je 20 Millionen jährlich. Durch Personasverminderung sollen 10 Millionen Fr. eingespart werden.
Die Besatznngskoste» im Rheinland.
Paris, 23. Sept. Auf die Frage eines Senators nach der Höhe der Besatzungskosten im Rheinland und der von Deutschland bisher bezahlten Entschädigung antwortete der Fimmzminister. daß die Besatzungskosten bis Ende März 1920 1,8 Milliarden Franken betragen hätten und von Deutschland bis Ende Juli dieses Jahres 1 388 047 245 bezahlt seien, waS 402 800530 Fr. gleichkomme.
Mtllerand alleiniger Präsidentschaftskandidat.
Paris, 23. Sept. In der Vorabstimmung entfielen von 813 abgegebenen Stimmen auf den Ministerpräsidenten Millerand 528, auf den Senatspräsidenten Bourgeois 113 und auf den Kammerpräsidenten Pöret 167 Stimmen. Die übrigen Stimmen waren zersplittert oder es waren weiße Zettel abgegeben worden. Millerand war damit als alleiniger Kandidat für die Präsidentschaft aufgestellt.
»SKDeschanelH
Paris, 23. Sept. Deschanel verläßt heute Rambouillet, um sich nach Schloß de la Valette zu begeben, das Eigentum seines Schwiegervaters ist.H
Gin Kabinett Briand?
Paris, 23. Aept. Als Nachfolger Millerands wird an
erster Stelle Briand genannt. Wie hier verlautet wird er, falls er die Kabinettsbildung übernimmt, verschiedene Ämter neu besetzen. Das Finanzministerium werde Poincare ange- boten w erden, der wahrscheinlich annehmen werde.
kr General Lerond vor der Botschafterkonferenz.
W Paris, 23. Sept. Die Botschafterkonferenz nahm gestern
den Bericht des Generals über die Ereignisse in Oberschlesten entgegen. Der General gab eine ausführliche Darstellung und überreichte gleichzeitig eine Reihe von Noten, die ihm von Deutschland zugegangen ivaren.
^ Sln Kommunistenputsch in Prag?
'Prag, 23. Sept. In Außig gehen Gerüchte um, daß in Prag alle öffentlichen Gebäude militärisch besetzt worden seien. Militärpatrouillen sollen die Straßen durchziehen. Angeblich handelt es sich um einen kommunistischen Putsch.
MM Ostgaliziens Wunsch nach Unabhängigkeit.^ ""
Stettin, 23. Sept. Die bevollmächtigte Delegation 8es Nationales und der Regierung von Ostgalizien haben bei dem Präsidium der Friedenskonferenz in Riga Verwahrung dagegen eingelegt, daß bei der Bestimmung der Staatsgrenzen neben der Ukraine Rußland und Polen über das Schicksal Ostgaliziens entschieden, ohne die Bevölkerung dieses Gebiets zu hören, die, überwiegend ukrainisch, entschieden die Unabhängigkeit des ostgalizischen Staates verlangt. Nur diese würde dem Selbstbestimmungsrecht der Völker entsprechen.
^ UDSnische Wahlen.
Kopenhagen, 23- Sept. Die Wahlen für das Folkething, die durch die Einverleibung Nordschleswigs notwendig geworden waren, fanden gestern statt. Das bisherige Folkething zählte 4 Abgeordnete der Erwerbspartei, 25 Konservative, 16 Radikale, 42 Sozialisten und 52 Abgeordnete der gemäßigten Linken (Liberale). Die gemäßigte Linke bildet die Regierung. Das neue Folkething wird 149 Mitglieder zählen. ES sind gewählt. 3 Erwerbsparteiler, 27 Konservative, 18 Radikale, 48 Sozialisten, 51 Abgeordnete der gemäßigten Linken. 1 SchleSwiger. Auf den Färöern erfolgt die Wahl später
d'Anmmzio in Ungnade?
Mailand, 23. Sept. Der Avanti meldet, daß die italienische Regierung vom Kommandanten von Fiume die unverzügliche Auslieferung des Dampfers Cognet samt der Ladung verlangte, der vor einigen Wochen von den Legionären d'An- nunzioS gekapert wurde. Wenn der Dampfer nicht zurückgegeben werde, werde über Fiume die Blockade verhängt und zu anderen Repressalien gegriffen.
Besitzergreifung von Palästen durch Obdachlose iu Rom.
Mailand. 23. Sept. Der „Corriere della Sera" teilt mit, daß in Rom weiterhin erst vor kurzem erbaute Paläste von der obdachlosen Menge besetzt wurden. Gestern besetzte die Menge einen noch im Bau befindlichen Palast, ferner
Hans und Heinz Kirch.
4) Novelle von Theodor Storm.
Mitunter auch, bei solchem Anlaß, nahm er die kleine Madonna bei der Hand und ging mit ihr hinunter an den Hasen. War auf den Schiffen alles unter Deck, dann löste er wohl ein Boot, ließ seinen Schützling sacht hineintreten und ruderte mit ihr um den Warder herum, wett in den Sund hinein. Wurde der Raub des Bootes hinterher bemerkt und drangen nun von dem Schiffe zornige Scheltlaute über VüS Wasser zu ihnen herüber, dann begann er hell zu fingen, damit die kleine Wieb nur nicht erschrecken möge. Hatte sie es aber doch gehört, so ruderte er nur umso lustiger und rief: „Wir wollen weit von all den schlechten Menschen fort!" — Eines Nachmittags, da HanS Mich mit seinem Schiffe äuSwärtS war, wagten sie es sogar, drüben bei der Insel anzulegen, wo Wieb in dem großen Dorfe eine Verwandte wohnen hatte, die sie „Möddersch" nannte. ES war dort eben der große Michaelis-Jahrmarkt, und nachdem sie bei Möddersch eine Taffe Kaffee bekommen hatten, liefen sie zwischen die Buden und in den Menschendrang hinein, wo Heinz flir sie beide mit tüchtigen Ellenbogenstöben Raum zu schaffen wußte. Sie waren schon im Karussell gefahren, hatten Kuchenherzen gegessen und bet mancher Drehorgel still- gestandeu, als WiebS blaue Augen an einem silbernen Ringlein haften blieben, das zwischen Ketten und Löffeln in einer Goldschmiedsbude auslag. Hoffnungslos drehte sie ihr nur aus drei Kupfersechslingen bestehendes Vermögen zwischen den Fingern. Aber Heinz, der gestern alle seine Kaninchen verkauft halte, belaß nach der heutigen Verschwendung noch acht Schillinge, und dafür und für die drei Sechslinge wurde glücklich der Ring erhandelt. Nun freilich waren beider Taschen leer. Zum Karussell lür Wieb spendierte Möddersch noch einmal einen Schilling — denn soviel kostete eS, da Wieb nicht wie vorhin in einem Stuhle fahren, sondern auf dem großen Löwen reiten wollte —; dann, als eben alle
drang die Menge in Schulhäuser und medizinische Kliniken und staatliche Gebäude ein. Königliche Garden wurden herbeigedolt und säuberten die Gebäude von der Menge, ohne daß es dabei zu Zusammenstößen kam. Auch die beiden historischen Villen des Fürsten Torlonia wurden von der Menge in Besitz genommen, aber wieder daraus vertrieben.
Türkischer Protest gegen den Frieden.
Genf. 23. Sept. Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, werden demnächst die Delegierten der türkischen Mission unter Führung von Ali Kemal nach London reisen. Die Mission har den Zweck, die englische Regierung von der Undurchführbarkeit des Friedensvertrages von Sevres zu überzeugen. Ali Keniat wird außerdem mit der englischen Regierung über verschiedene wirtschaftliche Fragen verhandeln. — Inzwischen verlautet, daß Ali Kemal die Führung der Mission abge- lehnt habe.
Türkische Angriffe.
London, 23 Sept. Einer Reutermeldung zufolge be- richt.t „Aszociated Preß" aus Konstantlnopsl, daß 10000 Türken von neuem Hdana belagern und Tartus täglich unter Feuer nehmen. Hesngs Angriffe auf Mersina wurden durch Geschützfeuer eines französischen Kriegsschiffes zurückgewiesen. Es gelang den Franzosen. Tarsus und Mersina zu versorgen und die Ebene zwischen Adana und dem Meer zu säubern.
Zurückverlegung des griech. Hauptquartiers nach Athen.
Paris, 23. Sept. Nach einer Havas-Meld. aus Smyrna ist das griechische Hauptquartier am 20. September nach Athen zurückoerlegt worden.
Der Abtransport der internierten Russen beendet.
Königsberg. 23. Sevt. Der Abtransport der etwa 50000 über die vstpreußische Grenze getretenen und in Ostpreußen internierten Russen nach dem Innern des Reichs ist bis auf kleine zn Aufräumungsarbeiten zurückbehaltene oder infolge von Erkrankungen nicht transportfähiger Reste vollendet.
Polizeiterror in Irland.
London, 23. Sept. Zu der „Rache" Aktion der Hilfspolizei von Balbrigham wird gemeldet, daß die Polizisten nicht nur vier Häuser in Brand gesteckt, sondern aucv eine Anzahl von „Aufrührern" g> fangen gesetzt, andere an die Wand gestellt und erschossen haben. Mehrere Häuser wurden vollständig zerstört. Aehnliche Vorkommnisse ereigneten sich in Garry, wo die Polizisten in die Häuser urid Geschäfte eindrangen, alles kurz und klein schlugen und die Häuser vollständig zerstörten. In einem andern Ort tötete ein Polizist einen Briefträger, der aus seinen Anruf nicht stehen geblieben war.
Ein japanischer Schiffahrtstruft.
Laut „Rhein. Wests. Ztg." hört „Daily Expreß", daß in Japan ein großer Schiffahrtstrust im Entstehen begriffen sei, zu dem alle japanischen Schiffe gehören werden. Der Zweck dieses Trustes ist, die japanische Schiffahrt gegen die englische und besonders die amerikanische Konkurrenz zu schützen. Der Trust soll ferner gegründet werden, um es der japanischen Regierung zu erleichtern, die japanischen SchiffahrtS- tntereffen zu schützen. ^
Dr. Renner über Oesterreichs westliche Orientierung.
Wien, 23. Sept. Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht eine Unterredung mit Renner, in der der Staatssekretär über den Begriff westliche Orientierung sagte: Das Bestreben der alten Monarchie sei immer darauf ausgegangen, die Machtstellung des Habsburgischen Hauses und damit das sogenannte Erbland nach dem Osten zu erweitern. Die östliche Orientierung sei schließlich die Ursache des Zerfalls geworden. Der Ausdruck westliche Orientierung bedeute daher die Wiederaufnahme und die engere Knüpfung der Bande zu allen West staaten. Ferner verwies der Staatssekretär darauf, daß bei den Großdeulschen deutsche Tendenzen immer stärker werden, die sogar von der republikanischen Grundlage des Staates abweichen. Rentter betonte sodann die Notwendigkeit enger Beziehungen zwischen Oesterreich und Ungarn, doch müsse vorher erst die Frage Westungarns gelöst werden. An der ungarischen Staatsform habe Oestereich kein Interesse. Es müsse nur dagegen protestieren, daß durch ein ungarisches Königtum Restaurationsversuche auch in Bezug auf die Re publik Oesterreich gemacht würden.
Lampen zwischen den schmelz- und goldgestickten Draperien angezündet wurden, waren für sie die Freuden aus, und auch die alte Frau trieb jetzt zur Rückfahrt. Manchmal, während Heinz mit kräftigen Schlägen seine Ruder brauchte, blickten sie noch zurück, und das Herz wurde ihnen groß, wenn sie im zunehmenden Abenddunkel den Lichtschein von den vielen Karussell-Lampen über der Stelle des unsichtbaren Dorfes schweben sahen. Aber Wieb hatte ihren silbernen Ring, den sie nun nicht mehr von ihrem Finger ließ.
* *
Inzwischen hatte Kapitän Kirch seine Jacht verkauft. Mit einem stattlichen Schoner, der auf der heimischen Werst gebaut worden war, brachte er für fremde und mehr und mehr für eigene Rechnung Korn nach England und nahm als Rückstacht Kohlen wieder mit. So war zu dem Korn- nun auch ein Kohlenhandel gekommen, und auch diesen mußte gleich der Milchwirtschaft die Frau besorgen. Um seinen Heinz, wenn er bei seiner Heimkehr auf die kurze Frage: „Hat der Junge sich geschickt?" von der Mutter eine bejahende Antwort erhalten hatte, schien er sich im übrigen nicht groß zu kümmern; nur beim Quartalsschlüsse pflegte er den Rektor und den Pastor zu besuchen, um zu erfahren, wie der Junge lerne. Dann hieß es allemal, das Leinen sei ihm nur ein Spiel, es bleibe dabei nur zu viel unnütze Zeit ihm übrig, denn wild sei er wie ein Teufel, kein Junge ihm zu groß, und keine Spitze ihm zu hoch.
Auf Hans Adams Antlitz hatte sich, nach Aussage des SchulrektorS, mehrmals bei solcher Auskunft ein recht ungeeignetes und fast befriedigtes Lächeln gezeigt, während er mit einem kurz heroorgestoßenen „Na, na!" zum Abschiede ihm die Hand gedrückt habe.
Wie recht übrigens auch Heinzens Lehrer haben mochten, so blieb doch das Schutzverhältnis zu der kleinen Wieb dasselbe. und davon wußte mancher frevle Junge nachzusagen. Auch sah man ihn wohl an Sonntagen mit seiner Mutter nach einem dürftigen, unweit der Stadt gelegene« Wäldchen
Finanzhilfe für Oesterreich.
Wien, 23. Sept. Wie von unterrichteten Kreise» acht- geteilt wird, beschäftigt sich die WiedergutmachungSkommis- ston schon seit langer Zeit damit, einen Finanzplan auSzu- arbeiten, der den Wiederaufbau Oesterreichs durch materielle Garantien erleichtern soll. Das Bestreben der Kommission sei darauf gerichtet, vorn Auslande außer den bereits bewilligten Krediten noch eine weitere finanzielle Aushilfe in der Form von Anleihen zn erlangen. Noch den bestehende» Absichten wird ein Mitglied der Wiener Sektion der Kommission nach Brüssel fahren, um auf der dortigen Fincmzkon- serenz eine Darstellung über die finanzuelle Situation Oesterreichs zu geben und eine Aussprache darüber herbeizuführen, durch welche Mittel und Wege die Zukunft Oesterreichs sichergestellt werden könne.
Die Bezüge von Ruhestandsbeamlen.
Berlin, 23. Sept. Die seil langem mü steigender Ungeduld erwartete Borlage zur Aufbesserung der Bezüge derjenigen Beamten und Offiziere, welche vor dem 1. April 1920 in den Ruhestand getreten und daher an den Vorteilen der neuen Besvldungsordunng nicht beteiligt sind, ist nunmehr fertiggestellt und dem Reichsrat zugegangen.
Eine neue liuksunabhängige Zeitschrift.
Wie wir erfahren, beabsichtigen Däuinig, Cnrt Geyer und Strecker ab 1. Oktober eine neue Zeitschrift herauszugeben Di- Zeitschrift wird „Kommunistische Rundschau" heißen, sie soll — wie man sich in linksunabbängigen Kreisen verspricht — „der Revolution besser dienen" als Brenscheids „Sozialist".
Eisenbahnunglück bei Bebra.
Kassel, 23. Sept. Auf der Eisenbahnstrecke Güttingen- Bebra, zwischen Sontra und Kornberg, löste sich in vergangener Nacht an einem nach Bebra fahrenden Güterzug eine Anzahl Güterwagen, ohne daß dies von dem Personal des weiterfahrenden Zuges bemerkt wurde. Die abgerissenen Wagen rollten mit großer Geschwindigkeit die stark abfallende Strecke nach Sontra zurück und stießen in der Nähe des Bahnhofs auf einen in der Richlung nach Bebra ausfahrenden Güierzug. Der Zusammenstoß war furchtbar, lieber 50 Güterwagen wurden zertrümmert und die Güterzugs- waschine die hohe Eisenbahnböschung hinabgcschleudert. Vier Eisenbahnbremser wurden unter den Trümmern begraben und getöiet. Der Verkehr auf der Strecke ist gespe.rt.
Die preußische Verfassung.
Berlin, 23 Sept. Wie das „Berliner Tagblatt" erfährt, haben die Verhandlungen zwischen den Regierungsparteien zu einer Einigung über alle wesentlichen Punkte der preußischen Verfassung geführt, so daß deren Zustandekommen gesich-rt sein dürfte. Die Sozialdemokraten dürften einer Form des Siaaisrats zustimmen, die diesem ungefähr die Stellung des Reichsrms im Reiche gibt. In der Frage der Autonomie der Provinzen wird eine Einigung etwa auf der Grundlage der Vorschläge des Zentrums erzielt werden. Die Ernennung des höchsten Provinzialbeamteu soll im Einvernehmen der Staatsregierung mit dem Prooinzialansschuß er folgen. Heber hie Frage der Ernennung der Minister schweben noch Erwägungen.
WSrttembergische Politik.
Dom Landtag.
* Der Abg. Reichte (S) hat eine „kleine Anfrage" an das StaatSmimsterinm gerichtet, was es zu tun gedenke, um die angeblich vom Reichsverkehrsminister geplante Aufhebung der Arbeiterfahrkarten zu verhindern.
Ein französisches Generalkonsulat in Stuttgart.
Wie wir hören, beabsichtigt die französische Regierung zur Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen einen Generalkonsul in Stuttgart zu bestellen, dem nach Art. 279 des Versailler Vertrags die Reichsregierung (Auswärtiges Amt) das Exequatur ohne weiteres zu erteilen hat. Auch in anderen deutschen Städten, z. B. Karlsruhe. Frankfurt, sind seit dem Friedeusschluß französische Konsuls wieder bestellt worden. Vor dem Krieg war Frankreich bekanntlich durch einen Konsul und Vizekonful in Stuttgart vertreten. Mit der Frage einer diplomatischen Vertretung hat die Errichtung
wandern und bei der Rückkehr nebst dem leeren Proviantkorbe sein Schwesterchen auf dem Rücken tragen. Mitunter war auch die allmählich aufwachsende Wieb bei dieser Sonntagswanderung. Die stille Frau Kirch hatte Gefallen an dem feinen Mädchen und pflegte zu sagen: „Laß sie nur mitgehen, Heinz; so ist sie doch nicht bei der schlechten Mutterl"
Nach seiner Konfirmation mußte Heinz ein paar Fahrten auf seines Vaters Schiffe machen, nicht mehr als „Spielvogel", sondern als streng gehaltener Schiffsjunge. Aber er fügte sich, und nach der ersten Rückkehr klopfte Kapitän Kirch ihm auf die Schulter, während er seiner Frau durch ein kurzes Nicken ihren Anteil an seiner Befriedigung zukommen ließ. Die zweite Reise geschah mit einem Setzschiffer, denn der wachsende Handel daheim verlangte die persönliche Gegenwart des Geschäftsherrn. Dann, nach-zwei weiteren Fahrten auf größeren Schiffen, war Heinz als Matrose in das elterliche Haus zurückgekehrt. Er war jetzt siebzehn Jahre. Die blaue, schirmlose Schiffermütze mit dem bunten Rande und den flatternden Bändern ließ ihm so gut zu seinem frischen braunen Antlitz, daß selbst die PastorStöchter durch den Zaun lugten, wenn sie ihn nebenan im elterlichen Garten mit seiner Schwester spiele» hörten. Auch Kapitän Kirch selber konnte Sonntags beim Gottesdienste nicht unterlassen, von seinem Schifferstuhle nach unten in die Kirche hinabzuschielen, wo sein schmucker Junge bei der Mutter saß. Unterwellen schweiften auch wohl seine Blicke drüben nach dem Epitaphe, wo zwischen mannigfachen Siegestrophäen sich die Marmorbüste eines stattlichen Mannes in gewaltiger Allongeperücke zeigte; gleich seinem Heinz nur eines Bürgers Sohn, der gleichwohl als Kommandeur von dreien Seiner Majestät Schiffen hier in die Vaterstadt zurückgekommen war. Aber nein, so hohe Pläne hatte HanS Kirch d,ch nicht mit seinem Jungen, vorläufig gast eS eine Reise mit dem Hamburger Schiffe „Hammonia" in die chinesischen Gewässer, von der die Rückkehr nicht vor einem Jahr erfolgen würde; und heute war der letzte Tag im elterlichen Hause. (Forts, folgte