstöße in Bombay.

Amsterdam, 28. Okt. Einer Reutermeldung aus Bom dm, zufolge, kam es zwischen ausständigen Stroßenbnhn- schaffnern und Polizisten zu Zusammenstößen, der denen 13 Personen, darunter 2 Polizisten, verletzt wurden.

Zum Tobe des Königs von Griechenland.

Es sind tragische Geschicke, von denen das griechische Königshaus in den letzten Jahren betroffen wurde. Wie sein Vater, König Konstantin, so hat auch König Alexander die griechische Krone nicht lange kragen dürfen. Nachdem sein Vater im Frühsommer I8l7 nach seiner Abdankung Griechenland verlassen und nachdem auch der damalige Kronprinz Georg (geb. 1890) auf den Thron verzichte» hatte, wurde Prinz Alexander König von Griechenland. Geboren auf Schloß Tato, am 20. Juli 1898 war König Alexander 24 Jahre alt, als ihn das Schicksal auf den Thron rief Im jugendlichen Alter von 27 Jahren und 3 Monaten hat ihn nun der Tod dahingeraffl. An seine plötzliche schwere Erkrankung knüpften sich verschiedene Gerüchte, die noch nicht völlig aufgehellt sind. Wie dieser Tage gemeldet wurde, soll nunmehr der Bruder des verstorbenen König Prinz Paul König von Griechenland werde»!.

Die Poltzeistnnde im Winter.

Berlin, 26. Okt Der prenßijche Minister des Innern hat durch Erlaß sämtliche RegierungSpräsidenien und den Polizeipräsidenten von Berlin angewiesen, die Polizeistunde allgemein auf 10 Uhr abends festzusetzen, nm wo besondere örtliche Verhältnisse dies dringend erfordern, könne die Schluß­stunde auf 11 Uhr und Sonnabends auf II*/« Uhr erhöht werden. Mit Rücksicht auf die erneute Verschärfung der Lage unserer Kohlenoersorgimg macht der Minister der Po­lizei die strikte Durchführung dieser Verordnung zur Pflicht. Es ist anzunehmen, daß die Polizeistunde in Berlin sofort auf i l Uhr festgesetzt wird

LKürttem der gischt Pslitrs.

Teuerungszulage« in der Metallindustrie.

Der Arbeitsminister Hai den Schiedsspruch zum Kollek livabkommen für die Würtl. Metallindustrie für verbindlich erklärt. Demnach erhalten ab 10. September ds. Js. ver­heiratete Arbeiler eine weitere Teneningszulage von 20 Pfg. in der Stunde, ledige Arbeiter mit 25 Jahre», Witwen und verheiratete Arbeiterinnen, sofern der Mann nicht erwerbs tätig ist, 10 Pfg in der Stunde. In Betrieben mit Akkord­arbeit erhalten tüchtige Facharbeiter mindestens 25 Prozent über ihren Einstellohn

Deutsche Bolkspartei und Studentenschaft.

Der Abg. Bickes von der Deutschen Volkspartei hat bei der Staatsreqierung folgende Kleine Anfrage eingebrachr: Ein großer Teil der Studierenden unserer Hochschulen be findet sich gegenwärtig, wie nicht bestritten werden kann, wirtschaftlich in äußerst bedrängter Lage. Die Zahl derer, die sich nach mehrjährigem Studium jetzt außer Stande sehen, die zum Abschluß des Studiums noch erforderlichen Mittel von ihren Familien zu erhalten vder aus eigener Kraft zu erwerben, ist keineswegs gering, die Gefahr aber groß, daß diese Studierenden letzten Endes in die Hände von zweifel­haften Geldgebern fallen. Hier lut Hilfe dringend not. Ist das Staatsminifterium bereit, darüber in Erwägungen ein­zutreten, ob dieser Notlage durch die Errichtung einer staat­lichen Darlehenskasse für Studierende, etwa nach bayrischem Muster, nickt in wirksamer Weise begegnet weiden kann?

Anträge betr. Dieselmotoren und Geschäftsordnung.

Die Deutsche Bolkspartei beantragt: Der Landtag wolle beschließen, das Staatsministerium zu ersuchen, bei der Reichsregierung mit allen ihr zu Gebote stehende» Mitteln

» Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen K

s Erkennst du ganz, was Leben heißt; 8

0 O lerne denken mit dem Herzen, L

L Und lerne fühlen mit dem Geist, r». s-nt-n«. »

Hans und Heinz Airch.

24» Novelle von Theodor Storm.

-Auf den Sommer war der Herbst gefolgt, und es

war um die Zeit, da Heinzens kurz« Einkehr in das Eltern­haus zum zweitenmal sich jährte. HanS Kirch saß auf einem sandigen Borsprunge des steilen UferS und ließ die Nach- mtttagSsonne seinen weißen Kops bescheinen, während er die Hände vor sich auf seinen Stock gefaltet hielt und seine Au­gen über die glatte See hinausstarrten. Neben ihm stand ein Weib, anscheinend in gleicher Teilnahmlostgkeit, welche den Hut des alten Mannes in der herabhängenden Hand hielt. Sie mochte über dreißig Jahre zählen, aber nur ein schärferes Auge hätte in diesem Antlitz die Spuren einer früh zerstörten Anmut finden können. Sie schien nichts davon zu hören, waS der alte Schiffer, ohne sich zu rühren, vor sich hin sprach; es war auch nur ein Flüstern, als ob er es den leeren Lüften anvertraue; allmählich aber wurde es lauter: „Heinz! Heinz!" rief er „Wo ist Heinz Kirch geblieben?" Dann wieder bewegte er langsam seine» Kopf: „Es ist auch einerlei, denn e: kennt ihn keiner mein.

Da seufzte deS Weid an feiner Seite, daß er sich wandte und zu ihr aufsah. Als sie das blasse Gesicht zu ihm nie- derbeugte, suchte er ihre Hand zu fassen: „Nein, nein, Wirb, du — du kanntest ihn; dafür" - und er nickte ver­traulich zu ihr aus bleibst du auch bei mir, so laug' ich lebe; und auch nachher — ich habe in meinem Testament daS festgemacht; es ist nur gut. daß dein Taugenichts von Mann sich rotgetrunken "

Als st« nicht antwortete, wandte er feinen Kopf wieder

ab und seine Augen folgten einer Möwe, die vom Strande über das Wasser hinausflog. „Und dort," begann er wieder und seine Stimme klang jetzt ganz inunter, während er mit seinem Krückstock nach dem Warder zeigte, „da har er damals dich herumgefahren? Und dann schalten sie vom Schiffe herüber?" — Und als sie schweigend zu ihm herabnickte, lachte er leise vor sich hin. Aber bald »erste! er wieder in sein Selbstgespräch, während seine Augen vor ihm in die große Leere starrten. „Nur in der Ewigkeit, Heinz! Nur in der Ewigkeit!" ries er, in plötzliches Weinen ausbrechend, und streckte zitternd beide Arme nach dem Himmel.

Aber seine laut gesprochenen Worte erhielten diesmal eine Antwort. „WaS haben wir Menschen in der Ewigkeit zu schaffen?" sprach eine heißere Stimme neben ihm. ES war ein herabgekommener Tischler, den sie in der Stadt den „Sozialdemokraten" nannten; er glaubte ein Loch in seinem Christenglauben entdeckt zu haben und pflegte nun nach Art geringer Menschen gegen andere damit zu trotzen.

Mit einer raschen Bewegung, die weit über die Kraft des gebrochenen Mannes hinauszugehen schien, hatte HanS Kirch sich zu dem Sprechenden gewandt, der mit verschränk­ten Armen stehen blieb. „Du kennst mich wohl nicht, Jürgen HanS?" rief er, während der ganze arme Leib ihm zitterte. „Ich bin Hans Kirch, der seinen Sohn verstoßen hat, zwei­mal! Hörst du es, Jürgen Hans? Zweimal Hab' ich mei­nen Heinz verstoßen, und darum Hab' ich mit der Ewigkeit zu schaffen."

Der andere war dicht an ihn herangerrelen. „Das tut mir leid, Herr Kirch," sagte er und wog ihm irocken jedes seiner Worte zu; „die Ewigkeit ist in den Hüpfen aller Weiber."

Ein fieberhafter Blitz fuhr aus den Augen des greisen Mannes. „Hund!" schrie er, und ein Schlag des Krückstocks pfiff jäh am Kopf des anderen vorüber.

Der Tischler sprang zur Seite, dann stieß er ein Hohn­gelächter auS und schleuderte den Weg zur Stadt hinab.

Aber die Kraft des alten Mannes war erschöpft; der Stock entfiel seiner Hand und rollte vor ihm den Hang hin­unter, und er wäre selber nachgestürzt, wenn nicht das Weib sich rasch gebückt und ihn in ihren Armen aufgefangen hätte.

dahin zu wirken, daß die oön der Entente ckhiis jedes Recht geforderte Auslieferung oder Zerstörung der Dieselmotoren die zur vollen Vernichtung unseres Wirtschaftslebens führen müßte, entschieden abgelehnt wird. — Der ß 14 der Geschäfts­ordnung soll folgende Fassung erhalten: Bei de» Wahlen der Schriftführer und der Ausschüsse sollen Sie einzelnen Mitgliederoereinigungen nach dem Verhältnis ihrer Mnglie- der?>ahl beteiligt und zu diesem Behuf ihre Vorschläge berück­sichtigt werden. Bei Berechnung der Mugliederzahl einer Vereinigung sind den Vollmitgliedern die ftänvigeu Gäste gleichzustellen.

Der unabhängige Umgangston.

Die „Schwäb. Tagw." schreibt:

„Ein Glanzstück dialektischer Fälschung und Verdrehung" — so bezeichnet das kommunistisch abhängige Organ m Samstag den Ausruf des provisorischen Leiters der U.SP. Stuttgarts des Landlagsabgeordukten W. Ebrle, der in dem Flugblatt der U S.P. Engelhardt Kinkelscher Richtung erschien. Das Flugblatt selbst wird von dem moskauroren Redakteur wie erwartet als „Blaue Fahne" tituliert. Man erfährt bei dieser Gelegenheit, daß Herr Ehrte sowohl wie Herr Schlips und andere seitherige U.S.P.-Halbgiößen ihre Tätigkeit für die Partei „von einer aussichtsreichen Siele auf dem La»d- tagswahlzettel abhängig gemacht haben!!" Ei, ei! Man ver gegenwärtige sich angesichts solcher Enthüllungen die auf jener Seite sonst immer beliebten Anwürfe gegenüber unserer führenden Genossen, die man als Geichäftspolitiker. Mandats­jäger usw. beschimpfte. Nun deckt man gegenseitig die Kar­ten auf, und da zeigt sich — was Knndige übrigens längst wußten, daß nirgends de, Mandätleskamps, das Streben nach Bonzenposten schlimmer war, als bei den nach außen so sehr revolutionären Worthelden auf der äußersten Linken! — Er­wähnenswert aus der jüngsten Auseinandersetzung der feind­lichen U.S.P -Brüder ist noch, daß der „Soz." zu der Erklä­rung der rechlSunabhängigen Landragsfraktion in dem Flug­blatt bemerkt, in dieser werde „die Wahrheil umgebopen". WahrdeitSumbieger, Fälsever, Verdreher, Abenleuier, Putschi­sten, Demagogen, Feiglinge! Das sind brüderliche Kompli­mente aus einer einzigen Drucksache. Md von solchen revvlulionär fein wollenden „Tugendbolden" soll dem schaf- fenden Volk der aanzen Welk das Heil kommen?

Aus Gravi und Bezirk.

Nagold, den 27. Oktober.

* Beethovenseier in den Schulen. Die 150 Wieder­kehr des Geburtstages Beethovens ioll am ! 6. Dezember auf Anregung des Kulimmisteiums auch in den Schulen in einer dem Verständnis der Schüler entsprechenden Feier begangen werden.

* Das Geld in den Staatskasse». In englischen Zei­tungen findet sich eme Aufstellung über den Geldbestand der verschiedenen Staatskassen der Welt von Ende Juni 1920. Danach weisen die einzelnen Staaten folgenden Kasienbestand in Piund Sterling gerechnet, auf: Amerika 445 Millionen, Frankreich 302, England (emschl. Kanada, Ausftralien und Indien) 272, Japan 98,6, Spanien 98.1, Argentinien 83.5, Deutsche Reichsbank 54,6, Niederlande 53. Italien 32. Schweiz 21, Schweden 14,5, Dänemark 12,7. Oesterreich Ungarn t l.k, Belgien 10,7 und Norwegen 8,1 Millionen. Für Rußland ist mangels einer amtlichen Veröffenilichnng ein Goldbestand von 65, i Millionen Pfund Sterling geschätzt

* Die Händler gegen die Erzeugerpreise. In einer Versammlung des Verbands deutscher Obst, Gemüse- und Südfrüchten-Großhändlec wurde über die Preise für Obst und Kartoffeln verhandelt. Es wurde festgeftellc, daß zu den oer einbarren Preisen (Obst 30—35 Karwffeln 20—24 kein Händler im Stande war aufzukanfen. Dagegen wurde bekannt gegeben, daß im Oberland schon am 20 September Wagenladungen Wütschafts- und Mostäpset zum Preis von llO—l20 per Ztr. verkauft wurden. Das Obst lei über das besetzte Gebiet nach Holland gekommen. Eine Ent­schließung wurde angenommen, in der das württ. Ernährungs- Ministerium ersucht wird, seinen Erlaß vom 6. Oktober über Erzeugerpreise bezw. Richtpreise für Mostobst und Kartoffeln mit sofortiger Wirkuna aufzuheben, denn zu den genannten Preisen könne weder Obst noch Kartoffeln auigekauft werden.

Neben ihm kniend, sanit und unbeweglich, hielt sie das weiße Haupt an ihrer Brust gebettet, denn Hans Kirch war eingeschlafen. — Das Abendrot legte sich über das Meer, ein leichter Wind hatte sich erhoben, und drunten rauschten die Wellen lauter an den Strand. Noch immer beharrte sie in ihrer unbequemen Stellung; erst als schon die Sterne schienen, schlug er die Augen zu ihr auf: „Er ist tot." sagte er, „ich weiß es jetzt gewiß: aber — in der Ewigkeit, da will ich meinen Heinz schon wiederkennen."

„Ja," sagte sie leise, „in der Ewigkeit."

Vorsichtig von ihr gestützt, erhob er sich, und als sie seinen Arm um ihren Hals und ihren Arm um die Hüfte gelegt hatte, gingen sie langsam nach der Stadt zurück. Je weiter sie kamen, desto schwerer wurde ihre Last; mitunter mußte sie stillestehen, dann blickte Hans Kirch nach den Ster­nen, die ihm einst so manche Herbstnacht an Bord seiner flinken Jacht geschienen hatten, und sagte : „ES geht schon wieder," und sie gingen langsam weiter. Aber nicht nur von den Sternen, auch aus den blauen Augen des armen Weibes leuchtete ein milder Strahl; nicht jener mehr, der einst in einer Frühlingsnacht ein wildes Knabenhaupt an ihre junge Brust gerissen hatte, aber ein Strahl jener allbarmherzigeu Frauenliebe, die allen Trost des Lebens in sich schließt.

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Noch während der nächsten Jahre, meist an stillen Nach­mittagen und wenn die Sonne sich zum Untergange neigte konnte man Hans Kirch mit seiner steten Begleiterin auf dem Uferwege sehen; zur Zeit des Herbst-Aeguinoktiums war er selbst beim Nordoststurm nicht daheim zu halten. Dann hat man ihn aus dem Friedhof seiner Vaterstadt zur Seite seiner stillen Frau begraben

Das von ihm gegründete Geschäft liegt in den besten Händen; man spricht schon von dem „reichen" Christian Martens, und Hans Adams Tochtermanne wird der Stadt­rat nicht entgehen; auch ein Erbe ist längst geboren und läuft schon mit dem Ranzen in die Rektorschule; wo aber ist Heinz Kirch geblieben?

—Ende—