daß Jop.m die Marschall und Karolinen-Jnseln jetzt schon als völlig annektierte Kolonien behandelt. Die Inseln sind von jeder Verbindung mit der Außenwelt abgeschlossen. Australien stellte kürzlich die Tatsache fest, daß nur japanische Reisende zugeiaffen werden.
Kraftüberschüsse der Polen
Berlin, 6. Sept. Wie die Blätter aus Kottowitz melden, fühlen sich die Polen nach ihrem letzten Erfolg außerordent lich stark Die mangelnde Entwaffnung macht sie glauben, daß alle Vorschriften der interalliierten Kommission nur für die deutsche Bevölkerung gelten. Bon Tag zu Tag nehmen die Polen immer heftiger Stellung gegni die englischen Kreis- kontrolleure und die italienischen Besatzungstruppen, die eine gewisse Objektivität auch der deutschen Bevölkerung gegenüber walten kaffen. Das Vorgehen der Italiener hat ihnen den wütenden Haß der Polen eingetragen, die jetzt sogar in einen Grubenstreik eintreten wollen, um die Entfernung der italienischen Besatzungstruppen zu erzwingen. Auch in Beuthen droht ein polnischer Generalstreik auszubrechen. Dort richtet er sich gegen den englischen KceiSkontrolleur Major Ottley. dessen Maßnahmen den Unwillen der polnischen Bevölkerung hervorqerufen haben. Das Abschiedsgesuch des Majors Ottley, der übrigens mit Lloyd George verwandt ist, hat die englische Regierung adgelehnt, das der Kontrolleure von Tarno- witz und Groß-Strelitz genehmigt.
Mißerfolg der neuen rnsfischen Offensive.
Basel, 6. Sept. Die Baseler Nachrichten melden von der polnischen Nordfront: Die Russen weichen von Lomza auf Ostrowik. Die ^viertägige Schlacht bei Lomza hat mit dem Rückzug der Russen geendet.
Basel, 6. Sept. Der „Matin" meldet aus Warschau: Der Zusammenbruch der neuen russischen Offensive zeigt sich in allen Anordnungen deS polnischen GeneralftabS. Brest- LitowSk ist außer Gefahr. Die Russen sind von Brest-Litowsk auf Kowel zurückgeworfen. Auch in Cholin sind wieder die Polen einmarschiert.
Anttdolschewtstifche Bewegung in Rußland.
Basel. 6. Sept. Die „Morningpoft" meldet aus Moskau: Infolge der Rückschläge an der Front haben in Moskau. Petersburg und namentlich in den ländlichen Distrikten neue antibolschewistische Bewegungen eingesetzt. Die Sovjetregis- rung hat die rücksichtslose Unterdrückung solcher aufkommenden Strömungen angekündet. Allein im August har das revolutionäre Voiksgericht in Petersburg und Moskau 460 Todesurteile und über 3000 Kerkerstrafen wegen antibolsche- wistischer Kundgebungen verhängt.
Einführung der allgemeinen Arbettsdienftpflicht?
Berlin, 6. Sept. Wie wir erfahren, sind Erörterungen über die Einführung einer allgemeinen Arbeitsdienstpflicht im Deutschen Reich zur Behebung der Notlage des Reiches und Erfüllung der wirtschaftlichen Friedensbedingungen im Gange
Die „brutale dentsche Politik".
Paris, 6. Sept. Die „Lanterne" meint, daß es von wenig Diplomatie zeige, daß Dr. Simons in dem Augenblick, wo Frankreich eine Entschädigung für die Gewalttaten gegen seine Vertreter in Oberschlesten verlange, in der Kommission für auswärtige Angelegenheiten des Reichstages erkläre, diese Ereignisse seien in ein ernstes Stadium getreten, da die
Wissen oder Können?
Von Dr. Georg Lange.
Zeder kennt oder ahnt den Unterschied zwischen Wissen und Können, aber nicht jeder fühlt, daß die Frage nach der Möglichkeit neuer deutscher Kultur lautet: Wissen oder Können? Die letzten Jahrzehnte vor dem Kriege brachten eine ungeheure Vermehrung des Wissens auf vielen Gebieten und bei vielen Menschen. Aber als der Krieg da war, konnten wir nur auf einem Gebiete, nämlich dem militärischen. Dagegen war kein Nationalökonom imstande, unsere Wirtschaft aus die rechte Bahn zu bringen. Aber die Kluft reicht viel tiefer. Wenn schon Goethe die Achseln zuckte über die Museen, die „Gebeinhäuscr" der Kunst und Kultur, so ist inzwischen unser ganzes deutsches „Geistesleben" zu einem großen Gebeinhaus geworden, einer Totenkammer des Wissens. einem Herbarium von Pflanzen, die einst grünten und blühten; und das Volk scheint ein Recht zu haben, sich von ihnen wegzuwenden und nur seinem Erwerb und Vergnügen nachzugehen.
Die Schuld dieser Bedeutungslosigkeit des Geistigen (der Kunst, der Literatur, der Geschichte) liegt in dem Zustande unserer Bildungsanstalten (Schule u. Universität), denen schon Nietzsche bei der Neugründung der deutschen Universität Straßburg — sie lebt nicht mehr — auf den Plan rief.
Solange sie nämlich nur dazu da sind, Wissensstoff aufzuhäufen, ist keine deutsche Kultur möglich. Denn Kultur erwächst nur aus schöpferischen Kräften. Aber gerade jetzt nach dem Riß, der auch durch unser Bildungswesen gefahren ist, wäre eine Reform an Haupt und Gliedern durchaus möglich. Denn das Hauptübel einer-tieferen Bildung, „der Verechtigungsausweis", ist stark erschüttert. Die Berechtigung zum Dienst als Einjährig-Freiwilliger, die stch so mancher arme Teufel ersitzen mußte, ist völlig geschwunden, und die Reifeprüfung und sonstige Abschlüsse und Staatsprüfungen werden mehr und mehr illusorisch, da kein Bedarf ist für höhere Beamte bei unserer grenzenlosen Armut und nur der Handwerker eine Zukunft vor sich har. (Oder wird die Not nie unsere Lehrmeisterin werden?) Bis dahin war es so. daß der junge Mensch vollgefüllt wurde mit Wissen bis zum ersten behördlich festgesetzten Eichstrich und dann — wettergefüllt bis zum nächsten So wurde alle Persönlichkeit von v. rneherein unterdrückt, der Mensch vertrocknete früh an seinen besten Säften und Kräften, wurde innerlich unselbständig. eine elende allgemeine Schulbildung wurde erzeugt, die Nietzsche mit der Bezeichnung „Bildungsphilistertum" für alle Zeiten festgenagelt hat.
Während man heute doch schon den Musikunterricht an den Mittelschulen (Gymnasien rc.) wirklichen Musikern übergibt — zu Meiner Zeit machte ihn in Preußen ein Elementarlehrer nebenher ab — Männern, die die musikalischen Begabungen unter den Schülern zu Chören, ja sogar Orchestern zufttmmSn.ustn und besondere Kräfte für Einzelspiel zu - r „ .! - : .... - . r. .
deutsche öffentliche Meinung die Geduld verloren habe. Die deutsche Politik, sagt das Blatt, trete täglich brutaler auf. Dr. Simons werde nach Genf kommen mit Beweisstücken, daß Deutschland seinen Verpflichtungen nicht Nachkommen könne. Es ist „neutral", aber seine Offiziere leiten die bvl- schewistilchen Angriffe gegen Polen. Es kann nicht bezahlen, aber es wende Milliarden auf, um eine künstliche nationalistische Stimmung in den Abstimmungsgebieten he-vorzurufen.
Vermischtes.
— Ungestempelte Wade«. Die unproportioniert dicken Waderr einer schlanken Dame, die von Brünn kam, lenkten in Preßburg, der tschecho-slowakischen Ausgongsstation, das Auge des Gesetzes auf sich. Man fand unter den Strümp fen 1079 ungestempelte 1000 Kronenscheine, aber keine Aus suhrbewilligung Da freute stch das Auge deS Gesetzes, denn seinerzeit hatte inan die österreichischen Noten auf die Hälfte ihres Werres abgestempelt.
— Der „Landsmann". Der deutsche Dichter Ludwig Deck war der beste Vorleser unserer Zeit. Nicht minder groß war feine mimt sch« Begabung: er konnte ohne Zutat von Schminke sein Gesicht bis zur vollsten Unkenntlichkeit verändern Als der Dichter sich u, New befand, langweilte ihn ein zudringlicher Landsmann, «in Maler, dergestalt», daß Deck stch bald vor jeden-. Besuch des Gesellen vertcugnen ließ. Aber eines Tages entd ckle der Pinselsührer den Poeten auf einem freien Platze und stürzte seinen! Opfer nach das soeben die Tecasse zu einem öffentlichen Gebäude emporstieg und »on den Stufen «tuen Blick rückwärts wari „Deck!" rief der Maler und winkte. Der Angc- rufene stieg ruhig weiter hinaus Keuchend erreicht ihn der Be fotger. prallt aber bei seinem Anb ick betroffen zurück und stottert, den Hut ziehend: .Ach. entschuldigen Sie den Irrtum, mein Herr, ich hätte daraus schwören mögen Sir seien ein Landsmann von mir!" Schweigend verneigte stch der Dichter und ward den Lästigen los
— Lenin nnd die Suffragette. Die Moskauer drahtlosen Tele- gramnir haben sin in letzter Zeit öfters mit der bekannten Suffragette Sylvia Prnkhurft beschäftigt, und zwar sprach ihr Lenin höchst persönlich sein Mißfalle» aus. So erklärt« er in einer drahtlosen Mitteilung an sie. daß ihre Taktik falsch sei. daß sie sich der Arbeite, paitel anschließen solle. Lenin teilte Ihr auch mit. daß sie die parlamentarische Regiemngsiorm anerkennen müsse. Di- lemperamenlvolle Dame ließ st tz aber über diese schwierigen Fragen auf keine drahtlose Erörterung ein, sondern st« ist kurzerhand nach Moskau gereist, um. wie st« erklärte, „Lenin zu den richtigen Anschauungen z>? bekehren"
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold, den 7. September.
O Bezirksmiffionsfeft. Trotz der schlechten Zugverbindung und dem wenig einladenden Wetter folgte doch eine ansehnliche Schar Misstovsfreunde der Einladung zu der er hebenden Feier am Sonntag in der Stadtkirche. Die Einleitung machte Herr Dekan Otto mir Gebet und einer Ansprache. Er zeigte, was uns unter de» gegenwärtigen er schwerten Zeitverhältnifsen Freudigkeit und Kraft gib», Mission zu treiben. Wir dürfen nicht bei den Menschen stehen bleiben, -sondern müssen die Mission als Gotteswerk unter den Heiden betrachten, das seine Kraft in Jesu Christi hat; darum Jesus für die Menschheit, die ihn braucht und der ihr vollkommen genug bietet, der ihr zeigt, was Gott erwartet, der aber auch der alleinige Versöhner und Erlöser ist für die Verlorenen. Sind wir die-Leute, die denen diese Botschaft bringen, die ohne Jesmn verloren sind? — Die Menschheit für Jesus; in ihm erreicht sie ihr Ziel und findet ihre Vollendung. Bei ihm kommen alle zu Gerechtigkeit und Heil. Im Anschluß gab Missionar Krayl einen Neberblick über die
fördern streben, vertraut man die Uebermittlung von Dichtung und Kultur an die jungen Seelen jedem beliebigen Lehrer an, der nur das nötige Wissen ausgewiesen hat"Und so pflanzt sich erbärmliche Heuchelei fort von Generation zu Generation. Denn der Schulmeister, der niemals etwas von der Musik der griechischen Tragödie vernommen hat, paukt jetzt seinen Schülern ein, wre „herrlich" die griechischen Chöre sind, wie „großartig" die „Charakterzeichnung", wie „schlagfertig" der Dialog, wie „kühn" die Einbildungskraft und wie überhaupt so „allgemein menschlich" die griechische Dichtuna. Einer, der vielleicht als Reserveoffizier im Kriege seinen Mann gestanden hat, trommelt das Parzenlied vor seinen Schülern hin und läßt sie das Gedicht in den falschesten Tönen nachposaunen. Bon dem Blut, von dem Leben, von der titanischen Krall darin merken beide nichts, der Lehrer und der Schüler.
Ja, soll man denn Schauspieler und Dichter zu Lehrern machen? Warum nicht? — Jedenfalls sollte mau bei der Ausbildung der Lehrer mehr auf das Können achten als auf das Wissen, mehr auf die Qualität als auf die Quantität des Wissens. (Alles wirkliche Wissen reicht doch nur soweit, als die Gemütskräfte tragen.)
Man wählt doch auch für den Turnunterricht Männer, die selbst turnen können und nicht nur theoretisch um das Turnen und seine Geschichte wissen, die nur Jahns und Maßmanns Lebensgeschichte kennen. Sie sollen den Körper stählen durch die Uebungen, und es ist den Gestählten ziemlich gleichgültig später, wodurch sie ihre Kräfte erlangt haben. So sagte Goethe einmal: mich nach den Elementen meiner Bildung fragen heißt soviel, als einen dicken Mann fragen, wieviel' Ochsen er in seinem Leben gegessen habe. Ein Funke echten künstlerischen FeuerS ist mehr für die junge Seele als ein ganzer Scheffel voll Schulweisheit.
Nun ist ein großer Unterschied „wischen Knaben- und Mädchenerziehung, männlicher und weiblicher Bildung. Während nämlich bei dem Weibe nur das Fruchtbare in tiefster Seele ausgenommen wird — „denn das Naturell der Frauen ist so nah mit Kunst verwandt" — unbewußt, das heißt ohne Wiffen, zu geheimem Wachstum (Gelehrsamkeit ist den Frauen völlig unnatürlich), strebt der werdende Mann von oorneherein sich Stoffe anzueignen, zu erobern, ein Wiffen zu erwerben und zu verwalten. Aber beide wollen nicht tote Schätze, die die Motten und der Rost fressen, sondern Leben, das allein Leben zeugt. Der Lehrer muß innerlich beteiligt sein an den Taten der Geschichte, die er vorträgt. Nur was aus dem Gemüte eines Menschen dringt, erschließt das Gemüt der Hörenden. Nicht zugestopst werden sollen die Quellen des kindlichen Lebens, sondern geöffnet weit, daß sie in reifem Atter Kunst und alles Wertvolle sonst begierig aufnehmen.
ES ist wichtiger, daß die Knaben einen Hauch von Goethes Geiste verspüren, als daß sie. zwölf Werke von ihm dutchkäuen. rein verstandesgemäß sezieren lernen.
Geschichte der Mission in China. Bor mehr als 70 Jahre» wo es den Fremden verboten war, das Land zu betreten, hat Basel das Werk dort begonnen. Die eisten io Jahre waren eine Zeit geringer Dinge. 1854 wollte Basel China anfgeben, die Missionare aber bestanden auf ihrer Arbeit. Die Regierung und ihre Beamten waren dem Evangelium feindlich gesinnt. Wurde jemand ein Christ, so hielt man ihn als einen Verräter des Volkes an die Fremden. Am Ende des 19. Jahrhunderts war das Evangelium eine Macht geworden, mit der die Regierung rechnen mußte. Die Kaiserin-Mutter suchte mit Hilfe der Boxer das Christentum auszurotren, was die größte Cdristenveriol^uag zur Folge hatte, aber das Blut der Mälycer war der Same der Kirche. Es entspann sich ein Kampf der Neuzeit mit dem Althergebrachten im ersten Jahrzehnt des SV. Jahr Hunderts. 1911 bricht die Revolution aus und macht dem Kaiserreich ein Ende. Die Republik seit 1912 gibt Reli gionsfreiheit uns dem Evangelium ist freie Bah» gemacht 1914 vermochte Amerika China in den Krieg hineinzutreiben mit Deutschland, aber das chinesische Volk wollte keinen Krieg und trotz Drängens Enalands hielt etz durchweg Frieden nnd vertrieb die deutschen Missionare »ich', sonder» machte Eingabe ans Eingabe an dis Regierung. d'.eDeutschen zu schützen Seit der Revolution sind die Christen gleichberechnate Bürger und der fortgeschrittenste Teil der Bevölkerung. Die Cyme sen Hafferl die Deutschen nicht, sie können ihre Lage verstehen. China birgt ein Viertel der Menschheit, sie ttebea zu uns. Es hat eine 4000jährige Geschichte. Und diese Chinesen sind unsere treuen Freunde gss blieben. — Das Heidentum ist eine Well ohne Liebe; sie Heiden haben keine Eivigke lshoff- nung. Wir müssen die Chinesen zu Christen machen. Die Heiden sagen: Geber nicht in die Verjammlun r der Christen, denn es ist ei» Grift da, der bezaubert euch. Bon de» christlichen Beerdigungen sagen sie, sie seien schöner als die heidnischen, die.Christenhoffnung macht großen Eindruck. Der Redner schloß mit einem Beispiel von einem Wanderer, der in die Grube siel, dber weder Konfuzius, noch. Buddha, noch Mohammed konnten ihn mit ihrer Moral reiten, sondern nur Jesus, der ihn b'i der Ha id faßte und herauszoa. Miifionar Jaus gab uns den großartigen Heilsplan mit fliner Siegesgemißheit der mit dem Resultat: Eine Herde und ei» Hirte, schloß. Diese Verheißung gilt ks jetzt besonders festzuhallen. Darauf gab er cmen Rückblick, um zu zeig,»:, wie sich diese Berheißung erfüllt har. Am Ende des 1. Jahrhunderts waren es eine halbe Million und heute sind es 600 Millionen, die zu dieser Herde gehören. Auch Deutschland mit seinen 26 Misbionsgesellschaften und 1637 Missionaren sammelte 710000 Seelen i» ihre Gemeinden, im Jahr 1913 lausten sie allein 33 42l Heiden. Das Missi- onsintereffe wurde durch Missionsfeste und Kindergoites- dienste geweckt, aber da brach der Weltkrieg ans und vernichtete beinahe die ganze Mission. Draußen auf den Missionsfeldern wurde durch die Internierung und Heimsendung von 1000 Missionaren die Arbeit lahm gelegt. Auch Basel hatte sieben Sühne im Felde, von denen sechs fielen. Kamerun, Togo, GolSküste, Indien, Hongkong und Borneo nur China blieb. Das Jubelfest, das wir-1915 feiern woll ten, wurde zur Totenklage. Dazu verloren wir alles Eigen tum: Kirchen Schulen, Missionshäuser, Spitä.er, industrielle Werkstätten, Güter — Millionen an Wert und kein Ersatz. Wos ist geblieben? 1) In der Heimat: eine große Zahl Missionsfreunde; 1000 Missionare, die treu blieben u. dem Ruf des HErrn auf ein Arbeitsgebiet warten; die Missions
Und das sollte möglich sein auf der Schule — nicht, daß jeder Lehrer ein großer nachschaffender Künstler sei, sondern daß die Lehrer als Priester bescheiden und ehrfürchtig vor den Augen der Knaben den Vorhang wegziehen vor dem Allerheiltgsten deutscher Dichtung, mächtiger Persönlichkeiten und großen Weltgeschehens, nicht aber mit tönenden Worten stch darüber ergießen, als ob sie berufen wären, darüber zu urteilen. Wie soll jetzt der Charakter entwickelt werden, wenn in 5 Stunden Wissenschaft gelehrt und nur in der sechsten, der Religionsstunde „moralisch" auf das Gebiet eingewirkt wird. Wozu verteidigen wir eigentlich das humanistische Gymnasium? Wie es heule vegetiert, ist es doch kaum existenzberechtigt. Heute nämlich kann nur der heroorrande Geilt, der schon in der Jugend mächtig ist, stch einen Weg bahnen durch die Pedanterie der Schulmeister zu den antiken Klassikern, sie sich erobern trotz den Lehrern. Den Meisten aber decken die Lehrer die Schätze ein für allemal zu mit der dik- ken undurchdringlichen Hülle der Langeweile, und es ist kaum jemand aus dem Gymnasium hervorgeganpen, dem nicht Sophokles und Tacitus nur als ehrwürdige Mumien in der Erinnnerung wären.
Welt- und lebensfremd ist unsere Schule noch. Nicht verlange ich vom Gymnasium, daß es den Knaben für das sogenannte „praktische Leben" vorbereitet, aber daß es ihn innerlich stark und frei mache für das Leben.
Die Universität letzt das Mißverhältnis von Wissen und Können sott. Denn während sie eine wahre Hochschule des Geistes sein sollte, das heißt ein Kollegium erlesenster Geister, von Männern, die lehrten, was ihnen ein schöpferischer Seist eingab, kennt sie — wenigstens für die Geisteswiffenschaf- ten — auch nur einen Prüfstein der Berufung: nämlich die Gelehrsamkeit, und die Hauptaufgabe jedes Lehrers ist die Auffüllung des Wissens in jedem Fache, Schubfache der Wissenschaft. Eine wahrhafte, beherrschend? Philosophie müßte erst wieder in dem Bienenbau der Gelehrten dep Honig vom Wachs sondern und ihn den Hungernden spenden, müßte daS Wiffen — in jedem Lehrer — in ein Können verwandeln, daß eS fruchtbar werde für die deutsche Kultur.
Deine Bl«««». Bon Allan.
Blumen blau,
Blumen rot,
Asterndust,
Süß wie Tod.
Um Dein Bild Rausch und Traum, Sonne hängt Heiß im Raum.
Groß in Schmerz Strahlt das Licht,
Denn Dein Herz Liebt mich nicht.