handclt §ich hierbei nicht um einen geschloffenen Zug, sondern um etwa 5 bis 10 Wagen. Außerdem fahren je nach Bedarf etwa viermal wöchentlich Nachschnbzüge für die Entente nach Oberschlesien. Von diesen Zügen werden für Danzig oder Memel bestimmte einzelne Wagen in KottbuS abgeteilt und an deutsche Güterzüge angehängt.
Lloyd George zur Danztger Frage.
Luzern, 25. Slug. Auf die Frage, ob die Verwendung britischer Truppen in Danzig für die Löschung von Munition für Polen einen feindlichen Akt gegen Rußland bedeuten würde, antwortete Lloyd George, daß der Vertrag von Versailles ausgeführt werden müsse und daß die Alliierten dafür zu sorgen hätten, daß er beachtet werde. Polen habe das vollste Recht auf die Verbindung mit Danzig. Wenn die Freiheit Danzigs ein Hindernis für die Freiheit Polens bilde, so würde es die Pflicht der Alliierten lem, dafür zu sorgen, daß Polen freie Zufuhr erhalle. Es tue nichts zur Sache, ob diese in Lebensmitteln oder in Mnnilio-i bestehe.
Sin Gegenstoß des russischen Nordflügels.
Neidenburg, 25. Aug. Der russische Nordflügel unternahm in der Nacht zum 24. einen energischen Gegenstoß, der schon Früchte gezeitigt hat. Nach heftigen Gefechten räumten die Polen den Zipfel zwischen Mlaiva und Chocos. Im Korridor finden heftige Kämpfe statt, ebenso in der Nähe von Neidenburg.
Die polnische Umfassung gescheitert.
Reval, 25. August. Wie von der russischen Front verlautet, ist es der russischen Nordarmee gelungen, sich der drohenden Einschließung durch die Polen zum größten Teil zu entziehen. Der Haupiteii des Heere« scheint in Sicherheit zu lei«, während der Rest des Heeres von den Poieu verfolgt werde. — Von dem südlichen Teil der russischen Front wild berichtet, daß Lemberg in den letzten Tagen durch die Boliche misten stark bedroht war. Die roten Truppen waren sogar teilweise schon über die Stadt hinaus gelangt. Inzwischen haben sich aber die Russen durch den Rückschlag auf dem westlichen Frontabschnitt gezwungen gesehen, auch ans diesem Abschnitt der Front ihre Truppen zurückzunehmen
Enver Pascha in Moskau.
Berlin, 26. Aug. In Berliner Ententekreisen sind, der „B. Z." zufolge, zuverlässige Nachrichten eingeiroffen, wonach eS Enver Pascha nach wiederholten aber mißglückten Versuchen gelungen ist, aus Deutschland, wo er sich unerkannt und ohne Wissen der Behörden gelegentlich aufgehalten bat, nach Moskau zu entkommen. Und zwar soll ihm diese List geglückt sein durch die Berührung der bolschewistischen Armee mit der deutschen Grenze
Bei dieser Gelegenheit Hai er die deusiche Grenze selbstverständlich ohne Wissen der deutschen Behöroen überschritten und ist nach Polen gelangt. In Moskau ist er bereits von mohammedanischen Abordnungen aus Jnnerasten erwartet worden. Enver hat zusammen mit der Sowjetregierung sofort seine Versuche, die mohammedanische Weit gegen Eng land und von Jnnerasten aus irr Bewegung zu setzen, wie der ausgenommen.
Tagung der Betriebsräte Westdeutschlands.
Essen a. Ruhr, 25. Ang. Auf dem hier abgehaltenen ersten Betrisbsrätekongreß für Rheinland, Westfalen und Lippe waren 326 Delegierte, darunter 33 aus dem Bergbau und 80 Gäste, vertreten. Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Betriebsräte nur dann ihre Pflicht erfüllen können, wtnn sie in engem Anschluß an die Gewerkschaften ihre Aufgaben in Angriff nehmen. Es wurde folgende Entschließung angenommen: Der Kongreß erklärt sich bereit, am Aufbau mitzuwirken. Die Sozialisierung der Kohle mutz sofort durch- gesührt werden. Die Rechte der Belriebsräte müssen erweitert werden, speziell bei Preisbildung und Produktion. Er wehrt sich gegen jeden Versuch, die heutigen Verhältnisse Polens zu verschieben. Er fordert strikte Neutialiiät und die Verweigerung der Transporte nach Polen. Bei einer Besetzung des Ruhrgebietes würde kein deutscher Bergmann mehr gewillt sein, zu arbeiten. Von der Beiriebsrätezentrale Hamm wurde der Erlaß eines Gesetzes gegen Betriebsstillegung gefordert. Dieser Antrag und eine Reihe anderer sollen
auf dem Berliner Reichskongreß der Betriebsräte energisch vertreten werden.
Der deutsche Srnähruugsminister i« London.
Paris, 25 Aug. Der deutsche Ernährungsminister Dr. Hermes ist, von einer großen Zahl 00 » Sachverständigen begleitet, in London anqckommen, um mit dem britischen Lebensmittetkontrolleur Mac Curdy zu beraten, wie das Programm von Spaa über die Ernährung Deutschlands durchgeführt werden soll.
Die Ruhe in Mexiko wiederhergestellt.
Berlin. 25. Aug. Die mexikanische Gesandschast ersucht das WTB. um Veröffentlichung folgender Nachsicht: Nach einem uns zugegangenen Kabeltelegramm tsilt das Auswärtige Amt in Mexiko mit, daß Oberst Cantu, der bisher noch gegen die neue Regierung wirkte, nunmehr das Terrirmium von Baja California au die Regierung übergeben hat. Der Präsident der Republik bat den Ingenieur Luis M. Salazar zum Gvuoernenr dieses Territoriums ernannl. Mit diesem neuen Erfolg der Regierung ist die Ordnung und Ruh« in der ganzen Republik wiederhergestellk.
Kleine Nachrichten.
Demokratischer Bezirkstag im Erzgebirge. In Anna- berg fand am Sonntag ein gutbesuchter Bezirkstag der Deutsch demokratischen Parker der Bezttke Annciberp, Aus u. Marien- berg unter Leitung von Fabrikdirektor Kiubsnscheid-Jöhstadt statt, der hauptsächitch Organisationssragen erledigte und die Vereinigung dieser drei Bezirke zu einem gemeinsamen Sekretariat Ännaberg beschloß, dessen Leitung dem bisherigen Auer Geschäftsführer Mäding übertragen wurde. Die Kandidaten- frage für die Volkskammer wird in einem in bin nächsten Wochen in Aue staltsindenden Kreispartettage entschieden.
Die vereinigte Heeres- und Marinekammer wird am l. September zu einer Beratung über das Wehrmachtverord- nunpsgesetz in Berlin zusammeutreten.
Der Dampferverkehr zwischen Heitbronn «ad Heidelberg eingestellt. Der Dampft rvsrkehc zwischen Heilvronn und He-dslberg, bekannt unter dem Scherznamen Süddeutscher Lloyd, ist infolge des niedrigen Wasierstandes des Neckars eingestellt worden.
Erhöhung der Schlepplöhne auf dem Neckar. Mit
behördlicher Genehmigung wurde der Zuschlag zu den Grundtarifen der Schleppkähne auf dem Neckar um weitere 140 Prozent auf 650 Prozent erhöht.
Vermischtes.
— Der Handel und das Anslandsgetreide. Die Handelskammer Dresden hat beim sächsischen Ministerium nachträglich die Zulassung des freien Handels beim Einkauf und der Einfuhr ausländischen Getreides befürwortet. Das Monopol der Zentralstelle und die Ausschaltung des freien Handels führe zur Verteuerung des Getreides Die reellen Händler könnten hemzuiage das Gerreid.' billiger einkanfen und auch pfleglicher behandeln. Die Folge der freien Betätigung des Handels, die sich auch auf die ausländischen Futtermittel erstrecken müsse, würde eine wesentliche Verbesserung der E-nährung sein.
— Die gestohlenen Gifte wieder beigedracht. Di« in
Berlin gestohlenen Gifte sind gefunden woroen, es fehlen nur 2 Flaschen mit je lOO Gramm Arsenik in Pulverform. Der Dieb hatte die Gifts in einem Päckchen in der Unlergnmd bahn „vergessen", wo sie von Beamten gefunden wurden — Der große Morphiumdiebstahl in Ingelheim, bei dem Morphium im Werte von etwa 250 000 verschwand hat seine Aufklärung gefunden. Die Täter sind Arbeiter der Fabrik. Alle Beteiligten wurden sestgenornmen, ebenso als Hehler ein Landwirt, in dessen Scheune man die Säcke mit dem wertvollen Inhalt enideckte.
— Keine Garneinfuhr. Einer Meldung aus Dresden zufolge wird entgegen anderweitiger Meldungen berichtet, daß die Einfuhr ausländischer Nähgarne im Interesse der deutschen Nähfaden-Jndustrie auch weiterhin nicht gestattet sein wird
— Der ewig« Kreislauf des Geldes. Die norwegische Zeitung „Glommen" beginnt ihre wirtschaftliche Rundschau
Zusammenstöße mit der Bevölkerung gehabt haben und Zustände entstanden sind, die nickt länger zu ertragen sind, ist über den Kreis Rydnik der Belagerungszustand verhängt worden. Die Militärbehörden sind mit Vollmachten zur Wiederherstellung der Ruhe versehen worden
Die Abdrängung der Russen nach Ostpreußen.
Königsberg, 25. Aug. Das gestrige Gefecht bei Chor- zele war der Durchbruchoersuch des bisher westlich der Linie Chorzele-Mlava abgeschnittenen 3. KavalleiiekorpS. Der Durchbruch ist großenteils gelungen. Der Uebertritt russischer Truppenteile verstärkt sich. Die Gesamtzahl beträgt jetzt rund 20000 Maun
„Der Sieg der französischen Strategie -
Basel, 25- Aug. Die „Preßinformation" berichtet aus Paris: Die Pariser Blätter stellen mit Genugtung fest, daß die französische Strategie Polen gerettet habe. Die Leitung der polnischen Armee sei in französischen Händen, nach einem lan des französischen Generalstabes werde weiter eine ekonstruktion der polnischen Militärmacht oorgenommen. Das Endziel müsse aber ein Militärbündnis zwischen verschiedenen Staaten im Osten werden, damit ein Zusammenbruch, wie ihn Polen jetzt durchgemacht habe, sich nicht wiederholen könne. Nach Vermutungen solle das Militärbündnis auS Polen, Ungarn und Rumänien vorläufig bestehen, Vorverhandlungen sind bereits im Gange.
Das Eingeständnis der russische« Niederlage.
Basel. 25. Aug. Reuter meldet aus Riga: Im Moskauer Sowjet teilt« Lenin das Mißlingen der Offensive gegen Polen und die im Gange befindliche Räumung von Minsk und Grodnv mit. Der große Rat der Sowjets beschloß auf Antrag des revolutionären Komitees, eine Verfolgung der pflichttreue»! und der Sowjekregierung ergebenen Generale und Offiziere abzulehnen, der Armee aber den Dank des russische» Volkes auszusprechsn.
Polen Im Siegesrausch.
Warschau, 25. Aug. Aus Minsk ist über Moskau hier ein Funkspruch eingetroffen, demzufolge dis Sowjetabordnung bei Prüfung der Vollmachten Schwierigkeiten gemacht, schließlich aber doch die Verhandlungen begonnen Hai. Die von den bolschewistischen Vertretern aestellten Bedingungen, die allein aus der Moskauer Presse bekannt geworden sind, sind in gewifl.n Punkte» schärfer als die, die durch Kamenew der englischen Regierung mitgeteilt worden sind. Die Bedingungen werden natürlich von der polnischen Regierung nicht angenommen we:den. Dis polnische Abordnung hat den Empfang der Funksprüche, die die polnische Regierung täglich direkt nach Minsk und gleichzeitig über die Verbindnngs- station Moskau dorthin sendet, nicht bestätigt. Man muß daher annehmen, daß die genannte Verbindung Warschau- Minsk auf Schwierigkeiten stößt, obwohl die Sowjetregierung stete Verbindung zugesichert hat. In der Nacht vom 21. Aug. um 2 Uhr wurde nach Moskau folgender Funkspruch gesandt: An Tschitscherin, Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten. Ich bestätige den Empfang Ihres Funk- spruchS vom 19. ds. Mts., worin freie Verbindung mit unserer Abordnung versprochen wird, sowie die Uebermittlung der Funkfprüche unserer Abordnung durch Moskau. Ich stelle fest, daß der Funkfpruch unserer Abordnung, den Moskau übermittelt, die Nummer 2 trägt, wonach die Nummer 1 also nicht übermittelt worden ist. Die direkte Funkenverbindung mit Minsk ist dauernd gestört. Da ich an die loyale Ausführung Ihres gegebenen Versprechens glaube, bitte ich Sie, die nötigen Maßnahmen zu treffen, um eine freie Verbindung zu gewährleisten, ohne die unsere Abordnung keinen schnellen Waffenstillstand schließen kann. (Gez.st Sapieha.
Ententenachschubzüg«.
Berlin, 25. Aug. In der Presse wurde in letzter Zeit mehrfach die Nachricht gebracht, daß nach dem Abtransport der Ententetruppen aus dem Abstimmungsgebiet West- und Ostpreußen Ententenachschubzüge im nordöstlichen Deutschland nicht mehr gefahren würden. Demgegenüber wird berichtet: ES fährt wöchentlich regelmäßig ein Zug mit Materialien für die Entente Donnerstags von Mainz nach Danzig und von dort mit Teilen weiter nach Memel. Es
Geschichte vom braven Aasperl und dem schönen Annerl.
1l) Bon Clemens Brentano.
Grosfinger nahm den Schleier. Er war ganz verwandelt, er sah aus wie ei« Gespenst vor Angst und Eile. Wir stürzte« in den Stall, saßen zu Pferde und Men im Galopp; « stürmte wie ein Wahnfinniger zum Tore hinaus. Als er den Schleier an seine Degenspitze heftete, schrie er: „Herr Jesus, meine Schwester!" Ich verstand nicht, waS er wollte. Er stand hoch im Bügel und wehte und schrie: „Gnade, Gnade!" Wir sahen auf dem Hügel die Menge um das Gericht versammelt. Mein Pferd scheute vor dem wehenden Tuch. Ich bin ein schlechter Reiter, ich konnte denGrossinger nicht einholen: erflog im schnellsten Karriere, ich strengte alle Kräfte an. Trauriges Schicksal! Die Artillerie exerzierte in der Nähe; der Kanonendonner machte unmöglich, unser Geschrei aus der Ferne zu hören. Grosfinger stürzte, das Volk stob auseinander, ich sah in den Kreis, ich sah eine« Stahlblitz in der frühen Sonne — ach Gott, es war der Schwertblitz des Richters! — Ich sprengte heran, ich hörte das Wehklagen der Menge. „Pardon, Pardon!" schrie Grosfinger und stürzte mit wehendem Schleier durch den Kreis wie ein Rasender. Aber der Richter hob ihm das blutende Haupt der schönen Annerl entgegen, das ihn wehmütig anlächelte. Da schrie er: „Gott sei mir gnädig!" und fiel auf die Leiche hin zur Erde. „Tötet mich, tötet mich, ihr Menschen! Ich habe sie verführt, ich bin ihr Mörder!"
Eine rächende Wut ergriff die Menge. Die Weiber und Jungfrauen drangen heran und rissen ihn von der Leiche und traten ihp mit Füßen, er wehrte sich nicht; die Wachen konnten das wütende Volk nicht bändigen. Da
erhob sich das Geschrei: „Der Herzog, der Herzog!" — Er kam im offenen Wagen gefahren; ein blutjunger Mensch, den Hut tief ins Gesicht gÄrM, in ei»en Mantel gehüllt saß neben ihm. Die Menschen schleifen Grossinger herbei. „Jesus, mein Bruder!" schrie der junge Offizier mit der weiblichsten Stimme aus dem Wagen. Der Herzog sprach bestürzt zu ihm: „Schweigen Sie!" Er sprang aus dem Wagen, der junge Mensch wollte folgen; der Herzog drängte ihn schier unsanft zurück; aber so beförderte sich die Entdeckung, daß der junge Mensch die als Offizier verkleidete Schwester Grosstngers sei. Der Herzog ließ den mißhandelten, blutenden, ohnmächtigen Grosfinger in den Wagen legen, die Schwester nahm keine Rücksicht mehr, sie warf den Mantel über ihn. Jedermann sah sie in weiblicher Kleidung. Der Herzog war verlegen, aber er sammelte sich und befahl, den Wagen sogleich umzuwenden und die Gräfin mit ihrem Bruder nach ihrer Wohnung zu fahren. Dieses Ereignis hatte die Wut der Menge einigerinaßen gestillt. Der Herzog sagte laut zu dem wachthabenden Offizier: „Die Gräfin Grosfinger hat ihren Bruder an ihrem Hause vorbeireiten sehen, den Pardon zu bringen, »nd wollte diesem freudigen Ereignis beiwohnen; als ich zu demselben Zwecke vornberfuhr, stand sie am Fenster und bat mich, fie in meinem Wagen mitzunebmen; ich konnte es dem gutmütigen Kinde nicht Abschlägen. Sie nahm einen Mantel und Hut ihres Bruders, nm kein Aufsehen zu erregen, und hat, von dem unglücklichen Zufall überrascht, die Sache gerade dadurch zu einem abenteuerlichen Skandal gemacht. Aber wie konnten Sie, Herr Leutnant, den unglücklichen Grafen Grossinger nicht vor dem Pöbel schützen? Es ist ein gräßlicher Fall: daß er, mit dem Pferde stürzend, zu spät kam; er kann doch aber nichts dafür. Ich will die Mißhandln des Grafen verhaftet und bestraft wissen."
Auf diese Rede des Herzogs erhob sich ein allgemeines Geschrei: „Er ist ein Schurke, er ist der Verführer, der
Mörder der schönen Annerl gewesen; er hat es selbst gesagt, der elende, der schlechte Kerl!"
Als dies von allen Seiten hertönte und auch der Prediger und der Offizier und die Gerichtspersonen es bestätigten, war der Herzog so tief erschüttert, daß er nichts sagte als: „Entsetzlich, entsetzlich, 0 der elende Mensch!"
Nun trat der Herzog blaß und bleich in den Kreis; er wollte die Leiche der schönen Annerl sehen. Sie lag auf dem grünen Rasen in einem schwarzen Kleide mit weißen Schleifen. Die alte Großmutter, welche sich um alles, was vorging, nicht bekümmerte, hatte ihr das Haupt an den Rumpf gelegt und die schreckliche Trennung mit ihrer Schürze bedeckt. Sie war beschäftigt, ihr die Hände über die Bibel zu falten, welche der Pfarrer in dem kleinen Städtchen der kleinen Annerl geschenkt hatte; das goldene Kränzlein band sie ihr auf den Kopf und steckte die Rose vor die Brust, welche ihr Grossinger in der Nacht gegeben hatte, ohne zu wissen, wem er sie gab.
Der Herzog sprach bei diesem Anblick: „Schönes, unglückliches Annerl! Schändlicher Verführer, du kamst zu spät! — Arme, alte Mutter, du bist ihr allein treu geblieben bis in den Tod!" Als er mich bei diesen Worten in seiner Nähe sah, sprach er zu mir: „Sie sagten mir von einem letzten Willen des Korporal Kasper, haben Sie ihn bei sich?" Da wendete ich mich zu der Alten und sagte: „Arme Mutter, gebt mir die Brieftasche Kaspers; Seine Durchlaucht wollen seinen letzten Willen lesen."
Die Alte, welche sich um nichts bekümmerte, sagte mürrisch: „Ist Er auch wieder da? Er hätte lieber ganz zu Hause bleiben können. Hat Er die Bittschrift? Jetzt ist es zu spät. Ich habe dem armen Kinde den Trost nicht geben können, daß sie zu Kasper in ein ehrliches Grab soll; ach, ich habe es ihr vorgeloaen, aber fie hat mir nicht geglaubt." (Schluß folgt.)